25. bis 29. April 2019
Tag 122: Donnerstag, 25. April 2019
Nach dem Besuch des Klosters Sümela hatten wir ja in den Bergen eine Pause eingelegt, um den vorigen Bericht online zu stellen. Wir hatten noch knapp 5 Stunden Fahrt bis zu unserer Freundin Gökce in Sivas, als wir am späten Nachmittag weiterfuhren. Es ging über Pässe, die höher als 2.000 m lagen und natürlich sahen wir wieder Schnee, aber die Sonne schien – das hob unsere Stimmung.
Die Landschaft war wirklich wunderbar. Öfters sahen wir Gesteinsformationen, die um einiges spektakulärer als der Old Man of Storr auf der schottischen Isle of Skye (hier unser Bericht dazu) waren – aber: keinerlei touristische Aktivitäten.
Mich quälte im Lauf des Tages irgendein Infekt oder schlechtes Essen oder Heuschnupfen – ich war platt und appetitlos (das heißt was bei mir 😉 ). Wir suchten uns an einer Quelle am Straßenrand ein Plätzchen für die Nacht. Ich ging sofort ins Bett, hatte noch leichten Schüttelfrost und Fieber, schwitzte aber so alles Ungesunde aus mir raus.
Tag 123: Freitag, 26. April 2019
Ich wachte fit am Morgen auf und wir ließen den Tag ruhig angehen.
Während wir das Bett frisch bezogen, kam eine ganze Kuhherde an die Quelle.
Kurz vor Sivas wollten wir den ordentlich schmutzigen WHATABUS eine gute Grundreinigung von außen zukommen lassen und hielten an einer Tankstelle.
Anschließend ging es weiter ins Zentrum, wo wir uns später mit Gökce treffen wollten. Wir fanden problemlos den zentralen, kostenpflichtigen Parkplatz vom letzten Jahr mitten zwischen Wohnbauten und stellten den Bus dort ab.
Wir schlenderten bei blendendem Wetter durch die Altstadt und gingen wieder in das leckere Restaurant, wo wir im letzten Jahr mit Gökce schon die leckeren Sivas-Köfte probiert hatten: Patties aus reinem, besten Rindfleisch, nur ein bisschen Salz als weitere Zutat. Sivas Köfte sind die absolut besten Köfte der Türkei!
Dazu genossen wir die warme Sonne auf dem Balkon des Lokals.
In einem Laden kauften wir Stoff, mit dem Selena die Polster von WHATABUS neu beziehen will. Gökce parkte währenddessen auf dem gleichen Parkplatz wie wir. Da wir die Einkäufe deponieren wollten, trafen wir sie dort, gingen in ein Café und ratschten stundenlang.
Zum Teetrinken entführte uns Gökce ins neueste Luxushotel von Sivas, das vor ein paar Monaten in einem historischen Gebäude eröffnet hatte. Zunächst war es eine Karawanserei an der Seidenstraße samt Sultansunterkünften, dann verkam es in den letzten 100 Jahren immer weiter, bevor es vor kurzem zum Hotel umgebaut worden war.
Im überdachten Innenhof war richtig was los, ganz viele Einheimische kamen zum Teetrinken, Wasserpfeiferauchen und Burgeressen. Nachdem wir Tee getrunken hatten, wurden wir von einem der Mitarbeiter durchs Hotel geführt. Das Gebäude war sehr sanft renoviert und modernisiert worden. Highlight war die Sultanssuite. Dieses Zimmer würde übrigens umgerechnet nicht einmal 100 € pro Nacht kosten – könnte man sich ja mal überlegen.
Gökce, die mitten im Umzugsstress war, verabschiedete sich erst mal wieder von uns und wir stöberten noch ein bisschen im Zentrum rum. Später trafen wir uns mit Gökce, ihren Kindern Rana und Selim sowie ihrem Mann Ali in einem sehr leckeren Restaurant und hatten einen wunderbaren Abend – für Gökce sehr stressig, musste sie doch die ganze Zeit dolmetschen.
Die Nacht verbrachten wir auf unserem zentralen Parkplatz und es blieb erstaunlich ruhig.
Tag 124: Samstag, 27. April 2019
Morgens hörten wir zwar den Muezzin und die Müllabfuhr, konnten aber trotzdem gut ausschlafen. Gökce vermittelte uns telefonisch an ihre Stamm-Reinigung, wo wir unsere Mäntel abgaben. Der Besitzer war offensichtlich hoch erfreut, deutsche Kunden zu haben.
Zum Mittagessen suchten wir uns ein Restaurant und genossen die leckeren Köfte aus Sivas und dazu Pide. Wir shoppten uns noch ein bisschen durch die Stadt, während das Wetter immer schlechter wurde.
Wir trafen Gökce samt Familie dann in ihrer neuen Wohnung am Stadtrand: vom 11. Stock aus hat man geniale Rundsicht und die neue Wohnung ist richtig modern und schick.
Die Küche wurde gerade eingebaut und andere Handwerker waren auch noch da. Also schnappten wir uns die Kinder und sie durften sich WHATABUS noch mal so richtig anschauen.
Wir kauften in einer Bäckerei Kekse und versuchten Rana und Selim zu bespaßen, was – glaube ich – auch gut gelang.
Gökce bekam so lange eine Einweisung in die neuen Küchengeräte, bevor sie auch zu uns kam und wir sehr lecker Döner essen gingen. WHATABUS wurde zum Familientaxi.
Dieses Dönerrestaurant ist in Sivas gerade voll der Renner. Das Dönerfleisch ist natürlich aus bestem Sivas-Rind und wird an gigantisch großen Spießen gegrillt.
Serviert wird es blank mit Brot und Salat – dem deutschen Döner schon recht nahe, nur die leckere Joghurtsoße fehlt 😉 .
Danach verabschiedeten wir uns von der Familie und parkten für die Nacht wieder auf dem Parkplatz im Zentrum. Natürlich konnten wir den nahen Klamottenläden und einem Café nicht widerstehen, bevor wir uns zum Arbeiten in den Bus zurückzogen.
Tag 125: Sonntag, 28. April 2019
Die Nacht mitten im Zentrum der Großstadt Sivas war wieder überraschend ruhig und wir konnten gut ausschlafen.
Im Lauf des Vormittags verabredeten wir uns mit Gökce zum Kaffeetrinken in einem nahen Café. Wir nutzten die Chance auf ein türkisches Frühstück (Kahvalti) – was für eine Mega-Portion, die wir unmöglich geschafft haben.
Danach schlenderten wir mit Gökce und ihrer Tochter Rana durch ein paar Läden und bekamen noch ein paar gute Tipps, zum Beispiel Kristalle aus dem Kräuterladen gegen Herpes und Aphten im Mund. Wir verabschiedeten uns und machten WHATABUS startklar für die Weiterfahrt in Richtung Ankara.
Die Schnellstraße war topp ausgebaut und wir kamen gut voran. Zwischendurch gab es gewittrige Regenschauer. Als Zwischenstopp vor Ankara hatte ich noch die frühere Hauptstadt der Hethiter Ḫattuša entdeckt, für die sich ein Abstecher lohnen sollte.
Wir kamen in den heutigen Ort Boğazkale. Da Ḫattuša bereits seit den 1980er Jahren UNESCO-Welterbe ist, existiert dort eine touristische Infrastruktur, sogar mit Campingplätzen. Wir entschieden uns für den Platz am Başkent Demiralan Hotel. Im Hotel fanden wir niemanden, nur im benachbarten Restaurant war jemand, der zumindest mit jemandem telefonierte und uns zu verstehen gab, dass wir bleiben durften. Ein anderes Auto kam angefahren, ein Mann stieg aus und bat uns noch in die Touri-Info zu kommen. Diese entpuppte sich aber als Laden für Teppiche und anderen angeblich handgemachten Kram. Wir bedankten uns nett für die Infos und verabschiedeten uns schnell wieder (nein, wir kauften tatsächlich keinen Teppich – lieber Rolf von womoblog.ch, wir haben Euch somit genug Teppiche dort übrig gelassen).
Am Campingplatz beobachteten wir ein Gewitter, das aufzog. Achja, wir waren natürlich alleine, Strom und Wasser gingen nicht, aber nicht so schlimm.
Wir nutzten den Abend zum Arbeiten und hatten dann eine sehr ruhige Nacht.
Tag 126: Montag, 29. April 2019
Nach dem Kaffeetrinken kauften wir im Dorf in der Bäckerei ein und fuhren in die Ausgrabung – richtig: IN die Ausgrabung. Das Gelände ist so groß, dass man mit seinem eigenen Auto durchfahren kann. Alleine die Stadtmauer war ca. 8 km lang.
Von ca. 1700 bis 1200 v. Chr. war die Blütezeit von Ḫattuša. Die Stadtmauer wurde in einem kleinen Teil vor ein paar Jahren wieder rekonstruiert. Besonders bemerkenswert sind drei Stadttore: Löwentor, Sphinxtor und Königstor.
Am Sphinxtor führt ein Tunnel unter einem 25 m hohen Wall nach außen – beeindruckend!
Wir frühstückten direkt am Königstor. Da wir komplett alleine waren und das Wetter blendend war, konnten wir uns vor den Bus in die Sonne setzen.
Danach fuhren wir noch in die nur zwei Kilometer entfernte Ausgrabung von Yazılıkkaya, wo in zwei Felskammern beeindruckende Reliefs in den Steinwänden gefunden wurden.
Sowohl in Ḫattušaauch in Yazılıkkaya waren wir zwar fast die einzigen Besucher. Dass dies aber touristisch sehr bedeutende Orte sind, merkten wir vor allem an nervigen Verkäufern, die uns auf deutsch ansprachen und unbedingt in ihre Verkaufsstände locken wollten. Da müssen wir ehrlich sagen, dass wir uns an kleineren, unbekannten Ausgrabungen deutlich wohler fühlen – dort gibt es so etwas nicht.
Wir fuhren schnell nach Ankara weiter, tankten unterwegs Gas und Diesel (für umgerechnet 0,85 € pro Liter). Am Stadtrand von Ankara fuhren wir zum großen IKEA samt angeschlossener Anatolium Mall, wo wir stundenlang auf der Suche nach Tischdeko für den Geburtstag von meinem Vater rumschlenderten. Wir gingen noch lecker in der Mall zum Essen und beschlossen, gleich die Nacht vor dem IKEA zu verbringen, um am nächsten Tag, die Innenstadt von Ankara zu besichtigen.