2. bis 5. Januar 2020
Tag 15: Donnerstag, 2. Januar 2020
Immer noch geschwächt von der Grippe ließ ich es ruhig angehen und gönnte meinem Körper möglichst viel Ruhe. Komplett still rumliegen konnte ich natürlich nicht, deswegen machte ich einen Spaziergang ins Dorf, frühstückte in der Bar, erkundigte mich an der doch tatsächlich täglich geöffneten Tourist-Info nach dem Zug rund um den Ätna (“No, no treno!”) und dem nach Catania und schaute mir dann noch den Bahnhof an.
Ich setzte mich zum Lesen in die Sonne und abends ging ich in eins der wenigen offenen Restaurant und aß etwas, unter anderem die typisch sizilianische Pizza alla Norma mit fritierten Auberginen und zerbröseltem, gebackenen Ricotta. Aber irgendwie war mein Appetit noch nicht so ganz zurückgekehrt, blöde Grippe…
Tag 16: Freitag, 3. Januar 2020
Wäschewaschen stand auf dem Plan. Und da ich möglichst viel von der Sonne zum Trocknen nutzen wollte, stand ich schon ganz früh auf und erlebte einen schönen Sonnenaufgang.
Die Wäsche war dann auch etwas später super sauber gewaschen und durfte den Rest des Tages schön in der Sonne im Wind wehen.
Ansonsten war wieder Schonprogramm für meinen Körper angesagt. Außer einem bisschen Arbeit am Computer kochte ich mir frische Pasta mit Radicchio und schon war der Tag rum.
Tag 17: Samstag, 4. Januar 2020
Und wieder stellte ich mir den Wecker auf kurz vor Sonnenaufgang – das hatte mir am Vortag einfach so gut gefallen, die Sonne aufgehen zu sehen. Und ich erlebte wieder ein schönes Spektakel.
Das frühe Aufstehen nutzte ich außerdem, um mal wieder klar Schiff im Bus zu machen – Bad putzen, alles ordentlich rauskehren und aufräumen.
Den Tag ließ ich mit etwas Arbeit am Computer ruhig weiterlaufen und dann juckte es mich in der Angelspitze: ich holte meine Angelsachen raus und ging an den Strand. Natürlich fing ich keinen Fisch, aber das ist ja normal bei mir.
Am Nachmittag schien die Sonne so wunderbar und es war warm. Also radelte ich ein paar Kilometer ganz gemütlich an der Strandpromenade nach Norden bis ich nach Nizza kam – aber nicht das Nizza an der südfranzösischen Küste, sondern Nizza di Sicilia 😉
Davon bekam ich ordentlich Hunger und machte mir in der untergehenden Sonne noch Brotzeit, bevor mich wieder eine kurze Fieberwelle ereilte und ich ganz früh ins Bett ging, um am nächsten Tag für meinen Ausflug nach Catania fit zu sein – der musste jetzt dann endlich mal sein!
Tag 18: Sonntag, 5. Januar 2020
Schon bevor der Wecker klingelte, weckte mich der aufs Dach tropfende Regen. Mist! Wird das heute nix mit dem Ausflug nach Catania? Aber der Wetterbericht versprach speziell für Catania einen sonnigen, trockenen Tag. Also aufstehen, anziehen, Espresso kochen, Zugticket per App buchen und zum Bahnhof laufen.
Der Zug war absolut pünktlich, erwartet man ja nicht so in Italien. Das pdf, das ich als Ticket per Mail bekommen hatte, wurde von der Schaffnerin auch sofort abgescannt – alles easy. Irgendwann kamen die Hänge des Ätna in den Blick, da lag ganz schön weit runter frischer Schnee. Die Spitze hing in Wolken. Ich machte mich während der Fahrt auf Wikipedia über die Stadt Catania schlau und hatte somit die Infos zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten. Danach schmökerte ich in meinem Buch – die Zugfahrt dauert ja doch ca. 1 Stunde 20 Minuten.
Angekommen am Bahnhof lief ich los in Richtung Zentrum – und dachte ich falle um. Draußen stank es so heftig nach Pisse, alles lag voll mit Müll und einige Obdachlose trieben sich dort rum. Ich dachte schon, ich komme nicht heil in der Stadt an und hatte echt ein mulmiges Gefühl.
In einer Konditorei frühstückte ich, bevor ich weiter zum Hafen ging.
Am Hafen wir ja im letzten Februar mit der Fähre nach Malta abgefahren und die Sea-Watch lag dort neben unserer Fähre. Deswegen wollte ich da kurz vorbeischauen.
Ich landete übrigens auf dem Weg dorthin in einem alten Hafengebäude voll mit moderner Kunst und auf einem Flohmarkt – auch nett.
Dann kam ich auf die Piazza Duomo, das touristische Mekka von Catania – aber rein kulturell natürlich trotzdem sehr beeindruckend.
Nach meiner erwähnten Wikipedia-Recherche stand noch das Castello Ursino auf meiner “Liste”.
Und dann war “Treibenlassen” angesagt, ich folgte einfach meinen Sinnen. Irgendwo ließ ich mich von Rauchsäulen von Grills vorbei an Notarzteinsätzen und durch wegen Einsturzgefahr gesperrte Straßen locken. Ich traf auf wuseliges Markttreiben und Verkehrschaos – und das am Sonntagmittag.
Ich lief durch sehr schäbige Viertel (wo ich mich auch nicht mehr zu fotografieren traute), lief mit einer schwarzafrikanischen, sehr schick angezogenen Großfamilie, die wohl gerade aus dem Gottesdienst kam, wich den rasenden Fiat 500 und Rollern aus, landete an historischen Gebäuden und entdeckte unkonventionelle Pflanzgefäße.
Irgendwann stand ich vor dem alten römischen Theater, das irgendwann einfach mit Wohnhäusern überbaut worden war. Somit war ich wieder im touristischen Teil der Stadt angekommen.
Natürlich war auch eines meiner großen Ziele in Catania, richtig gut zum Essen zu gehen (in den letzten zwei Wochen waren ferienbedingt ja echt fast alle Restaurants geschlossen gewesen). Und ich hatte Glück: ich landete in einer kleinen Trattoria, wo die Kellnerin es sehr zu schätzen wusste, dass ich (der einzige Tourist im Laden) sich bemühte auf Italienisch mit ihr zu kommunizieren und sie mir auch nicht die englische Karte bringen musste. Ich hatte erst Pasta mit Tomaten und Petersilie, dann Calamares vom Grill und dazu Kroketten, zum Nachtisch Limettensorbet – ein Traum!
Weiter schlenderte ich über die nahe gelegene Via Etnea, die schnurgerade bis zum Ätna verläuft – wegen Wolken war die Spitze des Vulkans aber nicht zu sehen.
Im Park der Villa Bellini genoß ich dann noch einen schönen Ausblick und machte Familienfotos für eine nigerianische Familie mit ihrem Neugeborenen.
Auf dem Weg zum Bahnhof kam ich wieder durch Viertel, wo ich mich nicht so wohl fühlte. Angekommen am Bahnhof war ich dann irgendwie so voll mit neuen Eindrücken, dass es für den Tag auch erstmal gut war und ich mich auf mein Zuhause im Bus freute.
Vom Zug aus sah ich dann auf einmal den Ätna ohne Wolken, nur mit einem kleinen bisschen Rauch, der aus dem Krater stiegt.
Nach gut 20.000 Schritten kam ich zurück zum Campingplatz und mir rauschte der Kopf immer noch…
Und jetzt überlege ich, was ich machen soll. Irgendwie zieht es mich weiter – mein Aufenthalt hier auf dem Campingplatz ist eh schon neuer Rekord, jetzt kommt Nacht Nr. 14. Aber morgen soll es recht kalt werden und ich würde gerne hoch auf den Ätna fahren. Da ist es natürlich dann in ca. 2.000 m Höhe noch kälter. Und noch dazu gibt es wohl seit gestern neue Eruptionen am Ätna.
Wird das mein letzter Sonnenuntergang in Sant’Alessio Siculo?
Ach, ich mach mir keinen Stress und entscheide das einfach morgen nach dem Aufstehen 😉