14. bis 17. September 2017
14. September 2017
Beim Aufwachen auf dem Col du Chaussy erwartete uns wie vom Wetterbericht angekündigt übelstes Regenwetter. Wir wollten keinen Fuß vor die Türe setzen und auch bei so schlechtem Wetter mit kaum Aussicht nicht weiterfahren. Also arbeiteten wir bis zum Nachmittag an den Notebooks im muckelig warmen Bus mit prasselnden Regentropfen auf dem Dach.
Außerdem ließ Selena die Schlappe der Rohrnudel-Premiere nicht auf sich sitzen: sie feilte das Rezept noch mal aus mit ganz viel Geduld – und siehe da, zum späten Frühstück gab es gelungene und leckere Rohrnudeln. Hier findet ihr das neue Rezept.
Gegen 4 Uhr nachmittags hörte der Regen auf und wir sahen die ersten Sonnenstrahlen durch die abziehenden Wolken blitzen. Wir fuhren also den Col du Chaussy in Richtung Süden und Tal. Erst in einer senkrechten Felswand mit Überhängen und dann kam unser Highlight auf dem letzten Stück: 18 Spitzkehren direkt am Stück auf kleinstem Raum im perfekten Sonnenlicht. Das machte richtig Spaß!
Nach einem Einkauf bei Lidl nahmen wir den nächsten Klassiker in Angriff, den Col de la Croix de Fer. Aber wir nahmen nicht die Hauptstrecke ab Norden, sondern die Nebenstrecke über den kleinen Col du Mollard. Bei einsetzender Dunkelheit kamen wir auf der Passhöhe an und suchten uns erst mal einen Parkplatz für die Nacht mit fantastischem Ausblick ins Tal.
Wir kochten unsere Hachée-Taboulé.
Beim Essen überlegten wir, vielleicht noch am nächsten Tag hier oben zu bleiben und nicht nach Alpe d’Huez weiterzufahren (wo wir eigentlich schon vor ein paar Tagen sein wollten). Hätten wir gewusst, dass Alpe d’Huez böse enden würde, wären wir nie hingefahren, aber dazu später mehr.
15. September 2017
Morgens war das Wetter so gut, dass wir in Ruhe die Umgebung erkundeten.
Gegen Mittag starteten wir mit den Mountainbikes Richtung Lac Bramant. Aber der Weg zum See war ordentlich steil und deutlich über 2.000 Höhenmetern hatten wir dann doch zu kämpfen. Zum See schafften wir es nicht ganz, aber wir haben einiges rund um den Pass Col de la Croix de Fer gesehen. Und trotz ein paar Passagen, wo wir die Räder sogar tragen mussten, hat uns die Tour richtig gut getaugt.
Am Abend fuhren wir ein paar Kilometer mit WHATABUS zum benachbarten Col du Glandon.
Für die Nacht entschieden wir uns für einen kleinen Picknickplatz knapp unterhalb des Col de la Croix de Fer. Hier packten wir unseren Grill aus und bei 3°C Außentemperatur wurde mit einem Wahnsinnsblick gegrillt.
Während dem Abendessen bestaunten wir einen wunderschönen Sonnenuntergang in warmen rosa-orange Tönen.
16. September 2017
Nach einem Frühstück mit Blick auf die Berge fuhren wir weiter in Richtung Süden runter ins Tal vorbei am Lac de Grand Maison – die Landschaft war einfach traumhaft!
In Allemond zweigten wir von der Straße ab und fuhren über Villard-Reculas wieder nach oben auf den Col de la Confession, am Schluss etwas illegal, da nur Fahrzeuge bis 2 m Breite erlaubt waren, aber sonst hätten wir 20 km Umweg fahren müssen – glücklicherweise hat es funktioniert, und Gegenverkehr passte auch an uns vorbei.
So kamen wir in den berühmten Aufstieg von Le Bourg-d’Oisans nach Alpe d’Huez, den wir allerdings nicht weiter nach oben fuhren, sondern nach unten – um ihn dann im Gesamten hochzuradeln.
Im Tal parkten wir WHATABUS direkt am Kreisverkehr auf einem Parkplatz, wo noch viele andere Radfahrer gerade ihre Fahrt rauf nach Alpe d’Huez vorbereiteten. Und dann ging es los.
Als wir fast die Hälfte der über 1.000 Höhenmeter bezwungen hatten, machten wir eine Pause und irgendwann schaute auch ich mal auf mein Handy mit folgender SMS: “Einbruch Fenster” schrieb unsere Alarmanlage – Mist! Sofort rasten wir ins Tal runter und fanden WHATABUS mit offenem Fenster an der Schiebetür… der Bus sah auf den ersten Blick ordentlich aus, aber Selenas Tasche samt Notebook fehlte… nach und nach stellten wir fest, dass auch noch meine Tasche samt ein paar Festplatten und meine leere, sowie kaputte Handyhülle fehlte und außerdem auch noch unsere beiden Jeans, T-Shirts sowie Selenas BH und Thrombosestrumpf vom Bett geklaut waren.
Der Notruf schickte mich zur Wache der Gendarmerie – genau auf der anderen Seite des Kreisverkehrs, schnell mit dem Rad erreicht. Der Polizist dort war sehr freundlich zu mir und schickte gleich zwei Kollegen zu Selena an den Bus zur Spurensicherung. Nach und nach trafen immer mehr Autos ein, bei denen komplette Scheiben eingeschlagen waren und alles Mögliche aus den Autos geklaut worden war.
Da hatten wir also ja fast noch mal Glück gehabt, dass an unserem Plastikfenster nur drei der vier Drehriegelverschlüsse gebrochen waren – und dank dem lauten Hupen der Alarmanlage hatten sie sich auch nicht wirklich lange gesucht, nur das gegriffen, was offen rum lag. Außerdem hatten die Diebe einen Kratzer im Lack hinterlassen, wahrscheinlich mit einem Schraubenzieher beim Aufstemmen des Seitenfensters.
Wir mussten dann auch noch unsere Fingerabdrücke abgeben, damit diese mit den an unserem Fahrzeug gefundenen verglichen werden können.
Der Beamte nahm unsere Aussagen sowie die Liste mit den gestohlenen Gegenständen auf. Bei der Beschreibung von Selenas Notebook sollten wir auch die Sticker beschreiben, die drauf kleben… ok, WHATABUS-Aufkleber, einer der “Antihomophoben Aktion” und ein “Gegen Nazis”-Sticker. Da fragte er uns auf französisch: “Was heißt ‘gegen’?” Schnell übersetzt und sofort wurde er noch freundlicher: Sein Vater hatte in der Résistance gegen die Nazi-Besatzer gekämpft! Dann durften wir ihm auch noch Kaufberatung für seinen Kumpel geben, der sich wohl auch einen Camper kaufen will. So langsam wurden wir also wieder etwas entspannter.
Da uns leider eine Menge Daten fehlte (u.a. der eben fertig gestellte Vortrag fürs Camper Van Summit Meeting und viele aktuelle Pläne von unserem Planungsbüro), beschlossen wir, recht schnell nach Bayern zu fahren, wo unser Backup-Server steht – dummerweise war ich immer noch zu faul gewesen, um endlich den Remote-Zugriff einzurichten… Selbst schuld.
Kurz vor Grenoble stoppten wir an einem Pizza-Truck und duschten. Danach ging es auf dem schnellsten Weg zur Autobahn in Richtung Genf und weiter durch die Schweiz. Mitten in der Nacht tankten wir noch in Bregenz und schafften es bis in die Gegend von Memmingen, wo wir an einem Sportplatz übernachteten.
17. September 2017
So richtig ausgeschlafen waren wir nicht nach der Nacht – dafür waren wir noch zu aufgeregt von dem, was passiert war. Wir fuhren noch weiter nach Regensburg, wo mein Vater uns schon mit leckerem Sonntagsessen zur Ablenkung erwartete.
Und auf unserem Server stellten wir schnell fest, dass da wir doch noch mehr Backups hatten als zuerst befürchtet – immerhin! Nun stellen sich für uns folgende Fragen:
- Werden wir WHATABUS gegen weitere Einbrüche zur Festung aufrüsten?
- Stellen wir etwas um an unserer Datensicherung und Arbeits-IT?
Dazu machen wir uns jetzt mal in Ruhe Gedanken und haben hier mittlerweile darüber geschrieben!
Trotz des Schreckens war unsere kurze Reise durch die Alpen in der Schweiz und Frankreich traumhaft. Wir hatten tolles Wetter, waren richtig fit bei unseren Fahrradtouren und werden natürlich wieder nach Frankreich und in die wunderbaren Berge kommen!
Sehr inhaltsvolle Themen und übersichtlich gestaltet.
MfG., D.Haucke