28. bis 30. Mai 2018
Tag 18: Montag, 28. Mai 2018
Wir schlafen an unserem Nachtplatz mit Blick auf den Stausee des Flusses Mäander lange aus und erledigen noch ein paar Arbeiten an den Computern, bevor wir am frühen Nachmittag losfahren.
Erst mal geht es nach Pamukkale, wo wir auf unserem damaligen Schlafplatz nur für ein schnelles Foto stoppen. Wir waren ja erst im Januar hier, als noch deutlich weniger los war.
Dann sind wir recht schnell im nur wenige Kilometer entfernten Laodiceia. Diese antike Stadt existierte bis zu einem großen Erdbeben Anfang des 7. Jahrhunderts und wurde dann aufgegeben – zu oft war sie von Erdbeben schwer beschädigt worden.
Und heute sind hier die Archäologen aktiv, graben aus und bauen wieder auf.
Wir parken mitten in den Ausgrabungen und marschieren los durch das riesige Areal der Stadt, die mit Blick auf Hierapolis (Pamukkale) gebaut wurde.
Es gibt gleich zwei große Amphitheater. Wir lassen uns Zeit bei der der Besichtigung und beobachten, wie sich in der Ferne ein Gewitter zusammenbraut. Das bricht dann direkt über Pamukkale los.
Bevor das Gewitter auch zu uns kommt, fahren wir weiter in die Nachfolgerstadt von Laodiceia, das heutige Denizili. Als die ersten dicken Regentropfen vom Himmel fallen, betreten wir eine große Mall und essen gemütlich in der Food Plaza – Selena eine leckere gefüllte Kartoffel (Kumpir), mir ist mal wieder nach Burger King und zum Nachtisch dafür traditionell türkische Künefe.
Das Unwetter tobt draußen und wir shoppen gemütlich, bevor wir raus in den Regen gehen und losfahren zu unserem nächsten Ziel: dem Salda See.
Es geht rauf in die Berge auf deutlich über 1.000 Höhenmeter und der Regen hört auf. Aber die Temperaturen sind von 33 Grad in Laodiceia auf jetzt 13 Grad gefallen. An einer Quelle tanken wir mit der Gießkanne Wasser und kommen bei einsetzender Dunkelheit am Seeufer an. Der weiße Strand fasziniert sogar am Abend und wir laufen sofort ans Ufer.
Da wir keinen besseren Platz finden und in der Picknick-Area nicht übernachten dürfen, parken wir mitten im Dorf an der Hauptstraße – so ist zumindest morgen früh der Bäcker in gehbarer Entfernung. Frühmorgens um 3 Uhr hören wir lautes Getrommel und wundern uns, was los ist – Ramadan ist los! Es wird bis Sonnenaufgang getrommelt, als Erinnerung an die Fastenden, dass sie noch essen dürfen. Gut, wir schlafen einfach mal weiter. Der Trommler wird übrigens auf einem Quad durchs Dorf gefahren.
Tag 19: Dienstag, 29. Mai 2018
Zum Frühstücken am nächsten Morgen suchen wir uns ein Plätzchen am Strand – mit frischem Brot, Käse und Wurst aus einem der Dorfläden. Selena macht aus unseren vielen Eiern ein türkisches Omelett – Menemen (hier geht’s zum Rezept).
Das Menemen essen wir direkt aus der Pfanne am Seeufer – ein Traum!
Nach dem leckeren Frühstück spazieren wir am Ufer entlang bei super Wetter, was unseren Sonnenbränden nicht besonders gut tut. Der Sandstrand ist einfach atemberaubend schön und das Wasser ist türkisblau, wie man es in der Südsee erwarten würde.
Außerdem sind wir auch fast alleine, das sieht in der Saison wohl anders aus – wir genießen es in vollen Zügen.
Sogar einen Geocache finden wir mal wieder, obwohl Selena aus Versehen eine (echte!) Schildkröte freilegte, weil sie dachte, das wäre das Versteck – Ups!
In der Ferne ziehen dicke Gewitterwolken auf und für heute ist Regen gemeldet. Deswegen entscheiden wir uns schweren Herzens für die Weiterfahrt.
Als nächstes Ziel habe ich die antike Stadt Sagalassos entdeckt. Dafür müssen wir gut eine Stunde durch eine Landschaft voll mit Marmorsteinbrüchen fahren. Schon heftig, was die Türken hier an Gestein abbauen.
In Aglasun biegen wir von der Hauptstraße ab und folgen den braunen Wegweisern nach Sagalassos. Es geht auf engen Straßen den Berg rauf bis auf 1.400 Höhenmeter.
Schon aus der Ferne sehen wir Ruinen und ein modernes Besucherzentrum. Sagalassos wird erst seit gut 25 Jahren von Archäologen ausgegebraben. Davor hat sich seit dem 7. Jahrhundert, als die Stadt auch nach einem Erdbeben aufgegeben wurde, nicht viel getan. Auch geplündert wurde kaum.
Erst mal gehen wir ins Besucherzentrum und schauen uns ein paar Infos und ein Modell der antiken Stadt an, um uns in der riesigen Anlage besser orientieren zu können. Es ist übrigens so wenig Tourismus hier, dass der Museumsladen geschlossen wurde und es nur noch einen Automaten für Souvenirs gibt.
In der Ausgrabung wandern wir von einem “Wow!” zum anderen.
Besonders beeindruckt uns die obere Agora, wo sogar der Brunnen des Nymphäums noch plätschert und die Statuen und Säulen wieder aufgerichtet wurden.
Weiter oben am Berg ist das Stadion noch fast in dem Zustand, wie es beim Verlassen der Stadt vor 1.500 Jahren hinterlassen wurde. Die Ränge stehen noch und darunter führen die Gänge unter Bögen, die heute teilweise begehbar sind. Der Blick von hier oben ist grandios.
Wir schlendern weiter vorbei an alten Grabesstätten, Tempeln und dem Stadion. Zwischendrin tröpfelt es, während in der Entfernung Gewitter toben. So kommen auch unsere Regenjacken mal wieder zum Einsatz.
Leider haben wir nicht ewig Zeit, da wir uns heute endlich mal wieder noch bei Tageslicht einen Übernachtungsplatz suchen wollen.
Es geht weiter nach Egirdir, die Stadt am gleichnamigen See. Dort gibt es am Altinkum Strand sogar einen Campingplatz mit Bereich für Caravans und Wohnmobile. Auf der Wiese stehen schon zwei türkische Kastenwägen.
Heute klappt es wegen Ramadan leider nicht, in einem Restaurant essen zu gehen: wir müssten noch bis zum Sonnenuntergang warten. Selena beschließt zu kochen – es gibt Köfte und unser Hausgericht Bauernpasta in einer türkischen Variante mit Sucuk. Dazu bekommen wir von unseren Camping-Nachbarn noch Grillspieße geschenkt.
Tag 20: Mittwoch, 30. Mai 2018
Der Campingplatz ist zwar schön, aber wir wollen irgendwie nicht länger bleiben. Die Verabschiedung von unseren Nachbarn fällt dann länger aus als geplant – Hüssein und Halid, beide frisch pensionierte Piloten, unterhalten sich noch lange mit uns.
Sie bestätigen viele Eindrücke, die wir von der Türkei haben, u.a. den Sicherheitsaspekt: Kriminalität in puncto Autoaufbrüche oder -diebstähle ist so gut wie unbekannt. Stolz zeigen sie uns ihre Kastenwägen und wir tauschen uns über die Eigenschaften aus, vieles ist ähnlich, einiges aber auch ganz anders – auf alle Fälle ist es sehr interessant.
Wir fahren dann doch irgendwann los ins Zentrum von Egirdir. Erst geht es auf die vorgelagerte Halbinsel, wo wir ein wenig schlendern. Die Saison hat hier wohl noch nicht begonnen und wir fühlen uns schon fast wie am Lago Maggiore – sehr schön.
Im Zentrum der Stadt parken wir an der Festung und landen direkt auf dem Wochenmarkt. Aber erst mal machen wir Sightseeing an der Moschee, früher mal eine Karawanserei. Auf dem Markt kaufen wir viel frisches Obst und Gemüse ein, was mittlerweile, dank ein paar angeeigneter Vokabeln, immer besser klappt und somit noch mehr Spaß macht.
Zum Mittagessen fahren wir in Richtung der antiken Festung über der Stadt und essen an einem der Restaurants mit tollem Ausblick über den See, leckeren Gözleme und Köfte.
Unser anschließender Versuch, zur Ausgrabung der antiken Festung Prostanne zu fahren, scheitert: der unbefestigte Weg ist irgendwann für uns nicht mehr ohne großes Risiko befahrbar. Da hätten wir das Schild unten an der Straße wohl doch ernst nehmen sollen, das sah nämlich ungefähr genauso aus, wie der Weg dorthin.
Die restliche Strecke wollen wir zu Fuß gehen, aber ein Gewitter zieht auf und es ist doch noch weiter, als wir denken. Also Rückzug! Hoffentlich kommen wir diese Piste wieder heil runter.
Auf Google Maps hab ich eine etwas abgelegene Ausgrabungsstätte gefunden: Adada – also auf geht’s dorthin! Auf kleinen Seitenstraßen fahren wir in die Berge und plötzlich stehen wir mitten zwischen den Ruinen, die auf beiden Seiten der Straße liegen. Wir schlendern los und haben gerade noch genug Zeit, bevor auch hier ein Gewitter losgeht.
Unser nächstes Ziel ist der Yazili Canyon. Durch tolle Kiefernwälder fahren wir durch die Berglandschaft, in der ein Marmorsteinbruch nach dem anderen liegt.
Leider ist das Wetter sehr regnerisch, als wir am Canyon ankommen, so dass wir nur einen schnellen Blick auf den Fluß und die Picknickbereiche werfen.
Neben dem Wetter ist leider auch das Mobilfunknetz hier ziemlich schlecht – ganz ungewohnt für die Türkei, wir sind echt weit entfernt von der nächsten Stadt. Aber wir brauchen Internet, heute läuft nämlich die Sendung “Aktenzeichen XY – Vorsicht Urlaubsfalle”, für die wir interviewt wurden und zwei schlechte Erfahrungen von uns nachgespielt wurden: der Einbruch in Frankreich und der Überfall in Sarajevo. Also fahren wir weiter und landen dann in der Stadt Bucak auf einem großen zentralen Parkplatz direkt an einer Moschee mit bestem LTE-Netz.
Schnell ist das Tablet auf Streaming-Modus, die Frontsitze gedreht und der Tisch voll mit türkischer Brotzeit. Und wir sehen uns selbst im Fernsehen (hier gibt’s die Sendung in der Mediathek) .