11. bis 12. Mai 2018
Für Pfingsten hatten wir uns überlegt, endlich mal wieder gemütlich nach Italien zu fahren. Sardinien wäre doch was. Als wir uns vor gut einer Woche unterhalten haben, wann wir zu Pfingsten denn wegfahren könnten, wie lange und auch wohin, hab ich einfach mal in GoogleMaps die Strecke nach Cagliari auf Sardinien eingegeben und zum Vergleich dazu Istanbul:
Siehe da, es sind zwar ein paar Kilometer mehr nach Istanbul, aber die Fahrt dauert nicht mal so lange wie nach Cagliari. Und noch dazu müssen wir nicht auf die Abfahrtszeiten von Fähren achten, die womöglich sogar ausgebucht sind.
Außerdem haben wir von einigen Campern mitbekommen, dass sie für die bayerischen Pfingstferien nach Sardinien fahren. Da könnte also schon ganz schön was los sein.
Warum sollten wir also nicht unserer Urlaubsliebe vom letzten Winter einen erneuten Besuch abstatten? Türkei – wir kommen!
Ausnahmsweise recherchiere ich auch mal, welche Route wir nehmen könnten. Am kürzesten wäre es über Slowenien und Kroatien, aber da bräuchten wir eine Vignette für Slowenien und müssten in Österreich Maut für ein paar Tunnels zahlen. Und auch die kroatische Autobahn ist nicht gerade günstig. Deswegen finde ich die Strecke über Ungarn ganz gut. Auf der Heimfahrt von unserer Winterreise sind wir dort auf den Autobahnen sehr schnell vorangekommen.
Also lautet unsere Route: Regensburg – Passau – Wien – Budapest – Belgrad – Sofia – Edirne.
Tag 1: Freitag, 11. Mai 2018
Nach ein paar Tagen im Odenwald bei Selenas Geschwistern legen wir einen kurzen Boxenstopp in Regensburg ein. Bei meinem Vater packen wir noch ein paar Sachen ein und laden auch viel unbenötigtes Zeug aus dem Bus wieder aus – gut, dass wir hier ein kleines Lager haben dürfen!
Zudem ist es mal wieder an der Zeit, von Winter- auf Sommerreifen zu wechseln – selfmade natürlich 😉
Dann geht’s noch zum Einkaufen am Stadtrand von Regensburg (ein paar von unseren gewohnten Kosmetikprodukten und eine Auswahl Haribo). Von unserer Türkeitour im Winter wissen wir, dass Döner Kebap im Fladenbrot nirgends so gut schmeckt wie in Deutschland – die türkische Version kennt keine Joghurtsoße und ist unwürzig.
An der Dönerbude vor der Supermarktkasse bestellen wir also zwei Döner und erzählen dem türkischstämmigen Verkäufer, dass wir uns jetzt auf den Weg in die Türkei machen, weil es uns im Winter dort so gut gefallen hat. Seine prompte Antwort: “Ist dort nicht so wie in den Medien dargestellt, ne?” Wie recht er doch hat! Wir bekommen gleich noch ein paar Tipps für Leckereien, die wir unbedingt probieren müssen.
In der Abendsonne essen wir vor dem Bus den Döner und sind schon etwas aufgeregt.
Danach tanken wir, füllen Luft in die Reifen und ziehen die Schrauben an den Rädern noch mal an.
Um kurz nach 20 Uhr geht’s los auf die A3. Die Vignette für Österreich holen wir uns an einer Autobahntankstelle und dann fahren wir in die Nacht hinein; also Selena fährt und ich gebe als Beifahrer mein Bestes.
Kurz vor Wien kaufe ich über Internet die Vignette für Ungarn und klappe den Beifahrersitz nach hinten, um einen Moment zu schlafen.
Ich wache südlich von Budapest wieder auf und Selena meint, es wäre Zeit einen Nachtplatz zu suchen. Ich stelle fest, dass wir nur gut eine halbe Stunde entfernt sind von Kistelek, wo wir auf der Rückfahrt von der Türkei im Februar am Friedhof eine zwar kalte, aber ruhige Nacht verbracht haben. Wir parken um kurz vor 4 Uhr und schlafen schnell ein, obwohl die Hähne schon krähen.
Tag 2: Samstag, 12. Mai 2018
Um 9 Uhr stehen wir wieder auf und trinken noch gemütlich Kaffee, während uns die Friedhofsgärtner freundlich zuwinken und mit einem deutschen “Guten Morgen” grüßen.
Hier mal ein Vergleich von Sommer (links) und Winter (rechts) des gleichen Orts:
Wir kommen nach einem Tankstopp sehr schnell an die Grenze zu Serbien, wo wir innerhalb von gut einer halben Stunde durch die Kontrolle sind. Die serbische Autobahn bis Belgrad ist ganz gut, wir müssen nur ein paar Euro Maut zahlen (mit Kreditkarte kein Problem).
In Richtung bulgarische Grenze kommen zwei Abschnitte, wo der Ausbau des Autoputt zur vierspurigen Hochgeschwindigkeitsstrecke noch im Bau ist. Aber die insgesamt knapp 30 km kann man verschmerzen.
Uns gefällt der Balkan im Sommer deutlich besser als im Winter, was aber wohl überall auf der Welt so ist. Scheint die Sonne und ist die Natur saftig grün, sieht es einfach viel besser aus. Da stören selbst die kurzen Regenschauer zwischendurch nicht – es ist nämlich ganz schön warm.
An der Einreise nach Bulgarien dauert es dann, aber nach ca. einer Stunde sind wir durch. Nach der Grenze kaufe ich an einer Bude die nötige Vignette, ich komme mir zwar um ein paar Euro verarscht vor, aber egal jetzt, wir wollen weiter.
Vorbei an Sofia fahren wir auf teils noch zweispuriger Straße, die aber als nagelneue Autobahn weiter geht in Richtung Türkei.
An einer Autobahnraststätte kehren wir bei einem Fastfoodladen (Hesburger – kannten wir bisher nur aus Finnland) ein und fahren gestärkt weiter, den Tank machen wir mit günstigem bulgarischem Diesel auch gleich wieder voll.
Schon Kilometer vor der türkischen Grenze in Edirne steht eine lange Schlange von LKWs… wir befürchten schon, dass es für uns auch dauern könnte. Aber nix da! An der PKW-Kontrolle sind gerade mal drei Autos vor uns. Die Ausreisekontrolle der Bulgaren geht schnell.
Der türkische Grenzpolizist kontrolliert unsere Pässe und wir bekommen die Einreisestempel. Eine Zollbeamtin erledigt in wenigen Minuten die Formalitäten für die Einfuhr von WHATABUS. Dann wartet noch eine Gruppe von vier Zöllnern, die unseren Bus kontrollieren wollen. Wir haben schon gesehen, dass sie sich sichtlich auf uns vorbereitet haben. Ich werde gebeten, die Türen zu öffnen. Ein Camper! Bewundernde Blicke wandern in WHATABUS. Wo wir denn hinwollen, werde ich gefragt. Canakkale, Bergama, vielleich Bodrum, antworte ich. Und schon stürmen sie mit Tipps auf mich ein, was wir nicht verpassen dürfen. Ob wir Sivas kennen, kommt dann. “Of course, Sivas Köfte is best!” Und ich erkläre, dass wir im Februar Selenas Freundin Gökce dort besucht haben. Die Zöllner können kaum glauben, dass wir Sivas kennen. Wir ratschen noch ein bisschen und halten die Schlange hinter uns auf. Mit Handschlag verabschieden wir uns und fahren weiter.
Merhaba Türkiye!
Unsere vierte Einreise in die Türkei (davor je einmal aus Griechenland, Zypern und Georgien) – und alle waren entgegen der Befürchtungen, die man sich in Deutschland so anhören darf, total easy.
Wir steuern nach Edirne, die erste Stadt nach der Grenze. Im Internet haben wir gelesen, dass Wohnmobile auch über Nacht auf dem Parkplatz der Selimiye Moschee willkommen sind. Die jungen Parkwächter weisen uns schnell ein. Somit sind wir um 23 Uhr schon mitten im türkischen Leben angekommen. Wir saugen noch etwas frische Luft ein, bewundern die großen Vögel, die in den Scheinwerfern der Moschee nach Insekten jagen, und kuscheln uns dann doch recht geschafft von ca. 1.800 km Fahrt ins Bett.
Übrigens: So eine lange Fahrt am Stück halten wir bzw. Selena ganz gut mit Hörbüchern aus. Ob Krimi, Romane oder Comedy – alles super! Extrem angetan waren wir aber von Torsten Sträter! Hört Euch den bitte an! Damit fahrt Ihr durch ganz Europa und wieder zurück und lacht Euch nur noch schlapp – herrlich!
Und jetzt: Gute Nacht.