28. Januar bis 1. Februar 2020
Tag 40: Dienstag, 28. Januar 2020
In den vorangegangenen Tagen hatte ich Mari aus Ragusa über Tinder kennengelernt hatte. Beim Schreiben stellte sich dann auch noch heraus, dass sie Touristenführerin ist. Sie bot mir an, mich durch ihre Stadt zu führen. So ein Angebot konnte ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Es war also Zeit, WHATABUS wieder fahrbereit zu machen und ich fuhr die 25 km bis nach Ragusa.
Dort trafen wir uns an einem Kreisverkehr an der Einfallstraße in die Stadt und sie lotste mich auf den großen Parkplatz direkt an der Polizeipräfektur. Mit ihrem kleineren Auto fuhren wir weiter in die Altstadt Ragusa Ibla.
In einer Bar gab es Caffé und Cornetto. Schon da erfuhr ich von Mari sehr viele interessante Sachen über Ragusa, das ja auch zum UNESCO-Welterbe der Barockstädte des Val di Noto gehört. Ein Erdbeben im Jahr 1693 hatte die Städte der Region fast komplett zerstört und sie wurden alle zeitgleich im Stil des sizilianischen Spätbarock wieder komplett aufgebaut. In Ragusa gibt es noch ein gotisches Portal einer Kirche, aber sonst kaum noch Bauten aus der Zeit vor dem Erdbeben.
Mari zeigte mir viele Kirchen und auch die architektonischen Details vieler Bauten, die ich ohne sie wohl nicht entdeckt hätte, z.B. an vielen Balkonen sind sehr fantasievolle Figuren.
Leider hatte Mari nachmittags keine Zeit mehr, weshalb sie mich noch zu einem geöffneten, sehr guten Restaurant brachte, wo ich das Mittagsmenü genoss. Wir verabredeten uns für den nächsten Sonntag, gemeinsam ins Valle dei Templi nach Agrigento zu fahren und dort mit einer Gruppe von touristischem Fachpersonal die Ausgrabungen zu besichtigen.
Nach dem Essen fuhr ich zurück in Richtung Campingplatz und machte bei Santa Croce Camerina noch einen Halt an der Großtankstelle mit Waschplatz und SB-Waschsalon. Ich hatte in den letzten sechs Wochen kaum Wäsche gewaschen, weshalb ca. 30 kg zusammengekommen waren. Diese Wäsche passte dort in zwei große Maschinen und auch Trockner, so dass ich zum Preis von ca. 20 Euro nach gut einer Stunde wieder ausschließlich saubere, duftende Wäsche im Bus hatte.
Während die Wäsche wusch, bekam der Bus ein bisschen Pflege: ich wollte unbedingt das Streusalz von der Anfahrt loswerden (auch wenn hier an der Küste natürlich gleich wieder anderes Salz sich am Bus absetzt). Der Gastank wurde aufgefüllt (in den vergangenen drei Wochen hatte ich ca. 11 kg Gas verbraucht, die Heizung läuft halt doch hin und wieder).
In Santa Croce Camerina ging ich zum Frisör (Haarschnitt 10 Euro, das ist ja fast wie in der Türkei!), zum Supermarkt und holte mir eine Pizza ab. Am Campingplatz füllte ich den Wassertank und musste dann noch die ganze Wäsche versorgen…
Puh, das reichte für diesen Tag und ich ging ganz früh ins Bettchen.
Tag 41: Mittwoch, 29. Januar 2020
Nachts war ich schon vom Sturm geweckt worden, hatte es aber geschafft, noch mal einzuschlafen. Aber so richtig fit wurde ich morgens nicht und brauchte ewig, bis ich endlich aus dem Bett raus kam… aber egal!
Irgendwann saß ich dann doch zum Arbeiten in meinem Büro und zum Frühstück gab es die restliche Pizza vom Vortag – Büffelmozzarella schmeckt auch kalt!
Nachmittags brauchte ich dann eine Pause von der Arbeit. Zum Radfahren war es mir einfach zu windig, so machte ich einen Spaziergang in die gut zwei Kilometer entfernte nächste Bucht, Torre di Mezzo. Am Kap dort konnte ich die Wellen beobachten und am Strand wurde der Sand vom Wind durch die Luft getragen.
Auf dem Rückweg hatte ich dann einen kleinen Zwischenfall: Aus einer der Einfahrten zwischen Gewächshäuern kam ein laut kläffender schwarzer Hund. Erst hielt er Abstand und ich ignorierte ihn einfach. Als ich auf seiner Höhe war, kam er mir immer näher und und fletschte so richtig die Zähne. Und dann schnappte er plötzlich nach mir und biss mich sogar in den Knöchel. Passiert ist mir zwar nix, also keine offene Wunde, aber besonders zuträglich ist das für meine Angst vor Hunden natürlich gar nicht. In Zukunft nehm ich also auch zu Fuß das Tierabwehrspray mit… das hing natürlich noch am Fahrrad.
Zur Beruhigung machte ich mir im Bus dann noch eine ordentliche Portion Pfannkuchen. Irgendwie wurden die heute sehr groß, vielleicht hab ich das Mehl nicht gut genug untergerührt? Hier wäre aber das Rezept für die Pfannkuchen.
Der Wind pfiff draußen so stark, dass ich keine Lust hatte, in den Sanitärhäusern zu duschen und nutzte endlich mal wieder die buseigene Dusche.
Tag 42: Donnerstag, 30. Januar 2020
Ich stand früh auf und setzte mich mit Kaffee und Fachliteratur in die Sonne. Dabei bekam ich von einer Freundin aus Deutschland die gute Nachricht, dass sie einen Flug nach Sizilien gebucht hat und mich Mitte Februar für eine Woche besucht – ich freu mich schon!
Beim Ratsch mit meinem Nachbar Albert erfuhr ich dann, dass der Hund ihn in der vergangenen Woche beim Radfahren schon attackiert hatte. Nur mit einem beherzten Tritt auf die Nase wurde er ihn los. Und meinen Nachbarn aus dem Schwarzwald war er am Vortag sogar in der Plantage von unserem Campingplatz mit einer ganzen Gang an weiteren Hunden beim Gassigehen mit ihrem Hund begegnet und hatte wohl auch ordentlich die Zähne gefletscht…
Nach dem Frühstück ging es dann eine Runde mit dem Rad raus. Auf Google Maps hatte ich von einem Mountainbike-Trail gelesen, grob gesagt von der Büffelfarm zum Schloss Donnafugata. Also radelte ich die Straße in Richtung Ragusa vorbei an Santa Croce immer schön bergauf. An der Abzweigung zu dem Trail dann die große Überraschung: ein Durchfahrtsverbot für Radfahrer. Ich beschloss, es zu ignorieren (Autos waren ja schließlich erlaubt), und fuhr auf zunächst noch asphaltierter Straße zum Einstieg in den Trail: eine recht steinige Fahrspur für Allradfahrzeuge, schön downhill, wofür ich dann Luft aus meinen Reifen abließ und somit sicherer abfahren konnte – das hat so richtig Spaß gemacht!
Zum Thema Wetter: Der Eismann kam am späten Nachmittag (wie schon im letzten Bericht erwähnt, kommt der eigentlich nur sonntags – und bei sehr gutem Wetter). Ja, der Tag war zwar in absoluten Temperaturen nicht der wärmste bisher, aber aufgrund des sehr stillen Windes definitiv einer der gefühlt wärmsten.
Abends hatte ich mich mit Albert zum Essen verabredet, ich kochte eine Soße aus frischen Auberginen (aus der eigenen Plantage), Albert kümmerte sich um Kartoffeln aus der Friteuse und Koteletts vom Grill.
Tag 43: Freitag, 31. Januar 2020
Das wurde ein recht ereignisarmer Tag mit viel Arbeit. Achja, ich habe neue Nachbarn. Ein Ehepaar aus Weilheim, die ich schon von meinem zweiwöchigen Aufenthalt auf dem Campingplatz La Focetta Sicula kannte, kamen an und sicherten sich den Platz neben mir in der ersten Reihe am Meer.
Vom Campingplatzpersonal bekamen alle Gäste total viel frisches Gemüse geschenkt und so kochte ich mir mal wieder Pasta mit Auberginen etc. Hier geht’s zum entsprechenden Rezept.
Zwischendurch putzte ich die Solarmodule auf dem Dach, die beim Sturm vom Mittwoch gut dreckig geworden war, und taute das Gefrierfach ab.
Tag 44: Samstag, 1. Februar 2020
Am Morgen war es ganz windstill und deswegen auch total ruhig draußen, richtig gespenstisch.
Ich hatte noch viel am Computer zu tun und außerdem war ich mit meinem Campingplatznachbarn Albert verabredet, die kaputte Glühbirne von meinem Rücklicht zu wechseln. Dafür mussten wir hinten am Wassertank die Verkleidung wegbauen. Ich hatte dafür den kompletten Stauraum unterm Bett freigeräumt, als wir loslegten. Die eine Verkleidung am Wassertank war dann doch schnell entfernt, trotzdem schnitten wir noch eine Revisionsöffnung in das Brett. Da wäre übrigens noch Platz zwischen Verkleidung und Wassertank für ein schönes Geheimversteck…
Komplizierter wurde es dann, an die Schrauben der Rückleuchte ranzukommen. Aber auch das klappte und wir konnten sie ganz rausnehmen, um die kaputte Glühbirne zu tauschen. In der Rückleuchte fand ich übrigens eine verdammt große Spinne samt Nest, ich kann mich erinnern, dass in der Türkei am Strand auf unserer Pfingsttour 2018 in die Richtung Rückleuchte mal ein solches Tier geflüchtet war. Und sie lebte sogar noch, wenn auch etwas arg geschwächt.
Der Einbau ging natürlich ruckzuck. Dann bat ich Albert noch, mir den Wasserhahn in der Küche richtig anzuziehen. Den hatte ich im Dezember kurz vor der Abfahrt noch wechseln müssen, weil er einen Riss hatte. Albert kam natürlich genauso wenig wie ich in dem schmalen Spalt zwischen Waschbecken und Küche an die Schraube ran, hatte aber die gute Idee, einfach das Waschbecken auszubauen. So ging es und ich konnte gleich noch den Dreck unterm Rand vom Waschbecken und im Abfluss entfernen.
Das Wetter war übrigens wieder warm genug für einen Besuch des Eismanns auf dem Campingplatz.
So ganz ohne sportliche Betätigung wollte ich den Tag dann doch nicht zu Ende gehen lassen, packte die Fahrradbeleuchtung aus und machte mit dem Rad noch eine Tour zur Abholpizzeria in Santa Croce Camerina.
Zur Heimfahrt entschied ich mich, einen kleinen Abstecher über Marina di Ragusa zu machen. Noch im Dorf Santa Croce Camerina bellte mich ein Hund an, wo ich mir noch nichts dachte, aber dann nahm er mich doch tatsächlich ins Visier und schnappte schon nach mir. Ich trat so richtig in die Pedale und konnte ihn abhängen. Was ist denn los mit den Hunden? Nach gut 20 km Strecke kam ich mit immer noch erhöhtem Puls und an jeder Einfahrt auf alles vorbereitet vorbeifahrend wieder zurück zum Bus.