Schon ein paar Monate, nachdem wir WHATABUS gekauft hatten, wurde er mit einer Solaranlage ausgerüstet: zwei Module mit je 100 W reichten uns bis zum Einzug in den Bus problemlos aus – für Licht, Heizung, Handyladen und hin und wieder mal etwas Arbeit am Notebook kamen wir gerade bei gutem Wetter locker zurecht.
Nach dem Einzug in den Bus wurde er allerdings auch zu unserem rollenden Büro. Die Notebooks ziehen doch etwas mehr Strom aus den Aufbaubatterien, als wir gedacht hätten, auch wenn wir sie über die 12V-Netzteile* laden. Arbeiten wir beide den ganzen Tag, wurde es schon eng mit unserer Energieversorgung.
Deswegen entschied ich mich jetzt dafür, die Solaranlage zu erweitern. Etwas Dachfläche war noch übrig und unsere Plattform für den Transport von Krimskrams musste einfach dran glauben – wir hatten die Zarges-Box und die zusätzlichen Kanister eh nur auf reinen Urlaubstrips dabei.
Wir vermaßen also das Dach und planten – so wie es sich für Landschaftsarchitekten gehört – die Neubelegung auf dem Dach in CAD.
Herr Stengel, der Geschäftsführer von PreVent, beriet uns per Mail. Aber am besten ist es dann doch, wenn man persönlich vorbeischaut. Auf dem Weg nach Hannover zu Vascos Werkstatt besuchten wir die heiligen Hallen von PreVent zum “Solar-Shopping”.
Herr Stengel beriet uns ausführlich und zeichnete auf, wie wir die Anlage optimal erweitern könnten: Bislang waren zwei 36-zellige 100 W-Module und ein MPP-Regler für maximal 250 Wp auf unseren Dachträgern verbaut.
Die neue Anlage sollte aus den beiden vorhandenen 100 W-, sowie zwei 72-zelligen 100 W- und zwei kleinen 36-zelligen 30 W-Modulen bestehen. Die vorhandenen sowie die beiden neuen kleinen Module sollten jeweils in Reihe und dann parallel zu den neuen 72-zelligen Paneelen geschaltet werden. Somit haben wir jetzt eine Solaranlage mit rechnerisch 460 W-Leistung auf dem Dach.
Der MPP-Regler bis 250 Wp reicht da natürlich nicht mehr und musste mit der Version bis 430 Wp ersetzt werden. Dafür konnte das Kabel vom Dach zum Regler mit 6 mm² weiter benutzt werden.
Also ging’s los in Richtung Hannover zu Vasco. Dort starteten wir erst mal mit der Abnahme der Trägerplatte für Box und Kanister.
Der von Herrn Stengel gezeichnete Schaltplan zeigte uns die richtige Vorgehensweise.
Vasco fügte die beiden 30 W-Module aneinander und baute die Stecker an, die bei diesen Produkten (im Gegensatz zu den 100 W-Modulen) leider noch nicht vorinstalliert waren.
Diese 30 W-Module wurden neben die vorhandenen Module auf den Querträgern befestigt.
Die beiden neuen 100 W-Module wurden ebenfalls auf Querträger aufgeschraubt und dann auf dem Dach installiert.
Die Kabel waren mit den Weidmüller-Solarsteckern sowie den Y-Steckern schnell verbunden.
Hinter dem Elektroblock wurde der MPP-Regler gegen den neuen leistungsstärkeren ausgetauscht. Von dort führten wir 10 mm² Kabel zu den Aufbaubatterien (die vorhandenen 6 mm² Kabel waren zu klein dafür).
Und schon war die Installation beendet. Jetzt ist unser ganzes Dach mit Modulen zugepflastert und wir wandeln so viel Sonne wie nur möglich in Saft für unsere Batterien um. Oder wie Vasco sagt: “Ihr habt ein kleines Suchtproblem!” 🙂 Da wir aber nicht von Landstrom abhänging sein wollen und trotzdem unbesorgt mit den Laptops arbeiten möchten, kann es für uns quasi nicht genug Strom geben.
Zusätzlich haben wir noch einen 100 W-Solarkoffer an Bord, den wir uns vor ein paar Monaten zugelegt haben. Wir lassen ihn mal im Bus, vielleicht parken wir ja mal im Schatten und wollen noch ein paar Meter weiter in der Sonne etwas Energie ernten, aber jetzt dient er nur als Ersatz.
Brauche ich einen Dachträger, um Solarpaneele auf dem Dach meines Wohnmobils zu installieren?
Nein, natürlich nicht. Auch eine Montage mit aufgeklebten Befestigungsprofilen ist möglich.
Vorteil der Installation der Module auf unseren Dachträgern gegenüber einer Lösung mit direkt auf dem Dach verklebten Paneelen ist übrigens die Hinterlüftung: So sind die Module deutlich leistungsstärker. Und das Holz auf dem Bild unten ist selbstverständlich nicht fest verbaut (das war nur eine Hilfsträger zur Montage).
Wie kann ich die Solaranlage für mein Wohnmobil selber kalkulieren?
Ein paar Informationen incl. einer Excel-Tabelle zur Kalkulation, wie ihr eine Solaranlage auslegen könnt (allerdings mit Victron-Reglern) findet ihr hier.
Es gibt auch diverse vorkonfigurierte Sets bei PreVent.
Wir haben sowohl beim Kauf der ursprünglichen Anlage wie auch jetzt bei der Erweiterung die Erfahrung gemacht, dass die Mitarbeiter von PreVent echt spitze im Beraten sind (selbst bei so nervigen technischen Laien wie uns…).
Was für unterschiedliche Solarmodule gibt es denn, die Sinn machen für ein Wohnmobil?
Bei 100 W-Modulen habt ihr zum Beispiel die Wahl zwischen folgenden 36-zelligen und 72-zelligen sowie zwischen breiten und schmalen Ausführungen:
36-zellig, breit PV-100-M-36
36-zellig, schmal PV-100-M-36S
72-zellig, breit PV-100-M-72
72-zellig, schmal PV-100-M-72S
Und es gibt noch viele mehr. Messt einfach mal Euer Dach genau aus und zeichnet es auf. Dann könnt Ihr die verschiedenen Module mit ihren individuellen Größen einfach mal durchspielen und schauen, welche Kombination auf Eurem Dach Sinn macht.
Frage an Herrn Stengel von PreVent:
Warum sollte man Solarmodule mit 72 Zellen wählen und wann ergibt es einen Sinn?
“In der Vergangenheit, als es noch keine MPPT-Solarladeregler gab, war es Schwachsinn ein Solarmodul, mit 72 Zellen für eine 12 Volt-Solaranlage zu verwenden.
P (Leistung) = Spannung der Batterie x Strom des Solarmodules
Da ein Solarmodul mit 72 Zellen, die doppelt so hohe Spannung, aber nur die Hälfte des Stromes liefert, ergibt diese kein Sinn.
Zum Beispiel: ein 100 Watt Solarmodul mit 72 Zellen PV-100-M-72-S an einer leeren 12 Volt Batterie mit 10,5 Volt P= U x I = 10,5 V x 2,74 A= 28,77 Watt.
Ein 100 Watt Solarmodul mit 36 Zellen, wie das PV-100-M-36-S würde hier nun das doppelte leisten also 57,54 Watt.
Somit wäre es Verschwendung.Seit es aber MPPT-Laderegler gibt, arbeiten einige dieser Laderegler mit einem höheren Spannungsbereich, also wird für diese Rechnung nicht die Spannung der Batterie herangezogen sondern die optimale Spannung des Solarmodules den Vmpp und dieser ist bei einem Solarmodul mit 72 Zellen 36,6 Volt.
Also ist die Berechnung bei einem MPPT-Laderegler wie folgt:
P= 36,6 Volt x 2, 74 A= 100,28 Watt.Nun das kann zwar auch ein Solarmodul mit 36 Zellen, aber nur bei einer Zellentemperatur von 20°C. Aber wenn Solarmodule in der Sonne liegen, werden diese heiss und das wirkt sich negativ auf den Widerstand aus, so dass die Spannung im Solarmodul bis zu 18% einbricht.
Bei einem Solarmodul mit 72 Zellen, habe ich die doppelte Spannung und nur die Hälfte vom Strom, daher sind die Verluste hier wesentlich geringer. Da es ja auch noch einen Spannungsabfall im Kabel und im Laderegler gibt, kann es unter heißen Bedingungen und schlecht belüfteten Solarmodulen passieren, dass diese gar nicht laden können.
Hier ist der Vorteil der Solarmodule mit den 72 Zellen enorm, durch die höhere Spannung fängt die Ladung morgens fürher an und dauert abends auch länger.
Die Verluste im Kabel sind nicht so groß, so das der Kabelquerschnitt – wie im Artikel beschrieben – bleiben kann.
Wenn sich also schon die Solarladeregler vom PWM- zum MPPT-Typ weiterentwickelt haben, warum sollte man dann nicht auch die Solarmodule optimieren? So kann man die Vorteile des MPPT-Ladereglers noch besser nutzen. Laderegler mit einem höheren Eingangsspannungsbereich, wie z. B. Victron MPPT 100/15, arbeiten noch effektiver wenn der Spannungsbereich höher ist, also perfekt für Solarmodule mit 72 Zellen.”
*Affiliate Link/Werbung
Hallo,es war eine Bereicherung ,diesen Artikel zu lesen.Wir machen z.Z. Dauercamping auf der Insel Kos.Da wir beide Laien in Elektrosachen sind War es etwas hilfreich.Wir bekommen hier Strom von unseren Nachbarn aber das ist uns nicht ganz so ,da nicht richtig abgerechnet wird und der Strom hier nicht gerade billig ist.Wir haben schon überlegt das wir uns auch Solar anschaffen,da hier ja viel Sonne ist.Uns würde mal interessieren, was für Kosten auf uns zu kommen. Wichtig ist,das der Kühlschrank immer funktioniert.Es ist ein Absorber und verbraucht wohl etwas mehr als die normalen.Ansonsten ist Tag nur der Kühlschrank an.Abends Fernseher und Handy aufladen.Einmal in der Woche Rasenmäher in Betrieb. Licht haben wir Sparlampen.Wir lesen gern was von WHATABUS kommt. LG aus Griechenland von Ingrid und Peter
Hallo Ingrid und Peter,
freut uns sehr, dass Euch der Artikel gefällt.
Gerade wenn Ihr in so einer sonnenreichen Gegend steht, lohnt sich die Anschaffung einer Solaranlage natürlich.
Eine komplette Solaranlage mit Modulen, Regler und Montagematerial fängt so bei um die 200 € an, hier findest Du z.B. ein paar Sets, die PreVent für Wohnmobile zusammengestellt hat: https://prevent-germany.com/solar/solaranlagen-fuer-wohnmobile/solaranlage-sets-fuer-wohnmobile-und-caravans
Welche Größe Ihr wählt, hängt von vielen Faktoren ab und lässt sich so pauschal nicht beantworten. Neben dem Verbrauch spielen z.B. auch noch die Batterien (Größe, Art) eine Rolle.
Ein Absorber-Kühlschrank läuft im Stand übrigens mit Gas, deswegen braucht der nicht wirklich viel Strom. Allerdings gibt es Kühlschränke und Laderegler, die bei “zu viel” Sonne von Gas auf Solarstrom umschalten.
Viele Grüße aus den Niederlanden nach Griechenland!
Marc und Selena
Hallo Ihr zwei,
Immer tolle Berichte!
Verratet ihr mir, wo ihr die Nutensteine für die Querträger herhabt!?
Viele Grüße
Volker
Dankeschön. Die Nutensteine waren direkt bei den Querträgern dabei. Aber die gibt es auch im Eisenwarenhandel sowie bei eBay und Co.
Die waren bei den Querträgern dabei. Aber die gibt’s auch im Eisenwarenhandel sowie bei eBay und Co.
Hallo Selena,
hallo Marc,
wie ich diesem Beitrag entnehmen kann, habt ihr 6 Solarpaneele mit einer theor. Gesamtleistung von 460 Watt auf dem Fahrzeugdach montiert.
Wie verträgt der Solarladeregler die Kapazitätsüberschreitung?
Hintergrund:
Der MPPT Solarladeregler “Votronic MPP 430Duo Digital” ist für eine max. Solarleistung von 430 Watt ausgelegt.
Gratulation zu der ausgeklügelten Internetpräsenz.
Viele Grüße
Marcel
Hallo Marcel,
danke für Deinen Kommentar und Dein Lob. Das freut uns sehr!
Sollte tatsächlich mal die Spitzenkapazität von 430 Wp überschritten werden (was aber kaum der Fall sein wird), dann wird nur bis 430 Wp geladen. Der Rest verpufft. Nach Rücksprache mit dem Lieferanten Prevent ist das unproblematisch. Und wenn die Solaranlage tatsächlich über Limit lädt, dann hat man auch sicher genug Strom aus der Sonne zu tanken und kann den minimalen Verlust verschmerzen.
Viele Grüße aus dem Bus,
Marc und Selena
Hallo Marc und Selena,
erst mal danke für den wirklich tollen Blog den Ihr da betreibt.
Ich bin selbst gerade dabei meinen Bus zu planen, wobei ich zumindest im Moment noch ebenfalls gerne was fertiges kaufen würde. Ist halt einfacher und vielleicht schneller.
Was ich mich gerade frage ist wie Ihr das mit den Dachluken gemacht habt. Normalerweise sind da wo euere Anlage ist doch mindestens zwei Dachluken. Also zumindest bei allen Pössls und Hymers und so weiter…..Habe Ihr die zugemacht oder einfach drübergebaut?
Danke und schöne Grüße aus Unterfranken
Stefan
Hallo Stefan,
danke für das Lob, freut uns wirklich sehr!
Unser Bus hat nur eine Dachluke, was bei den meisten Modellen vielleicht sogar Standard ist. Die zweite und dritte Dachluke kosten meist schon Aufpreis.
Wenn ich mir die aktuellen Bilder auf der Pössl-Homepage vom Roadcamp R anschauen, kann ich auch nur ein Dachfenster erkennen.
Wieviel Solar hast Du denn geplant?
Viele Grüße aus den Pyrenäen,
Marc
Hallo Marc,
danke für die schnelle Antwort, da muß ich gleich mal schauen.
Komischerweise habe ich bisher nur Fahrzeuge gefunden mit 3 Dachluken.
Geplant habe ich so viel wie geht, da bin ich wohl so gepolt wie Ihr….
Es sollten aber mindestens 200…300 Wh sein.
Danke und viel Spaß in den Bergen…
Gruß aus dem verregneten Unterfranken
Stefan
Hallo Stefan,
aber gerne doch! Mit 200 Wp kommst Du schon sehr weit. Wenn wir nicht das ganze Jahr im Bus leben und mit zwei Notebooks arbeiten würden, dann wären wir auch bei den 200 Wp geblieben.
Drei Dachluken sind aber dann bei den deutlich längeren Fahrzeugen. Und da bekommst Du dann auch noch problemlos die 200 Wp auf dem Dach unter, eins Paneel längs und eins quer, das sollte funktionieren. Und dann bleiben immer noch ein paar Lücken, um noch mehr unterzubringen 😉
Viele Grüße aus Spanien,
Marc