3. bis 7. Mai 2019
Tag 130: Freitag, 3. Mai 2019
Nach der Polizeikontrolle am Vorabend hatten wir bestens geschlafen. Wir tranken in der Sonne noch Kaffee und fütterten eine Katze mit den übrigen Spaghetti.
Auf der Autobahn ging es schnell voran in Richtung Bursa, an einem Rastplatz frühstückten wir: im Gefrierfach hatte ich noch ein eingefrorenes deutsches Kümmelbrot entdeckt, das Selena von ihrem Ausflug nach Deutschland mitgebracht hatte. Höchste Zeit, es zu essen. Die LKW-Fahrer, die rund um uns parkten, grüßten uns alle sehr freundlich und kamen teils auf einen kurzen Plausch vorbei.
Bei Gebze mussten wir auf der Osman-Gazi-Brücke über eine weit ins Landesinnere ragende Bucht des Marmarameers fahren. Die Brücke wurde 2016 eröffnet und ist aktuell die viertgrößte Hängebrücke der Welt. Mit unserer nicht gerade günstigen Mautgebühr finanzierten wir quasi den Bau mit und sparten uns zudem über 80 km Umweg.
Kurz danach mussten wir an einem Tunnel auch noch mal Maut bezahlen. Hätten wir genug Guthaben auf unserem Maut-Sticker gehabt, wäre es davon einfach abgebucht worden.
An der Autobahn gab es viele Rastplätze, viele mit einer Outlet Mall. Für eine Pinkelpause hielten wir also an und kamen nicht umhin, tolle neue Bettwäsche für WHATABUS zu kaufen.
Das Zentrum von Bursa nahmen wir uns für den nächsten Tag vor, jetzt sollte es erst mal zum Uludag Nationalpark gehen. Wir streiften das Stadtzentrum und somit auch den starken Freitagnachmittagverkehr der viertgrößten türkischen Stadt. An einem kleinen Laden kauften wir noch ein bisschen was fürs Abendessen ein.
Am Einfahrtstor in den Nationalpark zahlten wir die Eintrittsgebühr und fuhren immer weiter nach oben. Die Straße führte auf fast 1.900 Höhenmeter.
An einem Aussichtspunkt genossen wir das fantastische Panorama, hier sah man wirklich die gesamte Stadt Bursa und Umgebung.
Wir fuhren vom Aussichtspunkt weiter, fanden ein einsames Plätzchen an einem noch geschlossenen Hüttendorf und gingen auf der Suche nach einem Geocache eine Runde im Wald spazieren (auch wenn Schilder vor dem gefährlichen Wald warnten).
Zum Abendessen gab es Hühnchengeschnetzeltes und Nudeln. Während dem Essen kamen zwei Jungs aus Istanbul und suchten sich einen Platz zum Zelten. Sie fragten sogar ganz höflich, ob es uns stören würde, wenn sie in unserer Nähe bleiben würden – kein Problem für uns!
Als wir zum Fernsehschauen im Bett lagen, drehte die Polizei noch eine Runde mit Blaulicht über den Platz und stockte kurz bei uns,fuhr dann aber weiter. Für uns das Zeichen, dass wir heute Nacht hier problemlos stehen bleiben könnten.
Tag 131: Samstag, 4. Mai 2019
Die Nacht war super ruhig. Da es recht kalt war, hatten unsere zeltenden Nachbarn offensichtlich nachts aufgegeben und waren schon länger abgereist. Dafür kam ein Fahrzeug einer Catering-Firma angefahren und begann mit den Vorbereitungen für eine größere Bewirtung.
Bevor die Partygäste kamen, waren wir abfahrbereit und verließen den landschaftlich wunderschönen, aber viel zu intensiv genutzten und somit auch vermüllten Nationalpark Uludag.
Es ging knapp 2.000 Höhenmeter nach unten in die Stadt Bursa. Von der ab dem Stadtrand immer noch sehr engen Hauptstraße ins Zentrum gingen Seitenstraßen mit teils 40% Steigung ab (wir konnten leider nicht halten, um die entsprechenden Verkehrszeichen zu fotografieren).
In der Stadt landeten wir auf dem Altstadtring (als Ex-Münchner nennen wir die ringförmige Straße rund ums historische Zentrum jetzt einfach mal so) und fanden an dessen Rand neben Hochhausblocks einen Parkplatz. Schnell waren wir im Zentrum und dort wuselte es so richtig.
Wir fanden schnell die Hauptsehenswürdigkeit, die Ulu Cami. In der Nähe suchten wir uns einen Börekladen fürs Mittagessen bzw. späte Frühstück.
Anschließend ging es zurück ins Getümmel samt Pause zum Teetrinken in einem Innenhof. Die Stadt ist ein wahres Paradies für Shopping-Fans, auch wenn man keinen der Läden kennt, die internationalen Ketten und Marken sind wohl eher andernorts in Bursa zu finden. Fündig werden wir natürlich trotzdem und Selena freut sich u.a. über ein neues Sommerkleid für umgerechnet 5 €.
Am Stadtrand tankten wir. Nachdem wir WHATABUS gerade in Ostanatolien schon des öfteren an den billigsten Tankstellen mit wahrscheinlich aus dem Iran geschmuggelten Diesel (samt mutmaßlich daraus resultierender Meldung des Bordcomputers) abgespeist hatten, gab es den “besseren” Diesel und sogar ein Fläschchen Additiv, das uns der Tankwart anbot. Der Bus hatte sich echt mal eine Portion Wellness verdient. Mal schauen, ob der Spritverbrauch auch so wie versprochen runtergeht.
Istanbul stand als nächstes Ziel schon fest und der schnellste Weg dorthin führte übers Meer. Wie oft hatten wir schon gesagt, dass das jetzt eigentlich die letzte Fährfahrt auf dieser Tour war? Aber egal, den Genuss, per Schiff von Asien nach Europa zu fahren gönnten wir uns gerne. In Yalova fuhren wir ins Hafengelände und kauften uns an der Einfahrt das Ticket für die knapp zwei Stunden dauernde Überfahrt (umgerechnet gut 30 €).
Nach ein paar Minuten Wartezeit durften wir an Bord fahren und es ging los.
Am Anleger Yenikapi direkt gegenüber des Wohnmobilstellplatzes am Sportplatz kamen wir an und mussten nur einen kleinen Schlenker auf der großen Kennedy Caddesi fahren, um dort hin zu kommen. Dort angekommen machten wir den Wassertank voll und stellten uns zu den fünf bereits anwesenden Wohnmobilen (davon drei deutsche).
Zum Abendessen machten wir uns auf die Suche nach etwas westlicherem Essen – irgendwie konnten wir nach knapp zwei Monaten keine Grillgerichte mehr sehen. Wir landeten im Foodcourt des Historia Shopping Center und gingen dort zu Pizza Hut. Auch wenn wir normalerweise diese Pizza-Kette meiden, jetzt tat es gerade sehr gut!
Bei leichtem Nieselregen ging es nach Hause zum Bus und wir waren irgendwie so richtig geschafft.
Tag 132: Sonntag, 5. Mai 2019
Das Wetter war eher durchwachsen und wir hatten auch ein bisschen Arbeit vor uns her geschoben, also blieben wir tagsüber auf unserem Parkplatz und arbeiteten.
Abends gingen wir wieder in die Mall zum Essen, Selena wollte Kumpir essen. In Summe also ein ganz normaler, langweiliger Sonntag.
Tag 133: Montag, 6. Mai 2019
Der Wetterbericht hatte für Montag tolles Wetter vorhergesagt und er sollte auch recht behalten.
Nach dem Kaffeetrinken gingen wir entlang des Bosporus zur Galatabrücke. In einem schickeren Restaurant, von dessen Terrasse wir übers Goldene Horn auf den Galata-Turm schauen konnten, stärkten wir uns.
Eigentlich ja ein Muss für jeden Istanbulbesuch ist eine Bootstour auf dem Bosporus – höchste Zeit, das endlich bei unserem dritten Besuch in Istanbul zu machen. Wir gingen zu Anlagestelle direkt an der Brücke, zahlten 20 Lira (zum aktuellen Kurs ca. 3 Euro) und los ging es mit dem Boot, auf dem fast alle Nationen vertreten waren.
Zuerst fuhren wir nahe an der europäischen Küste, sahen u.a. den Dolmabahce Palast und andere prunkvolle Gebäude, aber auch die Ruine des Reina Clubs, der nach dem Terroranschlag von 2017 abgerissen worden war (wegen Verstößen gegen Bauvorschriften).
Das Schiff passierte die ersten beiden großen Brücken über den Bosporus und wendete an der zweiten. Von dort ging es entlang der asiatischen Seite zurück. Es gab schicke Häuser zu sehen, Hollywood Hills von Istanbul quasi. Wir stellten (mal wieder) fest, dass unser Wohnmobilstellplatz im unschönsten Viertel der Stadt liegt und wir beim nächsten Besuch auf der asiatischen Seite parken werden.
Nach gut anderthalb Stunden legten wir wieder an der Galata-Brücke an und machten uns auf den Weg ins Bazaar-Viertel: Selena wollte noch mehr Stoff, um die Sitzbezüge neu zu beziehen. Bündchenstoff war leider unbekannt, so kauften wir einige Meter qualitativ sehr hochwertigen Baumwollstoff.
Gemütlich ging es zurück auf den Stellplatz, wo wir verabredet waren mit Frank. Über Instagram waren wir mit ihm in Kontakt gewesen und jetzt war er gerade mit seinem neueren Kastenwagen auf dem Rückweg aus dem Iran. Wir unterhielten uns sofort bestens und hatten endlose Themen. Zusammen gingen wir in ein Restaurant zum Essen und hatten einen wunderbar kurzweiligen Abend. Der Iran steht definitiv auch auf unserer Reiseliste – dafür braucht’s auch ganz sicher kein Expeditionsfahrzeug.
Tag 134: Dienstag, 7. Mai 2019
Unseren letzten Tag in Istanbul wollten wir auch wieder ganz stressfrei verbringen und arbeiteten erst mal gemütlich im Bus. Am frühen Nachmittag wollte Selena zum Frisör und wir gingen dafür zum nahen Atatürk Bulvari. Ich lieferte Selena beim Frisör ab und wurde danach so richtig schön nass von einem aufziehenden Gewitter, das auch einen leichten Temperatursturz mit sich brachte.
Als ich Selena gut zwei Stunden später beim Friseur abholte war sie top gestylt mit neuer Haarfarbe und bestens gelaunt. Die zweistündige Frisur hat gerade mal knapp 30 € gekostet, in Deutschland wird sie locker das vierfache dafür los.
Zum Abendessen waren wir mit unserem türkischen Freund Anıl auf der asiatischen Seite in Kadıköy verabredet. Mit dem Linienboot waren wir in zehn Minuten drüben. Als Anıl hörte, dass wir nicht unbedingt türkisch Essen gehen wollten, brachte er uns in einen Hipster-Burgerladen, sonst auch nicht unsere erste Wahl, aber diesmal hatten wir so Lust drauf und es war seeeehr lecker!
Nach dem Essen führte uns Anıl durch das Viertel, das uns wieder so richtig an Berlin-Kreuzberg erinnerte.
Vom Strand in Moda aus hatten wir Blick auf den Stadtteil Fenerbahce, die Inseln im Marmarameer und rüber auf die europäische Seite – wunderbar.
Ein “Kamerateam” machte an der Promenade ein Interview mit Anıl, wir dachten schon es ginge um die am Vortag annullierte Bürgermeisterwahl von Istanbul, aber nein, es waren nur Schüler, die nach einem türkischen Mathematiker fragten.
Da Anıl so ein angenehmer Gesprächspartner ist, gingen wir noch zum Ratschen in ein Café. Unsere Bekanntschaft ist wirklich toll, denn so erhalten wir einen authentischen Einblick ins türkische Leben, die Politik und dass man nicht Angst um sein Leben haben muss, wenn man nicht Erdogan wählt. Danke Anıl, für Deine Zeit!
Auf dem Heimweg hatten wir das letzte Linienboot auf die europäische Seite verpasst, aber mit der U-Bahn waren wir auch ruckzuck unter dem Bosporus durch wieder bei WHATABUS.
Noch ein kleiner Exkurs:
Seit ein paar Tagen war Ramadan – aber gerade in Istanbul merkte man das kaum, das Leben lief ganz normal seinen Lauf. Das ist übrigens auch im Rest der Türkei so (wir waren ja letztes Jahr auch während dem Ramadan unterwegs). Einzige Änderung, die wir direkt merkten: das Fußballtraining an unserem Stellplatz fing erst nach dem Fastenbrechen gegen 22 Uhr an. Auch an die traditionellen Trommler, die selbst in der Großstadt Istanbul nachts Lärm machen, um ans Essen vor dem Sonnenaufgang zu erinnern, haben wir uns längst gewöhnt.