30. August bis 3. September 2018
Donnerstag, 30. August 2018
Der Parkplatz am Kloster Marienthal am Rand von Ostritz war nachts sehr ruhig. Vor dem Frühstück liefen wir die paar hundert Meter nach unten zum Kloster. Die Zisterzienserinnen-Abtei ist wunderschön und wurde nach einem verheerenden Hochwasser 2010 immer noch instand gesetzt, aber war größtenteils schon wieder prächtig saniert.
Als nächstes Ziel hatten wir uns Nove Mesto pod Smrkem (Neustadt an der Tafelfichte) ausgesucht. Wir fuhren ein Stück durch Polen durch den ersten starken Regen seit Ewigkeiten und kamen dann direkt am Mountainbike-Zentrum an. Auf dem dazugehörenden Campingplatz (tschechisch: Autocamp) suchten wir uns den vordersten Platz mit Blick auf den See aus, zahlten schon mal für 2 Nächte (ca. 10 Euro pro Nacht incl. Strom) und arbeiteten bis zum Abend im Bus, weil es auch hier ordentlich regnete.
Die Temperaturen waren auch spürbar runter gegangen, auf die Räder schafften wir es heute nicht mehr. Dafür aber ins leckere Gasthaus im Dorf, immerhin ein Kilometer Fußmarsch einfache Strecke.
Freitag, 31. August 2018
Es war zwar kühl, aber halbwegs regenfrei, so ging es auf die erste Runde in die Trails von Pod Smrkem. Der Designer der Trails hat hier echt tolle Arbeit geleistet. Wir dachten, jetzt geht es erst mal einige Höhenmeter rauf und dann wieder runter – aber falsch gedacht: die ganze Zeit geht es auf und ab und man merkt gar nicht richtig, wie viele Höhenmeter man eigentlich macht.
Vor dem Frühstück gab es den blauen Trail für Einsteiger. Alles ganz easy.
Das Frühstück hatten wir uns redlich verdient und vor der nächsten Runde auf den Bikes arbeiteten wir im Bus.
Die zweite Runde ergänzten wir dann schon um ein paar rote Trails. Das machte so richtig Spaß.
Nach den vielen Trails und über 30 km später hatten wir richtig Hunger, waren allerdings zu faul ins Dorf zu gehen. Deswegen sind wir über den Campingplatz gelaufen und haben uns durchgefuttert.
Es gibt nämlich drei verschiedene Einrichtungen mit Essen und Getränken, man hat also die Auswahl zwischen Burger, Pizza, Pommes und tschechischer Küche. Die Burger mit den fünf Pommes haben uns heute nicht gereicht, deswegen gab es danach noch tschechische Kroketten und Chicken Nuggets – morgen geht’s ja wieder auf die Räder.
Am Abend gab es auf dem Campingplatz Live-Musik: eine tschechische Country-Rock-Band spielte auf der kleinen Bühne. Und wie wir es von den sympathischen Tschechen gewohnt sind, war natürlich nicht schon um 22 Uhr Schluss. Als wir um halb zwei ins Bett sind, wurde noch fleißig musiziert und viel Bier getrunken.
Samstag, 1. September 2018
Am Samstag meinte es das Wetter nicht gut mit uns, es regnete den ganzen Tag. Trotzdem ging es direkt nach dem Aufstehen ab in den Wald. Ordentlich eingesaut mit Schlamm kamen wir zurück zum Bus.
Um die Klamotten für die nächste Tour am Nachmittag trocken zu bekommen, schalteten wir zum ersten Mal seit dem Winter wieder die Heizung an und machten so unser kleines Bad zur Trockenkammer.
Das Frühstück ließen wir ausfallen, stattdessen gab es deftige tschechische Küche mit Bratwurst und mit Speck gefüllten Knödeln am Biker-Imbiss (die dritte Essgelegenheit auf dem Platz).
Der Regen wurde immer stärker. Eine Regenpause wollten wir dann nutzen, um unsere zweite Runde zu drehen. Aber die Regenpause war nur recht kurz gewesen und vor allem ich hatte bei diesem Wetter auf dem schwarz markierten Trail in Richtung Polen keinen großen Spaß. Irgendwann verließen wir die Trails über einen Waldweg und fuhren im strömenden Regen zurück auf dem kürzesten Weg zum Campingplatz.
Dort gab es eine ordentliche Reinigung für die Bikes und eine heiße Dusche für uns.
Zum Abendessen gingen wir wieder ins Dorf in das leckere Gasthaus.
Sonntag, 2. September 2018
Auch wenn am Morgen die Sonne zwischendurch mal schien, sollte es nach drei Nächten auf dem Campingplatz weitergehen. Ein breites Bündnis hatte für Montag eine Demonstration gegen rechte Hetze samt Konzert im Zentrum von Chemnitz angekündigt, nachdem dort ein rechter Mob mit Hitlergrüßen und Hetzjagden auf Ausländer gewütet hatte. Pflicht für uns, daran teilzunehmen. #wirsindmehr
Ich musste mich mal dringend wieder rasieren. Da auf dem Campingplatz das Wetter einfach zu schlecht war und ich das nun mal gerne im Freien mache, hielten wir an einem kleinen Waldstück und machten uns hübsch. Die Außenspiegel sind einfach ideal.
Auf der Fahrt nach Sachsen gingen wir in einer Forsthütte noch lecker tschechisch Essen. Durchs Elbsandsteingebirge kamen wir zurück nach Sachsen.
Dort hatten wir die Einladung auf einen Espresso bei Andreas und Chris, die vor kurzem unser Magazin entdeckt hatten, gerne angenommen. Der Espresso war sehr lecker, der Kuchen auch und wir hatten wunderbar kurzweilige Gespräche übers Reisen mit dem Wohnmobil. Außerdem bekamen wir noch einige gute Tipps für die Gegend. Ein gemeinsames Foto haben wir mal wieder vergessen.
Als die Dämmerung schon einsetzte, brachen wir auf, um die berühmte Bastei in der Sächsischen Schweiz am Abend noch zu sehen. Als wir dort ankamen, war es eigentlich schon dunkel, aber trotzdem parkten wir WHATABUS auf dem Parkplatz und gingen in Richtung Basteibrücke.
Was wir sehen konnten, war schon sehr beeindruckend. Aber bei Tageslicht muss das ja der Wahnsinn sein. Deswegen müssen wir hier ein anderes Mal wieder herkommen. Der große Vorteil, den wir hatten: wir hatten die Bastei ganz für uns alleine.
Weiter ging es in Richtung Chemnitz mit recht wenig Verkehr auf der Autobahn. So landeten wir relativ schnell in der Nähe des Stadtzentrums und suchten uns für die Nacht einen Parkplatz vor einem der Hotels an der Messe – fast schon im Grünen mit Bäumen und Sträuchern um uns.
Montag, 3. September 2018
Bis wir zur Demo losliefen, arbeiteten wir im Bus. Sogar die Polizei checkte im Hotel ein, da schienen ja echt eine Menge auswärtige Einsatzkräfte angefordert worden zu sein.
Wir machten uns zu Fuß auf den Weg in die Innenstadt, gut 4 km einfache Strecke. Irgendwie hatten wir schon ein mulmiges Gefühl nach der Berichterstattung der letzten Woche, durch Chemnitz zu laufen. Würden uns Neonazis begegnen? Nein, natürlich war das nicht so. Die trauen sich wohl echt nur raus, wenn sie eine große Gruppe und noch dazu in der Überzahl sind.
Je näher wir der Innenstadt kamen, um so mehr Menschen strömten in Richtung Johannisplatz. Knapp eine Stunde vor Veranstaltungsbeginn waren wir da.
Bevor die Bands spielten, gab es ein paar Statements von verschiedenen Gruppen und eine sehr bewegende Schweigeminute für das Mordopfer, Auslöser für die Proteste der Neonazis.
Los ging es mit dem Chemnitzer Rapper Trettmann gefolgt von unsere Lieblingen Feine Sahne Fischfilet, den sarkastischen Hip-Hoppern K.I.Z und den Inititatoren Kraftklub.
Der Platz wurde immer voller und als wir eine Pause mit etwas mehr Luft und Freiraum brauchten, dauerte es lange, bis wir endlich aus den Zehntausenden von Menschen an den Rand kamen. Zum Auftritt der Hip-Hop-Künstler Marteria und Casper gingen wir aufs Dach des Parkhauses und sahen von dort, wie groß die Menschenmasse war, die den Weg zur Demonstration gegen Hass gefunden hatte.
Noch ein Statement zu dieser Veranstaltung:
Klar, es reicht nicht nur, zu einem großen Konzert zu gehen und zu hoffen, dass jetzt alles wieder gut ist in unserem Land. Da muss man schon mehr machen, deswegen ist die Devise: Raus auf die Straße und zeigen, wie bunt wir sind.
Was uns aber sehr positiv gestimmt hat, wie viele junge Menschen in Chemnitz Flagge gezeigt haben – das ist die Zukunft unseres Landes, die dort auf der Straße war. Es war einfach eine schöne Mischung von Menschen aller Bevölkerungsschichten vertreten. Wichtig ist, dass jetzt auch alle zu den Wahlen gehen und nicht den blauen und braunen Parteien die Parlamente und Mandate überlassen.
Achja, auch wir waren nicht nur wegen den Konzerten da und es war auch nicht unsere erste Demo gegen Rechts. Wir haben uns in München schon oft diesen Nazis von Pegida entgegen gestellt und auch schon ein paar Mal die Aufmarschroute von denen erfolgreich blockiert – Alerta Alerta Antifascista!
Auf dem Rückweg von der Demo liefen wir noch eine kurze Runde durch die Altstadt, damit wir Chemnitz nicht nur von der Demo aus gesehen haben.
Kurz vorm Bus gab es noch Burger und Sweet Potato Fries in einem sehr authentisch eingerichtetem American Diner – sehr lecker!
Dann suchten wir uns so gut 15 Kilometer außerhalb von Chemnitz ein Plätzchen auf einem sehr naturnah gelegenen Stellplatz an der Alten Ziegelei in Niederwürschnitz.