9.8. bis 7.9.2020
Nach der Sommerhitze in Norddeutschland (hier der Bericht dazu) hatte ich am Samstag die Fahrt von Lüneburg in Richtung tschechische Mittelgebirge angetreten und war nachts noch über Görlitz bis nach Polen gekommen. Am Sonntagmorgen überquerte ich die polnisch-tschechische Grenze bei Zawidów überquert und stoppte in Frýdlant, um dort meine Vorräte aufzustocken und Essen zu gehen – ein schönes Städtchen.
Als ich nachmittags auf dem Campingplatz Autocamp Nove Mesto Pod Smrkem ankam, war der Platz brechend voll. Aber ich hatte Glück und es gab in der Wohnmobilecke einen freien Platz, den ich mir sofort sicherte und für eine Woche im Voraus bezahlte.
Das Wetter war zunächst noch richtig heiß und so ging ich erst spät am Abend kurz vor Einbruch der Dunkelheit zum Mountainbiken. Da ich wusste, dass ich mich hier wohlfühlen würde und ja auch schon eine ganze Woche bezahlt hatte, stellte ich den Pavillon auf, der dieses Jahr noch kein einziges richtiges Festival gesehen hatte (außer unserem privaten Rock am Ringle).
Das Wetter blieb in den ersten Tagen noch richtig heiß, so dass ich tagsüber eher langsam machte und abends auf die Trails ging.
Ich fühlte mich in Nove Mesto so wohl, dass ich immer wieder um eine Woche verlängerte… Puh, ich werde zum Dauercamper! Aber man konnte es da auch einfach aushalten. Selbst ich als eher wasserscheues Wesen ging am Anfang in der Hitze jeden Tag auch eine Runde im See schwimmen, der nur ein paar Schritte von meiner Parzelle entfernt lag.
Einer der Hauptgründe für mich, nach Tschechien zu fahren, war natürlich das Essengehen in den dortigen Restaurants. Nove Mesto hat als eher kleines Dorf leider nicht so viel Auswahl zu bieten. Aber seit dem letzten Besuch vor ein paar Jahren (hier der Bericht dazu) war ein neues, richtig leckeres Restaurant dazugekommen, “Restaurace U Matěje”, mit nettem Personal und einem Chefkoch, der mich alleine deshalb mochte, weil ich fast jedes Mal drei Gänge verputzte – aber er kochte halt auch echt gut.
Auch den Kiosk am Campingplatz besuchte ich hin und wieder… gerade die Palatschinken dort waren echt gut. Und dank Pavillon hatte ich auch ganz brauchbares Outdoor-Office. Dass ich es länger auf dem Platz aushielt und weniger reiste, lag nämlich auch daran, dass ich arbeitstechnisch recht gut zu tun hatte.
Ab und zu kochte ich auch – aber wirklich eher selten. Bei dem guten Wetter kam auch öfter meine Außenküche zum Einsatz.
Aber im Isergebirge mit seinen Singltreks hatte ich natürlich genug Möglichkeit, die Kalorien wieder abzutrainieren. Nach einer knappen Woche hatte ich alle offiziellen Trails des Singltrek durch. Aber es gab so viele Kombinationsmöglichkeiten, dass es mir nicht langweilig wurde. Die Trails sind auch einfach echt genial hier.
Auf den Trails quert man übrigens ohne es richtig zu merken des Öfteren über die Grenze nach Polen und wieder zurück nach Tschechien.
Auf den Trails herrschte unter den Bikern eine total freundliche, harmonische Stimmung. Aggressives Überholen ist dort unbekannt und wenn man sich traf, versuchten auch fast alle trotz Sprachbarriere zu kommunizieren und sich gegenseitig Tipps zu geben.
Nach den ersten paar Tagen auf den Trails gab meine höhenverstelllbare Sattelstütze den Geist auf, leider irreparabel. Aber die Werkstatt vom Singltrek-Zentrum bestellte eine neue und baute sie mir auch ein. Überhaupt war so eine Fahrradwerkstatt direkt vor der Nase schon sehr angenehm: Ich ließ meine Gangschaltung ordentlich einstellen und bekam dabei ein kaputtes Radlager an der hinteren Achse diagnostiziert. Ich denke mal durch diesen Defekt hatte ich mir auch einen ordentlichen Achter eingefangen. Aber da ich ja seit ein paar Monaten mit einem zweiten Satz Laufräder unterwegs war, hatte ich selber ein Ersatzrad dabei und war somit nie zum Faulenzen verurteilt.
Für ein längeres Wochenende kam meine Bekannte Kirstin aus Deutschland vorbei und wir machten zu zweit die Trails unsicher. Wir nutzten den Fahrradträger auf ihrem PKW, um nicht immer vom Campingplatz aus zu starten, sondern auch andere Trailheads anzusteuern.
Mit ihrem Auto ging es für einen Nachmittag und Abend nach Liberec, wo ich meine Wäsche in einem Waschsalon (hier findet ihr mehr Infos zu diesem Waschsalon) wusch, wir ein bisschen shoppen in der Innenstadt gingen, uns im Brauhaus durch die Speisekarte futterten und ich noch einen Großeinkauf im Supermarkt machte (der Bus hatte auch mal Urlaub und durfte sich auf dem Campingplatz ausruhen).
Mir war es übrigens auch gelungen, Kirstin von der böhmischen Küche zu überzeugen (was auch nicht schwer war – lag es doch so gar nicht an mir, sondern an Böhmen 😉 ).
Danach gingen dann in Tschechien bereits die Ferien zu Ende und der Platz leerte sich, vor allem unter der Woche war ich öfter mal der einzige Gast. Auch das Wetter ließ nach, es gab regnerische Phasen und es kühlte auch ordentlich ab.
Aber trotz dem schlechten Wetter ließ ich mich nicht vom Radfahren abbringen. Entsprechend dreckig kam ich oft zurück. Gesäubert saß ich dann vor dem Bildschirm und konnte noch die heiße Phase mehrerer interessanter Tour de France-Etappen sehen.
Neben den Singltrek-Trails probierte ich auch diverse Forstwege aus und kam so auf den höchsten Berg im tschechischen Teil des Isergebirges, den Smrk (auf deutsch: Tafelfichte) mit 1.124 m üNN:
Irgendwann wurde ich mit meinem Hardtail-Mountainbike durch die wiederholten Befahrungen der Trails zu schnell für die dortigen Kurven und baute beinahe ein paar Unfälle (vielleicht lag es aber auch nicht am Rad, sondern an meinem fahrerischen Können, dass ich einmal sogar von einer Brücke im Bach landete). So montierte ich die Rennrad-Laufräder und begann die Straßen in der Umgebung abzufahren.
Auch auf den Smrk fuhr ich nochmal, aber auf Straße zunächst über den Smědava-Pass. Was mir in den meisten tschechischen Wäldern aufgefallen ist: die Forstwege sind oft asphaltiert und echt top ausgebaut. Und die Sportler haben sie so ganz ohne Autos quasi für sich. Kurz vor dem Gipfel erwischte mich ein Unwetter und platschnass kam ich in der Hütte auf dem Gipfel an.
Und es gab auch noch ein paar spätsommerlich schöne Tage, aber innerhalb meines gut vierwöchigen Aufenthalts (den ich Woche für Woche am Kiosk verlängerte) kühlte es spürbar und mit einem weinenden Auge musste ich akzeptieren, dass der Sommer langsam zu Ende ging.
Immerhin einmal fuhr ich zwischendurch mit dem Bus zum Einkaufen, sonst hatte er auch Urlaub und durfte faulenzen.
Kurz vor meiner Abreise kamen zwei WHATABUS-Leser, Sylvia und Jörg, mit ihrem Kastenwagen vorbei und wir verbrachten gemütliche und leckere Abende zusammen. Hoffentlich sehen wir uns bald wieder!
Aber alles hat ein Ende, so auch mein Aufenthalt in Nove Mesto… aber die Sommertour war noch nicht ganz zu Ende. Ein paar Tage Zeit hatte ich noch und mein nächstes Ziel lag dank Tinder in Polen.
Ahoj, Singltrek! Ahoj, Nove Mesto! Ahoj, Česká Republika!
Hier noch ein paar Eindrücke aus Nove Mesto, das wohl ohne das Trailzentrum schon komplett verlassen worden wäre (und zum Thema Dauercamping hab ich vielleicht bald noch ein paar News für Euch…)