21. bis 23. Februar 2019
Tag 59: Donnerstag, 21. Februar 2019
Unser Nachtplatz am nicht mehr exisitierenden Azur Window bzw. bei Inland Sea auf Gozo war sehr ruhig und auch morgens waren wir noch lange alleine (hier findet Ihr übrigens den vorherigen Bericht mit mehr Bildern von dort). Erst gegen halb elf Uhr setzte der Touristenverkehr ein.
Selena suchte und fand einen Geocache, der direkt hinter unserem Bus lag, während ich ausschlief.
Wir fuhren weiter entlang der Nordküste von Gozo nach Wied Il-Mielaħ, hier steht noch einer der Bögen, die von Wind, Wetter und Meer geschaffen wurden. Die Anfahrt war wieder recht chaotisch, war die dort hin führende Straße sehr eng und kurvig mit wenig Ausweichmöglichkeiten, noch dazu ein paar Stellen, wo man mit längerem Radstand sicher aufsetzen würde. Außerdem schlängelten wir uns wieder durch kleine Ortschaften und waren immer froh, wenn mal kein Gegenverkehr kam. Immerhin gab es unterwegs ein paar interessante Kirchen zu bestaunen.
Dieser Ort wird also wohl für Reisebusse als Nachfolger des Azur Window unerreichbar bleiben, wo er doch so schön ist.
Auf Umwegen steuerten wir die nächste malerische Bucht an, Wied il-Għasri. Der Blick von oben auf das kristallklare Wasser war genial.
Gleich daneben gab es noch mehr der lokaltypischen Salzpfannen, die wir auch auf Malta schon gesehen hatten.
Oberhalb davon suchten wir uns ein Plätzchen zum Frühstücken und bestaunten dabei die schönen Salinen.
Weiter ging es an den größten Strand von Malta und Gozo in der Ramla Bay, wo sogar einige andere Touristen waren. Die meisten gingen nur kurz ans Wasser für ein Foto – wir auch.
Die Fahrt über die Straßen der kleinen Insel stresste selbst mich als Beifahrer tierisch, so dass wir beschlossen, zurück nach Malta überzusetzen. Aber wir hatten die Rechnung auf dem kürzesten Weg zum Fährhafen nicht mit dem Chaos, welches eine Baustelle verursachte, gemacht.
Die vielen kleinen und kaum sichtbaren Schilder, mit Umleitung da und Hafen hier brachten uns schon in Rage.
Wir drehten also im Ort Nadur einige Runden, bis wir aufgrund einer nicht mehr vorhandenen Straße vor Barrieren standen. Jetzt war Selenas Geschick gefragt, denn wenden musste sie jetzt genau hier in der engen Straße, oder eben die steile Bergstraße rückwärts hochfahren. Ohne Schaden schaffte sie die Wendung und wir waren genervt.
Auf einem ewig langen Umweg kamen wir endlich wieder in den Hafen von Mgarr, wo wir für die Fähre knapp 40 Euro bezahlen mussten (der Hinweg war ja umsonst gewesen). Der Kassierer vermaß dabei WHATABUS sogar mit dem Maßband.
Wir mussten nicht lange warten, bis wir an Bord der Fähre fahren durften und hatten auch schnell nach Malta übergesetzt. Gefrustet wie wir waren, überlegte ich schon, ob wir nicht direkt die nächste Fähre Richtung Sizilien nehmen sollten.
Unweit des Fährhafens wollten wir uns noch einen Caravan-Park anschauen, den sog. Malta Campsite.
Es gab ihn tatsächlich noch, allerdings besteht er nur noch aus eng zusammen gepferchten Dauercampern und dazwischen mit Kunstrasen ausgelegten Wegen, die wohl nicht fürs Befahren durch Wohnmobile oder andere Autos gedacht sind. An der Rezeption war auch niemand, so dass wir keine weiteren Infos einholen konnten.
Aber so kamen wir zumindest an den nördlichsten Punkt von Malta.
Eigentlich “gleich gegenüber” ging es zum Red Tower. Den dort versteckten Geocache fanden wir nicht und das rote Gebäude mit dem abblätternden Putz konnte uns auch nicht richtig begeistern. Ok, wir waren immer noch leicht genervt von vorhin.
Ein Stück dahinter war an einer nicht mehr betriebenen Funkanlage der westlichste Punkt von Malta, den wir uns bei einem Spaziergang als Nachtplatz aussuchten.
Wir stellten kurz vor Sonnenuntergang den Bus ab und machten es uns gemütlich.
Selena erkundete die Umgebung und kam ganz aufgeregt zurück und meinte, dass Malta wirklich zerbröselt. Überall lagen riesige Felsbrocken im Meer und die Landschaft um uns herum war gezeichnet von Rissen und sogar kleinen, aber tiefen Schluchten.
Wie Ronja Räubertochter hopste sie über die Spalten, dann wurde ihr aber doch mulmig und sie wollte nicht verantwortlich sein, wenn Malta noch mehr Landfläche verliert. Wer weiß, wie viele andere hier auch so rumhopsen.
Zum Sonnenuntergang waren wir nicht alleine, anscheinend ist dieser Platz bei romantischen Pärchen bekannt – kein Wunder, der Sonnenuntergang war traumhaft schön!
Als die Sonne im Meer versunken war, fuhren alle wieder ab und wir waren alleine hier oben.
Ich war von den Straßen auf Malta immer noch so genervt, dass ich tatsächlich nach einer Fähre für die Rückfahrt nach Sizilien recherchierte. Selena war da ganz anderer Meinung, ihr gefiel es hier so gut, dass sie keine Lust auf eine baldige Abreise hatte.
Wir arbeiteten noch an den Notebooks und huschten nach dem Duschen unter die Bettdecke.
Tag 60: Freitag, 22. Februar 2019
Die Sonne schien auf den Bus und weckte uns ganz sanft. Mein Ärger auf Malta war bei diesem guten Wetter verschwunden und wir beschlossen, es auf Malta die nächsten Tage ruhig angehen zu lassen.
Unser Übernachtungsplatz war so angenehm, dass wir gar keine Lust aufs Weiterfahren hatten.
Da wir kein Brot mehr hatten, machte uns Selena einen sehr leckeren Kaiserschmarrn zum Frühstück, bevor wir die Sonne auf den Paneelen unserer Solaranlage nutzten und bei im Überfluss produzierten Strom arbeiteten.
Es herrschte ein leichtes Kommen und Gehen, aber wir bekamen davon nicht viel mit. Was uns nur mal wieder auffiel, warne die v.a. älteren Männer, die mit ihren Autos angerollt kamen, sitzen blieben, aufs Meer schauten und irgendwann wieder fuhren. Über was sie wohl sinnieren? Keine Lust nach Hause zu fahren, ein paar Probleme wälzen oder einfach nur die wunderschöne Sicht genießen – wer weiß.
Es war auf alle Fälle höchste Zeit, dass wir uns mal wieder an die Notebooks setzen. Ein paar Arbeiten mussten erledigt werden. Und dann gab es auch noch technische Probleme mit Selenas externer Festplatte. Dank Amazon konnte ich eine neue, hoffentlich bessere Festplatte bestellen, die wir uns nächste Woche nach Sizilien schicken lassen.
Ein neuer Artikel ist übrigens an unserem fleißigen Arbeitsnachmittag auch online gegangen, eine FAQ-Liste.
Dank immer dichter werdenden Wolken wurde der Sonnenuntergang nicht ansatzweise so spektakulär wie am Vorabend. So beschlossen wir, den Platz zu wechseln. Wir wollten bei den Toiletten am nahe gelegenen Parkplatz für Wohnmobile unseren Wassertank füllen, standen dort aber vor verschlossenen Türen.
Weiter ging es in die Mistra-Bucht, wo wir direkt am Strand einen schönen Parkplatz fanden. Die Pizzeria dort hatte leider nicht geöffnet, aber nach Kochen war uns gar nicht.
Wir liefen also im Dunklen über einen teils recht steilen Pfad mit Taschenlampe los ins nächste Dorf Ix-Xemxija und hofften dort auf geöffnete Gastronomiebetriebe. Und wir hatten Glück, dort waren die meisten Restaurants geöffnet.
Bei einem kleinen, aber gut und ordentlich sortierten Supermarkt kauften wir noch Brot fürs Frühstück am nächsten Tag und kehrten dann bei einem Asiaten ein.
Das Essen dort war ganz anständig und mit vollen Bäuchen machten wir uns auf den Heimweg.
Tag 61: Samstag, 23. Februar 2019
Lauter Tumult weckte uns. Am Samstag treffen sich offensichtlich die vielen Pfadfindergruppen der Insel für Aktivitäten. So hielt direkt vor uns ein kleiner Lastwagen und ein Trupp Scouts begann, ihn fleißig auszuladen. Wir standen mittendrin, wirklich mittendrin! Hätten wir die Schiebetüre geöffnet, hätten wir aus der Türe raus beim LKW-Ausladen helfen können.
Ein Floßbau-Workshop stand auf dem Programm. Um den Jungs mehr Platz für ihre Arbeiten zu lassen, fuhren wir schnell ein paar Meter nach vorne und beobachteten beim Kaffeetrinken den Fortschritt.
Bevor sie ihre Flöße ins Wasser lassen konnten, machten wir uns auf zu einer kleinen Wanderung geleitet von der Suche nach ein paar Geocaches.
Als erstes ging es zum Selmun Palace, eine alte Festung, später als Jagdresidenz genutzt.
Hier oben gab es doch tatsächlich mehrere Schilder, die Wohnwägen und Offroad-Fahren verboten.
Von dort stiegen wir wieder an die Küste ab, liefen durch landwirtschaftliche Flächen und durchstöberten einen alten Bunker nach einem Geocache.
Gut, Selena suchte und fand den Cache, sie ist schließlich unser Kletteräffchen.
Plötzlich kamen zwei Motocross-Maschinen angebrettert: das ganze Gebiet wird wohl illegalerweise als riesengroße Motocross-Piste genutzt – und das sieht man an den immensen Erosionsrinnen dort. Schrecklich!
Wir wanderten entlang der Küste und bewunderten bei frühlingshaften Temperaturen wunderschön blühende Blumen.
Bis auf die lauten Motocross-Raser war der Spaziergang ein Traum.
So sehr uns der Verkehr und die absolut schlechten Straßen auch nervten, schaffte es Malta doch noch irgendwie, die Kurve zu kriegen und uns zu begeistern. Alleine die vielen schönen Freistehplätze überall und unsere traumhaften Wanderungen verschönern uns den Aufenthalt deutlich.
Über die Festung Fort Campbell, ein Lost Place, kamen wir wieder zurück in die Mistra-Bucht, wo die Pfadfinder schon wieder einpackten. Zur Belohnung für unsere Wanderung kam ein Icecream-Bus und wir naschten in der immer mehr von Wolken verdeckten Sonne vor dem Bus.
Dabei prüften wir den den Wetterbericht und suchten nach Fähren für die Rückfahrt nach Sizilien: es sollte nicht nur regnerisch werden, sondern auch windig. Das Speedboot war bis Dienstag bereits gestrichen worden. Wir beschlossen also, in den Hafen von Valletta zu fahren und uns um Tickets für eins der nächsten Schiffe zu bemühen.
Der Verkehr unterwegs war erstaunlich erträglich, es war ja Samstag und so kamen wir nur mit wenig Verfahren im Hafen an. Der Ticketschalter war leider geschlossen und sollte erst am Montag wieder öffnen. Wir suchten uns schnell einen Parkplatz, wo wir per Internet tatsächlich noch die Fähre von Grimaldi zurück nach Catania buchen konnten (ca. 140 €), geplante Abfahrt um 4 Uhr Montagmorgen.
Plötzlich ging ein heftiges Gewitter los und es hagelte ordentlich. Als der Hagel nachließ, beschlossen wir, mit WHATABUS eine “Stadtrundfahrt” in Valletta zu machen – zu Fuß wollten wir bei dem Unwetter nicht raus.
Am Sonntag, also morgen, war ein Marathon in Malta geplant, so dass wir da möglichst nicht durch Valletta fahren wollten. Wir fuhren einmal um die ganze Halbinsel von Valletta (die engen Gassen vermieden wir). Teilweise waren die Straßen hagelbedeckt und ordentlich überschwemmt.
Wir fuhren im Regen weiter zu den Malta Film Studios, aber bei dem Wetter machte ein Besuch keinen Sinn. Die Schranke an der Zufahrt kämpfte sichtlich mit dem Wind, denn sie ging ständig auf und zu.
Für die Nacht wollten wir wieder an unseren schönen Freistehplatz bei Marsascala fahren, zumindest um dort an der öffentlichen Toilette wieder Wasser für unseren Wassertank zu bekommen. Das mit dem Wasser klappte auch, allerdings war es da nahe an der Küste schon heftig – der Wind drückte mir das Wasser schon aus der Kanne, bevor ich es überhaupt in den Tank schütten konnte.
Nach ein paar Kannen Wasser war ich bis auf die Knochen nass. Ich musste sofort raus aus den Klamotten und kuschelte mich unter die Decke. Selena fuhr währenddessen in den Hafen, um Pizza zu besorgen. Nach kurzem Warten war die Pizza samt Beilagen fertig und Selena steuerte uns auf einen sicheren Platz im Dorf, nicht vorne an der Küste oder am Hafen, um dem Sturm nicht so ausgesetzt zu sein – dass das eine gute Entscheidung war, sollte sich am nächsten Morgen bestätigen. Aber dazu dann mehr im nächsten Bericht