Eigentlich wollte ich WHATABEAR ja verkaufen (lies hier warum), aber es kam natürlich anders als geplant. Als im März die Pandemie mit all ihren Folgen durchs Land zog, änderte sich alles. Während des Lockdowns interessierte sich plötzlich keiner mehr für mein Wohnmobil und ich freundete mich mit dem Gedanken an, den Bär doch zu behalten. Zum Sommer hin war das Reisen glücklicherweise wieder möglich und mir kam die Idee, dass, wenn ich selbst schon nicht unterwegs bin und der Bär nur gelangweilt rumsteht, ich ihn doch vermieten könnte.
Ich tat mir erst schwer mit der Vorstellung, dass Fremde in meinem ehemaligen Zuhause schlafen, meine Küche und mein Bad nutzen und ihn fahren – was wenn was kaputt geht, der Bär nicht gut behandelt wird, oder bei einem Unfall einen enormen Schaden nimmt? Schlussendlich war ich mutig und wollte es zumindest mal ausprobieren, wie es sich denn anfühlt und meldete mich, bwz. WHATABEAR bei Paul Camper an. (Für mehr Infos zum Wohnmobil vermieten lest Ihr am Ende des Artikels weiter).
Prompt kam die erste Buchung rein – ein junger Mann, der mit seinem Fahrrad den Spessart erkunden möchte – zwei Nächte, wenig Kilometer – für den ersten Mieter klingt das doch gut! Der Bär wurde ordentlich geputzt und komplett ausgestattet. Ich war vor der Übergabe sehr nervös und habe meinem Mieter über eine Stunde alles gezeigt und ausführlich erklärt. Mittlerweile bin ich da deutlich routinierter, aber man will ja nichts vergessen, auch wenn der Mieter nach zehn Minuten eh nicht mehr mitkommt, weil ich so viel zeige und erkläre 🙂
Wenn mein vermietetes Wohnmobil dann vom Hof fährt, ist das der schlimmste Moment für mich. Ich verabschiede mich leise und wünsche meinem Bär viel Glück, Spaß und dass er bloß heil wieder nach hause kommt! Er kam auch unbeschadet zurück und der Mieter war rundum zufrieden – alles hat geklappt. So ging es den restlichen Sommer weiter. Ich hatte viele Buchungen und Pärchen, Familien mit einem, zwei oder sogar drei Kindern waren an der Nordsee, Ostsee, an der Mecklenburger Seenplatte, im Schwarzwald, in Thüringen, im Ruhrpott und in Berlin.
Ich selbst richtete mir dazwischen auch immer ein paar Zeitfenster ein, um selbst unterwegs zu sein – unter anderem planten Marc und die Jungs im Juni ein Mini-Festival auf einem Campingplatz. Wenn schon keine Festivals stattfinden dieses Jahr, dann feiern wir eben selbst ein bisschen mit Musik und reichlich Kaltgetränken – ach, war das schön! Hier findet Ihr den Bericht, den Marc über das Wochenende geschrieben hat.
Außerdem vermisste ich ganz schrecklich die Berge und fuhr recht spontan ein paar Tage in die Gegend von Bayrischzell.
Dort radelte ich mir die Beine wund und war rundum glücklich – ich alleine mit meinem Bär, das war ja fast wie “früher”, als ich ein knappes halbes Jahr alleine im Bär gelebt hatte. Wir zwei sind schon ein gutes Team.
Die Vermietungen lief im Großen und Ganzen ganz gut, allerdings muss ich sagen, dass von den Einnahmen auch viel für kleine Reparaturen direkt wieder wegging. Meine Werkstatt hier vor Ort kennt mich mittlerweile schon so gut, dass ich einmal einen Mieter direkt hingelotst habe, der vor der Abfahrt undichte Bremsleitungen entdeckt hatte. Dort wurde alles sofort erledigt und meine Mieter wurden mit Kaffee versorgt.
Ansonsten musste etwas an der Lenkung repariert werden und ein paar andere Kleinigkeiten. Es ist also auch ein Aufwand, den man einkalkulieren muss. Hinzu kommt das Vor- und Nachbereiten, wie Putzen, Wasser auffüllen, Gas auffüllen, Öl und Reifendruck checken etc. Und jedes Mal aufs Neue die Mieter in das Fahrzeug einweisen. Wenn man aber mal warm ist, macht das Spaß und mein alter Bär wird regelmäßig bewegt – so wollte ich das auch.
Ich war also selbst leider viel zu wenig mit meinem Bär unterwegs, was nicht nur an viel Arbeit lag, sondern auch daran, dass ich meine Wohnung in der Heimat tatsächlich sehr genieße. Ich bereue keinen einzelnen Tag in WHATABUS, aber ich schätze gerade meine festen vier Wände und vor allem meine tolle Terrasse sehr.
Hier noch ein paar Fakten, für alle die sich überlegen, das eigene Wohnmobil zu vermieten:
Paul Camper sichert mich als Vermieter und auch als Mieter gut ab. Das Fahrzeug ist immer Vollkasko versichert und man hat einen Pannenschutz. Das ist alles im Mietpreis inbegriffen. Falls also mal was passiert, läuft das über das Mietportal und nicht über meine Versicherung.
Ich lege im Profil meinen Mietpreis fest (den kann man entweder fix machen oder staffeln – je nach Saison). Davon erhalte ich nach erfolgter Buchung knapp 60%, die anderen 40% gehen an Paul Camper für Versicherung und Provision – ist schon ordentlich, aber man ist wirklich gut abgesichert.
Außerdem wird mit dem Mieter eine Kaution vereinbart, die vor der Übergabe überwiesen werden muss oder zur Übergabe bar mitgebracht wird. Bei der Übergabe wird ein Protokoll ausgefüllt, indem alle wichtigen Daten des Mieters erfasst werden, sowie Kilometerstand und Zustand des Fahrzeugs. Das Protokoll wird automatisch von Paul Camper bei der Buchung ausgefüllt und kann für die Übergabe ausgedruckt und noch offene Punkte nachgetragen werden.
Ein, zwei “schwarze Schafe” hatte ich jetzt schon dabei, aber nichts Tragisches – man lernt jedes Mal dazu! Einen Anfahrschaden gab es leider auch (der Bär wurde auf einem Parkplatz von einem anderen PKW angerempelt, meine Mieter hatten keine Schuld). Der Schaden war glücklicherweise nicht hoch und die Versicherung der Gegenseite hat diesen anstandslos behoben.
Ich denke, dass ich das mit der Vermietung mal weiterlaufen lasse. Ich finde die Idee schön, dass man sich ein Wohnmobil privat leihen kann, sei es zum Testen für Neulinge, für Kaufinteressenten oder einfach, um mal anders Urlaub zu machen (wenn man vorher kein Wohnmobilreisender war).
Mich würde ja interessieren, ob Ihr schon Erfahrungen mit Wohnmobil mieten oder vermieten gemacht habt? Ich freue mich über Eure Rückmeldungen!