4. bis 6. März 2020
Tag 76: Mittwoch, 4. März
Bevor ich mich auf den Heimweg machte, wollte ich unbedingt noch meine Wäsche waschen – in Italien gibt es ja in fast jedem Dorf einen SB-Waschsalon, in San Vito Lo Capo sogar mehrere, das wollte ich natürlich noch ausnutzen. Während die Maschinen ihren Job erledigten, kehrte ich im Café am Kirchplatz ein und genoss die Sonnenstrahlen.
Richtig, Sonnenstrahlen – eigentlich hatte der Wetterbericht für den ganzen Tag Regen angekündigt. Aber so war auch schon beim morgendlichen Aufstehen sehr gemischtes Wetter – erst ein kurzer Duscher, dann wieder Sonne.
Am Kap liegt auch das Naturschutzgebiet des Zingaro, wo ich zumindest kurz vorbeifahren wollte (ok, ich bin ehrlich, ich hatte mehr Lust auf die landschaftlich schöne Straße dorthin 😉 und die Straße war es auch wert). Zum Wandern war es mir zu kalt und regnerisch (ja, es kam mal wieder ein Schauer durchgezogen). Und danke für die vielen Tipps, auch mit dem Baden unter Fischen, aber: es ist Winter. Auch wenn meine Fotos teilweise sonnig aussehen und deswegen einen wärmeren Eindruck vermitteln, es ist definitiv zu kalt, um ins Wasser zu hüpfen – das Wasser und auch die Luft.
Zurück im Hafen von San Vito Lo Capo setzte ich mich wieder an die Arbeit und schon kamen Anita und Rolf von womoblog.ch mit ihrem Knutschi angerollt. Zuletzt hatten wir uns in Bern auf dem Suisse Caravan Salon gesehen und es gab natürlich viel Camper-Talk zu bereden (und ich hab Rolf sicher wieder genervt mit meinen Fragen zu seiner Profi-Radkarriere…). Abends gingen wir gemeinsam zum Pizzaessen im Ort.
Tag 77: Donnerstag, 5. März
Nach dem Aufstehen und einem ersten Ratsch mit Anita und Rolf beim Kaffeetrinken, setzte ich mich an die Arbeit am Notebook, während die beiden schon mal die paar Kilometer an den Strand der Baia Santa Margherita fuhren.
Dann hieß es für mich nach gut einer Woche Abschied nehmen von San Vito Lo Capo. Um mir etwas des angenehmen Klimas dort mitzunehmen, stoppte ich beim Gemüsehändler und kaufte Zitrusfrüchte – Zitronen und Orangen von der Sorte “Vaniglia” (Danke, Ines und Jens für den Tipp, die sind mega!) und tankte an der Quelle in Macari noch mal Wasser.
Zur Verabschiedung von Anita und Rolf hielt ich am Strand der Baia Santa Margherita an. Sie wollten den Tag noch gemütlich weiter gehen lassen und erst am nächsten Tag nach Erice fahren. Wir sehen uns wieder, in der Schweiz oder liebend gerne auf Tour irgendwo in der Welt!
Die Fahrt nach Erice war nicht weit und die letzten Kilometer mit vielen Spitzkehren rauf auf den Felsen fand ich genial. Leider waren da so viele Kurven, dass ich keine Fotos machen konnte.
Ich verzichtete auf den Wohnmobil-Parkplatz, der etwas weiter vom Zentrum entfernt war und steuerte den kostenpflichtigen Parkplatz am Stadttor an. Kostenpflichtig erst ab Mitte März, wie ich vor Ort erfuhr. Und es war auch nichts los. In Summe sah ich noch fünf andere Touristen! Absolute Nebensaison halt, noch dazu während der nachmittäglichen Siesta. Wenn ihr eine Stadt sehen wollt, die so wirkt, als ob nach einer Zombie-Apokalypse alle normalen Menschen ausgerottet wurden und nur ein paar geschäftstüchtige Zombies auf euer Geld warten, kommt in der Nebensaison her. Vor den offenen Restaurants und Läden standen die Mitarbeiter und belauerten einen nämlich, ob man nicht reingehen wollte. Sehr unangenehm.
Ich ging in das berühmte Kaffee, wo die leckeren süßen Backspezialitäten von Maria verkauft werden. Angeblich ist sie die letzte, die noch die Rezepte aus dem Kloster kennt. Wenn sie stirbt, würde eine Tradition sterben – so hab ich es in einem Fernsehbericht gesehen. Dass sie allerdings mit vielen Helfern bäckt und die die Rezepte eigentlich kennen müssten, vergisst man bei dieser Art der geschäftstüchtigen Legendenbildung. Die Auslagen in der Vitrine sahen jetzt auch nicht weltbewegend aus. Ich entschied mich zunächst für etwas pikantes, ein Stückchen Focaccia mit Thunfisch. Das war so unlecker und vom Einwegteller mit Einwegbesteck, dass ich mich gegen die Süßwaren entschied – noch dazu wurde an der Kasse dann ein total überteuerter Preis aufgerufen.
Jetzt muss ich es mir mal wieder ganz deutlich selber sagen: Lieber Marc, bleib künftig von solchen gehypten Orten, die Dir jeder empfiehlt besser fern, das ist nix für Dich! Fahr lieber wieder in solche schnuckeligen, unbekannten Orte wie Sperlinga (hier der Bericht dazu).
Achja, die Stadt an sich war ganz nett, enge Gassen, schöne Kirchen, viele alte Gebäude. Die Abfahrt gestaltete sich etwas schwierig: ich hätte durch die engen Gassen der Altstadt fahren müssen. Ein einheimischer Autofahrer meinte schon, dass da noch ein Bogen käme, wo ich nicht durchpassen würde. Also fuhr ich ein paar hundert Meter entgegen der Einbahnstraße zurück. Ich hätte also doch auf dem Womo-Parkplatz parken sollen. Aber eine Größenbeschränkung o.ä. konnte ich an der Zufahrtsstraße nicht erkennen.
Auf der Weiterfahrt kam ich an einem recht großen Buschbrand vorbei, der einen ganzen Steilhang abbrannte. Aufgrund der Lage konnte die Feuerwehr nur machtlos zuschauen. So trocken war der Winter gewesen, dass bereits im Winter die Waldbrandsaison begann.
Etwas desillusioniert von meinen Eindrücken speziell aus Erice nahm ich Abschied von der Insel und fuhr vorbei an Palermo in Richtung Messina, um dort die Fähre über die Meerenge aufs Festland zu nehmen. Bei dem stürmischen Wetter der vergangenen Tage hatte ich mich klar gegen die Fährfahrt nach Genua oder Livorno entschieden – ich wollte einfach nicht seekrank werden oder mich mit Tabletten gegen Übelkeit vollstopfen und dann noch fahren müssen. In Messina verfuhr ich mich natürlich wieder (Google Maps hat da letztes Jahr schon richtig schlecht navigiert), schaffte es aber dann doch zum Fährhafen. Das für die gerade mal 20-minütige Überfahrt recht teure Ticket war schnell gekauft und während ich in der Schlange aufs Boarding wartete, schmierte ich mir ein paar Käsebroten.
Auf dem Schiff kochte ich mir einen starken Kaffee und machte alles bereit für die Fahrt gen Norden. Die Fähre schaukelte ganz leicht, so dass meinem Magen nur ein bisschen mulmig wurde.
Angekommen auf dem Festland startete ich direkt auf die größtenteils sehr neue Autobahn durch unzählige Tunnel. Auf der Hinfahrt hatte hier ja so richtig der Sturm geblasen, aber jetzt kam ich gut vorwärts.
Meine italienische Schlemmer-Bekanntschaft Sante hatte mir in Paestum neben den Ausgrabungen einen Büffelfarm empfohlen. Natürlich lasse ich mir solche Tipps nicht entgehen. Und irgendwie schaffte ich es, von San Vito Lo Capo an diesem Tag trotz meiner Abfahrt erst im Lauf des Nachmittags noch gut 800 km plus Fährfahrt zurückzulegen. Mitten in der Nacht kam ich auf dem Parkplatz der Ausgrabungen an und schlief mit Blick auf den antiken Tempel ein.
Tag 78: Freitag, 6. März 2020
Ich schlief sehr lange und wachte nur von dem sehr lauten, stark prasselnden Regen auf. Nach dem allmorgendlichen Kaffee zahlte ich die Parkgebühr und wollte in die Ausgrabung. Weit kam ich aber nicht, da es in Strömen zu regnen begann und flüchtete mich in die Bar, ca. 15 m vom Bus entfernt, für einen Espresso und ein Cornetto.
Der Regen wollte nicht aufhören, also ging ich erstmal ins Museum, um meine Eintrittskarte zu kaufen. Ins sehr moderne Museum regnete es schon rein – so viel zur Stärke des Regens respektive zur Bauqualität.
Ich riskierte es im Regen, in die Ausgrabungen zu laufen, die ich ganz für mich alleine hatte.
Ruckzuck war ich total durchnässt und hielt mich deswegen nicht lange dort auf. Bei der Fahrt zur drei Kilometer entfernten Büffelfarm hörte der Regen natürlich auf und so langsam kam die Sonne wieder raus. In der Farm aß ich dann sehr leckeren Kuchen mit Ricotta und Schokolade und kauft ganz frischen Mozzarella und frischen Ricotta ein.
Auf der Fahrt zurück zur Autobahn fuhr ich kurz noch auf der Küstenstraße und war geschockt – eher weniger von den hohen Wellen, die meine Entscheidung gegen die lange Fährfahrt bestätigten: An jeder Ecke lag Müll – genauso schlimm wie auf Sizilien. Dann liefen noch obskure Gestalten rum, ich weiß nicht, ob das nur der Arbeiterstrich für Landarbeiter oder auch ein Tummelplatz von Drogendealern war. Zwischen den ganzen Müllablagerungen rund um die Campingplätze boten dann auch noch Sexarbeiterinnen ihre Dienste an. In Summe ergab das ein postapokalyptisches Bild für mich und ich konnte nicht so ganz glauben, dass ich hier mitten in der Europäischen Union war und nicht in einem Entwicklungsland.
Also machte ich mich schnell auf den Weg zur Autobahn, um in Richtung Toskana zu fahren. Bis zur Höhe von Rom lag sehr viel Müll in der Landschaft, dann änderte sich das interessanterweise.
An einer Autobahnraststätte musste ich meinen Espresso aus dem Pappbecher trinken: der Barkeeper behauptete, dass wegen Corona keine Porzellantassen mehr benützt werden dürften – aber er war nur zu faul zum Spülen. Neben dem Umweltgedanken finde ich auch den Geschmack des Kaffees aus diesen Pappbechern schrecklich. Ich schluckte meine Ärger (und den schrecklich schmeckenden Kaffee) runter und machte mich schnell auf die Weiterfahrt.
In der Toskana peilte ich das Städtchen Radicondoli an, wo Selena und ich zu Ostern 2017 total versumpft waren, weil es da so schön war (hier der Bericht). In der Höhe von Siena fuhr ich von der Autobahn und kaufte noch ein paar wenige italienische Spezialitäten im Lidl.
Direkt nebenan war eine mit ganz ungemütlichem Neonlicht beleuchtete Pizzeria – aber dafür um so leckerer und Personal und Gäste um so herzlicher.
Danach hatte ich noch eine Stunde Fahrt bis nach Radicondoli über die Landstraße mit viel Wildwechsel, wobei die Rehe aber dank meiner LED-Bar (hier der Artikel zur Zusatzbeleuchtung) wie erstarrt im Lichtkegel stehen blieben. So kam ich unfallfrei auf dem schönen Stellplatz von Radicondoli an und ging bald ins Bettchen…
Gute abend Marc wie seihse dat die italianen ehr land vermulmen he und voral de suden so ein mist .
Das wahr fruher al so da ich fernfahrer und uch da unter waher im hafen von Palermo und wihr wahren mit 2 man am bok .und ging de reise ubers land bis der uberfahrt nach mesinaaber damahls waher al muhl uberal hingesmissen wonl ligt das aan ampolitiek oder der mens wil nicht bezahlen fuhr en saubersleben und Natuur .
Und sie haben wieder ein schöne text und foto,s gemacht und jetz gute reise nach hausen .
Hallo Jan!
Ja, das mit dem Müll ist echt eine Katastrophe in Sizilien und Süditalien. Ich werde demnächst mal einen eigenen Artikel über das Müllthema veröffentlichen.
Und es freut mich, dass Dir der Artikel gefällt! Danke!
Liebe Grüße aus der Toskana,
Marc
Hallo Mark, wir haben die Lücke, die du hier auf Sizilien gelassen hast versucht zu schließen. hat auch alles gut geklappt. Seit heute verteilt die Polizei Zettel mit der Aufforderung das Land sofort zu verlassen. Medizinischer Notfall. Das war’s dann. Schade, viel zu kurz.
Viele Grüße
Thomas und Rita
Hallo Rita, hallo Thomas,
oh Mann, das ist ja schade! Aber Ihr könnt ja mal wieder nach Sizilien reisen.
Ich wünsche Euch dann zumindest eine gute Rückfahrt.
Liebe Grüße,
Marc