Wir sind leidenschaftliche Freisteher! Da wir schon häufiger gefragt wurden, warum wir so gerne wild campen, haben wir unsere persönlichen sieben Top-Argumente für Euch zusammengestellt. Dass Freihstehen aber nicht nur positiv ist und was zu beachten ist, lest Ihr weiter unten.
Argument 1
Die Nähe zur Natur
Für uns persönlich gibt es nichts Schöneres als mitten im Nirgendwo zu Stehen.
Sei es im Wald, auf einer Wiese oder am Strand.
Egal wo, wir wollen die Natur spüren und die Ruhe genießen. Ausschlafen, die Türen aufreißen und halbnackt in der Morgensonne weiterschlafen ohne sich Sorgen machen zu müssen, dass einer guckt (und falls uns ein Jäger sieht, dann lassen wir ihm den Spaß 🙂 )
Der Wildnis lauschen – der rauschende Wildbach, der röhrende Hirsch, die zwitschernden Vögel…
Kitschig was? Aber meistens erleben wir das wirklich so.
Argument 2
Freie Platzwahl
Kein Reservieren, kein Bangen, ob noch ein Plätzchen frei ist, wenn man nicht reserviert hat, kein Suche nach dem nächsten Stell- oder Campingplatz in der Nähe, kein enges Stehen in der Hochsaison, kein Anstehen am Badehaus – nein, einfach da hinstellen, wo es uns gefällt: das ist es, was für uns das Freistehen so wertvoll macht.
Außerdem wollen wir immer mobil sein und die Möglichkeit haben zu jeder Tages- oder Nachtzeit den Platz zu wechseln, wenn uns danach ist.
Argument 3
Geld sparen
Na klar, wenn wir das nicht erwähnen würden, wären wir nicht glaubwürdig. Gerade auf längeren Trips (z.B. unsere Kanaren-Tour) geht der tägliche Stellplatz bzw. Campingplatz schon ganz schön ins Geld.
Oft sehen wir es einfach nicht ein, an die 20,- pro Nacht (wenn’s denn langt) für einen sehr unattraktiven Stellplatz zu zahlen. Ist der Stell- oder Campingplatz aber schön und nicht zu voll, bleiben wir gerne mal ein bis zwei Nächte. Vor allem wenn man Deutschland verlässt, werden die Campingplätze schnell attraktiver – zumindest für uns.
Wir nutzen auch ab und an natürlich die Ver- und Entsorgung von Stellplätzen. Dafür zahlen wir selbstverständlich. Freistehen machen wir sicher nicht aus finanziellen Gründen.
Argument 4
Nachbarn
Wir wissen nicht, was wir falsch machen… aber wenn wir auf offiziellen Plätzen stehen, haben wir oft so ganz spezielle Nachbarn.
Nicht nur dass jeder bei jedem mithören kann, was gerade gesprochen (oder gestritten) wird. Nein, man darf sich jede Hund-Zurufe (“Mobserl, kommmmm, ja komm her, jetzt komm sofort heeeeeer!”), Kind-Zurechtweisungen (“Lieselotte, du sollst deine Popel net ans andere Wohnmobil schmiern!”) und das allerschlimmste – Helene Fischer anhören.
Wir sind da vielleicht überempfindlich, zudem treiben wir es gerade ein bisschen auf die Spitze, aber uns gefällt das einfach nicht.
Das heißt nicht, dass es beim Freistehen keine Nachbarn gibt – Hah, die gibt es! Die sind allerdings oft sehr tiefen-entspannt, vor allem im Süden, da wird gern gekuschelt und dann kuscheln wir gerne mit 🙂
Argument 5
Flexibilität
Check In: ab 15:00 Uhr
Check Out: bis 10:00 Uhr
Mittagspause: 12:00 – 13:30 Uhr (zu dieser Zeit ist die Schranke geschlossen)
Brötchenabholung: 07:00 – 07:30 Uhr – Brötchen bitte bis um 14:00 Uhr am Vortag vorbestellen
Öffnungszeiten “Schmankerlwagen”: Mo 11:00-16:30 Uhr; Di geschlossen, Mi 15:00-20:00 Uhr, Do 08:00 – 11:30 Uhr (nur kalte Küche), Fr 16:00-21:30, Sa und So 14:00-20:00 Uhr – Spareribs bitte bis 14:00 Uhr am Vortag vorbestellen
Nachtruhe: 22:00 – 06:00 Uhr
Müssen wir dazu noch mehr sagen?
Argument 6
Sex
Es ist so – unser Bus wackelt ja schon beim Einsteigen und seit einiger Zeit quietscht er noch dazu beim Fahren und eben bei Bewegungen im Schlafgemach.
Und wenn dann noch das Nachbarkind am Frühstückstisch fragt: “Mama, warum wackelt denen ihr Auto so?”
Also ganz ehrlich: Das geht gar nicht! Sex auf einem Stell- oder Campingplatz, sei er voll oder nicht – das macht keinen Spaß. Wir wollen uns auch nicht gegenseitig die Kissen ins Gesicht drücken, um ja keinen Laut von uns zu geben und dauerhaft “wackelarme” Bewegungen gehen halt auch nicht.
Deswegen erst recht: ab in die einsame Wildnis!
Argument 7
Regelwerke
Was haben wir schon oft kopfschüttelnd die “Platzregeln” gelesen, oder auf anderen Blogs irgendwelche “Fehler beim Camping” – da vergeht uns beim Durchlesen schon die Lust auf Urlaub.
Wir wollen gar nicht genau ins Detail eingehen, das würde ausarten. Aber klar, ganz ohne Regeln geht’s nicht.
Doch bei manch einem Regelwerk, das gefühlt dicker ist als die deutsche Steuererklärung – nein danke.
Dass man beim Freistehen keine Regeln einhält, ist allerdings keineswegs der Fall. Aber lest dazu unten mehr bei unseren Ratschlägen.
Ratschläge
Natürlich reiten wir gerade viel auf den klassischen Vorurteilen der spießigen Camper rum, aber genauso müssen wir uns mit den uns entgegengebrachten Vorurteilen rumärgern.
Deshalb noch ein paar wertvolle Ratschläge, die für uns beim Freistehen ganz selbstverständlich sind.
- MÜLL MITNEHMEN!
Ein umweltbewusstes Handeln ist einfach Grundvoraussetzung wenn man in der freien Natur steht. Nein, eigentlich nicht nur in der Natur, überall.- PARK- UND DURCHFAHRTSVERBOTE BEACHTEN
Wenn es verboten ist, halten wir uns dran und suchen woanders weiter und zwar immer!
- NICHT IN CAMPING- ODER STELLPLATZNÄHE ÜBERNACHTEN
Wie oft haben wir das schon gesehen, dass ein Parkplatz am See oder noch besser ein Strandfleck am Meer in direkter Nähe eines offiziellen Platzes genutzt wird, nur um nichts zahlen zu müssen. Diese Ignoranz können wir nicht verstehen und sie nervt. In touristischen Gebieten, wo es nun mal viel Camperinfrastruktur gibt, zahlt man entweder für die Nacht, oder hofft nicht auf einen Platz in der ersten Reihe am Wasser, sondern sucht sich etwas unauffälligeres.- KEIN LAGER AUFSCHLAGEN
Also keine Wäsche aufhängen, kein Vorzelt aufbauen, keine Plastikplane vor den Eingang legen. Wir packen schon mal nach einer anstrengenden Wanderung die Stühle aus, aber sämtliche Möbel kommen spätestens für die Nacht ins Auto. Und wer jetzt wieder meint, ein Kastenwagen ist total unaufällig – Nein! Die, die dich erkennen wollen tun es sofort, nur dem Laie fällst du wahrscheinlich nicht auf, aber das tun die anderen Wohnmobile auch nicht.
- FREUNDLICH SEIN
Wir stehen ja nicht nur in der einsamen Wildnis, oft sind wir auch auf einem Dorfplatz, einem Friedhof, einem Wanderparkplatz etc. Und da gibt es Menschen. Und die gucken gerne mal neugierig, wer wir sind und was wir machen. Für uns die goldene Regel: Immer nett grüßen (wenn wir es können in der jeweiligen Landessprache), dann wird man nett zurück gegrüßt und wir wirken nicht mehr ganz so fremd.
- DA STEHT SCHON JEMAND
Wenn wir einen einsamen Schlafplatz anpeilen, an dem schon ein Wohnmobil steht (oft Wanderparkplätze), sagen wir kurz “Hallo” und fragen, ob es OK ist, wenn wir uns daneben stellen. Wir haben noch nie ein Nein gehört, aber für uns gehört es zum Anstand.
- STEHDAUER NICHT ÜBERREIZEN
Generell ziehen wir nach einer Nacht weiter. Ist der Platz super genial und wir stören keinen, dann bleiben wir auch mal zwei, drei Nächte. Da wir beide allerdings eher Hummeln im Arsch haben, artet das nie aus.- PARK4NIGHT IST KEIN FREISCHEIN ZUM WILDCAMPEN
Wir sind überhaupt keine Freunde dieser App. Schöne, einsame Plätze werden dadurch rar. In Griechenland beispielsweise, haben wir die App genutzt, um zu schauen, dass unser aktueller Standort NICHT in dieser App aufgeführt ist und wir tatsächlich Ruhe haben. Das ist mitunter auch ein Grund, warum wir unsere Freistehplätze für uns behalten – hier lest Ihr mehr
Zu guter Letzt die ungeschminkte Wahrheit: Wir stehen nicht immer auf solch genialen Traumplätzen, wie die Bilder oben suggerieren.
Und es kann manchmal auch nerven, wenn man keinen schönen oder gar keinen Platz findet und man dann irgendwo parken muss, weil man einfach müde ist. Dann landet man schon mal in Wohn-, Gewerbe- oder Industriegebieten.
Zudem müssen wir trotzdem regelmäßig Stellplätze anfahren, weil das Klo und der Tank geleert werden muss oder wir frisches Wasser brauchen. Das gehört zum Freistehen dazu.
In unseren mittlerweile knapp 840 Nächten (Stand: 04/2018) in WHATABUS hatten wir zwei negative Zwischenfälle – ein Überfall in Sarajevo und ein Angriff auf Zypern. Diese beiden Erlebnisse haben uns ziemlich mitgenommen, dennoch sind 2:840 eine recht gute Statistik, oder? Es wäre trotzdem schön, wenn sich das nicht wiederholt.
Wir stehen immer noch gerne frei. Doch ab und zu suchen wir gerade in der Nebensaison in touristischen Gebieten schöne Stell- oder Campingplätze auf. Wenn keine Schulferien sind, ist es meist recht ruhig und idyllisch. Auch eine richtige Dusche mit längerer Wasserlaufzeit wissen wir dann sehr zu schätzen. Und unser WHATABUS freut sich dann auch mal über “echten” Strom aus der Steckdose. Und ganz ehrlich, unsere Außenküche packen wir beim Freihstehen auch nicht so großzügig aus wie wir es auf einem offiziellen Platz gerne machen.
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Hey ihr zwei, super Artikel! Wir sind ja auch bekennende Freisteher und können alles zu 100% unterschreiben! Ich hätte aber nicht gedacht, dass ne Luftfederung quietscht, da müsstet ihr mal unsere LKW-Blattfedern hören! 😉 😛
Liebe Grüße aus dem Herman,
Micha
Moin Marc,
für alle sieben Punkte beide Daumen hoch.
Die Preise finde ich mittlerweile teilweise abenteuerlich.
Und beim freistehen kann man aufregende Dinge erleben ;-). Wir standen vor kurzem auf dem Parkplatz eines Einkaufszentrums als gegen Mitternacht bei Punkt 6 die Alarmanlage eines Elektronikmarktes auslöste. Minuten später waren wir von gut ein Dutzend Polizeifahrzeugen umringt. Von uns wollten sie übrigens nichts.
Gruß
Andreas
Die entscheidenden Argumente sind Nr. 4 und 1. Es ist kein Spaß, wann man mit störenden Faktoren umgehen muss. Es geht um Lebensqualität.
Hey,
euer Artikel spricht mir aus der Seele und ich habe mich köstlich amüsiert 🙂
Wäsche aufzuhängen lässt sich bei uns leider nicht vermeiden. Hier in Griechenland gibt es nämlich keine Waschsalons, in denen wir das Zeug direkt trocknen können. Aber das machen wir immer so versteckt, dass es niemanden stört.
In den letzten 13 Monaten hatten wir ebenfalls noch kein schlechtes Erlebnis, dafür unglaublich viele tolle!
Liebe Grüße vom Strand 😉
Nima
Hey!
Wir können den Argumenten nur zustimmen. Sind jetzt seit einem Monat in Frankreich unterwegs und haben dabei nur 3 Campingplätze zum Wasser auffüllen, Internet nutzen und Wäsche waschen angesteuert. Für den Rest standen wir an den schönsten Plätzen (in den Bergen, am Strand, an einer alten Kirche, am Fusse eines Leuchtturms…) und wurden kein einziges Mal gestört. Auch was die Regeln betrifft (Müll, freundlich grüssen, Lager aufschlagen etc.) achten wir immer darauf einen positiven Eindruck zu hinterlassen, sollten wir denn beobachtet werden 🙂 Toller Artikel!
Liebe Grüsse,
Patrick & Tascha
Servus,
bei den teilweise wirklich unverschämten Stellplatzgebühren kommt für uns auch fast nur freies Übernachten in Frage ! Wir waren gerade wieder ein paar Wochen in Frankreich unterwegs, für uns das Wohnmobil-Land schlecht hin, hier kann man fast überall frei stehen, Wasser gibt es nahezu in jedem Ort irgendwo und ganz davon abgesehen fährt man ständig an irgend einer VE-Station vorbei. Sehr schade ist es in Österreich in Tirol, wo das “Wildcampen” grundsätzlich überall verboten ist, das macht es uns als begeisterte Schifahrer im Winter nicht immer einfach. Aber auch dort findet man fast immer irgendwo ein ungestörtes Plätzchen.
Liebe Grüße
die Angie und der Tom
Super geschrieben, da können wir uns nur anschließen!
Hallo Marc,
beim Stöbern im Pösslforum bin ich zu Deinem Blog und später zu diesem Beitrag gekommen. Selten schreibe ich Kommentare, doch Deinen Worten kann ich nur 100% zustimmen! Auch wir campen mit der gleichen Einstellung wie Du.
Ich wünsche Dir eine gute Zeit mit Deinem fahrbaren Zuhause..
Hallo Sibi,
das freut uns sehr zu lesen! Schön, dass es noch mehr Menschen mit dieser Einstellung gibt.
Wir wünschen Dir auch viele tolle Touren!
Mit was für einem Bus bist Du denn unterwegs?
Liebe Grüße, Marc und Selena
Guten Morgen Selena und Marc,
mit einem Pösssl Two Win Bj. 2009. Haben wie viele, einiges nachgerüstet. Camper seit einigen Jahrzenten. Erst Wohnwagen und VW Bus,der aber nicht umgebaut war, sondern Familienkutsche mit Schlafgelegenheit, Nach drei Jahrzenten und dem dritten VWBus in Folge, dann den “Dicken”. Bewußt für einen Kastenwagen entschieden aus den selben Gründen wie ihr. Habe seitdem ich eure Seite gefunden habe, fast jeden Tag hier gelesen und auch von euch berichtet, bischen Werbung muss sein;-). Ich wünsche euch noch eine gute Zeit und schaue jetzt mal, ob ihr wieder was neues zu berichten habt.
Alles Liebe und allzeit gute Fahrt!
Sibi