15. bis 17. Januar 2019
Tag 22: Dienstag, 15. Januar 2019
Eigentlich wollten wir ganz früh aufstehen, um möglichst viel vom Tag zu haben. Aber irgendwie waren wir von den letzten Nächten auf den Fähren noch so verstrahlt, dass wir nicht aus den Federn kamen. In Sant Elm tranken wir gemütlich Kaffee mit Meerblick und machten uns danach auf den Weg, um ein bisschen was zu erledigen.
Erst ging es nach Andratx zum Einkaufen. Bei der Einfahrt in den Supermarkt entdeckte Selena eine SB-Waschanlage, wo wir WHATABUS von viel Streusalz und Dreck befreiten. Wir hofften, dass wir jetzt erst mal eine Zeit auf ungesalzenen Straßen fahren würden.
Der Automat hatte Probleme mit dem Münzeinwurf und irgendwann blockierte er sogar. Ich suchte jemanden, der dafür zuständig war. Uns wurde schnell geholfen und so kam ich auf Spanisch ins Gespräch mit der netten Mitarbeiterin und wir durften auch noch am Wasserhahn im Büro ein paar Gießkannen voll Wasser für unseren Frischwassertank abzapfen.
Nächster Stopp war eine LPG-Tankstelle, wo wir um 13:04 Uhr ankamen. Eigentlich war ab 13 Uhr Siesta und der Mitarbeiter kam aus seinem Büro und erzählte mir, dass er sich ja schon die Hände fürs Mittagessen gewaschen hätte. An seinem absichtlich mürrischen Ton merkte ich schon, dass er es eigentlich nicht so meinte und bettelte ganz lieb. Er machte uns den fast leeren Gastank also wieder voll und verdiente sich damit ein paar Euro Trinkgeld. Gasflaschen für Camper hätte es da übrigens auch gegeben.
Vom Gashändler ging es nach Cala Fornells, wo wir eine Wanderung zu einem alten Wachtturm und einer kleinen Bucht entdeckt hatten. Wir parkten den Bus auf dem Wanderparkplatz unter Pinien und marschierten los.
Vorbei an der ehemaligen Villa von Claudia Schiffer kamen wir zu dem Wehrturm und hatten dabei immer wieder fantastische Ausblicke nach Camp de Mar und auf die Costa de la Calma.
Wir wanderten noch so weit wie möglich auf das Kap Andritxol und stiegen dann auf einem sehr steilen Weg ab zur Bucht Caló d’en Monjo, wo sich für einen Agatha Christie-Film in den 80ern schon Jane Birkin in der Sonne rekelte. Wäre das Wasser nicht ganz so kalt (15 Grad), würden wir sofort rein hopsen, so verlockend sieht diese Bucht aus!
Für die Nacht blieben wir in Cala Fornells und arbeiteten, nachdem wir uns noch spanische Bauernpfanne gekocht hatten (Pasta mit spanischer Grillwurst und Gemüse).
Tag 23: Mittwoch, 16. Januar 2019
Wir hatten endlich unser Jetlag von der Fähre und den Reisetabletten los und konnten früh aufstehen, um ins Gebirge der Serra da Tramuntana zu fahren, die übrigens ein UNESCO-Welterbe ist.
Erster Stopp war in Estellencs, wo wir auf einer sehr engen Straße von der “scenic route” Ma-10 runter an die Küste fuhren. Abgesehen von ein paar Streifschüssen von Ästen für WHATABUS (später stellten wir fest, dass eine unserer LTE-Antennen dort komplett zersplittert war) litt auch ich: mir war kotzübel von der kurvigen Strecke. Selena gab mir eine Vomex und wir suchten uns kurz vor Banyalbufar einen Platz zum Frühstücken. Den Platz hatten wir nicht für uns alleine, kurz nach uns kam eine Gruppe mit nagelneuen verschiedenen Porschemodellen angeknattert, offensichtlich eine Vorführung für Journalisten.
Die Frühstückspause in der Sonne nutzten wir außerdem, um endlich unsere beiden Länderflaggen für das Vereinigte Königreich und Irland auf den frisch gewaschenen Bus zu kleben. Auch unsere rot-weiße Baustellenbeklebung am Heck wurde nach dem Wechsel der Türe wieder vervollständigt (ein Artikel über den Werkstattbesuch im Dezember kommt noch!).
Während unserer Fahrt hatten wir immer wieder schöne Ausblicke auf die toll angelegten, begrünten bzw. bewirtschafteten Terrassen. Zusammen mit den Fincas und dem Meerblick sieht das nach einer absoluten Traumlage aus, oder?
Danach steuerten wir Nova Valldemossa an: hier sollte mal eine großangelegte Wohn- und Hotelanlage entstehen, quasi wirklich ein ganz neues Dorf. Da der Bau wohl nicht genehmigt wurde, wurden irgendwann auch die bereits gebauten Häuser und Hotels geräumt und teilweise abgerissen. Ein paar Lost Places stehen aber heute noch dort herum. Wir parkten WHATABUS am Ende der verlassenen Straße und liefen los.
Wir machten uns auf die Suche nach ein paar Geocaches und stiegen in die Häuser ein: coole Graffitis, ein bemooste Minigolfanlage und auch viel Zerstörung – aber trotzdem sehr beeindruckend!
Die paar Geocaches konnten wir natürlich auch erfolgreich bergen.
In Valldemossa (also dem “echten” alten Dorf) parkten wir und gingen im Zentrum und seinen vielen engen Gassen spazieren.
Wir genossen wunderbare Ausblicke auf die alten Häuser, viele Topfpflanzen auf den Straßen, das beeindruckende Kloster und die Kirche sowie leckeren Caffé con leche und typisches Gebäck.
Vorbei an Deià und Sóller kamen wir nach Port de Sóller.
Nachdem wir in dem kleinen Hafenort keinen schönen Parkplatz gefunden hatten, wanden wir uns die steile und enge Straße zum Leuchtturm hoch und hatten dort einen tollen Blick auf Port de Sóller.
Am Parkplatz des Leuchtturms genossen wir einen romantischen Sonnenuntergang und ließen den Tag ganz entspannt ausklingen.
Tag 24: Donnerstag, 17. Januar 2019
Als die Sonne über die Berge kam, saßen wir schon vor dem Bus auf der Sitzstufe und tranken Kaffee. Beim Runterfahren hatten wir wieder einen wunderbaren Blick auf das noch schlafende Hafenstädtchen.
Erster Stopp des Tages war das am Hang gelegene Dorf Fornalutx. Laut Google Maps sollte es dort einen Bäcker geben – und wir wurden fündig: die Bäckerin verkaufte uns frisches Brot und auch bei den mit Crema und Marmelade gefüllten Teigtaschen konnten wir nicht widerstehen.
Natürlich machten wir auch einen gemütlichen Spaziergang durch das Dorf. Hier fielen uns viele Wasserstellen auf, auch in der Nähe des Parkplatzes. Mit einer Gießkanne bekommt man hier frisches Quellwasser für den Tank des Wohnmobils.
Von Fornalutx ging es weiter nach oben in Richtung der Stauseen unterhalb des höchsten Gipfels der Insel, des Puig Major.
Die Straße verlief durch wunderschöne Pinienwälder und durch Tunnels. Unterwegs begegneten uns immer wieder Radfahrer. Ansonsten war der Verkehr auf der kurvigen Straße recht ruhig.
Die Stauseen versorgen Palma de Mallorca mit Frischwasser, dass Camping in jeder Form dort verboten ist, ist verständlich. Aber es war das erste Verbotsschild in dieser Art, das uns auf Mallorca begegnet.
Am oberen Stausee frühstückten wir auf dem Parkplatz mit Blick auf See und Puig Major.
Die Motorradmarke Triumph präsentierte ihre Bikes samt Filmdreh: eine Gruppe von Motorradfahrern nach der anderen hielt auf unserem Parkplatz und wurde dann am Kamerateam vorbeigeschleust.
Danach machten wir einen Abstecher auf die Ma-2141, die vom Rücken des Tramuntana-Gebirges als Sackgasse an die Küste in die Buchten Cala Tuent und Port de Sa Calobra.
Dieser Abstecher hatte es kurvenmäßig und auch ingenieurtechnisch in sich: es gilt, über 800 Höhenmeter nach unten ans Meer zu überwinden – einfach der Wahnsinn, wie die Straße in den Hang gebaut wurde.
An einer Stelle kann man die Höhe nur mit einem sog. Krawattenknoten überwinden. Solche Konstrukte sind uns bisher erst selten in den Alpen und Pyrenäen begegnet: eine Straße führt wie eine Schleife mit Hilfe einer Brücke über sich selbst, um die Höhe konstruktiv zu überwinden.
Bei den Serpentinen kamen wir nicht aus dem Staunen. Wie wir später nachlesen konnten, ist es hier im Sommer schier unmöglich ruhig und entspannt zu fahren. Es müssen sich neben den ganzen PKWs, Motorrad- und Fahrradfahrern auch noch viele große Reisebusse durch die Serpentinen drängen. Wie gut, dass wir jetzt da sind und diese Traumroute fast ganz für uns alleine haben!
Wir mussten ständig zurück an Schottland denken, wo ja die Passstraße Bealach na Bà in Richtung Applecross so gerühmt wird und uns nicht wirklich vom Hocker reißen konnte. Das hier ist schon eine ganz andere Hausnummer. Übrigens sahen wir auch einige Felsnadeln im Verlauf des Tages, die uns mehr beeindruckten als der Old Man of Storr und die nirgends groß beschrieben werden, geschweige denn touristisch bekannte Namen haben (hier geht´s zum Bericht über die erwähnte Passstraße und den Old Man of Storr in Schottland).
Unten gingen wir an der Bucht in Cala Tuent am Strand spazieren.
In Sa Calobra drehten wir nur und fuhren wieder nach oben. Im Wettkampf mit WHATABUS sprinteten einige Rennradfahrer in beeindruckendem Tempo den Berg rauf.
Wir hatten es uns ja zur Mission gesetzt, die Infrastruktur für Wohnmobile auf der Insel auszukundschaften. Da mussten wir natürlich die “Zona d’acampada sa font coberta” in Lluc genauer inspizieren. Informationen dazu bekam ich bei den Rangern am Infoschalter, wofür ich schon ordentlich meinen spanischen Wortschatz auspacken musste: der Campingplatz ist ausschließlich für Zelte. Wohnmobile können dort nicht bleiben und auch nicht ver- und entsorgen. Wir erkundigten uns noch, was für Womo-Infrastruktur denn auf der Insel vorhanden sei. Dafür ernteten wir nur ein Schulterzucken. Es gab wohl mal eine Zona für Autocaravanas in den Bergen, die aber bis auf weiteres geschlossen ist (nicht nur für den Winter). Und irgendwo an der Küste gab es wohl mal eine V+E-Station, die aber wahrscheinlich mittlerweile auch geschlossen wäre. Auf die Frage, ob man auf den Parkplätzen im Gebirge übernachten dürfte, erfuhren wir, dass dies nicht verboten sei. Im Sommer seien wohl auch nicht gerade wenige Wohnmobile auf der Insel unterwegs, aber es würde wohl (noch) geduldet werden.
Auf der Weiterfahrt hielten wir an einem großen Picknickplatz und wollten diesen auf Wasser inspizieren. Wir kannten solche Plätze noch gut von unserer Kanaren-Wintertour. Dort gab es immer Frischwasser, Mülltonnen und Toiletten. Dieser Picknickplatz verfügte über all das auch, bloß war an den Wasserhähnen ein Schild, welches auf “kein Trinkwasser” hinwies. Unser Tank war noch nicht leer, aber allzu einfach war die Ver- und Entsorgung auf Mallorca bislang wirklich nicht.
Wir verließen vorerst das Gebirge und kamen nach Pollença, wo wir einkaufen wollten. Wegen einem regionalen Feiertag (San Antoni) waren alle Läden geschlossen. In Port d’Alcúdia hatten wir Glück, hier hatte der Eroski geöffnet. Nach dem Einkauf fuhren wir nach Can Picafort, wo wir über Facebook jemand gefunden hatten, der Wohnmobile auf seinem Grundstück willkommen heißt. Das ganze ist allerdings nicht genehmigt, deswegen können wir keine Details dazu weitergeben. Aber wir hatten somit einen schönen Platz im Grünen mit Strom, Dusche, Waschmaschine und Kloschütte, an dem wir eine kleine Arbeitspause einlegen wollten.
Nachdem der Bus auf der Wiese geparkt war, packten wir die Joggingsachen aus und machten uns auf den Weg an den Strand und ins Ortszentrum von Can Picafort. Die Gegend ist jetzt nicht gerade die schönste der Insel, aber der kilometerlange Sandstrand lockt in der wärmeren Zeit des Jahres Massen von Touristen hierher.
Jetzt waren außer uns ein paar wenige Einheimische unterwegs, ansonsten war hier alles wie ausgestorben – die Stadt befindet sich im Winterschlaf und erholt sich für die kommende Saison.
Unterwegs regnete es uns ordentlich ein und wir kamen ziemlich nass wieder zum Bus. Wir belohnten uns mit einer heißen Dusche und zum Abendessen genossen wir frische Artischocken, Grillwürstchen und den Rest des guten Brots aus Fornalutx, bevor wir uns zum Arbeiten an den Notebooks einrichteten.