25. bis 27. Mai 2018
Tag 15: Freitag, 25. Mai 2018
Nach einer sehr ruhigen Nacht auf 1.500 Höhenmetern ist es schön frisch draußen – gut 15 Grad kann man aushalten. Und was wir nachts bei der Ankunft nicht mehr gesehen haben: Die Landschaft ist toll und beim Kaffeetrinken genießen wir den Ausblick.
Wir beschließen, eine Runde zu wandern. Da in Open Streets Map keine Wanderwege erkennbar sind, auch nicht von unserem Parkplatz an den Skiliften auf den Gipfel Boz Dag, folgen wir den höhenlinienähnlich angelegten Wegen entlang der Hänge. Die Wanderung ist zwar nicht spektakulär, aber wir haben schöne Ausblicke auf die Berge und die Felder im Tal.
Auf dem Rückweg kommen wir an unzähligen, blühenden Hollundersträuchern vorbei und pflücken ein paar schöne Blüten.
Zurück am Bus gibt es nach 10 Kilometern und ein paar hundert Höhenmetern leckere Hollerküchlein.
Am frühen Nachmittag brechen wir gemütlich auf und überqueren die Bergkette. Da es uns abseits der Hauptstraßen so gut gefällt, wollen wir in Richtung Afrodisia weiter den mehr oder weniger direkten Weg fahren, der zwar laut Navi deutlich länger dauert als die Hauptverbindungen, aber landschaftlich lohnend ist. Runter von den Bergen geht es durch hügeliges landwirtschaftliches Terrain auf kleinen Sträßchen nach Kiraz.
Von dort müssen wir auf dem Weg nach Süden vorbei an Beydag die nächste Gebirgskette überqueren. Es geht rauf auf über 1.300 Höhenmeter. Wir genießen tolle Ausblicke, z.B. auf den Ort Beydag und die riesige Mauer des Stausees dahinter.
Wieder unten kommen wir in die Stadt Nazilli. Die Stadt wächst gerade recht schnell an Einwohnern: am Rand entstehen ganze Stadtviertel und neue Straßen werden gebaut.
Weiter geht’s nach Afrodisia, wo wir dank des gemütlichen Tempos heute erst bei einbrechender Dunkelheit ankommen. Am Restaurant Anatolia kann man nicht nur gut essen, sondern auch auf einer Wiese unter Olivenbäumen campen.
Ein Regenguss am Abend sorgt für angenehme Abkühlung. Kurz vor dem Schlafengehen kommen wir sogar mit einem deutschen Privatgelehrten (wie er sich selbst nennt) ins Gespräch und erfahren schon vorab ein paar interessante Infos zu unserer morgigen Besichtigung der Ausgrabung.
Tag 16: Samstag, 26. Mai 2018
Bevor wir uns die Ausgrabungen von Afrodisia anschauen, machen wir einen gemütlichen Vormittag auf dem Campingplatz zum Arbeiten.
Auch die Pfauen, die uns nachts und frühmorgens mit ihren lauten Schreien unterhalten haben, können wir jetzt bei Tageslicht bestaunen.
Dann raffen wir uns auf und fahren zur antiken Stätte. Unterwegs sind wir per Internet in Kontakt mit Martina, die wir bisher nur über Facebook kennen und von der wir wissen, dass sich jetzt auf ihrem Rückweg von Georgien unsere Wege kreuzen könnten. Gerade sind sie im Touri-Kulturschock aus Pamukkale geflohen und wollen schnell weiter.
In der Anlage ist es mittlerweile wieder brennend heiß und die Sonne brutzelt auf uns. Aber diese alte Stadt ist sehr beeindruckend.
Alleine das Tor zum ehemaligen Tempel der Aphrodite haut uns aus den Schuhen. Ich schicke Martina ein Foto davon und wünsche eine gute Weiterfahrt.
Plötzlich kommt die Nachricht, dass sie die Richtung geändert haben und zu uns kommen – so funktioniert Überzeugungsarbeit mit den abseits gelegenen Sehenswürdigkeiten in der Türkei.
Wir ziehen weiter zum Stadion – eines der größten und besterhaltenen der Antike, in dem 33.000 Menschen Platz fanden.
Über die Agora, durch Badeanstalten und ein großes sowie ein kleines Theater wandeln wir durch die Anlage und saugen die Kultur in uns auf.
Am Museums-Café setzen wir uns in den Schatten und warten auf Martina und ihren Mann Thomas. Die beiden kommen an und erzählen uns schon begeistert von ihrer Fahrt über einen kleinen Bergpass.
Wir haben uns viel zu erzählen und trotz eines kleinen Regengusses lassen wir uns nicht aus dem Gespräch bringen. Irgendwann verabschieden wir uns, wir gehen zurück zum Parkplatz, die beiden besichtigen Afrodisia.
Wir haben im Museums-Shop ein kleines Büchlein über gut 100 antike Stätten in der Türkei erstanden und beschlossen, doch noch in Richtung Pamukkale (kennen wir schon von unserer Tour im Winter) zu fahren, da sich quasi daneben die Stadt Tripoli befindet.
Wir fahren auch zum Bergpass, über den Martina und Thomas gekommen sind und kämpfen uns die krasse Straße, die durch viel LKW-Verkehr heftige Asphaltverwerfungen hat, nach oben.
Auf gut 1.300 m Höhe finden wir am Straßenrand ein Fleckchen mit grandiosem Ausblick, einer wunderschönen Kiefer und Platz für einen zweiten Camper.
Schnell sind die Koordinaten an die beiden geschickt und sie kommen nach. Wir essen so lange Gnocchi und Borschtsch, eine obskure Kombination aus unseren Vorräten, die aber tatsächlich sehr lecker schmeckt. Sogar die Ziegen schauen in den Bus und hoffen, was davon abzukriegen.
Dann sitzen wir zu viert vor dem Bus und packen die Weinvorräte aus. Obwohl es in der Höhe sehr frisch ist, wird es spät, sehr spät sogar! Danke an meinen lieben Vater, dass wir vor der Abfahrt noch ein paar Flaschen von seinem selbstgemachten Hauswein plündern durften, der Selena und unseren Freunden sehr gut schmeckt.
Um halb vier geht’s ins Bettchen – die Weinflaschen zählen wir besser erst morgen…
Tag 17: Sonntag, 27. Mai 2018
Gut verkatert (also alle außer mir) schlafen wir aus und kommen nur schwer in die Gänge. Beim Blick nach draußen, der übrigens fantastisch ist, sehen wir zuerst die vielen Weinflaschen und Selena kann nicht glauben, so viel getrunken zu haben – ihr Körper glaubt es allerdings umso mehr.
Die Überreste vom Vorabend sind relativ schnell beseitig, irgendwann koche ich die dritte Kanne Kaffee für uns und wir müssen an unsere Notvorräte mit Knäckebrot und Leberwurst ran. In der Sonne und dem tollen Ausblick lässt es sich aber auch aushalten! Sogar so gut, dass wir uns einen Sonnenbrand holen.
Wir sitzen also ganz faul rum und quatschen bis uns am frühen Nachmittag der Hunger in die nächste Kleinstadt Sarayköy lockt. Wir parken im Zentrum und finden schnell ein Restaurant, wo sich unser Tisch voll vom leckeren Essen schier biegt.
Nach einem Einkauf im Supermarkt verabschieden wir uns von Martina und Thomas, die unserem Tipp in Richtung Sardes folgen wollen. Wir wollen nach Tripoli weiter. Wir sind uns einig, das war eine ganz tolle Begegnung und wir freuen uns schon auf ein Wiedersehen in München! Selena ist jetzt übrigens stolze Besitzerin selbst geschnitzter Holzlöffel von Martina. Der große wurde gestern sogar beim gemeinsamen Weinumtrunk gefertigt. Toll, oder?
In Tripoli angekommen fahren wir erstmal eine falsche Zufahrt und stehen schon mitten in den Ausgrabungen. Schnell drehen wir um und finden die offizielle Zufahrt. Ein Wärter kommt auf uns zu und wir denken schon, dass er uns jetzt um kurz vor 19 Uhr mitteilt, dass er gleich zumacht oder kassieren will. Nix da, er begrüßt uns mit Handschlag und wir bekommen sogar eine Broschüre in die Hand gedrückt.
Tripoli wird gerade noch intensiv ausgegraben, man sieht an vielen Stellen die neuen Aufschürfungen und wie sich unter dem Gras die antiken Steine schier stapeln.
Die Agora wird gerade rekonstruiert und mit einem Autokran werden die ausgegrabenen Säulen wieder aufgerichtet. Das Theater ist leider nicht so gut erhalten. Ein Gewitter zieht zu uns und wir müssen uns beeilen, bevor es losgeht, auch wenn das Licht für die Fotos gerade genial ist.
Doch Zeit für die Häuser mit beeindruckenden Mosaiken muss noch sein (leider nicht so gut zu fotografieren). Wir verabschieden uns vom Wärter, der wahrscheinlich für uns Überstunden gemacht hat. Dafür hat er begeistert Fotos von unserem WHATABUS gemacht – ganz unauffällig natürlich 😉
Unser nächstes Ziel ist die antike Stadt Laodikeia. Unterwegs steht ein braunes Schild nach “Güney Selalesi”. Google verrät mir, dass das ein Nationalpark an einem Stausee ist. Das wäre doch was zum Übernachten. Wir finden über dem Ufer an einem Feldweg ein Plätzchen und sind so müde, dass es uns auch nichts ausmacht, dass der Platz nicht ganz optimal ist und keine #vanlife-Romantik widerspiegelt – zumindest sieht er in der Dunkelheit nicht vielversprechend aus.