11. bis 12. Januar 2020
Tag 24: Samstag, 11. Januar 2020
Als es auf meinem Campingplatz Agricampeggio Capo Scalambri hell wurde und ich aufstehen wollte, war es draußen leider bewölkt… Mist! Also Kaffee im Bett und den Tag langsam angehen lassen. Aber irgendwie konnte ich meinen inneren Schweinehund nach dem ersten Schluck Kaffee überwinden und zog mir gleich meine Radl-Klamotten an und fuhr los. Ich hatte mich für lange Handschuhe, Wintermütze unterm Helm und Regenjacke als Windstopper entschieden, was auch echt nötig war. Am Vortag hatte ich noch die Wäscheleine gespannt, aber bei den Wolken befürchtete ich, dass die Wäsche nicht trocknen würde und verschob das Thema Wäschewaschen.
Bei dem Wetter wollte ich es bei einer kleinen Tour belassen und dafür den Rest des Tages arbeiten. Also setzte ich mir den Hafenort Scoglitti als Ziel, gut 15 km entfernt. Vorbei an Punta Braccetto, dem Ort mit den Überwintererplätzen, die ich im letzten Bericht schon beschrieben hatte, ging es weiter durch die Landschaft voll von Gewächshäusern. Ein paar Kilometer vor Scoglitti bog ich auf die küstennähere Nebenstraße ab, die vorbei an einem Club Med und einer unspektakulären Ausgrabung führt. Dazwischen lag in einer Kurve fast direkt am Club Med alles voll mit Müll… Schrecklich!
Achja, dort gab es nicht nur Müll, sondern auch noch drei ausgesetzte Hundewelpen. Wer also den Hunden helfen will, kann mich gerne anschreiben und bekommt von mir die Koordinaten. Und falls andere schreibende oder vloggende Kollegen vielleicht ein paar Likes generieren wollen, gilt das ebenso.
Da ich selber einfach nicht der große Hundefreund bin (falls Ihr es noch nicht wisst, ich habe Angst vor Hunden und finde sie auch eklig), könnte ich jetzt alternativ Müll sammeln und dafür viel Instagold erwerben. Aber: da ich teilweise davon ausgehe, dass der Müll am Straßenrand von den Müllfahrzeugen abgeladen wurde (es sind echt Säcke mit getrenntem Müll, die da liegen), wäre das reichlich sinnbefreit, würde er doch wieder bloß ein paar Meter weiter in der nächsten Bucht landen…
Dann kam Scoglitti in den Blick.
Ich rollte tutto italiano entgegen der Einbahnstraßen an der Küstenpromenade in den Ort und fand im Hafen ein schönes Cafè mit Bäckerei und Stühlen in der Sonne – Frühstück!
Gestärkt ging es zurück auf den Campingplatz, gut 35 km im Sattel als Training absolviert.
Achja, Ihr habt richtig gelesen und auch auf den Bildern gesehen: Sonne. Die war auf einmal doch aufgetaucht und entgegen dem Wetterbericht auch geblieben. Zurück auf dem Campingplatz genoss ich eine heiße Dusche (dank der Sonnenkollektoren auf dem Sanitärgebäude echt schön angenehm warm…). Dann wollte ich mich in der Gegend von Santa Croce Camerina auf die Suche nach einem Restaurant machen, von dem ich gelesen hatte, dass es mittags so leckeres Menü gäbe. Also ab aufs Rad und hin – aber: leider zu.
Also weitergesucht, aber kein Erfolg. Im Supermarkt kaufte ich mir zumindest ein leckeres Stück Pizza an der Bäckertheke, das ich in der Sonne draußen aß.
Ich beschloss beim Blick auf die ganzen leckeren frischen Lebensmittel, selber was zu kochen: Gnocchi mit Salsiccia, Fenchel, Datteltomaten und frischen Kräutern – puh, das ist mir auch richtig gut gelungen (ich hab auch gleich ein Rezept dazu geschrieben, das Ihr hier findet).. Und verdient hatte ich es mir auch, für die Suche und den Einkauf war ich immerhin noch mal 15 km auf dem Rad gesessen.
Abspülen war längst überfällig, aber dann doch schnell erledigt.
Und zum Sundowner machte ich einen Spaziergang nach Punta Secca, bevor ich mich in den Bus zum Arbeiten zurückzog.
Tag 25: Sonntag, 12. Januar 2020
In der Früh beim Aufwachen gab es erstmal einen Wechsel zwischen Wolken und Sonne – aber ich konnte meine Kanne Kaffee in der Sonne genießen und machte das Bike startklar und brachte meine Wäsche in die Waschmaschine.
Die Wolken wurden mehr und ich durchquerte Santa Croce Camerina auf dem Weg zum Castello di Donnafugata – eine rein sportliche Runde zum Auskundschaften, ob die Restaurants dort geöffnet haben.
Erstmal was Positives: An den Straßen zwischen Santa Croce Camerina und Donnafugata fand ich nur eine einzige größere Müllablagerung.
Die Straße stieg langsam an und ich durchquerte die landwirtschaftlich geprägte Landschaft. Viele Rennradfahrer begegneten mir, mit einer kleinen Gruppe fuhr ich auch ein Stück, bis sich unsere Wege wieder trennten.
Angekommen auf gut 300 Höhenmetern in Donnafugata bereitete man sich auf den Ansturm der Sonntagsausflügler vor und kratzte eben noch eine halbmumifizierte tote Katze vom Schlossvorplatz.
Ich genehmigte mir in einem der Restaurants einen Kaffee und bekam die Info, dass trotz Winter außer am Ruhetag auch mittags die Küche geöffnet sei. OK, da muss ich dann vielleicht noch mal kommen.
Dann konnte ich mich einfach den Berg runterrollen lassen und belohnte mich am späten Vormittag in Santa Croce Camerina mit einem Croissant, bevor ich einen kleinen Umweg auf dem Heimweg einlegte, da die Sonne endlich wieder raus gekommen war.
Die Wäsche war gerade fertig, als ich zurückkam und durfte den Rest des Tages in der etwas wechselhaften Sonne baden.
Ich frühstückte draußen und wollte eigentlich viel arbeiten.
Aber ich machte mir dann doch eher einen gemütlichen Sonntag und leerte zum ersten Mal seit Anfang Dezember wieder mein Kompostklo (mehr zum Einbau der Nature’s Head lest ihr übrigens hier; und Infos zur Nutzung gibt es hier).
Dann entschied ich mich, das gut 2 km entfernte Restaurant Il Giardino di Bianca mit dem Fahrrad anzusteuern. Also Lichter dran ans Fahrrad, Warnweste anziehen und los.
Ich ließ mir extra Zeit und fuhr erst um kurz vor 20 Uhr los – ich wollte nicht immer der peinliche Tourist sein, der schon direkt nach Öffnung im Laden steht und Essen will. Eine Familienfeier war noch da, von denen ich dachte, sie würden gerade aufbrechen. Ich gönnte mir dann Antipasto, Pizza mit Büffelmozzarella und Tiramisu (tatsächlich alkoholfrei). Als ich fertig war nach 21 Uhr wurde die Tafel für die Familienfeier gerade eingedeckt und die ersten Häppchen auf den Tisch gestellt… und das obwohl da ganz viele Kleinkinder am Start waren. Ti amo, Italia!
Der Chef, der mich vom letzten Winter wieder erkannt hatte, musste mir dann noch seine riesige, selber gebaute Weihnachtskrippe zeigen, die in einem eigenen Saal steht – so was hab ich noch nie gesehen.
Wie Ihr vielleicht rauslesen könnt, ist meine Stimmung etwas besser geworden. So richtig verliebt hab ich mich noch nicht in Sizilien, aber ich kann jetzt zumindest ganz gut ein paar Trainingskilometer runterspulen. Und ich verhungere auch nicht 😉 Außerdem ist das Wetter recht passabel, wenn auch unterschwellig frisch.
Noch ein paar Erfahrungen zu den Temperaturen beim Radfahren:
Ich hatte mir Sizilien als Reiseziel ausgesucht, um viel mit dem Fahrrad zu trainieren – immerhin hab ich jetzt schon an allen vier Tagen, die ich in Punta Secca bin, fleißig meine Runden gedreht. Ehrlich gesagt hatte ich mir die durchschnittlichen 13°C bis 16°C gefühlt etwas wärmer vorgestellt. Ich muss doch zum Radfahren immer Thermo-Leggins, langes Funktionsunterhemd und ein warmes langärmliges Trikot tragen. Unter dem Helm macht sich auch eine Wintermütze ganz gut und die fingerlosen Handschuhe hab ich auf den ersten Touren schon bereut. Und wenn es schattig ist bzw. etwas schneller den Berg runter geht, dann brauche ich die Regenjacke als Windschutz.
Aber es ist um einiges wärmer als in Deutschland, wo ich wahrscheinlich gar nicht aufs Rad käme. Deswegen genieße ich jede Tour, die ich hier machen kann.
Hey Marc, Donnafugata lohnt sich auch ein Besuch des Gartens. Er ist etwas verwildert aber dennoch sehr schön. Das Labyrinth im Garten ist speziell!
Viel Spass weiterhin und Gruss aus München
Servus Michael,
ja, Schlossbesuch mitsamt dem Garten steht natürlich noch auf dem Plan. Hab schon gehört von dem tollen Garten und dem Labyrinth.
Gruß zurück in meine “Homezone”,
Marc
Modica, auf jeden Fall. Viel schöner wie Noto. Oben am Friedhof kannst du übernachten und am Tag in die Stadt fahren. Parkplatz am Bahnhof. Pizzeria La Perla macht die beste Pizza auf Sizilien. Weiter geht’s nach Scili…
Es grüßt Ines und Jens
Hey Ihr 2,
seid ihr wieder mehr in meine Gegend gekommen. Ich fühle mich ganz wohl in Punta Secca.
Modica steht bei mir schon klar auf dem Plan für einen Tagesausflug per Fahrrad, sind dann gut 70 km. Ich freu mich schon drauf.
Gibt es die Pizza auch schon mittags?
Scicli fand ich ganz nett (da war ich schon mit dem Rad), da war ich einem verdammt guten, recht exklusiven Restaurant. Ich glaub es hieß “Busacca”.
Gebt Bescheid, wenn ihr an die Küste vorkommt!
Liebe Grüße vom Capo Scalambri,
Marc
Die Pizza gibt es ab 16 Uhr. Wir wollten gestern Abend noch nach Sicli aber es war kein Parkplatz für das übernachten da. Sind jetzt etwas unterhalb von Donacuta. Herrlich 20m neben dem Strand. Die Sonne scheint.
Gute Reise weiterhin.
Ah, in Donalucata. Da bin ich durchgekommen auf dem Rückweg von Scicli mit dem Fahrrad. Dann seid ihr ja gerade mal 2 Ortschaften von mir in Punta Secca entfernt.
Ich war heute Mittag mit dem Fahrrad zum Essen in der Büffelfarm Magazzè bei Santa Croce. Geht da unbedingt hin – ein Traum!
Liebe Grüße,
Marc
Hallo Marc
Mit grossem Interesse lesen wir deinen Blog.Im März möchten wir ebenfalls nach Sizilien, sind aber etwas geschockt wegen des Abfalls.Hoffen, das positive von Sizilien überwiegt.
Weiterhin eine gute Zeit wünschen dir
Ruth & Mathias
Hallo Ruth, hallo Mathias,
freut mich, dass Ihr hier mitlest!
Ja, das mit dem Müll ist echt ein Schocker in vielen Gegenden, aber sicher nicht in allen. Rund um die reichen Orte Taormina und Giardini Naxos ist es zum Beispiel recht sauber.
Ich bin im Moment noch ganz hin- und hergerissen zu Sizilien. In der Türkei hab ich solche Müllsünden noch nicht gesehen und hatte echt schon überlegt, dorthin zu wechseln. Aber jetzt bleib ich erstmal hier.
Liebe Grüße vom Capo Scalambri,
Marc
Gestern stand ein Bericht in der La Sicilia oder so ähnlich. Leider können wir noch kein Italienisch. Da ging es um die illegale Müllentsorgung. Auf jeden Fall war ein Foto von einem Müllwagen der abgeladen hatte und die Polizei. Ich glaube die kommen gerade selbst drauf das Tourismus so nicht funktioniert. An unserem Parkplatz sieht es ähnlich aus, eine komplette Ladung Plastikmüll. Enna, Piazza Armenia und Modica sind sehr sauber.
Wir waren heute essen in Donnalcuta, im Restaurant Retro es gab Amberjack……Gelbfischmakrele. hat sehr gut geschmeckt.
Ach übrigens haben wir die ersten unfreundlichen Deutschen getroffen……..
Ich hab eben schon auf der Internetseite der “La Sicilia” recherchiert, finde aber nur was zur Ausschreibung der Müllentsorgung in Catania. Ja, dieses Problem könnte den Tourismus echt nachhaltig schädigen.
Einzelne Orte sind echt total sauber. Einzelne Stellen an Straßen dafür wieder komplette Müllhalden…
Ich glaub, ich weiß, wen ihr getroffen haben könntet 😉
Liebe Grüße aus Punta Secca, wo ich noch ein Weilchen bleiben werde 😉