8. bis 10. Juni 2018
Tag 29: Freitag, 8. Juni 2018
Unter den Olivenbäumen haben wir am Strand des Marmara-Meers wieder eine erholsame und endlich etwas kühlere Nacht auf dem Campsite Aldırmaz’ın. Außerdem fällt mir beim Nachtbucheintrag auf, dass wir heute 900. Nacht in WHATABUS verbracht haben – wie doch die Zeit vergeht!
Heute ist unser Tagesziel die Grenzstadt Edirne, weil wir uns auf den Heimweg in Richtung Bayern machen müssen.
Ob von Bandirma oder Erdek aus zu für uns passenden Zeiten Fähren in Richtung Europa fahren, wollen wir gar nicht mehr groß erkunden. Wir haben uns dafür entschieden der Marmara-Küste in Richtung Dardanellen zu folgen und von Lapseki aus die Fähre nach Gelibolu (Gallipoli) zu nehmen.
Gleich beim Abbiegen auf die vierspurige Durchgangsstraße ist eine Baustelle und wir müssen auf einen Feldweg als Umleitung, voll mit Schlaglöchern der großen Kategorie. Kurz vor uns bleibt dann schließlich ein großer Lastwagen hängen.
Wir drehen um und suchen uns einen Weg um die Baustelle herum. Als wir die Stelle wieder passieren (diesmal auf der anderen Seite der Mittelleitplanke), ist der Lastwagen natürlich noch nicht geborgen.
In Cardak stehen schon Schilder in Richtung Fähre und wir probieren dort unser Glück. Wir werden auf einen Warteplatz gewiesen und nach einer halben Stunde dürfen wir an einem Schalter Ticket kaufen und auf die Fähre nach Gelibolu fahren.
Die Überfahrt dauert nur ca. gut eine halbe Stunde und schon sind wir wieder in Europa.
Auf der Strecke, die wir schon auf dem Weg von Edirne nach Canakkale vor vier Wochen in anderer Richtung gefahren sind, kommen wir schnell nach Edirne. Wir tanken sogar an der selben Tankstelle Frischwasser.
Ich lotse uns noch kurz ins Auto-Werkstattviertel, um Ersatzscheibenwischer, Öl für den Notfall und Scheibenreiniger zu kaufen. Dass wir uns wieder der Heimat nähern, merke ich, als mir in einem Laden die Preise in Euro genannt werden (zehn Euro sind es übrigens für alles).
In der Innnenstadt von Edirne parken wir wieder an der Selimiye-Moschee. Eigentlich hatten wir überlegt, dort auch wieder die Nacht zu verbringen. Bei einem Spaziergang durch die Stadt in der glühenden Hitze beschließen wir, dass wir uns etwas außerhalb einen Nachtplatz suchen werden, da der Moscheeparkplatz keinerlei Schatten hat und wir mittlerweile echt platt von der Sonne sind.
Wir gehen noch zum Essen. Es schmeckt, aber der Service ist recht schleppend. In einem Café danach warten wir sogar eine Stunde auf ein Dessert und denken uns schon, dass die Türkei uns den Abschied einfach leichter machen will.
Wir fahren also noch mal ein paar Kilometer zurück und landen in einem kleinen Dorf. In einer Markthalle sitzen die Männer beim Teetrinken. Wir fragen den Kellner, ob wir davor parken dürfen – überhaupt kein Problem.
Natürlich sind auch hier nachts wieder die Ramadan-Trommler unterwegs, hier sind sie sogar besonders geübt ihren Instrumenten.
Tag 30: Samstag, 9. Juni 2018
Wir schaffen es dank der Bäume, unter denen wir parken, etwas länger zu schlafen. Als ich gerade Kaffee koche und Selena sich die Haare kämmt, kommen zwei Männer und schenken uns frische und selbstgemachte Gebäckteilchen.
Der jüngere Mann spricht sehr gut Englisch und wir werden zum Teetrinken in das Haus der Familie gleich ums Eck eingeladen.
Die Einladung schlagen wir natürlich nicht aus und gehen zu der gastfreundlichen Familie. Auf der Veranda werden wir auf die Hollywood-Schaukel gesetzt und bekommen Tee. Anil ist gerade von seiner Promotion aus Salt Lake City zurück in die Türkei gekommen, um wieder an der Uni VWL zu unterrichten.
Wir erfahren wieder viel Interessantes über das Dorfleben. Und mit Anil können wir uns auch sehr gut über Politik unterhalten. Wir sind alle gespannt, wie die Wahlen in Kürze ausgehen werden.
Zum Abschied bekommen wir noch Eier von den eigenen Hühnern und frische Pflaumen ganz frisch vom Baum gepflückt. Jetzt wollte uns die Türkei wohl doch noch festhalten.
Bevor wir losfahren dürfen, müssen wir noch versprechen wieder zu kommen. Diesmal sogar mit Stellplatz in ihrem Garten – das versprechen wir doch gerne!
Viel später als geplant fahren wir los nach Edirne, um noch ein paar Sachen einzukaufen.
In einer Mall gehen wir zum Essen, shoppen ein bisschen und dann stocken wir unsere Lebensmittelvorräte in einem großen Supermarkt auf.
Zum Wochenende kommen übrigens Bulgaren und Griechen in großer Anzahl, um zu für sie momentan deutlich günstigeren Preisen in der Türkei einzukaufen.
Gegen 3 Uhr am Nachmittag verabschieden wir uns schließlich von der Türkei und fahren zur Grenze. Der Rückstau hält sich in Grenzen – anders als bei den LKWs, die sich über 8 km in die Türkei zurückstauen.
Die Kontrolle der Türken ist freundlich und geht ganz fix. In Bulgarien wird der Bus “desinfiziert”, was wir bezahlen müssen und zwar bei einem absolut unfreundlichen Beamten. Aber auch hier ist die Kontrolle der Pässe recht schnell erledigt und es geht weiter.
Als wir an der Hauptstadt Sofia vorbei fahren, ziehen Gewittergebiete von zwei Seiten auf uns zu.
Irgendwann sind auch wir mittendrin und dank der ausgeprägten Spurrillen haben wir ordentlich Wasser auf der Straße.
Der Grenzübergang zu Serbien ist ebenfalls nach einiger Warterei passiert. Nach der Grenze kommen wieder die paar Kilometer, auf denen der Ausbau zur vierspurigen Autobahn noch nicht abgeschlossen ist. Aber das ist alles zu verschmerzen. Selena fährt ganz wacker die lange Strecke.
Ich mache zwischendurch mal ein Nickerchen. Nach Mitternacht kommen wir dann an die Grenze zu Ungarn, wo schon mehr los ist. Die Ungarn machen sogar Blockabfertigung. Die Kontrolle hier fällt streng aus – wir sind eben an einer EU-Außengrenze, aber gegen 1 Uhr geht es weiter.
Tag 31: Sonntag, 10. Juni 2018
Ich übernehme das Steuer für die nächsten Stunden, jetzt ist Selena dran mit Schlafen.
Vorbei an Budapest kommen wir nach Österreich. Ich schaffe es noch ein ganzes Stück bis nach Wien. Aber da bin ich dann auch zu müde fürs Weiterfahren. Selena ist mittlerweile wieder fit und übernimmt.
Ich schlafe sofort ein und wache erst kurz vor Regensburg wieder auf. Selena hat ganz locker den Rest der Strecke geschafft.
Um 9 Uhr kommen wir pünktlich zum Kaffeetrinken bei meinem Vater an und haben dort erst mal viel zu erzählen.
Die Rückfahrt hat gerade mal 19 Stunden (von 15 Uhr OESZ bis 9 Uhr MESZ) gedauert. Die Strecke mit knapp 1.800 km, drei längeren Kontrollen an Grenzen und dem Kauf von ein paar Vignetten haben wir doch echt ganz ordentlich gemeistert! Und offensichtlich haben wir uns eine ganz gute Wochen- und Tageszeit ausgesucht. Wir hatten (außer an den Grenzen) keinerlei Stau.
So, jetzt haben wir keine Lust mehr auf Fahren, das dürfen jetzt unsere kleinen Nichten übernehmen mit dem Mini-WHATABUS 🙂
Servus Selena und Marc,
wieder mal ein sehr unterhaltsamer und toller Reisebericht, vielen Dank! Ihr zwei macht das genau richtig, weiter so!!
Liebe Grüße aus Augsburg
Sabine
Servus Sabine,
ganz lieben Dank für Dein Feedback! Und wir werden uns redlich bemühen, so weiter zu machen 😉
Liebe Grüße aus dem Bus,
Marc und Selena
Danke für´s mitnehmen, es ist immer wieder ein Genuss, nicht nur kulinarisch mit zu reisen!
Wir freuen uns sehr, dass du mit an Bord bist!