19. bis 23. März 2021
Ja, jetzt muss es raus: ich war unterwegs – nix von wegen “stay home & save the world”. Obwohl ich nie ein Freund der Maßnahmen gegen Corona war, hab ich mich erstmal nicht getraut, “live” von der Tour zu berichten. Und dann hat mich die Arbeit aufgefressen – zumindest zeitlich. Aber jetzt nehme ich mir die Zeit und berichte endlich von der Tour, die ich mit sehr reisekompatibler Begleitung Ende März / Anfang April 2021 unternommen habe. Los geht’s mit Bericht Nr. 01!
Tag 1: Freitag, 19. März 2021
Start der Oster-Tour 2021 war in Neuötting, ich hatte Arbeit beim Kunden und Ingrid, meine Freundin, wurde von ihrer Tochter gebracht. Schnell war der Bus startklar (ist er ja eigentlich immer) und schon ging es los in Richtung Grenze zu Österreich. Zuletzt war ich ich im Oktober mal kurz zum Tanken in Braunau gewesen – so lange keine richtige Tour mehr, nur Bayern, nur Arbeit. Aber immerhin hatte ich kurz vor Weihnachten über Tinder meine neue Freundin Ingrid kennengelernt, die beim #vanlife auch gerne mal reinschnuppern wollte: Idee war eine gemeinsame Tour nach Albanien, aber würde das zu Zeiten von Corona so einfach werden, noch dazu wo ich mich partout nicht testen lassen wollte? Noch dazu hatte ich die Idee, alles auf Landstraße zu fahren, nicht um Maut zu sparen, sondern einfach um mehr zu sehen.
Bei der Abfahrt aber herrschte schon Schneeregen – also kaufte ich doch noch schnell die Vignette für Österreich online und es ging los.
In Simbach am Inn bzw. Braunau überquerten wir auf der Bundesstraße die Grenze nach Österreich ohne jegliche Kontrolle. Auf der Autobahn brachte uns der Bus dann bei teils heftigem Schneetreiben vorbei an Wels und Graz über die Alpen und an die Grenze zu Slowenien in Spielfeld. Vorher hatten wir eine Vignette auch für Slowenien besorgt, bei dem Wetter wollten wir auf der Autobahn bleiben.
Kurz vor 1 Uhr nachts an der Grenze wurden wir erwartungsgemäß von den slowenischen Grenzbeamten kontrolliert und nach unserem Ziel gefragt: “Albanien” – “Gute Reise”. Keine Frage nach Test und weiter ging’s.
Durch Slowenien waren wir trotz Wetter schnell durch und schon standen wir etwa eine Stunde später an der Grenze zu Kroatien. Bei der Ausreise aus Slowenien warf der Beamte einen Blick auf unsere Vignette, sonst nix. Die Kroaten nahmen es dann schon etwas genauer und wir teilten ihnen mit, dass wir unterwegs nach Albanien waren – “You have 12 hours for transit!” war die Antwort.
In Durmanec war aber dann meine Energie aus und wir brauchten ein paar Stunden Schlaf – dafür parkten wir im Dorf an einem Kreisverkehr.
Tag 2: Samstag, 20. März 2021
Um halb 10 gab es schon Kaffee und frisches Gebäck aus dem Supermarkt nebenan, wir wussten ja nicht, wie streng die Kroaten das mit den zwölf Stunden Transit nehmen.
Ich startete den Versuch, ohne Autobahn weiter in Richtung Bosnien-Herzegowina zu fahren, aber wir kamen total langsam vorwärts. So hätten wir Tage gebraucht, geschweige denn die zwölf Stunden einhalten können. Also ab auf die Autobahn und vorbei an Zagreb. Der Plan war, einmal quer durch Bosnien-Herzegowina zu fahren – laut Auswärtigem Amt benötigte man dort für Transit keinen Corona-Test.
Wie gut (oder auch nicht) die Infos vom AA sind, lernten wir dann am Grenübergang Kostajnica. Die Ausreises aus Kroatien klappte, wir hatten gerade so die zwölf Stunden geschrammt, und die bosnischen Grenzer waren auch sehr nett, kontrollierten unsere Pässe und die Green Card von der Autoversicherung. Aber dann kam die Frage nach dem Test. Wenn wir nur wegen Urlaub nach Albanien wollten, wäre das kein Grund, ohne PCR-Test durchreisen zu dürfen. Nach netter Diskussion meinten die Beamten, wir sollten es doch an einem größeren Übergang probieren, vielleicht hätten wir da Glück.
Den zweiten Versuch wagten wir am viel kleineren Grenzübergang Kozarska Dubica, wo aber der Beamte auf der kroatischen Seite schon auf uns zukam und meinte, der Grenzübergang wäre gesperrt – das glaubte ich ihm zwar nicht, er wollte nur uns nicht durchlassen, aber Diskussionen helfen in so einer Situation ja gar nix.
Also weiter zum Grenzübergang Gradina Donja, die Ausreise aus Kroatien lief gut, die Beamtin wunderte sich wahrscheinlich warum wir nach gut einer Stunde aus Bosnien kommend (so war es sicher in der Datenbank hinterlegt) schon wieder ausreisten. Die Bosnier prüften dann wieder ausführlich unsere Papiere und erklärten uns, dass wir auf dem Rückweg in Richtung Heimatland Deutschland ohne Test den Transit antreten dürften, aber auf dem Reiseweg nach Albanien nichts ohne Test geht, es sei denn wir hätten noch eine offizielle Bestätigung, dass wir geschäftlich in Albanien zu tun hätten.
Egal, dann halt nicht durch Bosnien. Zurück bei der kroatischen Kontrolle landeten wir bei der gleichen Beamtin, die wissen wollte, was wir vorhätten. Wenn wir den Test in Kroatien nachholen wollten, dann würde sie uns sofort in Quarantäne schicken. Also teilten wir ihr mit, dass wir über Serbien und den Kosovo weiter reisen würden. Dann ist das kein Problem.
Ein paar Kilometer entfernt am Jasenovac Memorial frühstückten wir dann endlich. Als ich gerade die Eier in der Pfanne brutzelte stand auf einmal Polizei da. Was wir hier machen würden? “Breakfast. And transit to Albania.” Sie nahmen unsere Pässe mit und brachten sie fünf Minuten später lachend zurück – ich vermute mal, unsere Odyssee war im System gut dokumentiert.
Wie wir später von anderen Reisenden erfuhren, nehmen die Kroaten das mit den zwölf Stunden Transit sehr ernst. Man wird in einer Datenbank erfasst. Bei der Ausreise wird dann gerechnet, wie lange man im Land war. Wenn man keinen Grund für ein Überziehen nachweisen kann (Panne oder so), dann wird es richtig teuer oder man landet sogar vor einem Richter. Schöne neue Welt!
Über die Autobahn ging es weiter nach Serbien, wo die Einreise gar kein Problem war.
Vorbei an Belgrad auf einer nagelneuen Umgehungsautobahn (Miloš the Great Motorway) fuhren wir in die Nacht in Richung Kosovo. Es regnete, ging in die Berge, die Sicht war schlecht und ich schaltete natürlich die LED-Bar auf dem Dach (hier lest ihr mehr darüber) ein. Irgendwo zog mich dann die Polizei raus und laberte auf mich ein, während sie auf die mittlerweile natürlich ausgeschaltete Festtagsbeleuchtung zeigten. Ich stellte mich dumm, nach mittlerweile ca. sechs Begegnungen mit Beamten in den letzten 24 Stunden war ich sicher nicht in Diskutierlaune. Wir durften schließlich auch einfach so weiterfahren.
Irgendwo zwischen Kraljevo und Raška überkam uns auf der engen Bergstraße die Müdigkeit und wir fragten an einer kleinen Straßenmeisterei, ob wir auf ihrer Fläche übernachten dürften, was natürlich kein Problem war.
Tag 3: Sonntag, 21. März 2021
Der Regen weckte uns morgens. Beim Abschied wollten uns die Jungs von der Straßenmeisterei sogar noch auf einen Kaffee einladen, aber wir wollten weiter in Richtung Kosovo.
In Raška kauften wir in einem Supermarkt fürs Frühstück ein und ein paar Kilometer weiter stoppten wir am sehr vermüllten Straßenrand, um was zu essen, bevor wir uns den nächsten Grenzbeamten stellen wollten. Vom Frühstück aus beobachteten wir auf einer Anhöhe schon ein paar KFOR-Soldaten, weit konnte es also nicht mehr sein bis in den Kosovo (wahrscheinlich haben die uns genauso mit Feldstechern beobachtet).
Die Grenzstation war auch tatsächlich direkt hinter den nächsten Bäumen. Fragen nach unserem Reiseziel wurden uns keine gestellt, nur eine kosovarische KFZ-Haftpflicht für 15 Euro mussten wir abschließen (aber das ist ja normal). Niemand teilte uns also mit, dass wir (wie das AA uns glauben machen wollte) nur drei Stunden Zeit für den Transit hätten.
Vorbei an Mitrowica und einer wunderschrecklich brennenden Müllhalde ging es in Richtung Hauptstadt Pristina.
In Pristina angekommen war der Verkehr leicht chaotisch, zumal es angefangen hatte zu schneien. Eine Polizeistreifen fragten wir nach einer guten Parkgelegenheit für WHATABUS und bekamen einen guten Tipp. Wir stellten den Bus auf dem bewachten Parkplatz an der Veranstaltungshalle ab und machten uns zu Fuß auf den Weg. Von einer Freundin von Ingrid waren wir mit Tipps für Pristina versorgt worden und wollten unbedingt Essen gehen. Aber nach einem halben Jahr ohne offene Gastro in Deutschland blieben wir gleich im ersten Café hängen und tranken Macchiato und es gab leckeren Kuchen. Die “#nolockdown”-Sticker an den Türen sorgten dafür, dass wir uns gleich noch wohler fühlten.
Im Restaurant Liburnia, ein Tipp von der Freundin, ließen wir es uns bei Steaks und Co. dann richtig gut gehen – es ist wohl eins der besten Restaurants der Stadt und man trifft hier öfter Minister. Bezahlbar war das Ganze übrigens obendrein (in Euro, die offizielle Währung des Kosovo).
Währenddessen wurde der Schneefall immer mehr und wir hangelten uns danach von Café zu Café. Als das Wetter dann in einen Schneesturm umschlug, beschlossen wir, auf keinen Fall noch weiterfahren zu wollen, sondern die Nacht auf dem Parkplatz zu verbringen. Da war es wegen der discoähnlichen Musik aus den benachbarten Shisha-Bars zwar anfänglich gut laut, aber irgendwann war auch da Sperrstunde.
Tag 4: Montag, 22. März 2021
Wir wachten auf und waren eingeschneit – und zwar so richtig.
Also erkundeten wir die Stadt Pristina noch weiter zu Fuß, kehrten immer mal wieder ein.
Am Nachmittag waren die Straßen dann wieder frei und es ging weiter nach Prizren. In den engen Gassen der Innenstadt drohten wir uns schon fast zu verfahren, da standen auf einmal die Wächter von einem privaten Parkplatz und winkten uns rein. Für 10 Euro könnten wir natürlich hier übernachten, erklärten sie uns – auf Deutsch, sie hatten für die deutschen KFOR-Truppen gearbeitet. Da es schon wieder anfing zu schneien, nahmen wir das Angebot natürlich an. Der Wächter parkte den Bus ein, schnappte sich unsere Handys und gab den WLAN-Code ein – perfekter Service.
Vom Parkplatz aus waren es nur wenige Meter in die Altstadt.
Da so viel Schnee lag, schafften wir den steilen Weg auf die Burg leider nicht.
Zum Abendessen hörten wir auf den Tipp unserer Gastgeber (die Provisionen sei ihnen vergönnt) und wir speisten vorzüglich im Ambient Restaurant.
Tag 5: Dienstag, 23. März 2021
Nachts hatte es wieder ordentlich geschneit, aber die Straßen waren frei. Durch die Stadt Gjakov ging es zur Grenze mit Albanien.
Wir waren schon ganz gespannt, ob wir ein Problem bekämen, da wir ja die drei Stunden Transitzeit ordentlich überschritten hatten. Aber nein, kein Problem und auch wieder kein Test – nur ein Lächeln und ein herzliches Willkommen.
Kurz hinter der Grenze war dann schon die erste Hängebrücke, an der wir natürlich einen Fotostopp einlegen mussten.
Gerne wären wir dann von Fierza mit der Fähre über den Komani-Stausee gefahren. Ein Mitarbeiter kam aus dem Ticketbüro und erklärte uns, dass wegen der Corona-Krise zu wenig Fahrgäste da wären und es fraglich ist, wann oder gar ob der Fährbetrieb in Richung Shkodra wieder aufgenommen wird.
Also mussten wir den großen Umweg über Fushë-Arrëz in Kauf nehmen. Auf der engen und kurvigen Bergstraße war nur eine Fahrspur geräumt. Bei seltenem Gegenverkehr wurde das ganz schön eng. Ein paar Stellen waren auch noch vereist.
Aber irgendwann hatten wir es durchs Gebirge geschafft und gönnten uns einen weiteren Tipp von Ingrids Freundin: Das exklusive Mrizi i Zanave, ein Agrotourismus in der Nähe von Shkodra. Super Küche, alles regional und Bio. Und natürlich durften wir dort auf dem Hof übernachten.
Danke für die vielen ausführlichen Berichte. So sehr spannend zu lesen, Zeile für Zeile.
Vielen Dank für die bisherigen und in voraus für die kommenden Berichte.
Wünschen euch viel Spaß und tolle Erlebnisse miteinander, Gesundheit,
Dani und Jan
Leider hab ich gerade so wenig Zeit (da so viel Arbeit), die nächsten Berichte zu schreiben. Aber ich hoffe, ich komme bald dazu. Schön, dass ihr dabei seid!
Liebe Grüße aus der Türkei, Marc
Wir waren letztes Jahr in Albanien, aber mehr im Landesinneren. Eine Fototour durch Shkodra hat mich beeindruckt, weil hier die Kluft zwischen Arm und Reich besonders groß ist. Aber die Albaner waren alle sehr freundlich und haben mich fotografieren lassen. Nur das Müllproblem hat uns gestört, ist aber auch so in Montenegro und Bosnien-Herzegowina so gewesen.
Dieses Jahr soll es noch einmal nach Albanien gehen, dann aber am Meer entlang.