16. bis 19. Februar 2020
Tag 59: Sonntag, 16. Februar 2020
Wie bereits im letzten Bericht geschrieben hatte sich Besuch angekündigt: Steffi, eine Freundin aus Norddeutschland, sollte an diesem Tag ankommen. Im Lauf des Tages erledigte ich noch ein paar Kleinigkeiten, um die WHATABUSsche Junggesellenbude wieder auf Vordermann zu bringen – gegen den Sand vom Strand direkt vor der Schiebetür war ich aber machtlos.
Am frühen Nachmittag fuhr ich an die Tankstelle mit Waschanlage und SB-Waschsalon am Ortsrand von Santa Croce Camerina. Dort wusch ich noch mal eine große Ladung Wäsche und auch den Bus: obwohl ich ihn den vergangenen Wochen dort ja bereits schon einmal grundgereinigt hatte, war er – obwohl seitdem kaum bewegt – total dreckig: die Stürme der vergangenen Wochen hatten ihn ordentlich eingesandet und auch eingesalzen.
Während dem Wäschewaschen zeigten sich dann zwei kleine Pannen an WHATABUS: beim Kehren kam ich mit dem Besen ans Bremspedal und der Bremspedalschalter machte wieder Probleme (in den vergangenen 12 Monaten hatte ich ihn bereits zweimal kaputt gemacht…). Außerdem löste sich der Kleber am seitlichen Teil des Klappwaschbeckens im Bad – gut, dass der China-Shop Hong Kong in Ragusa auch sonntags geöffnet hat, dort bekam ich zur Lösung des zweiten Problems den benötigten Sekundenkleber und konnte das Waschbecken mit etwas Würgen wieder einsetzen – das Problem mit dem Bremsbedal muss ich später mal klären; die Bremse funktioniert ja, nur ESC und Hill Holder sind außer Funktion und das Bremslicht brennt durchgehend.
Zwischenzeitlich war Steffi am Flughafen in Catania gelandet, aber der der nächste Bus nach Ragusa war ausgebucht. Für den Bus zwei Stunden später bekam sie noch ein Ticket und so holte ich sie um kurz vor 20 Uhr in Ragusa am Busbahnhof ab und wir gönnten uns ein leckeres Menü im Restaurant Dada 16 – der Chef kochte extra vegetarisch für Steffi.
Ziemlich geschafft vom Tag und von der Anreise fuhren wir danach auf “meinen” Platz auf dem Agricampeggio Capo Scalambri.
Tag 60: Montag, 17. Februar 2020
Zeit das Lager abzubrechen – nach sage und schreibe 40 Nächten: ganz klar neuer Rekord für WHATABUS. So lange haben wir es noch nie an einem Ort ausgehalten. Natürlich gab es morgens noch Frühstück mit frischen Cornetti vom Bäcker und dann hieß es Abschied nehmen von den Nachbarn. Gerade Albert war ganz traurig – ich aber auch.
Nachdem der Bus fertig gepackt und ich die Rechnung an der Rezeption bezahlt hatte, machten wir noch einen kurzen Abstecher nach Punta Secca, wo ich WHATABUS direkt am Balkon von Comissario Montalbano parkte, und an den Strand bei Kaukana.
Anschließend stand die Besichtigung von Ragusa auf dem Programm. Dieses Mal hatte ich mehr Zeit als bei meinem ersten Besuch der Stadt mit der Fremdenführerin Mari (hier gibt es den Bericht dazu) und entdeckte auch noch einige Ecken, die ich damals nicht gesehen hatte.
Zum Essen landeten wir in einer kleinen Trattoria mit leckerem Essen, u.a. Scacce, der Ragusa-Version von Focaccia.
Den nächsten Stopp legten wir zu Sonnenuntergang in Caltagirone ein – die Stadt gehört ebenfalls zum UNESCO-Welterbe der Barockstädte des Val di Noto. Sie ist berühmt für die sehr lange Freitreppe Santa Maria del Monte – wunderschön mit lauter Keramikstufen.
Achja, war ich früher immer der Navigator und Reiseführer-Leser auf dem Beifahrersitz hatte diese Rolle jetzt Steffi für eine Woche übernommen – ich wusste das sehr zu genießen!
Für die Nacht wollten wir weiter in Richtung Piazza Armerina fahren und hofften unterwegs auf ein Plätzchen in der Natur zum Übernachten. Allerdings ist die Gegend so landwirtschaftlich geprägt, dass es keine erreichbaren Plätze abseits der Straße gab, geschweige denn Wander- oder Friedhofsparkplätze im Grünen.
Also steuerten wir den Agriturismo Agricasale an, der angeblich das ganze Jahr geöffnet sein sollte, und verließen uns dabei auf Google Maps als Navigator. So ging es fast 10 km auf einer größtenteil unasphaltierten Straße durch die Landschaft – die asphaltierten Abschnitte waren aber dank Schlaglöchern fast noch schlechter zu fahren als die staubigen Feldwege.
Irgendwann kamen wir aber an und hatten Glück: eigentlich war zu, aber dank Unterhaltsarbeiten war der Verwalter da und wir durften auf der Wiese übernachten.
Tag 61: Dienstag, 18. Februar 2020
Beim Aufwachen war in den schattigen Bereichen der Wiese noch Raureif. Zum Check-out bekamen wir noch eine Führung vorbei am Schwimmbecken und ins Restaurant, das ja auch leider geschlossen hatte.
Weiter ging es nach Piazza Armerina – von dieser Seite wäre die Zufahrt zum Agriturismo sehr leicht gewesen. Dort kauften wir etwas Brot und steuerten die Ausgrabung der Villa Romana del Casale an – sie ist bekannt für die in großen Teilen sehr gut erhaltenen Mosaiken und wie so viele andere Orte auf Sizilien auch UNESCO-Welterbe. Nicht nur das berühmte Mosaik der sogenannten Bikini-Mädchen (es stellt Sportlerinnen in den damaligen Sportklamotten dar) ist sehenswert. Die Jagdszenen und auch die “einfachen” Verzierungen sind schon der Hammer.
Nach der sehr gemütlichen Besichtigung und einem Picknick auf Steinen vor der Ausgrabung ging es weiter nach Enna, das ich jetzt schon öfter aus der Ferne gesehen hatte: die Stadt liegt in knapp 1.000 m Höhe auf einem langgezogenen Felsen – wie so viele Orte hier wurde sie recht beschwerlich erreichbar in der Höhe gebaut, ich vermute mal aus Schutz vor Überfällen.
Wir parkten am Castello di Lomabardia, nachdem wir über die engen Spitzkehren oben angekommen waren. Bevor wir ins Zentrum liefen, genossen wir den Ausblick u.a. auf die ebenfalls toll gelegene Ortschaft Calascibetta vom Felsen Rocca di Gerere, wo sich schon in antiken Zeiten der Standort eines Heiligtums befand.
Die Innenstadt war dann “ganz nett” – nicht so spektakulär wie der Blick aus der Ferne auf Enna. Phänomenal gut waren aber dafür die süßen Leckereien in einer Konditorei.
Auf kleinen Nebenstraßen ging es weiter nach Norden, unterwegs begegneten uns u.a. Schafe und Esel.
In Nicosia kauften wir in einem Supermarkt ein paar Sachen ein und fanden den dortigen offiziellen Wohnmobil-Stellplatz nicht wirklich übernachtenswert. Also weiter nach Sperlinga – aber die Straße war eine echte Herausforderung: Erdrutsche hatten die Straße so verengt, dass WHATABUS schon den seitlichen Bauch einziehen musste, um da durchzukommen.
In Sperlinga parkten wir mitten im Ort auf dem kleinen Parkplatz unterhalb der auf einem Felsen gelegenen normannischen Festung und kochten uns (mangels geöffneter Restaurants) Nudeln mit salzigem Ricotta und frischem Grünzeugs. Ich machte nach dem Essen noch einen kleinen Spaziergang in die Bar am Parkplatz, um den Einheimischen zu zeigen, dass wir Wohnmobilisten doch ganz umgängliche Menschen sind und auch lokal konsumieren. Nachdem ich beim Betreten gleich gefragt worden war, ob ich denn zu dem Wohnmobil gehörte, unterhielt ich mich bestens mit dem Wirt und seinen Gästen.
Tag 62: Mittwoch, 19. Februar 2020
Die Nacht war sehr ruhig gewesen, genauso wie es mir in der Bar am Vorabend angekündigt worden war. Steffi besorgte in einer ursprünglichen Bäckerei frische Croissants, die wir in der Sonne genossen, bevor wir zur Burg aufstiegen.
Der ganze Felsen ist unter der Burg durchzogen von künstlich angelegten Höhlen, wo Menschen und Tiere lebten und Vorräte für Belagerungszeiten eingelagert werden konnten. Sehr beeindruckend! Und wegen der Höhlen erinnerte mich das sehr an das Felsenkloster von Vardzia in Georgien (hier der Bericht dazu von der vorletzten Wintertour).
In Gangi parkten wir auch wieder ob auf dem Felsen (alle Städte liegen hier ja in eher luftiger Höhe) und schlenderten durch die Altstadt. Die engen Gassen gefielen uns viel besser als Enna. Leider war die Gruft mit den mumifizierten Priestern aber geschlossen.
Vor der Abfahrt konnte ich direkt am Bus noch frisches Wasser tanken – das ist in Italien schon echt einfach.
In Petralia Soprana parkten wir den Bus dann irgendwo im Parkverbot und schlenderten in die Altstadt. Nach einem Blick in die Landschaft von einem Belvedere fanden wir eine sehr leckere Trattoria und schlugen uns die Bäuche voll.
Bei teils strahlendem Sonnenschein und teils dichten durchziehenden Wolken durchquerten wir das Schutzgebiet des Madonie-Gebirges und kamen bis auf ca. 1.700 m Höhe. Am Straßenrand lag in diese Höhe an schattigen Plätzen natürlich noch Schnee.
Zum gemütlichen Wandern war es bei ca. 6°C aber eher zu kalt, so dass wir am frühen Abend in Cefalu an der Nordküste landeten und den Bus am Hafen parkten.
Wir machten zum Sonnenuntergang einen Spaziergang in die Altstadt, blickten aufs Meer, bewunderten die Gassen und holten uns ein Eis. Wieviel hier im Sommer zu Saison los ist, wollten wir uns erst gar nicht vorstellen.
Direkt am Hafenbecken gingen wir dann schon recht früh ins Bett und verarbeiteten die Eindrücke dieses abwechslungsreichen Tages im Schlaf.
Du weißt ja das beste kommt zum Schluss.
San Vito Lo Capo. Heute 11 Stunden Sonne, gefühlte Temperatur 30 Grad und kein Wind. Herrlich
Gerade mal 5 Wohnmobile und 30 m bis zum Meer
Demnächst bin ich auch da. Hab mich doch noch für einen Abstecher an die Südküste entschieden. Liebe Grüße aus Sambuca!
Hallo Marc,
wir sind begeisterte Leser deines informativen Blogs. Gestern sind wir in Palermo angekommen und standen auf dem Stellplatz Green Carc. Danke für deine Beschreibung . Wir werden die Insel im Uhrzeigersinn umrunden, vielleicht begegnet man sich ja zufälligerweise. Ach, übrigens, einen Teil deiner kreativen und schmackhaften Rezepte habe ich schon nachgekocht…. Wir hoffen auf weitere Berichte. Hab eine schöne Zeit…….
Liebe Erika,
da freu ich mich jetzt aber echt sehr! Und offensichtlich haben wir uns in Palermo echt knapp verpasst, ich war ja noch bis Samstagmittag da auf dem Green Park. Ich werde jetzt noch den Westen der Insel erkunden. Ich hoffe Euch gefällt die Insel, hoffentlich besser als mir. Mich kann Sizilien tatsächlich nicht so recht in Begeisterung versetzen. Aber aushalten kann man es trotzdem hier.
Liebe Grüße aus den Weinbergen bei Marsalla,
Marc
Hallo Marc,
auch wir sind begeisterte Leser deines Blogs. Wir starten am 1.3. zu unserer Sizilienreise. Bleiben aber die erste Woche in den Dolomiten zum Skifahren und dann weiter in den Frühling auf Sizilien. Hier in Deutschland überschlagen sich gerade die Meldungen über die Ausbreitung des Corona Virus in Italien. Panik und Weltuntergangsstimmung…
Grüße von Rita&Thomas
Hallo Ihr 2,
danke für Euren Kommentar, ich freu mich sehr!
Skifahren könntet Ihr auch hier in Sizilien auf dem Ätna 😉
Ja, diese Panikmache nervt mich persönlich schon gewaltig, ist doch die normale Influenza viel häufiger und deutlich tödlicher als Corona.
Aber hier auf Sizilien bewahren die Leute noch ganz gut die Ruhe.
Liebe Grüße aus San Vito Lo Capo,
Marc