14. bis 18. Februar 2018
Tag 70: Mittwoch, 14. Februar 2018
Nachdem wir Armenien und Georgien hinter uns gelassen haben, fahren wir auf geradezu prächtigen Straßen in der Türkei entlang der Schwarzmeerküste: vierspurig, keine Schlaglöcher, nur hin und wieder ein Polizeiposten und Ampeln auf den Ortsdurchfahrten.
Und auch wenn die Georgier uns an der Tankstelle vielleicht übers Ohr hauen wollten, der Diesel scheint von vorzüglicher Qualität zu sein – so einen Spritverbrauch hatten wir tatsächlich noch nie!
In Rize steuern wir den Teegarten des Staatsunternehmens Çaykur an. Wir schlendern kurz durch den botanischen Garten und genießen den Ausblick auf die umliegenden Berge, wo überall Tee angebaut wird. Das erinnert uns an unseren Urlaub in Malaysia in den Cameron Highlands vor ein paar Jahren.
Wir entspannen bei ein paar Tassen Tee und haben zum ersten Mal seit ein paar Tagen endlich wieder Internet.
Mein Handyvertrag hat leider keine Datenflatrate für Georgien und Armenien, in der Türkei aber schon. Im offiziellen Çaykur-Laden kaufen wir noch eine Tüte voll mit diversen Tees für wenig Geld.
Wir wollen auf der Weiterfahrt in Richtung Istanbul noch mal einen Stopp einlegen und uns von den anstrengenden, ereignisreichen Tagen in den Kaukasusrepubliken erholen. Der “Campingplatz”, der am Uluburun-Strand geöffnet sein soll, ist natürlich geschlossen. Nur eine Menge Hühner und Hunde halten hier die Stellung. Als wir ein paar Essensreste an die Tiere verfüttern, entdecken wir auch noch eine Korb voll mit Hundewelpen – total süß! Auf dem Rückweg zum Auto laufen wir in einem Kuddelmuddel aus Hunden, Welpen und Hühnern. Wenn Selena schon Welpen knuddeln darf, dann schnappe ich mir auch mal wieder ein Huhn zum Streicheln 🙂
Da der Platz geschlossen hat, suchen wir uns als Alternative einen “Karavan Kamping” in der Stadt Samsun raus, gut 500 km von der georgischen Grenze entfernt. Dort kommen wir gegen 21 Uhr an und das Tor ist geschlossen. Aber eine Telefonnummer hängt da und schon kommt der Angestellte, der auf dem Gelände wohnt und uns das Tor öffnet. Die Formalitäten sind schnell erledigt und wir dürfen uns einen Platz aussuchen. Ein Radfahrer hat sein Zelt aufgeschlagen, sonst gibt es nur ein paar Wohnwägen von Dauercampern, die aber alle im Moment leer sind, und ein bewohntes Uraltmobil.
Der Platz liegt zwischen Meer, einem Aquapark, einer Trambahnlinie und der mehrspurigen Durchgangsstraße – aber das ist uns im Moment alles erst mal egal. Hauptsache der Motor ist endlich mal aus und wir haben einen Platz.
Wir gehen noch schnell in den Ort und essen in einem kleinen Restaurant Köfte, bevor wir total fertig ins Bett fallen und gut schlafen trotz Verkehrslärm.
Tag 71: Donnerstag 15. Februar 2018
Nach gut 70 Tagen auf Tour benötige ich zum ersten Mal auf unseren Reisen einen echten Ruhetag… das ist mir noch nie passiert. So bleiben wir den ganzen Tag auf dem “Karavan Kamping”-Platz und arbeiten. Die Geräusche von der Straße stören uns nicht, unser Blick aus dem Bus richtet sich sogar Richtung Meer und die Temperaturen sind auch sehr angenehm.
Zum Frühstück wünscht sich Selena mal wieder Spiegeleier. Wir fahren immernoch die zypriotische Eier durch die Gegend und hauen die jetzt in die Pfanne. Noch während wir diese auf Zypern gegessen haben, hatten drei von vier Eiern Doppeldotter – was für ein Zufall. Und jetzt schlage ich die letzten Eier auf und siehe da: Doppeldotter! Das kann doch nicht sein! Was machen die in Zypern?
Während des Tages bekommen wir öfter Besuch – die platzeigenen Hunde, die wohl erblich bedingt etwas weniger schlau sind, dafür umso liebenswerter und zwei leicht verwahrlost aussehende Kinder streunen auch um unseren Bus rum. Keine Ahnung zu wem die gehören, aber sie pflücken Blumen und schenken sie uns.
Abends kochen wir: Gökce hat uns in Sivas zum Abschied noch tiefgekühlte Mantis geschenkt, Teigtaschen gefüllt mit Fleisch. Wir setzen uns zum Abendessen vor den Bus und genießen das absolut leckere Essen.
Natürlich sind unsere neuen Freunde auch dabei und hoffen auf ein paar Reste.
Tag 72: Freitag, 16. Februar 2018
Wir beschließen, noch einen Tag auf dem Karavan Kamping in Samsun zu bleiben. Die Formalitäten sind schnell erledigt. Diesmal ist der Manager da und wir unterhalten uns bestens auf Englisch. Bis vor drei Jahren waren wohl noch deutlich mehr Wohnmobile und Zelte aus dem Ausland zu Gast, vor allem aus Deutschland und Italien. Letztes Jahr waren es schon ein paar mehr als im Jahr davon, angeblich immerhin ca. 600 ausländische Wohnmobile waren auf dem Platz. Das lässt ja hoffen.
Wir schlendern ins Stadtzentrum. Erst gibt’s zum späten Frühstück Brathähnchen in einem kleinen Restaurant, bevor wir in die Fußgängerzone gehen.
Vom zentralen Platz laufen wir in Richtung Hafen noch durch einen Bazar und decken uns mit ein paar günstigen Küchengeräten ein.
Auf dem “Heimweg” bleiben wir noch in der großen Mall auf der anderen Seite der Durchgangsstraßen quasi hängen und gehen dort auch noch in ein Café. Am Schluss sind wir dann übrigens gut 10 km gelaufen.
Zurück am Platz wird noch gearbeitet, bevor wir fürs Abendessen noch mal in die Mall laufen und dort im Food Court recht gut türkisch essen.
Jetzt sind wir aber genug für heute gelaufen und fallen todmüde ins Bettchen.
Tag 73: Samstag, 17. Februar 2018
Heute ist der Plan, Istanbul zu erreichen. Wir haben also über 700 km Fahrt vor uns und rechnen, dafür gut 10 Stunden zu brauchen zuzüglich Pausen. Wir wollen nachts in Istanbul ankommen, da um die Zeit der Verkehr hoffentlich nicht so schlimm ist.
Wir verabschieden uns vom freundlichen Personal am Karavan Kamping in Samsun und fahren gegen 11 Uhr los.
Schon recht bald machen wir unsere “Frühstückspause” – und landen in einem Restaurant, wo die Spezialiät Menemen ist. Keine Ahnung, was das ist, wir bestellen es einfach und dazu noch Köfte. Und es kommt doch tatsächlich eine Art Omelette mit angebratenem Gemüse, super lecker!
Während Selena fährt, sitze ich am “Schreibtisch” und arbeite. Die Internetverbindung übers Handynetz funktioniert so ziemlich durchgehend, auch in den ländlichen Regionen.
Die Straße ist – abgesehen von ein paar kurzen Passagen mit Baustellen – vierspurig ausgebaut und nördlich von Ankara kommen wir auf die Autobahn. Wir machen eine kurze Kaffeepause. Die lange Strecke lässt sich wunderbar fahren, sodass Selena keine Ablösung braucht.
Circa 100 km vor Istanbul sind wir dann schon in der Metropolregion: entlang der Autobahn ist alles bebaut mit Wohnhäusern und Industrie. Der Verkehr wird kurzzeitig etwas dichter, aber wir sind dann schon gegen 20 Uhr im Zentrum von Istanbul. Durch den Eurasien-Tunnel (die Maut dafür bezahlen wir auch über den HGS-Sticker, den wir vor ein paar Wochen für die Nutzung der Autobahnen gekauft haben) kommen wir wieder nach Europa und landen ganz unkompliziert auf dem anvisierten “Wohnmobilstellplatz” an einem Sportplatz direkt an der Kennedy Caddesi. Das lief ja super! Wir haben uns weder verfahren noch standen wir im Stau.
Der Zuständige weist uns auf einen Platz zu und kassiert die 50 Lira (ca. 11 Euro) Gebühr für die erste Nacht. Auf dem Platz sehen wir zum ersten Mal seit langem wieder ausländische Wohnmobile – insgesamt 6 Stück!
Wir schlendern noch ins benachbarte Stadtviertel und essen in einem Kebap-Restaurant, bevor wir schlafen gehen.
Tag 74: Sonntag, 18. Februar 2018
Wir schlafen relativ lange und werden von einem krähenden Hahn geweckt. Ist der jetzt wirklich direkt am Bus? Ich schaue zum Fenster raus und ein Huhn läuft gerade unter den Bus. Und das mitten im Zentrum von Istanbul – toll! Wir stehen auf und entdecken einen Hahn mit drei Hennen und noch dazu ein Perlhuhn und viele Katzen.
Als wir nach dem Kaffeetrinken gerade aufbrechen wollen, kommt ein australisches Pärchen (Alex & Jordan) zu uns. Sie haben einen älteren Hymer, der in England zugelassen ist und mit dem sie jetzt durch Europa und die Türkei reisen. Wir unterhalten uns ewig, bekommen noch ein paar gute Tipps für die Stadt, da die beiden schon seit zwei Wochen hier sind. Auch eine vierköpfige englische Familie ist da und kommt zum Ratschen vorbei.
Kurz nach Mittag verabschieden wir uns dann und laufen los. Am Ufer entlang laufen wir in Richtung Bosporus.
Wir sehen die Blaue Mosche und den Topkapi-Palast schon mal aus der Ferne. Viele Einheimische und Touristen sind unterwegs und je mehr wir uns dem Goldenen Horn nähern, um so mehr ist los. Die Angler stehen stellenweise dicht gedrängt.
Über die Galata-Brücke kommen wir ins Viertel Karaköyu. Das Viertel rund um den Galata-Turm ist voll mit Menschen – gerade in der Fußgängerzone wird man schon fast geschoben. Wir gehen essen und kommen zum Taksin-Platz.
Von dort laufen wir über die Atatürk-Brücke vorbei an einem fast 2.000 Jahre alten Aquädukt wieder in unseren Bezirk Eminönü.
Dort shoppen wir noch Klamotten. Bevor wir wieder zurück zum Bus laufen, nehmen wir uns Dürüm Döner auf die Hand mit. Ohne Soße – wie üblich in der Türkei – aber wir haben ja im Bus noch was im Kühlschrank.
Wir sind reichlich geschafft und lassen den Tag ausklingen: wir sind heute über 20 km zu Fuß gelaufen!
Istanbul ist einerseits wirklich faszinierend, andererseits ist es eine fucking-riesige Stadt! Wie lange wir es hier aushalten werden, ist noch komplett offen.
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