2. bis 5. Februar 2020
Tag 45: Sonntag, 2. Februar 2020
Nachdem mein Tinderdate Mari, eine Touristenführerin aus Ragusa, mir vor ein paar Tagen ihre Stadt gezeigt hatte (mehr dazu lest Ihr im vorigen Tourbericht), hatte sie mir angeboten, mich am Sonntag auf einen Ausflug unter archäologischer Fachführung ins Valle dei Templi bei Agrigento mitzunehmen. Das Angebot ließ ich mir natürlich nicht entgehen, auch wenn ich dafür am Sonntag schon um kurz nach 6 Uhr aufstehen musste. Um halb acht sollte der Bus in Ragusa starten und ich hatte ja noch ein paar Kilometer bis dorthin zu fahren. Beim Einsteigen in den Bus holten wir noch die Croissants für die Frühstückspause in einer Konditorei – und wer steht da hinterm Thresen: mein Eismann! Er erkannte mich und stellte mit Bedauern fest, dass ich dann auf seiner Eisrunde heute wohl kein Kunde wäre.
Die Busfahrt nach Agrigento zog sich dann doch gut in die länge und dauerte mit der Frühstückspause fast drei Stunden.
Die Gruppe war hauptsächlich der Verein der Archäologie-Freunde von Ragusa und dazu ein paar Touristenführer, Kolleginnen und Kollegen von Mari, die die Tour zur Weiterbildung nutzten.
Erster Anlaufpunkt war der Tempio di Demetra, der eigentlich nicht für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Aber da unser Führer Enzo Berater des Ausgrabungsbezirks ist, durften wir dort reinschnuppern. Auf dem Fundament eines uralten antiken Tempels wurde im Mittelalter eine Kirche gebaut.
Zum Mittagessen war in einem schicken Restaurant mit schönem Ausblick ein leckeres, fischhaltiges Menü vorbestellt.
Nach dem Mittagessen ging es dann zu den bekannten Tempeln, erst zum Tempio di Giunone, wo dieses Bild mit meinen Touristenführerinnen Mari, Elisa und Francesca entstand:
Die Mandelblüte ist übrigens schon in vollem Gange – etwa einen Monat zu früh, wie mir die Einheimischen erzählten.
Bei so einem Ausflug kann man natürlich nicht genügend Gruppenfotos machen, hier gesellte sich noch Kollege Mario dazu:
Natürlich besichtigten wir auch den Tempio della Concordia (s. Titelbild) und den Tempio di Ercole:
Langsam ging dann die Sonne unter und erzeugte eine ganz besondere Stimmung in der Ausgrabung, die man übrigens bis spät abends besuchen darf.
Die Rückfahrt nach Ragusa mit dem Reisebus dauerte dann wieder und total kaputt kamen wir nach einem langen Tag in Ragusa an.
Der Tag mit der Gruppe hatte zwar echt Spaß gemacht, aber ich merkte sehr deutlich, dass ich doch eher Individual- als Gruppenreisender bin. Da hat man einfach mehr Freiheiten, kann sein eigenes Tempo festlegen und auch mal in aller Ruhe in Ecken zum Fotografieren gehen, wo man mit der Gruppe halt nicht hinkommt.
Durch den Nebel oben in den Bergen ging es wieder runter “nach Hause” auf meinen Campingplatz Capo Scalambri – mit einem Zwischenstopp an der Mitnahme-Pizzeria in Santa Croce Camerina, wo ich gleich eine Riesen-Pizza und eine normale Pizza mit Nutella und Ricotta mitnahm, um mir am Montag das Kochen zu sparen. Außerdem füllte ich bei Ankunft auf dem Campingplatz mal wieder meinen Wassertank.
Tag 46: Montag, 3. Februar 2020
Nachdem anstrengenden Ausflug am Sonntag blieb ich den Tag über auf dem Campingplatz zum Arbeiten. Hatte der Tag noch recht wolkig angefangen (aber sehr mild), wurde es im Lauf des Tages immer sonniger und das Thermometer kletterte auf über 18°C im Schatten.
Zum Essen gab es die Pizzen vom Vortag: zum Frühstück die mit Nutella und Ricotta, die andere über den Tag verteilt.
Tag 47: Dienstag, 4. Februar 2020
Wunderbares Wetter erwartete mich morgens und ich arbeitete ein paar Stunden am Computer. Die letzten Pizzareste wurde auch noch vernichtet.
Mittags machte ich mich auf, um endlich wieder eine Trainingsrunde zu drehen. Zuerst radelte ich ins Naturschutzgebiet Riserva Naturale Di Randello, wo ich an einem Aussichtsturm einen Geocache suchte – und auch fand.
Dann radelte ich auf den Trails noch ein bisschen durch das Reservat, in dem übrigens auch eine riesige Gärtnerei liegt, außerdem Grillplätze für die Ausflügler und Duschen für die Strandbesucher.
Nach einem weiteren Abstecher ans Meer wollte ich eine Runde auf Nebenstraßen in Richtung Santa Croce Camerina testen. Direkt nach der Abzweigung auf die kleinere Straße erwartete mich auf den ersten paar hundert Metern sehr viel Haushaltsmüll. Überhaupt musste ich heute feststellen, dass die Straßen, die ich derzeit regelmäßig abradle, wirklich immer schlimmer vermüllt sind – von Tag zu Tag merkt man einen Unterschied.
An ein paar Gewächshäusern stoppte ich, um meine lockere Satteltasche zu reparieren. Direkt 50 Meter nach dem Weiterfahren kam dann Hunde-Angriff Nr. 3 innerhalb von nicht mal einer Woche: dieses Mal gleich zwei Wachhunde von einer Plantage. Als die mich bemerkten, kamen sie laut und aggressiv bellend auf mich zu (!) gesprintet, also diese Mal nicht von hinten. Und da war nix mit freudig wedelnder Schwanz… Ich wendete sofort, als ich sah, dass sie mich ins Visier nahmen, und trat so richtig in die Pedale. Gottseidank hatte ich vorher für die Reparatur gestoppt; deswegen war ich nämlich noch ganz langsam und konnte einfach wenden. Aber wenn ich mit meiner Trainingsgeschwindigkeit auf die Hunde zugefahren wäre, hätte ich nicht mehr wenden können und sie hätten mich voll vom Rad gerissen. Dann war ich dort noch dazu am Arsch der Welt. Wenn sie mich erwischt hätten, keine Ahnung, wann oder ob mich jemand gefunden hätte – außerdem musste ich jetzt einen ordentlichen Umweg fahren, da ja der Weg für mich dort blockiert war.
Kurz vor Santa Croce Camerina stoppte ich an einer Ausgrabung, von der ich über den Archäologen beim Sonntagsausflugl erfahren hatte: es gibt wohl nur noch drei Gebäude der arabischen Besatzer auf Sizilien, eins davon sind Ruinen des Badegebäudes von Mezzagnone, unweit der Tankstelle mit dem SB-Waschsalon. Kategorie ganz nett, wenn man dran vorbeikommt, aber keinen Umweg wert. Außerdem wäre die Ausgrabung eh geschlossen gewesen, aber der Zaun war kaputt.
Auf dem Rückweg gönnte ich mir auf den Schock mit den Hunden dann noch Caffé und Cornetto in Santa Croce Camerina und kaufte beim Spar Brot ein.
Zurück “daheim” kochte ich mir mal wieder was Indisches: Aloo Baingan – Kartoffeln mit Auberginen.
Achja: Während ich radeln war, hatte ein Sturm eingesetzt und der Bus schaukelte den ganzen Abend ordentlich im Wind. Außerdem brachte der Sturm auch Sand mit sich, der sogar an den geöffneten Zwangslüftungen der Heckfenster hereingeweht wurde und das Bett ordentlich einsandete.
Tag 48: Mittwoch, 5. Februar 2020
Die Nacht war durch den Sturm reichlich unruhig und beim Aufwachen war es im Bus überall noch sandiger.
Auch wenn hin und wieder die Sonne durchkam und am Vormittag der Wind nachließ, blieb es wechselhaft. Ich nutzte den Tag zum Arbeiten am Computer, schrieb Leistungsverzeichnisse, zeichnete Pläne und ließ mich irgendwann vom Sturm durchschütteln, der am frühen Nachmittag wieder einsetzte. Zum Abendessen gab es Nudeln mit Soße aus dem Glas – so was Einfaches geht zwischendurch auch mal.
Hallo Marc,
in Deinem Beitrag Nr. 11 erwähnst Du, dass Du ein Tierabwehrspray hast.
Wenn das als Tierabwehrspray gekennzeichnet ist, kein Problem. Ansonsten kann es in Deutschland sehr teuer werden.
Sinngemäß stand letztes Wochenende (?) in der Südbayrischen Zeitung, dass ein Mann 5000€ hinterlegen mußte, wegen der zu erwartenden Kosten für Strafe usw. Der Mann hatte, bei einer Routinekontrolle, griffbereit am Beifahrersitz.ein Pfefferspray liegen.
Also ggf. vor Deiner Rückreise das Ding entorgen.
Weiter viel Vergnügen auf Sizilien.
Hermann
Hallo Herrmann,
danke für den Hinweis, hab mich schon vor längerem mit der Legalität solcher Dinge informiert, spätestens nach dem Überfall in Sarajevo.
Meins ist ein sogar legal in Deutschland gekauftes Tierabwehrspray (stammt noch aus Zeiten, in den Selena während dem Studium viel mit Mitfahrgelegenheiten unterwegs war), von Piexon, der Vorgänger von diesem Modell: https://amzn.to/370vg8I
Auch wenn es als Tierabwerspray gekennzeichnet ist, bekomme ich mit der Polizei (egal ob in Deutschland oder im Ausland) ein Problem, wenn es in Greifweite des Fahrers, also z.B. auf dem Beifahrersitz liegt. Das gilt aber genauso für Küchenmesser. In der Bordküche sind die aber ja auch kein Problem.
In Italien glaube ich eh, dass ich das größere Problem hätte – hier hab ich noch nirgendwo die Möglichkeit gefunden, ein Pfefferspray zu kaufen. Und deswegen verstehe ich jetzt auch, warum in San Marino (s. Tourbericht 1 von dieser Wintertour) überall Waffenläden waren – dort hätte ich wahrscheinlich Pfefferspray kaufen können.
Liebe Grüße,
Marc