Mit ein paar Tagen Abstand nach Ausstrahlung der Sendung “Aktenzeichen XY – Vorsicht Urlaubsfalle”, wo zwei unserer Erfahrungen von Schauspielern nachgestellt und ein Interview mit uns zu sehen war, möchten wir die Ereignisse von damals noch mal zusammenfassen und auch ein paar Worte hierzu schreiben.
Den Beitrag findet Ihr in den nächsten Wochen noch hier in der ZDF-Mediathek.
Außerdem hat Aktenzeichen XY auch auf seiner Facebook-Seite den Beitrag online gestellt.
https://www.facebook.com/watch/?v=195460648035826
Einbruch in Frankreich (September 2017)
Hier lest ihr unseren Tourbericht, in dem wir den Einbruch beschreiben.
Hier seht Ihr auf einer Karte den Ort, wo es passiert ist, im Luftbild:
Sachen, die in der Verfilmung etwas anders als in Wirklichkeit dargestellt wurden (die Autorin wollte hier wohl etwas mehr Spannung reinschreiben):
- Der Parkplatz war nicht so in der Natur wie im Film, sondern lag in Le Bourg-d’Oisans direkt an einem Kreisverkehr an der Durchgangsstraße von Grenoble nach Briancon, also am Fuß von Alpe d’Huez. Die Einbrecher haben sich nicht mal davon abhalten lassen, dass schräg über den Kreisverkehr die Wache der Gendarmerie liegt.
- Das Notebook lag natürlich nicht offen in der Beifahrertür, sondern unter dem Tisch in der Dinnette.
- Unser Bus wurde nicht durchwühlt. Wahrscheinlich hat das Hupen der Alarmanlage die Einbrecher so unter Druck gesetzt, dass sie nur einmal in den Bus rein sind und sich ein paar Sachen gegriffen haben. Kein einziger Schrank ist geöffnet worden.
- Es wurde keine Spiegelreflexkamera geklaut, da sie nicht offen rumlag.
- Komischerweise wurden unsere Klamotten, die wir vor dem Biken anhatten und die auf dem Bett lagen, geklaut. Wahrscheinlich erhofften die Diebe sich, dass in den Taschen noch Bargeld war.
- Ich habe tatsächlich zu Selena gesagt, sie soll nichts anfassen. Wir sind aber nicht sofort zur Wache gefahren, sondern ich schnell mit dem Fahrrad einmal über den Kreisverkehr. Der Gendarm dort schickte seine Kollegen zur Spurensicherung zu Selena auf den Parkplatz. Es wurden also Fingerabdrücke genommen (und wir mussten unsere zum Vergleich in der Wache abgeben). Leider haben wir bis heute keine Rückmeldung von der Polizei bekommen, ob die Fingerabdrücke brauchbar waren und evtl. von den Tätern stammten.
Überfall in Sarajevo (Dezember 2017)
Hier lest ihr unseren Tourbericht, in dem wir den Überfall beschreiben.
Hier seht Ihr auf einer Karte den Ort, wo es passiert ist, im Luftbild:
Sachen, die in der Verfilmung etwas anders als in Wirklichkeit dargestellt wurden:
- Der Parkplatz war beleuchtet, direkt vor einem großen und sehr noblen Hotel.
- Natürlich hatten wir die Rollos zu, so dass die Täter wahrscheinlich davon ausgegangen sind, dass wir nicht da wären. Vermutlich dachten sie, wir wären als Gäste im Hotel.
- Die Fahrräder waren mit einer Plane abgedeckt. Um zu sehen, was unter der Plane ist, haben die Täter mit einer Taschenlampe darunter geleuchtet. Davon ist Selena schnell aufgewacht.
- Nachdem wir uns bemerkbar gemacht haben, rüttelten die Täter nicht am Bus. Sie kamen allerdings nach dem ersten Verjagen nochmals angerannt und haben mit der Faust auf den Bus geschlagen.
- Die Täter kamen danach dann auch noch mit dem Auto direkt auf die Fahrertür zugefahren, schon bevor wir den Bus gestartet hatten, um uns mit den Scheinwerfern ihres Autos zu blenden. Das Fernlicht war durchgehend an.
- WHATABUS ist tatsächlich sofort angesprungen – mehrere Startversuche waren nicht nötig.
- Als der Motor lief, sind die Täter direkt weggefahren. Sie haben uns also nicht verfolgt. Sie sind den Berg nach unten gefahren, wir haben trotz Schneefall den Weg nach oben gewählt. Es ging noch ein paar Höhenmeter nach oben, bevor wir dann auch wieder ins Tal, also besiedeltes Gebiet gefahren sind. Dort haben wir in einem kleinen Dorf eine kleine, aber durchgehend geöffnete Tankstelle zum Schlafen gewählt – es war keine Autobahntankstelle. Und der Tankwart wusste Bescheid und hat versprochen auf uns aufzupassen.
Was wir in der Situation noch besser hätten machen können: Alarmanlage auslösen und die Außenbeleuchtung anschalten – das hätte die Kriminellen vielleicht schneller vertrieben.
Und jetzt noch ein paar Gedanken aus unserer Sicht hierzu:
Fährt man also besser nicht mehr nach Frankreich oder Bosnien-Herzegowina, um dort Urlaub zu machen?
Da müssen wir ganz klar sagen: Nein, diese Länder kann und soll man natürlich trotzdem bereisen.
Passieren kann nämlich tatsächlich überall etwas. Die Wahrscheinlichkeit ist halt dort am höchsten, wo sich viele Urlauber aufhalten und es auch einen guten Fluchtweg für die Verbrecher gibt. Genau das ist der Grund, warum an Autobahnrastplätzen (gerade an den Routen in Richtung iberische Halbinsel) viele Wohnmobile aufgebrochen und teilweise auch auf der Autobahn überfallen werden.
Und das ist nicht nur in Frankreich so. Anders als der Experte vom ADAC in der Sendung sagte, gibt es Einbrüche in Wohnmobile nämlich auch sehr wohl in nicht geringer Anzahl in Schweden, und zwar an den Hauptverkehrsachsen in Richtung Norden.
Sollte man das Wohnmobil zusätzlich sichern?
Kann man, aber ob das etwas bringt ist die Frage. Wir haben uns in diesem Artikel nach dem Einbruch in Frankreich mal darüber Gedanken gemacht.
Ist Freistehen als unsicher anzusehen? Auf Campingplätzen ist man doch sicherer, oder?
Nein, wir denken nicht, dass Freistehen generell unsicher ist. Passieren kann überall was. Und der Einbruch in Frankreich ist ja außerdem beim ganz normalen Parken passiert, wir hatten nicht vor hier zu übernachten.
Und passieren kann auch auf Stell- und Campingplätzen etwas. Unseren Schweizer Freunden Anita und Rolf haben sie in Prag auf dem Campingplatz so ziemlich alle Wertsachen aus dem Wohnmobil geräumt. Kriminelle, die es auf Wohnmobile abgesehen haben, suchen natürlich vor allem solche Orte auf, wo die Wahrscheinlichkeit am höchsten ist, auch Wohnmobile zu finden. Neben Autobahnrastplätzen gehören dazu eben auch Stell- und Campingplätze. Passieren kann also wirklich überall was.
Noch dazu sollte man auch nicht glauben, dass andere Reisende Unschuldslämmer sind; auch unter denen sind genug mit krimineller Energie.
Was ist von den Experten-Tipps aus der Sendung zum Thema Camping zu halten?
Die Sommerferien laden zum Urlaub im Wohnmobil ein. Wir haben ein paar Tipps, wie Ihr Euch und Euer Wohnmobil schützen könnt.
Gepostet von Aktenzeichen XY am Mittwoch, 30. Mai 2018
Am meisten haben wir uns tatsächlich gefreut, als das “Gasmärchen” angesprochen wurde und der ADAC Fachmann ganz deutlich und logisch erklärt hat, warum es ein Märchen ist.
Auch die restlichen Tipps waren zum Teil absolut richtig. Immer fahrbereit parken und keine Wertsachen offen liegen lassen stimmt definitiv. Das Handschuhfach offen stehen zu lassen schadet auch nichts. Bringt bei uns aber nichts, da es dank der geschlossenen Rollos eh nicht zu sehen ist.
Wie oben bereits erwähnt bieten Campingplätze auch keine 100%ige Sicherheit – aber sicherer als Freihstehen ist es dort allemal.
Den Tipp mit den Spanngurten durch die Armlehnen sehen wir recht gespalten. Nachts sind unsere Rollos zu und die Einbrecher sehen den Gurt nicht. Versuchen die Diebe aber ins Fahrzeug zu kommen, während wir schlafen, springt beim Öffnen der Türen sofort die Alarmanlage an, und die ist verdammt laut. Besteht dann die Notwendigkeit, schnell zu flüchten, sind die durchs ganze Führerhaus gespannten Spanngurte nur im Weg.
Wer tagsüber bei Abwesenheit die Fahrer- und Beifahrertüre mit Spanngurten verbindet, muss sich bewusst sein, dass die Einbrecher dann einfach die Seitenfenster einschlagen und den Gurt durchschneiden, um die Türe zu öffnen.
Auch eine Kette verhindert an dieser Stelle keinen Einbruch, dann wird es an der nächsten Stelle (Schiebetür, Heki etc.) probiert und der Schaden am Mobil wird immer größer.
Man kann aber mit den Anschnallgurten die Türen von innen sichern. So kann man zumindest schnell wegfahren, wenn Gefahr droht.
Wir sind durch diese beiden Vorfälle immer noch sensibilisiert. Trotzdem wollen wir uns durch die Angst nicht hemmen lassen und genießen weiterhin unsere Touren und Reisen. Wir stehen auch immer noch gerne frei, aber natürlich fahren wir Camping- und Stellplätze an.
Unsere Tipps zur Schlafplatzsuche:
- Hört auf Euer Bauchgefühl und seid Euch immer einig. Fühlt sich einer unwohl, wird weitergefahren.
- Scannt die Umgebung: gibt es Reifenspuren von nächtlichen Autorennen, liegen viele Bier- und oder Schnapsflaschen rum, ist der Platz generell vermüllt? Das sind Dinge, die eh schon unschön sind, und auch nicht einladen, hier die Nacht zu verbringen.
- Möglichst nicht bei Nacht den Schlafplatz aufsuchen. “The night is dark and full of terror.” Der Satz aus Game of Thrones ist v.a. bei Selena seit Sarajewo im Kopf und da auch gar nicht mehr so einfach raus zu kriegen. Es stimmt schon, tagsüber kann man seinen Platz besser abschätzen, trotzdem finden wir oft genug im Dunklen einen guten Platz, der uns beiden auf Anhieb taugt.
- NIEMALS auf Autobahnraststätten übernachten! Egal ob in Deutschland oder im Ausland, ob mautfrei oder mautpflichtig. Tut es einfach nicht! Das sind die besten Gelegenheiten für Kriminelle: sie haben eine schnelle An- und Abfahrt, es ist oft hell beleuchtet, die LKW-Fahrer drumrum interessiert es überhaupt nicht und die Kameraufnahmen sind für’n Ar… . Also bitte einfach abfahren und im nächsten Dorf am Friedhof, Sportplatz oder an der Kirche parken – fertig.
- Findet Ihr keinen Freihstehplatz, dann checkt eure Apps nach offiziellen Stell- und Campingplätzen.
Zu guter Letzt möchten wir uns beim ZDF bedanken für die sehr angenehme und professionelle Zusammenarbeit. Es war wirklich interessant mal hinter die Kulissen dieser doch recht aufwändigen Produktion zu schauen. Auch mit dem ganzen Team hat uns der Drehtag viel Spaß gemacht und war eine ganz neue Herausforderung für uns.
Klar, der Film war an mancher Stelle etwas dramatischer dargestellt, aber es soll den Zuschauer nicht nur unterhalten, sondern auch sensibilisieren. Schließlich möchte man solche Fälle in Zukunft vermeiden und beim Fernsehen darf ein bisschen Drama nie fehlen, oder?
Habt Ihr noch Fragen oder Anmerkungen dazu? Dann schreibt uns einfach per Mail oder kommentiert diesen Beitragen. Gerne ergänzen wir den Artikel auch fortlaufend mit weiteren Fragen.