22. bis 26. Dezember 2019
Tag 4: Sonntag, 22. Dezember 2019
Nach einer erneut sehr stürmischen Nacht und dank meiner Ankunft erst um 6 Uhr morgens auf der Area comunale in Cava De Tirreni versuchte ich auszuschlafen. Das gelang mir so halbwegs und über Google Maps fand ich in der Nähe eine sehr leckere Bäckerei, Fior d’Arancio, wo ich frühstückte und mich nett mit dem Barrista unterhielt. Deutsche Gäste sind hier wohl eine Seltenheit – oder zumindest solche, die sich unter die Einheimischen an die Bar stellen und ihren Caffé da schlürfen.
Ich machte mich auf die Weiterfahrt und wollte im Dorf noch tanken, der Automat nahm aber nur Bargeld, ausländische Karten werden nicht akzeptiert. Also gab es Diesel für gerade mal 20 € und dann fuhr ich wieder auf die Autobahn und erspähte kurz danach das tirrenische Meer. Achja, die Amalfiküste wäre auch noch ganz nahe gewesen, aber sicherlich das falsche Wetter für einen Besuch.
Ja, das Wetter, das machte mir dann unterwegs echt zu schaffen. Es windete so sehr, dass es teils echt schwer war, den Bus in Spur zu halten. Am Parco Nazionale del Pollino brachte mich die Straße auf ca. 1.000 Höhenmeter und da lag doch tatsächlich frischer Schnee auf der Fahrbahn und die Räumfahrzeuge waren unterwegs.
Dann blitzte es auch noch ordentlich unterwegs und begann hin und wieder zu hageln. In Cosenza fuhr ich deswegen von der Autobahn ab und suchte mir eine Tankstelle, die Kreditkarten akzeptierte – auf der Autobahn waren fast alle Tankstellen geschlossen.
Das Wetter wurde einfach nicht besser und so beschloss ich, an der Tankstelle die Nacht zu verbringen, und kochte mir noch was.
Tag 5: Montag, 23. Dezember 2019
Um 4 Uhr klingelte mein Wecker, ich wollte möglichst früh an der Fähre nach Sizilien sein, befürchtete ich doch wegen der Feiertage längere Wartezeiten.
Nach knapp 2 Stunden Fahrt kam ich im Hafen von Villa San Giovanni an und eine Anzeige wies auf eine Wartezeit von 2 Stunden an der Fähre hin. Ich folgte der Beschilderung zur Fähre der italienischen Eisenbahn, während fast alle anderen Autos zur Konkurrenz fuhren. Ich kaufte mir ein Ticket für 46 Euro, mir wurde eine Abfahrt in einer Stunde versprochen. Als ich mich gerade darauf eingestellt hatte, kam der Einweiser und ich durfte doch gleich mitfahren – Glück gehabt.
Die Überfahrt war dann trotz heftigem Sturm nicht so bewegt wie erwartet und nach etwa 20 Minuten kam die Fähre schon im Hafen von Messina an. Im sizilianischen Verkehrschaos ging es durch die Stadt, wo ich mir einen Lidl suchte, um endlich meine Vorräte mit allen möglichen italienischen Leckereien aufzustocken.
Als nächstes Ziel hatte ich den 30 km entfernten Campingplatz La Focetta Sicula ausgesucht – ich musste jetzt erst mal etwas Schlaf nachholen und auf besseres Wetter warten. Im strömenden Regen kam ich dort an, zwischendurch hatte ich mittlerweile aber schon ein paar Sonnestrahlen erspähen können. Der Check-in war schnell erledigt und ich suchte mir einen Platz aus.
Den Rest des Tages verbrachte ich im Bett, zum Arbeiten am Notebook und mit einem langen Spaziergang durchs Dorf, bevor ich mir dann abends frische Pasta mit Austernpilzen kochte.
Tag 6: Dienstag 24. Dezember 2019
Ausschlafen war angesagt… yeah! Und dann war es doch tatsächlich morgens gleich supersonnig. Eigentlich hatte ich zum Ankommen auf Sizilien maximal zwei Tage auf dem Campingplatz La Focetta Sicula bleiben wollen, aber mir war schon klar geworden, dass das hier ein tolles Basislager für die nächsten Tage werden könnte.
Ich packte also mein Rad aus für eine kleine Akklimatisierungsrunde in Richtung Taormina. Zuerst musste ich an der alten Festung von Sant’Alessio Siculo, die voll in meinem Blick vom Bus aus liegt, in zwei Spitzkehren nach oben treten – freu ich mich schon aufs Biken in den Bergen!
Und dann ging es in der Sonne gemütlich entlang der Küste. Und ich war nicht alleine, viele andere Rennradfahrer trainierten auch. Und laut meinem GPS kam ich doch auf 500 Höhenmeter rauf und runter, die ich bewältigte.
Abends kochte ich mir als Belohnung dann Pasta mit frischen Kräutern und Parmesan, danach angebratene Streifen vom Hühnchen und Austernpilz, dazu Salat. Vollgefuttert fiel ich ins Bett und schlief schon recht bald ein.
Tag 7: Mittwoch, 25. Dezember 2019
Beim Aufstehen sagte mir das Thermometer und auch der Wetterbericht zwar, dass das heute der wärmste Tag bislang war, aber dank ein paar Wolken fühlte es sich doch frischer an… aber egal, der Sturm ist ja immerhin schon mal vorbei.
Direkt auf der anderen Seite des Campingplatzes liegt das Dorf Santa Teresa de Riva, nur durch eine Flußmündung von Sant’Alessio Siculo getrennt. Ich spazierte also los und kam an die Dorfkirche, als gerade die Einwohnerschaft in den Gottesdienst strömte – also die Frauen gingen in die Kirche, um dort einen Wettbewerb um den kürzesten Minirock auszutragen, die Männer gingen in die benachbarte Bar. Hatte ich zwar auch großes Interesse an dem Contest, zog mich doch die Aussicht auf ein Croissant und Espresso als Frühstück in die Bar.
Nachmittags entschloss ich mich zu einer Tour mit dem Rad, auch wenn ich mich etwas unfit fühlte. Ich radelte dieses Mal weg von der Küste und musste schnell feststellen, dass die Straßen in die Berge nicht so dolle sind und auch die Brücken über die Bäche durch ein Feuer unpassierbar sein können. Aber ich musste ja nirgendwo auf einen Termin, deswegen alles ganz entspannt. Auch eine Schafherde konnte mich nicht aufhalten.
Dafür kam ich ganz unverhofft an eine schöne alte Abtei, die Chiesa San Pietro e Paolo D’Agró, wo ich eine gemütliche Pause einlegte.
Zurück am Campingplatz merkte ich, dass ich Fieber bekam. Ich sprang noch schnell unter die Dusche, hatte plötzlich heftigsten Hunger und verkroch mich nach dem Essen mit Schüttelfrost und abartigen Kopfschmerzen ins Bett.
Tag 8: Donnerstag, 26. Dezember 2019
Nachts hatte ich zweimal das T-Shirt wechseln müssen, so durchgeschwitzt war ich. Morgens war das Fieber wie weggeblasen – besser so! Ich ging zum Bäcker in Santa Teresa die Riva, kaufte bei einem mobilen Gemüseverkäufer ein, landete im Supermarkt an der Wursttheke und besorgte mir in der Apotheke ein neues Fieberthermometer. Und schon war der Vormittag rum!
Das Wetter war bombastisch und in der Sonne war es schön warm. Fürs Frühstück beschloss ich, das Sonnensegel zu spannen (hier gibt es einen Artikel über mein Sonnensegel).
Danach frühstückte ich opulent im Freien und genoss anschließend den sonnigen Nachmittag. Körperlich war heute nach der fiebrigen Nacht einfach Schonprogramm angesagt.
Abends begab ich mich auf die Suche nach einer geöffnete Pizzeria und fand in Santa Teresa di Riva eine – sehr lecker!
Den Abend ließ ich dann gemütlich im Bus ausklingen.
Solltet Ihr Euch fragen, warum ich Weihnachten in diesem Beitrag bislang komplett unerwähnt gelassen habe und befürchten, dass ich dem Weihnachtsblues verfallen bin, kann ich Euch beruhigen: ich hab zum ersten Mal seit Langem Weihnachten so verbracht, wie ich das will – nämlich wie einen ganz normalen Tag. Da ich nicht gläubig bin, bedeutet mir das Fest sowieso nichts. Und ich versuche schon lange, mich dem ganzen Kommerz zu entziehen: dieses Jahr bekam ich kein einziges Geschenk, für das ich mich peinlich berührt bedanken hätte müssen, und ich verschenkte auch nichts. Und Menschen, die mir wichtig sind und die ich liebe, kann ich auch die anderen 362 Tage im Jahr treffen. Trotzdem danke für die Weihnachtsgrüße, die mich erreicht haben!