8. bis 11. Februar 2018
Tag 64: Donnerstag, 8. Februar 2018
Ziemlich geflasht verlassen wir Göreme und Kappadokien in Richtung Sivas, um dort eine alte Klassenkameradin von Selena zu besuchen.
Unterwegs machen wir noch einen Stopp zum Mittagessen und besuchen Selenas kleine Modeboutique, um zu schauen, ob die Geschäfte gut laufen – läuft alles bestens!
Danach suchen wir beide noch einen Friseur auf – wir wollen ja frisch bei Gökce ankommen!
In Sivas erwartet uns Gökce schon an der Einfahrt in die Stadt. Selena und Gökce haben sich über 20 Jahre nicht gesehen, aber echte Freundschaft vergeht einfach nicht. Wir fühlen uns sofort total wohl und sitzen erst mal gemeinsam in einem Café zum Ratschen. Gökce hat Klassenfotos von 1996 dabei, die beiden quatschen über alte Klassenkameraden und gemeinsame Freunde. Na, hättet ihr Selena erkannt? 😉
Da es in Sivas keinerlei Campinginfrastruktur gibt, hat Gökce die Idee, uns für die Nacht auf dem Paşabahçe Picknickplatz “einzuquartieren”. Wir fahren also dorthin und besichtigen diese riesige Naherholungsfläche. Allerdings dürfen wir dort nicht über Nacht parken. Aber egal, wir sind ja nicht anspruchsvoll, Hauptsache ein ebener und nicht übermäßig lauter Platz.
Also fahren wir zurück in die Stadt und Gökce hat natürlich eine Alternative – ein großer Parkplatz, rund um den auch einige Verwandte von ihr wohnen.
Wir machen uns am Abend auf ins Zentrum von Sivas und schlendern über den zentralen Platz mit tollen historischen Gebäuden und gehen in ein Grillrestaurant.
Gökce versichert uns, dass aus Sivas das beste Fleisch kommt – und sie hat recht: so tolle Köfte, Adana Kebap und Biftek haben wir noch nirgends anders gegessen. Auch in den Broschüren über Sivas, die Gökce uns zuvor besorgt hat, steht: Never leave Sivas without eating! Das braucht man uns nicht zweimal sagen!
Gökce geleitet uns zu unserem Nachtplatz und wir verabschieden uns bis morgen.
Tag 65: Freitag, 9. Februar 2018
Am Vormittag machen wir zu Zweit einen Spaziergang durch die Innenstadt von Sivas, die wir von unserem Parkplatz sehr schnell erreichen.Wir tauchen hier ins authentische türkische Leben ein. Wir schlendern über den Markt, kaufen leckere Mandarinen, naschen Pide und süße Teigbällchen und fühlen uns sehr wohl.
Eingekauft wird auch ein bisschen – neben dem äußerst leckeren Essen kommen sehr gute Messer aus Sivas in unser Kücheninventar. Wir landen spontan in einem kleinen Museum, weil wir erst dachten, wir können hier Köfte essen. Ein netter Mann macht uns die Tür zu dem schönen Gebäude auf und schon stehen wir in historischen Wohnräumen – auch nicht schlecht – nur Köfte gibt’s hier keine.
Die Muezzine rufen zum Freitagsgebet und die Männer pilgern allesamt in die Moscheen. Die Straßen sind schlagartig recht leer, dafür die Moscheen und die Plätze davor ziemlich voll. Wir beobachten die Menschen gemütlich auf einer Bank in der warmen Sonne. Wir haben laut Gökce übrigens perfektes Wetter erwischt. Normalerweise herrscht hier jetzt tiefster Winter mit Temperaturen bis minus 20 Grad und viel, viel Schnee. Puh, da haben wir ja Glück.
Mittags sammelt uns Gökce ein und wir fahren in ihre Wohnung zum Kaffeetrinken – noch ein Einblick ins Leben in der Türkei. Wir unterhalten uns über die Unterschiede zu Deutschland, die aber gar nicht so groß sind. Die beiden Länder haben ihre Vor- und Nachteile. Lebenswert sind sie beide und Gökce, die bis vor 13 Jahren in Deutschland gelebt hat, kann das wohl auch am besten beurteilen.
Nach dem Kaffeeklatsch, zudem es typisch deutsch/türkisch süße Leckereien gab, schauen wir uns noch ein paar schöne Orte in Sivas an. Den Burgberg und alte traditionelle Wohnhäuser, die in ein Museum bzw. Restaurant umgewandelt wurden.
In diesem schicken Raum des Restaurants werden hohe Staatsbesucher verköstigt. Wir durften auch kurz Platz nehmen, da hat der stolze Kellner drauf bestanden.
Am Abend sammeln wir ihre Kinder ein und fahren in ein Restaurant zum Essen, wo sich dann auch ihr Mann Ali zu uns gesellt. Die Kommunikation klappt gut. Wenn das Englisch nicht mehr reicht, kann Gökce perfekt dolmetschen.
Ali erfährt davon, dass wir auf dem Picknickplatz nicht übernachten dürfen. Als Beamter fängt er gleich an, Kollegen anzurufen und sie sind sich einig, dass es in Sivas doch eine Möglichkeit für Wohnmobile geben muss. Wir sind gespannt, was für einen Platz es bei unserem nächsten Besuch in Sivas geben wird.
Nach dem Abendessen fahren wir wieder in die Innenstadt zu unserem Parkplatz. Die beiden Kinder sind total gespannt darauf unseren Bus anzuschauen und sind hellauf begeistert. Sie schauen sich alles an, stellen viele Fragen und wollen auch so was tolles haben! Mal schauen, ob Gökce und Ali jetzt auch ein Wohnmobil kaufen 🙂
Während Ali und die beiden Kids nach der Busbesichtigung zu den Großeltern gehen, die direkt an unserem Nachtplatz wohnen, schlendern wir zu dritt in die Stadt in einen Laden, wo es das leckere Dessert Künefe gibt: warmer Käse (so eine Art Back-Camembert) mit dünnen Blätterteighaaren und viel Zuckerwasser drauf – der Wahnsinn! Sorry Gökce, dass wir deine Diät zerstören!
Tag 66: Samstag, 10. Februar 2018
Am Vormittag fahren wir an den Stadtrand in die Sivas Prime Mall – ein großes Einkaufszentrum. Mittags kommt Gökce nach und wir gehen zum Essen: Hühnchen mit Pasta. Schmeckt für uns ein bisschen nach Heimat – Geschnetzeltes mit Nudeln – und ist super lecker!
Danach verabschieden wir uns von Gökce und Sivas – es waren tolle Tage für uns hier. Ganz lieben Dank für die Gastfreundschaft, Gökce! Selena freut sich vor allem über die neue alte Freundschaft und wir freuen uns jetzt schon, Gökce und ihre Familie in Deutschland oder auch der Türkei wieder zu treffen!
Wir fahren weiter in Richtung Osten. Die Landschaft ist karg und wir gewinnen immer mehr an Höhe.
Auf einem 2.200 m hohen Pass halten wir an einer Quelle und füllen den Tank mit der Gießkanne.
Zwei türkische LKWs auf dem Weg in den Iran füllen ebenfalls ihre Wasservorräte und machen Pause. Wir werden herzlich zum Tee eingeladen und unterhalten uns mit den beiden Männern an ihrer kleinen LKW-Außenküche.
Das wird nicht der einzige Pass in dieser Höhe bleiben, es kommen noch ein paar mehr von dieser Kategorie an diesem Nachmittag. Wir fahren an einem kleinen Skigebiet vorbei, an dessen Hügel sogar ein paar wenige Skifahrer unterwegs sind.
Und wir sehen viele große und voll beladene LKWs, deren Fahrer in der Sonne eine kurze Teepause machen, um dann weiter zu fahren in den fernen Osten.
Bei Einbruch der Dunkelheit kommen wir in die Hochebene rund um Erzurum – totaler Nebel! Unser Warnblitzer laufen auf Hochtouren – eine lohnende Aufrüstung.
Für die Nacht finden wir an einem Aussichtspunkt über dem natürlichen Stausee Tortum Gölü. Außer einem Hund ist hier oben niemand und der legt sich gleich in den Windschatten unseres Busses.
Tag 67: Sonntag, 11. Februar 2018
Nach einer wunderbar ruhigen Nacht sehen wir erst, wie steil es von unserem Nachtplatz nach unten zum See geht. Selena kramt in unseren Vorräten nach ein paar Leckereien für den lieben Hund und wir fahren weiter.
Vor ein paar hundert Jahren hat eine Gerölllawine hier oben einen natürlichen Staudamm gebildet und den See aufgestaut.
Am Nordende ist dadurch der höchste Wasserfall der Türkei entstanden.
Die Fahrt führt uns weiter durch das ostanatolische Hochland vorbei an den Städten Ishan, Göle und Ardahan. Unterwegs müssen wir immer mal wieder an Kontrollposten der türkischen Gendarmerie stoppen. Die Kontrollen verlaufen immer äußerst freundlich und die Polizisten sind eher verwundert, was ein deutsches Wohnmobil hier zu suchen hat. Die Straßen sind meist noch vierspurig ausgebaut und in einem ziemlich guten Zustand. Hin und wieder sind sie aber leicht schneebedeckt.
Bei Ardahan kommen dann die ersten Schilder, die den Weg nach “Gürcistan” weisen – Georgien ist also nicht mehr weit.
Über den 2.550 m hohen Ilgar Dagi Gecidi nähern wir uns der Grenze.
zur Übersicht: Die WHATABUS-Wintertour 2017/18: Balkan und Kleinasien
Mutig wo ihr lang wollt viel Glück
Grüße aus Rostock
Hallo Thomas!
Wieso findest Du das mutig? Wegen den Straßen?
Viele Grüße, Marc und Selena