7. bis 9. März 2020
Tag 79 und 80: Samstag und Sonntag, 7. und 8. März 2020
Am Vorabend war ich ja gut in einem meiner Lieblingsorte angekommen: Radicondoli in der Toskana (hier ist übrigens der vorherige Bericht über die Anfahrt von Sizilien in die Toskana).
Morgens schlief ich lange aus, trank Kaffee in der offenen Schiebetüre, arbeitete ein bisschen und spazierte in die Dorfbar Il Nazionale zum Espressotrinken und Cornettoessen.
Es ist so schön zu sehen, wie sich in Radicondoli wirklich seit dem letzten Besuch vor knapp drei Jahren (hier der Bericht von Ostern 2017) fast nix verändert hat: die Schranke am Stellplatz ist immer noch abgebaut und der Platz umsonst, die Geldkassette der Stromsäule ist immer noch offen, der alte Fiat steht noch da, die Baustelle in der Stadt ist immer noch nicht fertig und rund um den Stellplatz sind immer noch viele Hühner.
An beiden Tagen packte ich mein Mountainbike noch mal aus und unternahm kürzere Touren mit je gut 20 bis 30 Kilometern – bei 10°C Außentemperatur hielt ich es einfach nicht so lange im Sattel aus, auch wenn die Sonne schien. Abgesehen von den Hundeerlebnissen gratulierte ich mir für meine Entscheidung, nach Sizilien zum Radtraining gereist zu sein, so hatte ich jetzt immerhin schon über 1.000 Trainingskilometer in den Waden.
Nach der zweiten Tour bekam das Bike auch noch eine richtige Grundreinigung und Pflege.
Und ich bekam den frischen Büffelmozzarella aus Paestum als Belohnung…
Bei den Radtouren entdeckte ich im Straßengraben übrigens ein paar frisch überfahrene Rehe – die Wildwechselgefahr (siehe dazu den vorherigen Bericht) ist also wirklich sehr hoch. Deswegen (unter anderem 😉 ) beschloss ich meine Abfahrt auf Montag in aller Früh zu verlegen und das ganze Wochenende hier zu bleiben (außerdem wegen Abendessen am Sonntag und Einkauf beim Bäcker am Montagmorgen – es gibt viele Gründe 😉 ).
Am Samstagabend genoss ich ultraleckere vier Gänge im Ristorante Il Nazionale.
Am Sonntagabend ging ich in die Pizzeria Il Nazionale.
Wie ihr jetzt vielleicht am Namen bemerkt habt, ist das Il Nazionale Dorfbar, Restaurant und Pizzeria in einem, der Treffpunkt fürs ganze Dorf. Selbst im schicken Essenssalon wurde lautstart diskutiert und auch um 22 Uhr spielten die Kinder dort noch auf dem Boden – ach, die Italiener sind so ein entspanntes Volk!
Und der Weltfrauentag wurde von den rüstigen Seniorinnen im Restaurant mit lauten Liedern gefeiert (mich hätten sie gerne als Stripper gehabt, aber ich war zu schüchtern….).
Tag 81: Montag: 9. März 2020
Morgens kochte ich Kaffee, der für die Fahrt gleich in den Thermobecher kam. Bei der Bäckerei Il Forno di Radicondoli kaufte ich Proviant für die Fahrt und dann ging es los gen Norden nach einem letzten Blick auf die nach dem nächtlichen Frost ordentlich dampfenden Schwefelquellen der Umgebung.
In Florenz kam ich auf die Autobahn in Richtung Norden und durchquerte im Tunnel den Apennin. Eigentlich gibt es nicht viel berichtenswertes von der Fahrt, aber da ich aufgrund vieler hysterischer Nachrichten natürlich weiß, dass der ein oder andere sich doch fragt, wie meine Fahrt durch die Corona-Sperrgebiete lief, kann ich nur sagen, dass ich mindestens drei “Sperrgebiete” durchquerte (Modena, Emilia-Romagna und Lombardei), aber nirgends Polizei sah, geschweige denn kontrolliert wurde. Auch Kaffee konnte ich noch an der Autobahn trinken. Ebenso problemlos war die Fahrt durch Südtirol, wobei es rauf den Reschenpass kurz mal zu schneien begann.
Achja, Grenzkontrollen gab es auch keine. In Österreich angekommen machte ich Pause und es gab das leckere Brot aus der Toskana mit italienischer Mortadella.
Was wäre ein Wintertour ohne noch ein weiteres Land mitzunehmen? Ein Abstecher nach Samnaun musste sein, nicht nur zum Tanken und ein paar Sachen besorgen: meine Schweizer Urlaubsbekanntschaften Dorothea und Silvio waren gerade zum Skifahren vor Ort. Da schaute ich natürlich gerne auf eine Tasse Kaffee vorbei.
Und nun war es Zeit für die letzte Etappe in Richtung Bayern, über Landeck ging es runter ins Inntal und über den Fernpass nach Garmisch-Partenkirchen, womit ich wieder in Deutschland war.
Nach über elf Wochen gutem und meist qualitativ hochwertigem Essen war es mir nach etwas Ungesundem: Am Stadtrand von München steuerte ich einen Burger King an und dachte, ich wäre in einer Zombie-Apokalypse – die Angestellten am Husten und Schnupfen, Drogen wurden offen vor der Türe konsumiert, wankende Gestalten bestellten Essen. Wenn ich mir was eingefangen hab, dann wohl da. Und vor der Türe erwartete mich auch noch das erste AfD-Plakat, ich könnte k***en.
Anschließend suchte ich mir für die Nacht ein Plätzchen am Straßenrand direkt an einer “meiner” Baustellen. Ich war noch keine zwei Minuten da, kam eine Gruppe feiernder Menschen und begann auf der Straße vor dem Bus Flunkyball zu spielen…
Oh, war das schön in Italien – alles so normal. Und jetzt das!
Bevor ich in den nächsten Tagen noch ein Fazit zu meiner Tour schreiben werden, möchte ich an dieser Stelle mal etwas zu den endlosen Nachrichten schreiben, die mich vor, während und nach meiner Rückfahrt erreicht haben und die für mich klar auf eine Hysterie hinweisen. Es waren auch ein paar Experten darunter, die mich wüste beschimpft haben (“Du Volldepp”, “Leck mich am Arsch”), als ich sie gebeten habe, die Meldungen richtig zu lesen und nicht auf jedes Gerücht reinzufallen und das auch noch (unaufgefordert an mich) zu verbreiten.
Auch wenn mein Idol Adam Angst mit dem Song “Professoren” nicht auf die aktuelle Situation Bezug nehmen, hört doch mal in dieses Lied rein. Vielleicht fühlen sich ja ein paar Professoren “ertappt” und hören auf Hysterie, zu verbreiten. Wir müssen mit der aktuellen Corona-Situation umgehen und das werden wir auch schaffen.
Weil: Sterben werden wir alle, aber die wenigsten von uns an Corona.
Ein bisschen mehr Liebe und ein bisschen mehr Respekt,
Nicht jeden Schwachsinn glauben, lass die Zweifel doch mal weg.