8. bis 11. April 2019
Tag 105: Montag, 8. April 2019
Die Nacht an der Tankstelle, zu der wir von den Soldaten geschickt worden waren, war ruhig. Die Mitarbeiter der Tankstelle begrüßten uns beim Kaffeetrinken. Wir spazierten noch ins Dorf, um Brot, frisches Obst und Gemüse zu kaufen. In der Tankstelle kauften wir Getränke und Süßigkeiten, um quasi für unseren Nachtplatz zu bezahlen. Dann fuhren wir WHATABUS in eine der SB-Waschboxen, um die dreckige Windschutzscheibe sauber zu bekommen. Als ich Geld einwerfen wollte, hielten mich die Mitarbeiter der Tankstelle ab. Ich dachte, da wäre was kaputt. Aber nein: sie bestanden darauf, unseren Bus zu putzen. Und Geld wollten sie danach auch keins nehmen.
Wir fuhren dann noch mal zu der Ausgrabung von Kastabala, um die alten Steine bei besserem Licht zu sehen. Die Soldaten grüßten uns wieder freundlich und wir betraten die Prachtallee, die durch zahllose blühende rote Mohnblumen ganz besonders wirkte.
Im Amphitheater bewunderten wir das Tagesprogramm: paarungswillige Geckos – eine tolle Show, leider wenig fotogen, da viel zu hektisch zum Fotografieren.
Nicht weit von Kastabala befand sich schon die nächste Sehenswürdigkeit direkt an einem Stausee: Die Ausgrabungen der hethitische Burg von Karatepe aus dem 8. Jahrhundert vor Christus. Bevor wir uns das ganze in Ruhe anschauten, frühstückten wir gemütlich in der großen Picknickanlage mit Blick auf den Stausee unter uns.
Der Stil der gefundenen Skulpturen und Bauteile ist ganz anders als die anderen antiken Ausgrabungen, die wir bisher besuchten.
Mich erinnerten sie ein bisschen an das Löwentor von Mykene. Gemütlich schlenderten wir durch die schöne Anlage und freuten uns, als eine Schildkröte unseren Weg kreuzte. Bevor wir weiterfuhren, füllte ich unseren Wassertank wieder auf – das klappt wirklich überall in der Türkei problemlos!
Die Strecke in Richtung Gaziantep wollten wir auf ein paar Nebenstraßen abkürzen. Nachdem wir die Schranke des Staudamms passiert hatten (im “Transit” wird man wohl durch das Gelände der Wasserenergie durchgelassen) und den Fluss auf einer nicht besonders vertrauensvoll wirkenden Brücke überquert hatten, kamen wir in eine sehr landwirtschaftlich geprägte Gegend. Fast alle Tiere dort haben gerade Nachwuchs, ich durfte ein paar Gänse mit ganz vielen Küken füttern.
Wir erreichten wieder die Autobahn und kamen schnell in Richtung Gaziantep voran. Am Stadtrand regnete es ordentlich und wir machten einen kurzen Stopp zum Arbeiten an einem Picknickplatz und saßen so den Regen aus.
Nach 20 Minuten Fahrt kamen wir direkt ins Zentrum von Gaziantep und fanden einen Parkplatz wirklich mittendrin, direkt unter der Burg.
Gaziantep ist nicht nur für seine alte Innenstadt berühmt, sondern vor allem für sein leckeres Essen, das sogar von der UNESCO ausgezeichnet wurde. Gleich neben dem Parkplatz fanden wir ein Restaurant und ließen uns verwöhnen mit Suppe, Lahmacun (typisch für Gaziantep) und Hühnchen vom Grill.
Das tolle in den türkischen Grillrestaurants ist: man bekommt zu den Grillgerichten eigentlich immer Brot, Salat, frische Zitronen und Kräuter und manchmal sogar auch etwas “Antipasti”. Das Grillgericht selbst ist dann meist auf das Wesentliche konzentriert: Fleisch und eine gegrillte Tomate und/oder Paprika. Hier wurde auf alle Fälle richtig aufgetischt, sodass wir ganz entgegen unserer Gewohnheit sogar was zurückgehen lassen mussten.
Zur Verdauung erkundeten wir im Dunklen die Gassen der Altstadt und entdeckten, dass hier ein Museum neben dem anderen ist – da bleibt für uns viel zu besichtigen für Dienstag! Natürlich kehrten wir noch in ein Speziallokal für Pistazien-Baklava ein – ebenfalls typisch für die hiesige Gegend. Üppig, aber sehr lecker!
Danach ging es in den Bus, um noch an den Notebooks zu arbeiten.
Tag 106: Dienstag, 9. April 2019
Nachdem wir am Vorabend erst recht spät ins Bett gegangen waren, versuchten wir auf unserem zentralen Nachtplatz auszuschlafen. Das gelang trotz der Lage mitten in der Innenstadt sogar ganz gut. Bevor ich mich mit dem Kaffee in die offene Schiebetüre setzte, bezahlte ich beim Parkwächter den Parkplatz: ganze 10 Türkische Lira, ca. 1,50 € – da kann man echt nichts sagen, auch wenn die Jungs nur bis 17:00 Uhr die Autos “bewachen”. Unsicher fühlten wir uns keineswegs hier.
Wir schlenderten los auf die Burg, das erste Museum des Tages: Panorama-Museum mit einer Ausstellung zur Befreiung der Stadt Gaziantep von den britischen und französischen Besatzern nach dem 1. Weltkrieg – eine sehr nationalstolze Präsentation. Als wir auf die Panorama-Terrasse steigen wollten, setzte ein Gewitter ein und wir mussten kurz warten. Nach dem Regenschauer hatten wir einen schönen Rundumblick auf Gaziantep und sahen sogar unseren WHATABUS.
Als nächstes ging es ins Hamam-Museum, wo die orientalische Badehaus-Kultur bestens beschrieben wurde.
Gaziantep ist berühmt für seine kulinarischen Spezialitäten, es wurde dafür wie oben erwähnt ja sogar von der UNESCO ausgezeichnet. Klar, dass es da auch ein Mutfak-Museum gibt, in dem die lokale Küche präsentiert wird. Das war wirklich interessant und wir bekamen richtig Hunger, da alle typischen Speisen ausführlich erklärt wurden.
Für sämtliche Museen zahlten wir übrigens nicht mehr als 2 Türkische Lira, also umgerechnet ca. 33 Cent!
Da wir hauptsächlich die typischen Kebap-Restaurants beim Stadtrundgang gesehen hatten, aber nicht erkennen konnten, wo es denn die ganzen anderen Leckereien geben könnte, fragten wir in der Touri-Info nach und bekamen einen tollen Tipp. An einer langen Theke wird das Essen präsentiert und man kann beim Zubereiten zuschauen und sogar probieren.
Bis auf die frittierten Icli Köfte war alles vegetarisch und absolut köstlich! Wir genossen eingelegte, würzig gefüllte Paprika und Kürbis, Kichererbsen- und Linsensalat, eine Art Coleslaw mit Walnüssen und andere Leckereien – super lecker!
Den Rest des Nachmittags verbrachten wir mit Shopping im Bazarviertel und vielen anderen Läden. Diese bunten, handgemachten Schaafslederschuhe gibt es an jeder Ecke und wir konnten nicht widerstehen, unseren kleinsten Nichten neue Kita-Schläppchen zu kaufen.
Uns haben wir schließlich auch noch ein Paar mitgenommen.
Bis es dunkel wurde, waren wir wirklich nur unterwegs. Auch wenn wir gefühlt immer im Kreis liefen, gab es ständig neues zu entdecken.
Der Blick auf die Wetter-App verkündete uns schlechtes Wetter mit Regen auf dem Mount Nemrut, den wir unbedingt besuchen wollten. Deswegen beschlossen wir, noch eine Nacht in Gaziantep zu bleiben und so auf gutes Wetter auf dem Nemrut zu warten.
Zum Abendessen machten wir zu Fuß einen Abstecher in die naheliegende Mall “Forum Gaziantep” – so sahen wir das moderne Gesicht der Stadt, nachdem wir den ganzen Tag in der Stadt eher traditionelle Elemente vorgefunden hatten.
Tag 107: Mittwoch, 10. April 2019
Da es uns an den beiden Vortagen in Gaziantep so gut gefallen hatte, wollten wir nicht gleich frühmorgens aufbrechen, sondern noch ein paar Sachen erledigen bzw. ein paar Dinge einkaufen.
Für ein spätes Frühstück schauten wir noch mal in das leckere Restaurant, in dem wir am Vortag schon Spezialitäten typisch für Gaziantep probiert hatten – es war einfach zu lecker!
Danach ging es auf den Bazar, wo wir unser Kupferpfannensortiment um zwei weitere Pfännchen aufstockten.
Außerdem gefielen uns die kleinen Schälchen und das Tablett aus dem Restaurant so gut, dass wir auch hier zuschlagen mussten.
Wir machten noch mal einen Abstecher ins Einkaufszentrum, um nach kurzen Hosen für mich zu suchen. Aber für richtig sommerliche Kleidung hat die Saison wohl tatsächlich in der Türkei noch nicht angefangen. Dann gab es eben ein paar schicke Hemden für mich und ein gemütliches Sakko.
Dann machten wir WHATABUS startklar, baten den Parkwächter darum, das Auto umzuparken, das direkt vor uns gestellt worden war. Und schon ging es los und raus aus der Stadt – mit einer leichten Überdosis Pistazien aus den vielen leckeren Baklava.
Noch ein paar Worte zur von uns wahrgenommenen Sicherheitslage in Gaziantep: Gerade mal gut 50 Kilometer Fahrstrecke entfernt liegt der nächste Grenzübergang nach Syrien. Man sieht hin und wieder arabische Schriftzeichen an den Läden und hört ab und an auch Gespräche auf arabisch und kurdisch. Vom nahegelegenen Krisengebiet haben wir aber überhaupt nichts mitbekommen. Wir haben uns zu keinem Moment in der Stadt unsicher gefühlt.
Auf dem Stadtplan, den wir von der Touri-Info bekommen hatten, hatten wir zufällig ein Bild von einer Festung auf einer Flußschleife gesehen, die wir uns noch anschauen wollten: Rum Kalesi oder Rumkale. Offiziell ist sie noch auf dem Stadtgebiet von Gaziantep, aber wir mussten ca. 70 km weit fahren, auf teils von schlimmen Schlaglöchern übersäten Straßen.
An der Festung Rum Kalesi stießen wir zum ersten Mal auf den berühmten Euphrat, der größte Fluss von Vorderasien. Und der Blick auf die Festung war absolut beeindruckend.
Unten am Flussufer lagen ein paar Ausflugsboote, die auf Kundschaft warteten. Es war heute aber ruhig und so wurde uns keine Bootsfahrt aufgequatscht.
Das Wasser hier ist aufgestaut, weshalb es nicht bzw. nur sehr schwer möglich ist, überhaupt auf die Burg zu gelangen. Deswegen gaben wir uns mit dem schönen Blick von unserer Uferseite zufrieden.
Durch den Umweg zur Festung mussten wir noch einige weitere Kilometer auf Nebenstraßen fahren und staunten über die Landschaft – sehr abwechslungsreich aber auch in weiten Zügen durch riesige landwirtschaftliche genutzte Flächen und Kiesabbaugebiete geprägt.
Außerdem bestaunten wir die Reste dieser alten Brücke aus dem 2. Jahrhundert, die direkt an der Straße stand und zu antiker Zeit mal den Fluss überspannte, um einiges eleganter als die marode moderne Brücke.
Kurz vor Adiyaman wurden wir von einer Kontrolle der Jandarma angehalten. Die Beamten waren äußerst freundlich, hatten sie wohl wieder mal zu spät gemerkt, dass wir kein Dolmus (das türkische Sammeltaxi) waren, sondern ein ausländisches Wohnmobil. Auf Nachfrage bekamen wir sogar Tipps, an welcher Tankstelle wir in der Stadt übernachten könnten. Wir landeten aber dann doch vor der modernen Mall von Adiyaman und parkten auf dem dortigen Parkplatz.
Bevor wir uns im Bus für ein paar Stunden Arbeit an den Notebooks zurückzogen, erkundeten wir noch die Shops und Restaurants. Bei einem westlichen Kaffee in einer türkischen Kaffeehaus-Kette relaxten wir noch ein bisschen. Dank Arbeit kamen wir dann erst reichlich spät ins Bett.
Tag 108: Donnerstag, 11. April 2019
Nach einer ruhigen Nacht auf dem Mallparkplatz freuten wir uns über uns auf ein Frühstück in der Mall. Besonders Selena freute sich über ihre heiß geliebte Kumpir, die hatte sie auf unserer bisherigen Tour noch gar nicht gegessen.
Da wir hier auf dem Parkplatz ganz gut standen und unser Kunde schon wieder ein Schwung Arbeit lieferte, beschlossen wir, noch eine Nacht hierzubleiben und morgen in die Berge zu fahren. Das Wetter ist dort jeden Tag besser gemeldet.
Wir standen recht nah vor der Kaffee-Kette an der Mall, da hatte uns wohl jemand entdeckt. Es klopfte an unserer Schiebetüre und ein Angestellter mit Tablett und zwei großen Teebechern stand vor uns und ließ uns von einem Gast grüßen. Das hatten wir bisher auch noch nicht erlebt – super nett!