29. September bis 2. Oktober 2018
Tag 12: Samstag, 29. September 2018
Von einem Mitarbeiter des Campingplatzes “Le Rioumajou” waren wir schon darauf hingewiesen worden, dass samstags Markttag in Saint Lary-Soulan ist. Da mussten wir natürlich hin. Also standen wir recht früh auf und radelten die paar Kilometer ins Dorf. Dort gab es dann frisches Gemüse und Obst, Gebäck, Fleisch, Käse, Fisch und noch viel mehr.
Natürlich kauften wir auch ein bisschen was ein.
Zurück am Bus wurde gefrühstückt und zur Verdauung ein bisschen gearbeitet, bevor wir uns auf die Fahrräder schwangen und die Passhöhe “Hourquette d’Ancizan” (1.564 m) in Angriff nahmen. In den vergangenen Jahren kam die Tour de France auch auf diesem Pass öfter mal vorbei.
Es lief für uns wieder ganz gut, der Hintern tat zwar am dritten Tag in Folge schon ordentlich weh, aber das mussten wir wegstecken.
Auf den letzten Kilometern sahen wir die Straße zum Nachbarpass Col d’Aspin, den wir auch noch irgendwie erklimmen werden, ob mit Fahrrad oder Bus würden wir noch sehen.
Oben auf der Passhöhe war es dann recht frisch und wir freuten uns über unsere Regenjacken als Windschutz für die Abfahrt.
Die Abfahrt fuhren wir teilweise mit ca. 60 km/h und waren so schnell wieder unten.
Den Rest des Tages verbrachten wir mit Arbeit an den Notebooks, einer leckeren Brotzeit mit frischen Artischocken und anderen Leckereien vom Markt und dann ins Bett gekuschelt zum Serienschauen.
Tag 13: Sonntag, 30. September 2018
Nach dem Aufstehen radelte ich kurz zum Supermarkt Carrefour, um noch ein paar frische Sachen fürs Kochen einzukaufen und dann frühstückten wir in der Sonne. Wir genossen die Wärme noch mal, für die nächsten Tage hatte der Wetterbericht deutlich frischere Temperaturen gemeldet.
Deswegen beschlossen wir, den vierten Tag in Folge einen Pass mit den Mountainbikes zu besteigen. Diesmal ging es an einen der Tour de France-Klassiker in den Pyrenäen: den Col d’Aspin (1.489 m), deutlich bekannter als die drei Pässe, die wir schon bezwungen hatte, obwohl er weniger Höhenmeter und auch eine geringere durchschnittliche Steigung aufzuweisen hat.
Um an den Fuß des Anstiegs zu kommen, mussten wir erst mal knapp 10 km durchs Tal bis nach Areau radeln. Und dann ging es auf den ersten Kilometern sehr sanft nach oben. Erst auf den letzten ca. 5 Kilometern wurden die Rampen spürbar steiler.
Oben angekommen war unsere Freude, es geschafft zu haben, echt groß. Da aber ein ordentlicher Wind blies, zogen wir schnell die Jacken an und machten uns auf die Abfahrt zurück nach Areau.
Unterwegs hatten wir auf der Anfahrt nach oben eine Hütte mit Crêpes im Angebot entdeckt – klar, dass wir dort zur Belohnung auf der Abfahrt einen Stopp einlegten.
Jetzt wisst Ihr auch, warum wir so viele Pässe mit dem Rad fahren – wir essen einfach zu gern und meistens auch zu viel!
Zurück am Campingplatz wurde gekocht, einer unserer Klassiker: Hühnchengeschnetzeltes mit Kartoffelstampf (eine leichte Abwandlung von diesem Rezept).
Tag 14: Montag, 1. Oktober 2018
Jetzt hatten wir es lange genug auf dem Campingplatz “Le Rioumajou” ausgehalten. Da die Temperaturen wie angekündigt gefallen waren, brachen wir auf. Bevor wir uns weiter auf den Weg nach Westen machten, wollten wir noch den Col de Portet (2.215 m) mit WHATABUS bezwingen. Vor vier Tagen waren wir ja auf dem Weg zur Skistation Pla d’Adet an der Abzweigung zu diesem Pass vorbeigekommen und hatten bewundernd nach oben geschaut, was die Radprofis da in der diesjährigen Tour bewältigt hatten. Von unten zogen zwar dicke Wolken in die Gipfel und versprachen keinen guten Ausblick oben. Aber das musste einfach sein.
Also fuhren wir die 1.500 Höhenmeter nach oben und tauchten in die Wolken ein.
Auf der Passhöhe war auch keine Sicht, wir hörten zwar die Kühe mit ihren Glocken (ja, in dieser Höhe stehen Anfang Oktober hier noch Kühe), konnten sie aber nicht sehen.
Also frühstückten wir erst mal oben direkt an der Ziellinie der diesjährigen Etappenankunft (Skoda sponsert wohl die Zielankunft). Irgendwann rissen die Wolken dann auf und ein paar Sonnenstrahlen kamen durch.
Wir bekamen zwar keinen 360-Grad-Rundumblick, aber endlich sahen wir die Umgebung (samt Kühen)!
Auf der Abfahrt hatten wir dann auch schon deutlich weniger Wolken.
Sogar ein kleines und sehr dickes Murmeltier posierte für uns.
Um in Richtung Col du Tourmalet zu fahren, mussten wir nochmal über den Col d’Aspin, wo wir ja erst am Vortag mit den Rädern waren. Ein tolles Gefühl, wenn man motorisiert nochmal die Strecke abfährt, die man zuvor mit den Mountainbikes hoch gestrampelt ist!
Unten im Talort auf der anderen Seite, Sainte-Marie-de-Campan, stoppten wir natürlich am Denkmal für den Radfahrer Eugène Christophe, dem bei der Tour de France 1913 auf dem Col du Tourmalet die Gabel gebrochen war. Er marschierte dann mit seinem Rad bis in das Dorf und reparierte den Schaden dort eigenhändig in einer Schmiede.
Und schon ging es wieder nach oben, der Col du Tourmalet (2.215 m) musste natürlich mit WHATABUS bezwungen werden. Auf der Rampe von Osten hatten wir leider dichte Wolken und kaum Aussicht.
Oben auf der Passhöhe hatten wir dann kurz Sicht auf ein paar Gipfel der Umgebung und natürlich machten wir ausgiebig Fotos von den vielen Denkmälern und -tafeln dort.
Auf der Westrampe hatten wir bei der Abfahrt freie Sicht und legten einige Fotostopps ein.
In Luz-Saint-Sauveur fuhren wir nicht weiter in Richtung Lourdes, sondern in die Schlucht nach Gavarnie. Dort im Ort warfen wir nur einen schnellen Blick auf die berühmten Felswände des Kessels Cirque de Gavarnie und fuhren weiter auf den nächsten “Pass”: Col des Tentes. Die asphaltierte Straße führt bis auf 2.208 m und da die Straße dort endet und nicht weiter nach Spanien führt, ist es kein echter Pass. Aber die Streckenführung und der Ausblick oben sind einfach nur ein Traum.
Dann ging es sackgassenbedingt wieder nach unten und kurz vor dem Ort Gavarnie schlugen wir auf dem Aire des camping-cars unser Nachtlager auf.
Schnell hatten wir uns was zum Abendessen gekocht. Danach schalteten wir die Heizung auf niedriger Stufe an und arbeiteten noch ein paar Stunden, bevor wir uns für die erste Nacht seit Ewigkeiten mit Heizung ins Bett kuschelten. Aber hey, es ist ja auch schon Oktober!
Tag 15: Dienstag, 2. Oktober 2018
Nach dem Kaffeetrinken war der Plan, die nächsten Pässe in Richtung Col d’Aubisque anzugehen. Fürs Frühstück wollten wir aber von Luz-Saint-Sauveur noch einen Abstecher ins Skigebiet Luz Ardiden machen. Die Station an den Liften mit ihren großen Parkplätzen war schon ein paar Mal das Etappenziel als Bergankunft bei der Tour de France.
Also fuhren wir die die gut 14 km lange Straße bis auf 1.720 m Höhe und genossen das Frühstück bei perfektem Ausblick auf die vielen Spitzkehren der letzten Kilometer des Anstiegs aus dem Tal.
Und irgendwie kamen wir bei dem Ausblick gar nicht los und beschlossen, dass wir es heute bei einer kurzen Etappe für WHATABUS belassen und den Rest des Tages in Luz Ardiden verbringen würden. Selena kam auf die Idee vom Dach aus ein paar Bilder auf die Serpentinen zu schießen. Also rauf aufs Dach und erstmal die Solarpaneelen (hier geht’s zu unserer Solarversorgung) vom Dreck befreien – das war eh längst überfällig!
Und schon knipste Selena munter drauf los – für mich wäre das nichts mit meiner Höhenangst.
Bevor wir den Tag weiter vertrödelten, schnürten wir unsere Wanderstiefel und drehten eine Runde durch die hohen Berge des Skigebiets.
Dabei hatten wir tolle Ausblicke, auch auf ein paar der umliegenden Passstraßen wie zum Beispiel den Col du Tourmalet, den wir am Vortag überquert hatten. Könnt Ihr die Passhöhe und unseren Bus sehen?
Das Wetter war blendend, von dem angekündigten Temperatursturz konnten wir nicht viel merken, die Sonne hielt uns trotz Wind gut warm.
Zurück von der Wanderung nutzten wir die Sonne auf den Solarpanellen und arbeiteten, bevor wir uns Nudeln mit Pesto kochten. Für die Nacht wollten wir an der Skistation bleiben.
Seufz…irre schöne Gegend. Ich “folge” euch gerade auf eurer Tour und bin grad scho a bisserl neidisch. Tolle Fotos! Wünsche euch noch ganz viel Spaß!! 2020 wollen wir auch auf große Tour gehen und werden eurer Route etwas folgen. Liebe Grüße an euch aus Augsburg
Hallo Sabine,
schön, dass Du uns folgst. Die Pyrenäen sind eine tolle Urlaubsgegend. Die lohnen sich übrigens auch für eine kürzere Tour, in zwei Wochen mit An- und Abreise kann man hier schon eine Menge sehen. Wir lassen uns halt gerade etwas mehr Zeit, was aber auch nicht schadet.
Viele Grüße nach Augsburg aus den spanischen Pyrenäen,
Marc und Selena