8. bis 10. Januar 2018
Tag 33: Montag, 8. Januar 2018
Auf dem Weg von Pergamon (Bergama) nach Ephesos wollen wir Izmir mit über drei Millionen Einwohnern lieber auslassen – nach zu viel Stress ist uns gerade nicht. Aber im Vorbeifahren sehen wir die Skyline durch den Smog und im Sonnenuntergang noch ganz gut.
Also fahren wir und es kommt die erste mautpflichtige Autobahn. Hierfür benötigen wir einen sog. HGS-Aufkleber. Alle Tankstellen auf der Autobahn können uns wegen eines Computer-Ausfalls leider diesen Sticker nicht verkaufen.
An den Mautstellen können wir dann zwar durchfahren, aber die Ampel leuchtet orange statt grün, d.h. wir müssen uns später (innerhalb von 10 Tagen) an einer der Verkaufsstellen oder einem Postamt darum kümmern.
In Selcuk, dem Ort neben den Ausgrabungen von Ephesos, gehen wir abends in einen kleinen Grill zum Essen. Wir waren heute dreimal Essen und haben für uns beide gerade mal knapp 20 Euro dafür bezahlt. Warum haben wir gleich noch mal eine Küche in WHATABUS?
Für die Nacht parken wir direkt am sog. unteren Parkplatz der Ausgrabungen.
Tag 34: Dienstag, 9. Januar 2018
Nach dem Aufstehen kommt ein Türke zu uns, der sehr gut Deutsch spricht. Wir sollten doch bitte auf der anderen Seite parken, da wäre Platz für Wohnmobile. Hier würden wir nur den großen Reisebussen im Weg stehen. Ob das wirklich so voll wird? Aber egal, hören wir mal auf ihn. Dort steht auch ein großer Bus, der wohl zum Wohnmobil umgebaut ist. Er wohnt darin und lädt uns auch gleich zum Tee ein. Sein Job ist hier, Bücher über Ephesos zu verkaufen 😉 Ich kaufe ihm also einen Führer ab, wissend, dass er dann schon besser auf unseren Bus aufpassen wird. Er freut sich, gleich zu Beginn des Tages sein erstes gutes Geschäft gemacht zu haben.
Er erklärt uns außerdem, dass man mit dem Shuttle zum oberen Parkplatz fahren könnte und von dort nur einmal durch die Ausgrabungen gehen müsste. Doch wir beschließen, zu Fuß rauf und runter zu laufen – immerhin muss das gute Essen abtrainiert werden.
Die Anlagen von Ephesos sind tatsächlich beeindruckend und bisher das absolute antike Highlight unserer Tour!
Die Fassade der Bibliothek stellt alles in den Schatten! Wir sind mal wieder sprachlos.
Selbst die alte Toilettenanlage kann man besichtigen und auch das Bordell, wobei man in dessen Ruinen schon viel Phantasie braucht, um auf die alten Griechen neidisch zu werden 😉
Bis auf ein paar Asiatengruppen, die immer wieder durchströmen, haben wir das Gelände fast für uns – schön!
Zurück am Parkplatz möchte unser Buchverkäufer noch antike Münzen gegen alte Elektrogeräte von uns tauschen. Als er uns erklärt, dass die angebotenen Münzen über 3.000 Jahre alt wären (ich weiß aber, dass es tatsächlich Münzen erst seit gut 2.500 Jahren gibt) bin ich der Ansicht, dass wir jetzt genug “Schutzgeld” für die Bewachung von WHATABUS bezahlt haben und wir fahren weiter nach Pamukkale.
Auf der Autobahn können wir an einem Postschalter direkt an der Mautstelle endlich den HGS-Aufkleber erstehen und der Mitarbeiter versichert mir, dass auch die unbezahlte Maut vom Vortag somit beglichen sei. Wollen wir’s hoffen!
Weiter Richtung Pamukkale ist die Autobahn recht schnell vorbei und wir fahren auf Landstraßen weiter. Die Straßen hier überraschen uns übrigens. Sie sind in gutem Zustand, viele große Straßen sind vierspurig ausgebaut, bzw. werden gerade gebaut. Es gibt auch einige Pflasterstraßen mit Schlaglöchern, aber die werden sicher bald erneuert, so fleißig wie hier gebaut wird.
Nur die Beschilderung könnte man sich sparen, daran halten sich die Türken nämlich absolut gar nicht. Kleines Beispiel: Auf der Landstraße (die vierspurige Schnellstraße) gilt 90-110km/h. Also 90km/h für Busse, Wohnmobile und LKWs und 110km/h für PKWs. Ok, es fahren alle 100-120km/h. Selena überholt langsamere LKWs. Dann kommt eine Ortschaft mit Tempolimit 50km/h. Selena bremst ab auf 60-70km/h und wird von allen LKWs überholt, die sie zuvor überholt hatte. Dieses Spiel wiederholt sich zweimal, bis Selena in den 50er Zonen mit 80km/h durchfährt, und dann immerhin nur noch von der Hälfte der überholten LKWs überholt wird – lustig!
Nach dieser Fahrt mit leicht angepasstem türkischem Fahrstil, sehen wir schon bald die weißen Kalksinterterrassen von Pamukkale durch die diesige Luft. Von Nahem wirkt der Kalkberg wie ein künstlich angelegter Skihang.
Im sehr auf Touristen eingestellten Dörfchen gehen wir Essen, ins so ziemliche einzige Restaurant, wo uns niemand schon von der Straße aus reinziehen will. Der große Grillspieß draußen gefällt uns und wir bestellen zwei Portionen. Dass es sich dabei allerdings um Innereien handelt, sehen wir leider erst auf dem Teller, aber man muss ja alles mal probiert haben.
Danach suchen wir die Parkplätze der Umgebung nach einem geeigneten Nachtplatz ab. Auf dem offziellen Parkplatz oben auf den Terrassen dürfen wir nachts nicht parken und unten finden wir zum ersten Mal in der Türkei ein Schild mit “Camping verboten”.
Es gibt im Dorf wohl auch zwei ‘Campingplätze’ mit schlechten Bewertungen, aber die scheinen wegen Winter oder Verfall geschlossen zu sein. Wir stellen uns unterhalb der weißen Terrassen auf einen markierten Parkplatz und hoffen, dass das so in Ordnung ist…
Tag 35: Mittwoch, 10. Januar 2018
Die Nacht ist sehr ruhig, das Rauschen des Wassers aus den Quellen der Kalksinterterrassen direkt hinter dem Bus wirkt beruhigend.
Wir stehen früh auf, um den größten Trubel in den Pools und Ausgrabungen zu vermeiden. Da wir gerade die 750. Nacht in WHATABUS verbracht haben, will ich ein Jubiläumsfoto machen und da fliegen doch tatsächlich im Sonnenaufgang gerade drei Heißluftballons über uns und den Terrassen…
Als wir uns abfahrbereit machen, kommen schon die ersten Verkäufer zu uns und wollen uns Postkarten, Bücher und Kissenbezüge verkaufen. Wir fahren schnell zum nördlichen Eingang der Anlage und sind dort ganz alleine. Wir zahlen den Eintritt für die Ausgrabungen von Hierapolis und laufen die zwei Kilometer durch ein Feld mit alten Grabstätten, durch die alten Stadttore und vorbei an einem Amphitheater in Richtung Zentrum der Anlage.
Sehr beeindruckend!
Am Zugang von oben auf die Terrassen strömen schon die Massen vom südlichen Eingang. Ein Wächter maßregelt pfeifend die Besucher, die verbotenerweise mit Schuhen auf die Terrassen laufen.
Wir beschließen, dass wir erst mal in die “Antique Pools” gehen. Nach einem Erdbeben sind die Säulen etc. einfach eingestürzt und liegen seitdem im 36 Grad heißen Wasser der Thermalquellen. Cool! Da müssen wir rein. Das Baden kostet nochmal extra Eintritt, aber das ist es uns wert – Baden wie Kleopatra dies vor einiger Zeit auch schon tat…
Und wir haben die Pools ganz für uns alleine! Das warme Wasser tut so gut und wir genießen die Ruhe hier drin.
Wir planschen und tauchen zwischen den antiken Säulen und Steinen und haben Spaß mit unserer kleinen Kamera.
Erst nachdem wir wieder rausgehen, sehen wir das Schild, dass wir unsere Action-Cam gar nicht hätten mitnehmen dürfen…
Wir ziehen uns um – die kalten Außenduschen sparen wir uns, schließlich haben wir in WHATABUS eine schöne heiße Dusche – und trinken vor Ort noch einen türkischen Tee und essen zum ersten Mal Gözleme – sehr lecker – aber was ist hier eigentlich nicht lecker? Ok, der Innereien-Spieß vielleicht, aber sonst war alles bisher gegessene fantastisch!
Danach gehen wir nochmal zu den Terrassen, wo die Touristenschwärme gerade etwas weniger sind.
Auf dem Rückweg zum Nordeingang sehen wir erst, dass sich an der Hangkante noch viel mehr der natürlichen Becken befinden und teilweise darin auch noch antike Grabmäler stehen. Da diese aber ein paar Meter weg sind von den Hauptterrassen, ist hier gar nichts los – gut für uns.
Von Pamukkale machen wir uns am frühen Nachmittag wieder auf den Weg. Nächstes Ziel: Bodrum, also zurück an die Küste!
Hier seht ihr übrigens einen künstlichen Streifenwagen, die man öfter an den Landstraßen sieht, teils sogar mit blinkendem Blaulicht auf dem “Dach”. Das soll wohl die Autofahrer vom Rasen abhalten… aber das funktioniert nicht so ganz.
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