27. bis 30. Dezember 2017
Tag 21: Mittwoch, 27. Dezember 2017
Wie beschlossen brechen wir nach drei Nächten an dem ruhigen Hafen auf und fahren weiter in Richtung Leonidio.
Davor packe ich noch schnell einen alten Schwamm aus und putze die Schiebetür stellenweise, damit wir endlich die Flaggen der Länder, die wir erstmals auf dieser Tour bereist haben, aufkleben können: Serbien, Montenegro, Kosovo, Mazedonien und Griechenland (die Aufkleber gibt es hier bei uns im Shop übrigens auch als Set mit 49 Flaggen). Griechenland ist unser 35. Reiseland mit WHATABUS – wow!
Unterwegs stoppen wir an einer Fahrradwerkstatt, wo der Chef fließend englisch spricht, und lassen die hintere Bremse von Selenas Bike reparieren. Die Beläge sind nach der Abfahrt vom Vortag tatsächlich komplett runter… für 20 Euro incl. neuen Shimano-Belägen ist das Thema innerhalb von 20 Minuten erledigt.
Wir fahren gemütlich die Küste entlang und genießen spektakuläre Ausblicke. In einer Bäckerei kaufen wir einige Leckereien an und verspeisen diese mit Blick auf die Bucht von Leonidio.
In Leonidio zwängen wir uns durch die engen Gassen und fahren weiter in Richtung Kosmas. Als wir einen Blick auf das im Fels gebaute Kloster Elona erhaschen, stoppen wir natürlich für ein Foto.
Die Temperaturen fallen, so wie wir uns weiter die Berge hocharbeiten. Deshalb lassen wir den Stopp am Kloster. Kurz danach versperrt uns eine Ziegenherde den Weg. Aber mit etwas Geduld geht es weiter.
Dann kommt der Winter wieder: es liegt hier immer noch Schnee!
Kosmas auf knapp 1.200 m Höhe passieren wir deshalb auch recht schnell und fahren runter in Richtung Meeresspiegel. Über Nebenstraßen kommen wir nach Monemvasia, wo wir im Hafen parken und einen Spaziergang in die Altstadt auf die vorgelagerte Insel mit den Ruinen der Festung machen.
Sehr beeindruckend und magisch!
Es ist auch einiges los, wir wollen gar nicht wissen, wie es hier im Sommer zugeht. Da hat das Reisen außerhalb der Hochsaison echt seine Vorteile.
Zurück auf dem Festland suchen wir uns ein Restaurant und lassen uns griechischen Salat, Zaziki, Moussaka und Pastizio schmecken.
Tag 22: Donnerstag, 28. Dezember 2017
Nachts hat es noch mal gut geregnet, aber beim Aufstehen sind die Temperaturen sehr mild. Wir fahren los über den östlichsten der drei Peloponnes-Finger, erst ins Landesinnere und dann wieder an die Küste.
In Neapoli wundern wir uns über die vielen parkenden Autos und stellen WHATABUS auch ab. Da muss doch Markt sein – und prompt finden wir die Stände mit frischem Obst und Gemüse in einer Seitenstraße. Wir decken uns natürlich gut mit Leckereien zu sehr verträglichen Preisen ein.
Wir fahren weiter in Richtung Kap Maleas. Dort soll ein versteinerter Palmenwald sein. Die letzten drei Kilometer zu dieser geologischen Spezialität geht es auf sehr ruppiger Piste, wir sitzen zwar zweimal kurz mit der Trittstufe auf, kommen aber ohne Schäden an.
Die versteinerten Palmen sind schon sehr bizarr, gerade so umtost von den Wellen, die wild gegen die Küste schlagen.
Wir wandern ein paar Kilometer die Küstenlinie entlang und treffen eine sehr große Ziegenherde bewacht von ein paar kläffenden Hunden.
Dann fahren wir zurück und parken im Hafen von Profitis Ilias.
Ich packe meine Angelsachen aus und als ich gerade anfange, geht ein Unwetter mit ordentlich Regen und Wind los.
Also kochen wir und verkrümeln uns für den Rest des Abends im Bus, den wir im Schutz hinter der recht neu wirkenden Kaimauer parken – die wird den Sturm über Nacht schon abhalten…
Tag 23: Freitag, 29. Dezember 2017
Nach dem Aufstehen angle ich noch mal ein bisschen, bevor wir abfahren. In einem kleinen Dörfchen halten wir am Lebensmittelladen und ich frage nach Brot. Die alte Dame erklärt mir auf Englisch mit dem besten British Accent, wo die Bäckerei ist. Ich bin begeistert.
Wir fahren an die Ostküste des Kap Maleas, um ein paar Geocaches aufzustöbern, die teils schon seit Jahren nicht mehr gefunden wurden.
Kurz hinter Velanidia geht es dann unasphaltiert auf Pisten weiter. Wir parken WHATABUS, um zu einem Beobachtungsposten der Nazis aus dem Zweiten Weltkrieg zu wandern.
Dort finden wir den Geocache. Dank Geocaching haben wir überhaupt erst von diesem Ort erfahren und wissen jetzt auch, dass er dazu diente, den deutschen Schiffen im östlichen Mittelmeehr Orientierung zu geben, feindliche Schiffe auszuspähen und auch die deutschen Bomber-Flugzeuge in Richtung Afrika zu leiten.
Zwischendurch duscht es uns immer mal wieder ein und der Wind bläst uns ordentlich um die Ohren. Aber dank dem wechselhaften Wetter sehen wir tolle Regenbogen.
Zurück am Bus beschließen wir auch noch die anderen Geocaches weiter in Richtung Kap zu suchen und dafür die Offroadpiste weiter zu fahren.
Wir finden die anderen Dosen auch und sogar einen wunderschönen Strand, aufgrund des Wetters entscheiden wir uns aber für die Weiterfahrt. Immerhin müssen wir hier auch irgendwann wieder rauskommen.
An einigen Rampen rutschen wir beim Abfahren ordentlich. Da würden wir niemals wieder hoch kommen, das wissen wir und hoffen, dass die Runde zurück nach Velanidia dafür machbar ist.
Der Regen macht die Fahrt nicht einfacher, der Weg wird immer schlammiger und noch dazu steiler.
Nach einem Strand hat der ordentlich verschlammte Weg sicher deutlich über 20 % Steigung. Die erste Hälfte schaffen wir, nachdem wir im ersten Anlauf hängengeblieben sind, indem wir noch mal komplett an den Strand runter rückwärts fahren und ordentlich Schwung nehmen. Aber auf der zweiten Hälfte bleiben wir hängen. Ich finde eine kleine Einfahrt, die zumindest auf einem Stück recht eben ist. Dort können wir hoffentlich Schwung holen. Selena fährt rückwärts rein, aber der Boden ist einfach zu weich und wir bleiben hängen. WHATABUS sitzt fast auf, wir wollen es trotzdem noch mit den Schneeketten probieren. Leider klappt das nicht so ganz und wir geben schnell auf.
Also lassen wir den Bus stehen und machen uns im strömenden Regen zu Fuß auf in Richtung Dorf. Am Hafen hat wider Erwarten ein Restaurant geöffnet und die Griechen wollen uns helfen. Ob wir schon einen Notruf per Telefon abgesetzt hätten? Der nächste Abschleppwagen ist ca. eine Stunde entfernt. Puh, das würde sicher teuer werden… Wir fragen, ob es denn nicht vielleicht einen Traktor im Dorf gibt. Nein, gibt es nicht. Dann heißt es, wir sollen mal eine Stunde in der Kneipe warten, dann kommt vielleicht jemand, der uns helfen kann..
Und tatsächlich kommt ein Kumpel des einzigen Gastes mit seinem Nissan Navara-Pickup! “Yes, we can try, no problem!” sagt er, als ich ihm die Fotos vom gestrandeten WHATABUS auf dem Smartphone zeige.
Wir springen also zu viert in den Pickup und fahren zum Bus. Die beiden Jungs sind ganz erstaunt, wie schnell wir Abschlepphaken (der gottseidank gut gewartet ist) und Abschleppseil* parat haben.
Selena springt hinters Lenkrad, ich werde auf die Pritsche des Pickup gesetzt und los geht’s!
Wir sind gerettet, der Allrad zieht uns wieder raus aus dem Schlamm und auch den Berg hoch.
Zurück im Hafen kehren wir erst mal in der Kneipe ein. Die Jungs wollen sich von uns irgendwie nicht mal zu den Getränken geschweige denn zum Essen einladen lassen. Selena holt aus dem Bus dann doch noch ein paar deutsche Schnappsfläschchen, Wein und Milka-Schokolade. Da sagen die beiden natürlich nicht nein.
Wir essen noch gemütlich in der Kneipe, unterhalten uns nett mit unserem Retter Peter (Panaiotis) und schlafen für die Nacht auch gleich im Hafen.
Tag 24: Samstag, 30. Dezember 2017
Wir verabschieden uns von der östlichsten Pelponnes-Halbinsel – aber nicht, ohne die Spuren des Vortages noch zu beseitigen. An einer Tankstelle lassen wir WHATABUS waschen. Selbstbedienung ist hier nicht, aber 10 € ist ja vollkommen ok. Außerdem machen wir dort den Gastank wieder voll und auch auch den Wassertank.
Zum Frühstücken stoppen wir dann in der langgezogenen Bucht, bevor es auf die Halbinsel Mani geht. Campen ist dort eindeutig verboten. Aber da der Platz in der park4night-App gelistet ist, gilt er für viele Wohnmobilisten wohl als offiziell. Einige haben sich dort sogar häuslich niedergelassen mit Wäsche aufhängen und allem drum und dran… Danke park4night, wir fühlen uns wieder mal bestätigt, dich nicht zu mögen.
Kurz vor Gythio halten wir am bekannten Schiffswrack für ein paar Fotos.
Die Ostküste der Mani kann uns zunächst gar nicht in ihren Bann ziehen. Abgesehen davon, dass sehr große Flächen Bränden zum Opfer gefallen sind, liegt dort auch viel Müll und überall sind nicht mehr zugelassene Autos abgestellt.
Wir kommen schließlich zum Kap Tenaro und bleiben dort für die Nacht als einziges Fahrzeug auf dem windgepeitschten Parkplatz.
zur Übersicht: Die WHATABUS-Wintertour 2017/18: Balkan und Kleinasien
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