22. bis 26. Februar 2018
Tag 78: Donnerstag, 22. Februar 2018
Durch den Nebel fahren wir von der türkisch–bulgarischen Grenze bei Malko Tarnovo in Richtung Küste durch einen Naturpark mit einem Urwald aus Laubbäumen.
Die Straßen sind wieder von Schlaglöchern gesät und wir vermissen schon die Türkei. Entlang der Straße schießen Bäche von Regenwasser, teils auf dem Asphalt. Wir fragen uns schon, warum man für solche Straßen eine Vignette braucht.
In Zarewo kommen wir an die Küste und machen einen kurzen Stopp. Bei dem Wetter ist uns nicht nach Bleiben.
Es geht vorbei an Burgas und Varna. Die Straßen werden etwas besser, aber man muss trotzdem immer mit Schlaglöchern rechnen. Am Straßenrand laufen ab und zu Perde und auch Schweine frei herum.
Bei einem Lidl kaufen wir ein. Ich finde endlich mal wieder alkoholfreies Bier und eine große Auswahl an zuckerfreien Limonaden (in der Türkei gab es nirgends alkoholfreies Bier und nur Cola light). Die Ostblock-Geschmacksrichtungen der Limos sind gewohnt ungewohnt. Der bulgarische Wein, den Selena für sich mitnimmt, stellt sich später als köstlich heraus.
An der Goldküste sollen laut diverser Stellplatz-Apps ein paar Plätze geöffnet sein. Der erste gefällt uns nicht und die anderen haben dann natürlich geschlossen.
Also landen im Dunklen wir schon kurz vor der Grenze zu Rumänien am Ortsrand von Krapets irgendwo in Strandnähe. Zum ersten Mal seit Silvester kochen wir wieder eines unserer Lieblingsgerichte: Spaghetti Bolognese. Wir merken, dass wir das Kochen tatsächlich schon fast verlernt haben, zum Glück nur fast.
Tag 79: Freitag, 23. Februar 2018
Am Morgen machen wir ganz gemütlich, so richtig eilig haben wir es noch nicht.
Wir finden einen bulgarischen Geocache und linsen über die Klippen auf das rauhe Meer. So schlecht war unser Schlafplatz gar nicht, den wir da in stockdunkler Nacht gefunden hatten.
Im Wetterbericht haben wir zwar schon gesehen, dass uns eine Kaltfront aus dem Osten im Nacken sitzt, aber ob wir in Osteuropa oder Bayern den Dauerfrost abbekommen ist jetzt auch schon egal.
Die Grenze zu Rumänien ist nicht mehr weit von unserem Nachtplatz entfernt.
Die Pässe sind schnell kontrolliert und dann brauchen wir noch die Vignette für Rumänien. Wieder mal werden wir als Klein-LKW eingestuft und nicht – wie es eigentlich richtig wäre – als PKW, und das obwohl uns die Mitarbeiterin als Wohnmobil erkennt. Der Preis ist in Euro ausgezeichnet, aber 50 Cent-Münzen will sie nicht akzeptieren, nur “ganze” Euros. Es geht uns nicht darum, dass es ein paar Euro teurer für uns wird – aber das nervt doch irgendwie, oh Mann Rumänien, Du willst immer noch nicht, dass wir mit Dir warm werden, oder?
Die rumänischen Straßen sind zumindest auf dem ersten Teilstück in sehr gutem Zustand, so dass wir an Constanza vorbei, schnell auf der Autobahn in Richtung Bukarest sind. Auf einem Rastplatz machen wir unsere Frühstückspause in der Sonne. Vor kurzem muss es hier wohl geschneit haben. Auf alle Fälle wird es ab jetzt frostig.
Kurz vor Bukarest endet für uns die Fahrt auf der tollen Autobahn: die Umgehungsstraße hat eine Fahrspur pro Fahrtrichtung, Kreuzungen mit ordentlich Rückstau und – was will man auch erwarten – Schlaglöcher par excellence. Wir machen nur einen Stopp, um den Dieseltank vollzumachen und Frostschutzmittel für die Scheiben zu kaufen. Dann geht es schon weiter.
Wir kommen wieder auf die Autobahn, die aber kurz vor der Querung der Karpaten wieder endet. Bei Dunkelheit kommen wir über den dort recht flachen Gebirgszug nach Sibiu (Hermannstadt) und freuen uns über die gute Autobahn. Unterwegs arbeite ich hinten im “Büro”, während Selena fleißig Kilometer schrubbt. Abends schmiere ich von meinem Büroplatz aus ein paar Brote zum Abendessen, wir wollen vorankommen.
Wir hoffen, dass die Straßen bis zur ungarischen Grenze so gut bleiben und ich mache ein Nickerchen. Doch schon recht bald werde ich vom Holpern geweckt. Die Autobahn ist mal wieder vorbei und die Straße besteht aus Betonplatten, die uns durchschütteln. Aber irgendwann geht die Autobahn weiter und es läuft geschmeidig bis zur rumänisch-ungarischen Grenze. Wir machen noch einen Fahrerwechsel und zum ersten Mal seit Ewigkeiten übernehme ich das Steuer. Selena ist heute knapp 900 km gefahren, ich fahre weitere 100 km. So schreibt unser treuer WHATABUS heute 1.000 km zu Buche – Puh!
An der Grenze ist nach Mitternacht nur ein kurzer Rückstau und wir kommen mit der Einreise nach Ungarn wieder in den Schengen-Bereich und in die Mitteleuropäische Zeitzone.
Wir fahren noch ein Stück und suchen uns um halb zwei Uhr nachts (in der Türkei wäre es jetzt schon halb vier) im Ort Kistelek einen ruhigen Parkplatz an einem Friedhof, wo wir auch schnell einschlafen.
Tag 80: Samstag, 24. Februar 2018
Nach dem Aufstehen spazieren wir für einen Geocache zur Kirche am schönen Friedhof und fahren los.
Bevor wir auf die Autobahn zurückfahren, halten wir an einer Art Rasthof, der einen türkisch klingenden Namen hat und mit einer türkschen Fahne wirbt. Frühstück gibt es leider nicht mehr um 11 Uhr, so dass wir uns für Gulasch und Cordon Bleu entscheiden – türkische Gerichte, bis auf Baklava finden wir leider keine. Der Kellner ist mitteleuropäisch unfreundlich – willkommen daheim!
Weiter geht’s auf der Autobahn vorbei an Budapest in Richtung Slowakei, eigentlich ja genauso ein Schengen-Land wie Ungarn und somit ohne Grenzkontrolle. Aber wir werden natürlich doch noch mal kontrolliert von einem Zöllner.
Als er beim Öffnen der Hecktüren allerdings sieht, dass wir ein Wohnmobil sind und keine Waren transportieren, dürfen wir schnell weiterfahren. Achja, die Vignetten für Ungarn und die Slowakei habe ich während der Fahrt online erworben, sehr praktisch!
Wir steuern die slowakische Hauptstadt an und wollen hier eine kleine Sightseeing Pause einlegen. In Bratislava parken wir zentrumsnah am Ufer der Donau und laufen in die Stadt.
Die Stadt wirkt schon recht ausgestorben – gut, es ist auch wirklich sehr kalt und der Wind eisig. In der Stadt sehen wir viele Zelenas – Straßen, ein Cafe, eine Galerie – ein häufiger Name in Bratislava. Meine Selena freut sich.
Aber in der Slowakei schließen die Läden offensichtlich samstags schon am Mittag. Wir schlendern also durch die Gassen und laufen noch auf die Burg.
Eigentlich hatten wir überlegt, hier in der Stadt zu übernachten. Aber wir wollen ja noch gut essen gehen. In der Stadt gibt es fast nur Pizza (wie wir schon bei unserem ersten Slowakei Besuch feststellten) und darauf haben wir keine Lust. Also weiter nach Tschechien. Dafür kaufen wir an der Tankstelle noch die nötige Vignette – total nervig, dass man sein Kennzeichen eintragen muss, der Aufkleber sich aber mit Kugelschreiber nicht beschriften lässt.
Hinter der Grenze suchen wir in einem Dorf ein Restaurant – endlich leckere tschechische Küche! Auf dem Rückweg unserer Wintertour in Tschechien zum Essen zu halten, wird wohl zu einem Ritual.
Nach dem Essen darf ich schon wieder das Steuer übernehmen, da Selena ein Glas Wein getrunken hat. Circa 40 km vor Prag übernachten wir an der Burg Sternberg.
Tag 81: Sonntag, 25. Februar 2018
Nachts sind die Temperaturen auf deutlich unter minus 10 Grad gefallen, aber wir hatten es schön warm im Bus – außerdem sind wir im Wintercamping mittlerweile ganz gut erprobt. Wir knipsen noch schnell ein Bild von unserem Nachtplatz vor der Burg – für eine Besichtigung sind wir gerade zu faul.
Wir sind schnell im Zentrum von Prag, wo wir den Campingplatz “Caravan Camping” auf einer Insel in der Moldau ansteuern. Er liegt nur wenige Kilometer von der Stadtmitte entfernt. Zwei Deutsche, ein Engländer und ein Holländer trotzen mit uns hier den kalten Temperaturen.
Die Dame an der Rezeption verkauft mir auch gleich noch praktische Tageskarten für die öffentlichen Verkehrsmittel, bevor wir gut eingepackt in der Kälte losmarschieren. Die Temperaturen bleiben den ganzen Tag deutlich unter 0 Grad.
Am nahegelegenen Bahnhof Smichov gehen wir in ein Restaurant zum frühen MIttagessen – mit lecker Kroketten und Palatschinken!
Mit der Trambahn sind wir schnell in der Stadt und laufen vom Wenzelsplatz vorbei an der jüdischen Synagoge zur Karlsbrücke. Solange man die Hauptsehenswürdigkeiten sehen will, kann man eigentlich nicht vom Pfad abkommen: die Karawane der Touristen gibt den Weg klar vor. So kenne ich das auch noch von vielen früheren Pragbesuchen, die aber mittlerweile schon gut 20 Jahre zurückliegen.
Nach dem Überqueren der Karlsbrücke suchen wir uns in einer Seitengasse ein Café, um uns aufzuwärmen und noch mal Palatschinken zu essen. Dort macht Selena eine Story auf Instagram und prompt schreibt ihr eine Freundin aus der Heimat, dass sie auch gerade in Prag ist. Allerdings ist unsere Entfernung gerade zu groß, sodass wir uns für den Odenwald verabreden. Wir sehen uns, Maike!
Mit den leckeren Palatschinken im Bauch fällt uns der Weg auf den Burgberg ganz leicht und wir genießen den Ausblick auf die Stadt von oben. Wir beenden unsere Stadtbesichtigung in der eisigen Kälte und kehren erstmal zurück in den Bus, um ein bisschen zu arbeiten.
Abends kriegen wir doch nochmal Hunger und wollen natürlich essen gehen. Die Suche nach einem tschechischen Restaurant in Bahnhofsnähe gestaltet sich als schwierig. Einige sind geschlossen, andere schließen gerade (Sonntagabend 19 Uhr). Da beschließen wir, nochmal in das am Vormittag aufgesuchte Restaurant zu gehen. Die Bedienung freut sich, uns wieder zu sehen und wir genießen das leckere Abendessen. Übrigens, falls Ihr mal in Tschechien Essen geht, bestellt unbedingt diese Krokettenbällchen (Krokety) als Beilage. Sie sind nicht mit den deutschen Kroketten zu vergleichen und sind der absolute Wahnsinn!
Tag 82: Montag, 26. Februar 2018
Nach einer ruhigen Nacht und einem gemütlichen Morgenkaffee, brechen wir vom Campingplatz auf und fahren Richtung Deutschland.
Bevor wir über die Grenze fahren, fülle ich noch meinen Vorrat an alkoholfreiem Bier auf. Tschechien hat da eindeutig die beste Auswahl. Und wir finden noch ein paar TK-Krokety 😉
Auf der Autobahn rutschen wir über die Grenze nach Bayern – wie schön ist es doch, ohne diese nervigen Pass- und Zollkontrollen zu reisen.
Um die nächsten weiterhin sehr kalten Tage im Bus auszuhalten, füllen wir unseren Gastank.
Am Haus von meinem Vater angekommen, stellen wir den Bus auf die Keile und werden schon wieder mit leckerem Essen verwöhnt: Sauerbraten und Semmelknödel – ab morgen ist Zeit für eine Diät im Hause WHATABUS!
Unsere bislang längste und weiteste Tour ist somit leider vorbei, aber wir freuen uns schon auf die nächsten Touren – Ideen und Inspiration hätten wir ja jetzt genug.
zur Übersicht: Die WHATABUS-Wintertour 2017/18: Balkan und Kleinasien
Hallo Selena und Marc
Schön, dass ihr heil zu Hause angekommen seid. Scheinbar habt ihr einen Gastank zum Auffüllen. Habt ihr unterwegs in den verschiedenen Ländern immer eine LPG-Tankstelle gefunden?
Dann wünsche ich euch wieder ein gutes Einleben.
Gruss
Thomas
Hallo Thomas,
danke für Deinen Kommentar.
Ja, wir haben einen Gastank. Einen Artikel zum Einbau findest Du hier: https://www.whatabus.de/der-gastank-im-flaschenkasten-definitiv-eine-lohnende-umruestung-fuers-wohnmobil/
Wir hatten nie Probleme, Nachschub zu bekommen. Aber auf dieser Tour war es jetzt auch nicht so kalt.
Wegen Adaptern zum LPG-Tanken haben wir auch mal eine Übersicht gebastelt, welchen Adapter man wo braucht: https://www.whatabus.de/lpg-adapter-in-europa-uebersichtskarte-pkw-wohnmobile/
Wir haben übrigens auch bei den “Länderinfos mit dem Wohnmobil” zu jedem Land etwas wegen der Versorgungslage mit LPG geschrieben. Einfach oben in der Navigation auf “Touren” klicken, so kommst Du zu den ganzen von uns behandelten Ländern.
Viele liebe Grüße aus dem Bus,
Marc
Hallo Ihr Beiden,
vielen Dank, dass wir auf Euerer Wintertour dabei sein durften. Schöne Fotos und tolle Berichte. Und immer wieder Inspirationen für uns: wir werden im April 2018 in unseren Kastenwagen ziehen und freuen uns schon auf unser #vanlife 🙂
Liebe Grüße
Jürgen & Uschi
Liebe Uschi, lieber Jürgen,
ganz lieben Dank für Euren Kommentar und schön, dass Ihr in den vergangenen Wochen quasi mit an Bord gewesen seid.
Wir wünsche Euch viel Spaß bei Eurem Vorhaben!
Liebe Grüße aus dem Bus,
Marc und Selena
Hallo Zusammen,
habe mit viel Spannung Euren Reisebericht von der Wintertour 17/18 gelesen und bin begeistert. Absolut Klasse und genau mein Ding. Wir besitzen auch ein Wohnmobil(Teilintergrierten) und sind auch schon recht viel rumgekommen, leider haben wir aber nur max. 3 Wochen am Stück Zeit was ab immerhin schon für eine Tour zum Nordkapp gereicht hat. Aber die Türkei würde mich auch sehr reizen, hat mir sehr gut gefallen was ihr da alles gemacht habt,Respekt!
Habe Eure Seite unter Favoriten abgespeichert und werde von Zeit zu Zeit mal schauen was Ihr so treibt. Wünsche Euch weiterhin viel Spaß auf Euren Reisen und das leben im Bus.
Viel liebe Grüße aus dem Bergischen Land sendet Euch , Michael
Hallo Michael,
das lesen wir natürlich sehr gerne!
Die Türkei ist auch echt ein tolles Land fürs Reisen mit dem Wohnmobil, gerade wenn man auch abseits der großen Touristenmassen reisen will.
Und drei Wochen reichen auch locker für eine Tour in die Türkei. Wir sind zu Pfingsten ja noch mal dort hin gefahren, wir waren zwar dann vier Wochen in der Türkei unterwegs, haben es allerdings teilweise sehr ruhig angehen lassen und standen ganz entgegen unserer Gewohnheiten auch zweimal knapp eine Woche an einem Ort.
Freut uns, wenn Du wieder bei uns vorbeischaust. Du kannst übrigens unsere Seite auch per E-Mail abonnieren, dann bekommst Du eine Mail bei neuen Beiträgen.
Viele Grüße aus den spanischen Picos de Europa,
Marc und Selena