16. bis 19. Januar 2018
Tag 41: Dienstag, 16. Januar 2018
Von unserem Strandplatz in Mesudiye brechen wir bei Regen, der nachts wieder eingesetzt hat, auf in Richtung Spitze der Halbinsel Datça zur antiken Stadt Knidos.
Aber davor finden wir eine einsame Bucht mit Strand – wären wir doch am Abend davor noch ein paar Kilometer weiter gefahren. Aber so was weiß man ja nie vorher. Wir halten trotzdem und zum Frühstück gibt’s frische Pfannkuchen und Obst.
Schon einige Kilometer bevor wir in Knidos ankommen, stehen entlang der Straße recht gut erkennbar viele alte Baureste, ein Gräberfeld, das damals so weit reichte. In ihrer Hochphase war die Stadt wohl ähnlich bedeutend wie Athen. Heute werkeln hier schon seit Jahrzehnten Archäologen und bauen gerade z.B. das alte Amphitheater wieder auf.
Wir sind die einzigen Besucher, Eintritt wird auch nicht kassiert. Unser Hauptziel hier ist der Leuchtturm, um dort mal wieder einen Geocache zu suchen.
Mit unseren Wanderstiefeln laufen wir los und das Wetter bleibt auch trocken.
Danach fahren wir die Halbinsel zurück durch die Berge (teils auf über 500 m Höhe) nach Marmaris. Das Wetter ist hier wieder recht grau und es regnet. Wir parken WHATABUS und laufen in die Innenstadt und rund um die Burg. Auch der Marina mit schicken Läden statten wir einen Besuch ab.
Nach der kleinen Stadtbesichtigung fahren wir zu einem Pide-Restaurant, welches wir schon auf der Fahrt ins Zentrum erspäht hatten und genießen die Leckereien.
Im strömenden Regen geht’s noch ein bisschen shoppen, bevor wir bei Dunkelheit aufbrechen zu den heißen Quellen am See Köyceğiz Gölü. Wir parken direkt an den Quellen, die am Südufer des Sees liegen und sind gespannt, wie es am nächsten Tag bei Helligkeit wohl aussehen wird.
Tag 42: MIttwoch, 17. Januar 2018
Wir wachen auf, die Sonne scheint und wir sehen jetzt erst richtig, dass wir direkt am Ufer des Sees parken.
Die Quellen sind teils im Freien und teils in halbrunden Kuppeln. Eine der Kuppeln ist nur für Frauen, sonst ist überall gemischter Betrieb.
Wir bezahlen 4 Lira (knapp ein Euro) pro Person und 25 Lira (ca. 5,50 €) fürs Camping mit dem Wohnmobil. Es gibt nämlich tatsächlich einen Campingplatz dort, den wir in der Dunkelheit aber um ein paar Meter verfehlt haben.
Die Quellen sind noch wärmer als die in Pamukkale und riechen ordentlich nach Schwefel. Immer wieder müssen wir aus dem heißen Wasser raus, weil wir, wie beim Saunieren, Pausen brauchen zum Abkühlen. Der See bietet sich zur Abkühlung natürlich an, aber dafür sind wir zu weich 😉
Ein Türke kommt zu uns und spricht uns auf Englisch an. Er ist zum Feiern und Enstpannen mit Freunden hier. Er freut sich sehr, dass wir als Deutsche in der Türkei Urlaub machen. Die politischen Unstimmigkeiten unserer Kanzlerin und des Staatspräsidenten können uns allen doch egal sein. Alle Menschen haben ein Herz und zwei Augen – das wäre doch das Entscheidende. Schöne Worte!
Im Restaurant der Therme essen wir noch direkt am Ufer des Sees, bevor den Schwefelgestank abduschen (natürlich im warmen Bus, die Duschen des Bades sind eiskalt).
Nach den entspannten Stunden fahren wir ein paar Kilometer weiter in Richtung des Strandorts Ekincik. Dort parken wir WHATABUS etwas außerhalb an einer Schotterstraße in der Steilküste und radeln mit den Mountainbikes los. Wir wollen beim Training mal wieder erkunden, ob die Piste in Richtung Dalyan auch für WHATABUS fahrbar wäre. Unterwegs treffen wir Bauern, die im Steilhang sehr mühevoll Oliven ernten. So wie sie uns ganz freundlich grüßen und lachen, ist uns aber schon auch klar, dass sie uns für verrückt halten, mit Rädern hier den Berg hochzuradeln.
Im Sattel auf gut 300 Höhenmetern verschnaufen wir kurz und genießen den Ausblick, bevor wir wieder zum Bus abfahren.
Die Piste wäre bei Trockenheit vielleicht auch für uns zu schaffen (zumindest bis zum Sattel), aber durch den Regen ist sie stellenweise sehr rutschig.
Im Bus kochen wir mal wieder Pasta und machen uns beim Serienschauen einen gemütlichen Abend im Bett.
Bei uns läuft übrigens gerade die zweite Staffel der Serie Lillehammer, wo wir ja letztes Jahr auf unserer Wintertour waren…
Tag 43: Donnerstag, 18. Januar 2018
Es hat die ganze Nacht geregnet und gestürmt. Auf der Piste hätten wir keine Chance. Um nach Dalyan zu kommen, würde uns das Navi komplett nördlich um den See schicken. Wir haben aber von einer Fähre über den Kanal vom See ins Meer gelesen. Also fahren wir vorbei an den Schwefelquellen an den Kanal. Dort liegt tatsächlich eine kleine Fähre – aber am anderen Ufer. Wir hupen und versuchen jemanden zu erspähen.
Da sich nichts tut, drehen wir um. Da kommt uns ein türkisches Auto entgegen, das auch hupt. Also fahren auch wir zurück und siehe da: jemand steigt in die Fähre und sie fährt los an unser Ufer. Wir können drauf fahren und mit uns und dem anderen Auto ist sie auch schon voll. Der Fährmeister verlangt 20 Lira (ca. 4,40 €) und wir sind, dank rasanter Fahrt, ruckzuck am anderen Ufer, wo wir rückwärts runterfahren müssen – spannend!
In Dalyan kaufen wir bei einer Bäckerin Brot ein und fahren weiter an den bekannten Schildkröten-Strand Iztuzu zum Frühstücken.
Es windet immer noch ordentlich und wir gehen am Strand spazieren, wo niemand außer uns und ein paar Aufpassern unterwegs ist. Schildkröten sehen wir dort keine. Gerade ist aber auch keine Saison: zum Eierlegen kommen sie im Frühjahr / Frühsommer. Im Sommer schlüpfen dann die Jungen.
Wir schlendern noch zum Sea Turtle Rescue Center und lesen dort die Tafeln. Und tatsächlich ist eine Mitarbeiterin da, die uns auch noch in die Klinik führt. Eine Patientin sehen wir in einem Becken, eine Süßwasserschildkröte, deren Panzer verletzt ist. Zwei Meeresschildkröten sind gerade in der Intensivstation. Da die aber auf Sommertemperatur geheizt wird, dürfen wir diese Patienten verständlicherweise nicht besuchen.
Wir fahren weiter nach Fethiye. Irgendwas quietscht mittlerweile super laut beim Fahren an der Hinterachse. Der Overlandkadett Alex stellt per Whatsapp eine Ferndiagnose, dass wir die Bremsen mal in einer Werkstatt checken lassen sollen, irgendwas ist verschmutzt, korrodiert oder sitzt fest.
Als erste Maßnahme steuern wir eine Tankstelle mit Dampfstrahler an.
Das Geräusch ist weg – leider nur kurz. Also sollten wir uns in nächster Zeit nach einer Werkstatt umschauen. Aber erst mal parken wir im Zentrum von Fethiye und schlendern durch die bazarähnlichen Einkaufsstraßen.
Zum Essen gehen wir natürlich auch – so langsam kneifen die Klamotten doch etwas, wir genießen wohl doch zu viel 🙂
Zum Nachtisch decken wir uns trotzdem noch mit Baklava und Keksen ein – wir sind ja viel gelaufen heute.
Danach fahren wir im Dunklen an den Strand der Lagune von Ölüdeniz . Ohne Tageslicht und komplett in der Nebensaison sieht das Ganze nicht so prickelnd aus. Und bei der Suche nach einem Nachtplatz tun wir uns auch schwer. Irgendwann landen wir ein paar Kilometer südlich direkt am Rand der Straße in der Steilküste. Morgen früh soll die Sonne scheinen, da wird das dann hoffentlich alles schön aussehen…
Tag 44: Freitag, 19. Januar 2018
In der Früh stehen wir noch im Schatten des Berges, der oben in der Nacht weiß eingeschneit wurde. Der Strand wirkt von oben gesehen ganz nett, ist allerdings überall großflächig verbaut.
Wir fahren also zurück nach Fethiye und suchen eine Werkstatt. Wir landen in einem Viertel voll von Kfz-Werkstätten… gleich mehrere Blocks davon und überall ist richtig Betrieb.
Wir halten also an der ersten, die eine freie Hebebühne hat. Der Chef spricht Englisch, ich erkläre ihm unser Problem. Mit dem sind wir bei ihm komplett falsch, bei ihm gibt’s nur Ölwechsel. Sein Mitarbeiter zeigt uns den Weg zum Spezialisten: eine Werkstatt mit Prüfstand, die nur Bremsen macht.
Auch hier spricht der Chef Serkan Englisch und fährt WHATABUS sofort auf den Prüfstand. Seine Analyse ähnelt der vom Overlandkadetten. Der Bus wird also schnell mit dem Wagenheber hinten aufgebockt und die Bremse geöffnet.
Er vermutet die Ursache bei der Handbremse, die Bremsen hinten sind ja noch neu. Wir müssten aber ohne große Ersatzteile auskommen, Reinigen und Einstellen sollte reichen. Natürlich werden wir auch wieder sofort zum Tee eingeladen – ein Nein dazu wird hier definitiv als unhöfliche Geste verstanden.
Er macht sich mit seinem Mitarbeiter an die Arbeit. Ich bitte, ihn auch noch vorne die Bremsen zu checken. Er meint, dass die Beläge nicht mehr die besten sind, aber noch reichen müssten, bis wir wieder zurück in Deutschland sind. Ich bitte ihn trotzdem darum, vorne die abgefahrenen Beläge zu erneuern. Da das dann doch etwas dauert, lässt er seine Jungs weiterwerkeln und geht mit uns zum Mittagessen in eins der kantinenähnlichen Restaurants im Viertel. Natürlich werden wir eingeladen und unterhalten uns bestens.
Zurück in seiner Werkstatt ist der Wechsel und das Reinigen fast fertig. Er präsentiert mir die Rechnung, Ca. je 10 Euro fürs Reinigen vorne und hinten, 30 Euro für die neuen Beläge und 25 Euro für die Arbeitsleistung – 75 Euro in Summe. Was will man mehr? Das zahlen wir natürlich gerne und legen noch was für die Teekasse drauf. Er versorgt uns noch mit Tipps für Sehenswürdigkeiten und Restaurants in der Umgebung und wir verabschieden uns.
Wir steuern dann auch gleich das Geisterdorf Kayaköy an, das Serkan uns sehr ans Herz gelegt hat. Allerdings beginnt auf der gerade mal 10 km langen Fahrt schon wieder ein komisches Geräusch, das dort angekommen noch viel schlimmer als vor dem Werkstattbesuch ist. Das verlassene Dorf sehen wir also nur von der Ferne, da wir beschließen gleich noch mal zu Serkan in die Werkstatt zu fahren.
Dort angekommen setzt er sich gleich hinters Lenkrad und dreht eine Runde mit WHATABUS. Als er zurückkommt, meint er, dass er irgendwas zu fest eingestellt hätte und behebt das sofort. Allerdeing meint er auch, dass die “Handbremse nicht mehr die neueste wäre”. Die könnte er uns am nächsten Tag zum reinen Materialpreis von 30 Euro wechseln. Wir vereinbaren also gleich einen Termin.
Da es sich nicht lohnt weit zu fahren, suchen wir einen Parkplatz im Zentrum und gehen an der langen Hafenpromenade spazieren.
Wir entdecken sogar einen Parkplatz mit türkischen (Dauer-)Campern!
Nach dem immerhin 11 km langen Spaziergang gibt’s Abendessen im lokalen Fast Food-Restaurant “Dönerking”. Ich erwische mal wieder Innereien – aber das Dürüm mit Leberstückchen ist nicht mal so schlecht.
Zum Nachtisch fallen wir in ein Café ein und bestellen zwei Stücke Kuchen und ein Dessert – das ist aber alles so mächtig, dass wir uns die beiden Stücke Kuchen fast ganz einpacken lassen und sie mitnehmen.
Beim Spaziergang haben wir in der Marina der Segler entdeckt, dass es warme Duschen und Münzwaschmaschinen gibt. Die Damen im Info-Office verkaufen uns gerne eine paar Jetons für die Maschinen und erlauben uns auch zu Duschen. Wir packen also im Bus die Wäsche und die Duschsachen zusammen. Zum ersten Mal auf der Tour duschen wir auswärts! Die Waschmaschine und der Trockner sind qualitativ nicht so der Brüller, so dass wir nach der Hälfte der Wäsche aufgeben. Dafür müssen wir über Nacht noch einen ganzen Schwung Wäsche zum richtigen Trocknen ausbreiten. Dann geht’s ab ins Bettchen mit der Hoffnung, dass Serkan morgen alles wie neu macht…
zur Übersicht: Die WHATABUS-Wintertour 2017/18: Balkan und Kleinasien
Jan und Tini aus Rostock, wir lesen sehr viel von euch und sind jetzt echtmal gespannt wie eure Rückfahrt aussieht bzw. wo sie lang geht?
Hey Ihr 2,
das freut uns sehr!
An den Rückweg wollen wir noch gar nicht denken… deswegen wissen wir auch noch überhaupt nicht, wo die Rückfahrt entlang geht. Das machen wir immer spontan. Oder habt Ihr Tipps für uns?
Liebe Grüße aus der Türkei,
Marc und Selena
Ein wirklich unvoreingenommenes Urteil kann man nur über Dinge abgeben, die einen nicht interessieren, und das ist zweifellos der Grund, daß unvoreingenommene Urteile immer wertlos sind.
Liebe grüße an euch aus dem Schwarzwald
Camper paar cengiz und Dilek
Wie wahr!
Schöne Grüße zurück in den Schwarzwald, wieder aus der Türkei (ist so toll hier, dass wir gleich noch mal herfahren mussten 🙂
Marc und Selena