10. bis 15. Januar 2018
Tag 35: Mittwoch, 10. Januar 2018
Von Pamukkale wollen wir zurück an die Küste nach Bodrum. Dafür müssen wir ein Gebirge umfahren. Unterwegs gefällt uns die Landschaft mit vielen Kiefern so gut, dass wir beschließen, endlich mal wieder eine Tour mit den Mountainbikes zu machen. Wir fahren also runter von der vierspurigen Schnellstraße und parken WHATABUS ein paar Kilometer abseits am Straßenrand unter Kiefern. Schon als wir die Räder startklar machen, kommt der erste Einheimische. Ich gebe ihm zu verstehen, dass wir eine Runde trainieren wollen – wahrscheinlich dachte er, wir hätten eine Panne am Straßenrand – überall diese Hilfsbereitschaft!
Auf unserer Biketour begegnen wir noch mehr Dorfbewohnern, die sich sehr freuen und zurück grüßen, als wir ihnen winken.
Wir finden es gerade so entspannt, dass wir beschließen, hier einfach die Nacht zu bleiben und mal wieder zu kochen – Restaurants oder so was haben wir unterwegs nicht entdeckt. Wir lassen uns die frische Pasta aus Italien schmecken und Selena genießt mal wieder ein Gläschen Regensburger Hauswein von meinem Vater.
Die Jungs mit ihren Traktoren fahren öfter sehr langsam am Bus vorbei, starren beeindruckt und interessiert in unseren Bus und irgendwann liefern sie sich ein Beschleunigungsrennen – perfekte Abendgestaltung 🙂
Der Sonnenuntergang kann sich übrigens auch wirklich sehen lassen, oder?
Das Mobilfunknetz ist ganz passabel und wir können noch ein bisschen an den Notebooks arbeiten.
Tag 36: Donnerstag, 11. Januar 2018
Nachts hat es wieder angefangen ordentlich zu regnen… aber was soll’s. Wir fahren weiter und halten an einem der vielen Restaurants am Straßenrand. Der Chef kann sehr gut Englisch, er hat wohl an der Hotelfachschule in Bodrum studiert und dort auch gearbeitet. Wir lassen uns verwöhnen mit Gözleme (pfannkuchenähnliche Fladen gefüllt mit Kartoffeln, Spinat, Käse oder Fleisch), Omelette, Honig, Oliven… “Everything organic” sagt er uns und wir sind wirklich begeistert!
Fast alles wird in der familieneigenen Öko-Farm hergestellt. Da kaufen wir doch gerne noch Honig, Eier und getrocknete Paprika zum Mitnehmen ein.
In Bodrum regnet es immer noch in Strömen und wir beschließen in der großen und modernen Midtown-Plaza einen Shopping-Tag zu machen.
Danach fahren wir weiter, um uns im Dunklen noch ein Restaurant und einen Nachtplatz zu suchen. Erst hinter Akyarlar ist etwas offen: das Fener-Restaurant am Leuchtturm. Und davor parkt noch dazu ein deutsches Wohnmobil – das erste überhaupt seit wir in der Türkei sind!
Wir gehen also rein zum Essen und dürfen auf Nachfrage natürlich auf dem Parkplatz übernachten.
Als wir gerade im Bus sind, hören wir ein Rufen vor dem Auto: “Schlafts ihr scho?” – War das etwa bayerisch? Ja, Helmut steht da. Wir sind gerade auf dem Sprung in die Dusche, unterhalten uns aber noch kurz und verabreden uns mit ihm für den nächsten Morgen.
Tag 37: Freitag, 12, Januar 2018
Morgens treffen wir uns gleich mit Helmut zum Strandspaziergang und anschließendem Teetrinken.
Er gibt uns unendlich viele Tipps für die ganze Türkei. Bereits seit über 30 Jahren fährt er teils mehrmals jährlich mit dem Wohnmobil in die Türkei. Früher hat er außerdem Wandertouren und ganzen Reiserouten organisiert. Aber mittlerweile sind die Campingtouristen aus dem Ausland eigentlich komplett weggefallen. Das Land hat einen schlechten Ruf – schade, findet auch Helmut, das haben die Menschen hier nicht verdient. “Ich kenne kein Reiseland das sicherer ist.” Wie recht er doch hat, wir fühlen uns pudelwohl hier.
Außerdem zeigt uns Helmut einen ruhigen, öffentlichen Parkplatz ein paar hundert Meter weiter vom Restaurant, schön eben und unter Palmen. Wir entspannen am Strand, beobachten ein paar Kitesurfer und lassen den Tag gemütlich ausklingen.
Abends gehen wir noch mal ins Fener-Restaurant zum Calamares-Essen (auch ein Tipp von Helmut) – sehr lecker! Helmut gesellt sich noch ein bisschen zu uns, wir trinken Raki (also Selena und Helmut) und reden über das Reisen, Politik und dieses wunderschöne Land.
Tag 38: Samstag, 13. Januar 2018
Mit Helmut sind wir heute für den Wochenmarkt in Turgutreis verabredet. Wir warten gemeinsam auf den Dolmus, den örtlichen Minibus. Aber ein Einheimischer hält mit seinem Pickup und lädt uns alle zu sich ins Auto ein.
In Turgutreis schlendern wir dann durch die Stadt, erst mal auf den Textilmarkt und dann zum Suppenfrühstück in ein Restaurant.
Auf dem Wochenmarkt selber sind wir dann von der Auswahl begeistert. Helmut stiftet uns dazu an, alles zu probieren und wir kaufen auch gut ein: Oliven, Käse, Granatäpfel, Avocado, Quitten, Äpfel… alles super lecker und total frisch aus heimischem Anbau.
Vor der Rückfahrt gehen wir noch Kebab essen. Bei der Version im Fladenbrot fehlt in der Türkei ein wenig die Soße und Würze, aber lecker ist es trotzdem.
Mit dem Dolmus geht’s dann zurück. Wir wollen weiter, auch wenn es uns hier sehr gut gefällt. Wir verabschieden uns von Helmut, sind so dankbar für die vielen Tipps, die wir bekommen haben und das gute Gefühl hier weiter zu reisen. Helmut, wir sehen uns wieder!
Weiter geht’s noch mal durch Turgutreis an die Nordwestspitze der Halbinsel, wo wir an einem kleinen Hafen eine Pause zum Angeln und Fitnesstraining machen.
Wir fahren nach Bodrum, wo wir auf einem sogar bewachten Parkplatz parken und Richtung Hafen schlendern.
Wir erkundigen uns nach der Fähre auf die nächste Halbinsel Datça. Abgesehen davon, dass sie mit umgerechnet knapp 90 Euro für uns recht teuer wäre, gäbe es die nächste Verbindung auch erst am Dienstag. Dann fahren wir doch lieber auf der Straße.
In der Stadt gehen wir dann beide mal wieder zum Frisör… türkisches Verwöhnprogramm zu kleinem Preis – nur zu empfehlen!
In einem Grill- und Piderestaurant essen wir noch sehr lecker.
Zurück am Parkplatz fragen wir den Aufpasser, ob wir über Nacht bleiben dürfen. Kein Problem.
Tag 39: Sonntag, 14. Januar 2018
In der Früh zahle ich unserem Parkwärter die Parkgebühr von 25 TRY (knapp 6 Euro), er schmunzelt etwas. Offensichtlich hat er nicht oft nachts Nachbarn neben seinem Wärterhäuschen.
Wir fahren über teils recht ruppige Straßen weiter nach Osten und frühstücken unterwegs im Grünen unter Pinien – die Landschaft ist anders, aber mal wieder wunderschön.
Am Mittag landen wir irgendwo vor Çökertme an einer recht einsamen Bucht. Wir beschließen, den restlichen Sonntag hier zu verbringen. Hin und wieder kommen ein paar Pärchen und Familien zum Picknicken vorbei. Aber sonst gibt es in der Bucht nur uns und vier Kühe, die sich die Wiese mit uns teilen. Ich angle ein bisschen und wir packen die Fahrräder aus.
Mit den Bikes erkunden wir die Straßen weiter in Richtung Çökertme: mit den MTBs kein Problem, aber mit dem Bus hätten wir keine Chance. Da müssen wir uns bei der Weiterfahrt morgen eine Alternative suchen.
Die küstennahe Straße hat auch so einiges an Höhenmetern zu bieten, zwischendurch sind wir auf 200 m üNN.
In der Nähe unserer Traumbucht haben ein paar Reiche die Landschaft für sich entdeckt und dort wunderschöne Villen, teils noch im Bau, hingestellt.
Wir grillen zum Sonnenuntergang. Wird ja auch mal Zeit, dass wir unsere Vorräte an Essen aufbrauchen.
Tag 40: Montag, 15. Januar 2018
Der nächste Morgen verspricht wieder schönes Wetter und wir trinken entspannt unseren Kaffee am Meer.
Wir bringen unseren Müll weg, sammeln noch ein bisschen Müll vom Strand ein (viel weniger im Vergleich zu Griechenland) und sehen eine türkische Bäuerin bei den Kühen: sie werden gemolken – genial!
Schweren Herzens verabschieden wir uns von der ruhigen Bucht und fahren die Halbinsel so nah an der südlichen Küste entlang wie nur möglich in Richtung Akyaka. Die Landschaft ist beeindruckend. An einer Wasserstelle tanken wir Wasser – total unkompliziert in der Türkei.
Etwas östlich von Ören verläuft die Straße direkt an der Küste, allerdings ist es hier extrem steil. Aber irgendwann finden wir ein schönes sonniges Plätzchen zum Frühstücken.
Es geht weiter vorbei an der Stadt Marmaris auf die nächste Halbinsel: Datça. Wir füllen an einer Tankstelle unsere Dieselvorräte und es geht über bergige Strecke weiter. An einem Polizei-Kontrollposten (die gibt es in der Türkei sehr häufig) werden auch wir Ausländer zum ersten Mal rausgezogen und müssen unsere Ausweise zeigen. Der Polizist lässt uns sogar die Hecktüren öffnen und verabschiedet sich dann freundlich von uns.
Manchmal sehen wir rechts und links von uns das Meer, so schmal ist die Halbinsel teiweise. Esel, die hier wohl wild leben, stehen auch oft am Straßenrand.
In Mesudiye fahren wir an den Strand. Der feine Kiesstrand ist ziemlich menschenleer und wir parken direkt am Strand an einer der wenigen Lücken, wo keine Restaurantterrasse ist.
Wir schlendern ein bisschen am Strand entlang und durch das total verschlafene Urlaubsdorf. Es scheint, als wäre die Zeit stehengeblieben und alle warten gespannt, bis endlich wieder Sommer ist und der Alltag seinen gewohnten Lauf nehmen kann.
Ein paar wenige Restaurants haben geöffnet und so gehen wir auf eine der leeren Sonnenterrassen zum Essen, bevor wir uns beim Sonnenuntergang im Bus noch ein bisschen an den Notebooks an die Arbeit machen und diesen Bericht hier fertig schreiben.
Du schöne Türkei, wir freuen uns auf morgen!
zur Übersicht: Die WHATABUS-Wintertour 2017/18: Balkan und Kleinasien
Hallo Ihr Beiden,
vielen Dank für eure tollen Reiseberichte über die Türkei.
Da wird bei mir gerade wieder einiges gerade gerückt was die viele Negativ-Presse über die Türkei die letzten Woche in meinem Kopf produziert hat 😉
Wie sind denn eure bisherigen Erfahrung mit staatlichen “Institutionen”. Also gibt es auch positives oder negatives über Polizei, Grenzkontrollen etc. zu berichten.
Ich könnte mir vorstellen, dass man politische Themen auch besser nicht anschneidet oder die Menschen vor Ort dann eher verstummen. Gibt es da so eine bedrückte Stimmung?
Bin auf jeden Fall sehr gespannt auf eure nächsten Berichte. Vielleicht klappt es bei uns ja dann auch innerhalb der nächsten 2 Jahre mal mit einer längeren Türkei Reise. Unser Kastenwagen muss aber leider erstmal im Februar auch wirklich ausgeliefert werden 😉
Viele Grüße
Bruno
Hallo Bruno,
danke für Deinen Kommentar und sorry für die späte Antwort, Dein Kommentar ist irgendwie im Spam-Filter gelandet.
Mit Polizei, Zoll und Gendarmerie haben wir wirklich nur sehr gute Erfahrungen gemacht. Die Beamten waren immer sehr freundlich und auch froh, Touristen zu sehen.
Die Grenzübergänge waren total problemlos. Wir sind ja zwischendurch auch noch zweimal ausgereist (Zypern und Kaukasus).
Oft haben uns Türken auf die Politik von “Merkel und Erdogan” angesprochen, aber richtig ernst nimmt das eh keiner. Bedrückte Stimmung war sicher keine. Die Menschen waren sich alle mit uns einig, dass wir als Reisende und sie als Bevölkerung uns nicht von der großen Politik beeindrucken lassen sollen, sondern dass der Kontakt zwischen uns Menschen entscheidend ist. Und so war es immer fröhlich.
Wir können Dir die Türkei wirklich als Reiseziel nur empfehlen, wir werden auf alle Fälle wieder hinfahren.
Ganz liebe Grüße aus dem Bus, mittlerweile wieder in Bayern,
Marc
Grüße an das whatabus Team. Es ist wirklich schade, dass die Türkei gemieden wird. Ich habe von 2016 bis Ende 2018 dort (Alanya) gelebt und habe mich sehr wohl gefühlt. Ich werde auf jeden Fall wieder hinfahren. Von 2011 bis 2016 habe ich jedes Jahr mehrere Monate dort verbracht. Ich hatte immer meinen Geländewagen dabei und habe von Einheimischen immer wieder Tips für meine Ausflüge bekommen. Mein jetziges Gefährt ist ein Fiat Ducato, ausgebaut von Weinsberg, also ähnlich wie euer Gefährt.
Noch viel Spass bei euren Reisen.
Hauy
Hallo Ludwig,
ja, das Meiden der Türkei ist echt sehr schade. Die Leute, die nicht hinfahren bestrafen damit ja nicht die politische Führung des Landes, sondern einen Teil der Einheimischen direkt. Für die Volkswirtschaft des Landes spielt der Tourismus keine so große Rolle, wie viele vermuten. Aber doch gehen die ganzen Campingplätze so langsam alle vor die Hunde, weil kaum noch Camper kommen.
Die Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft der Menschen vor Ort ist echt riesengroß!
Schön, dass Du jetzt auch mit einem Kastenwagen zum Campen in die Türkei fährst. Bei Fragen einfach melden (Du kennst Dich aber sicher viel besser aus als wir) und berichte doch mal von Deiner Tour dort hin!
Viele Grüße aus dem Odenwald,
Marc und Selena