2. bis 4. Februar 2019
Tag 40: Samstag, 2. Februar 2019
Nachdem wir uns von unserem Stellplatz (an dem die Ver- und Entsorgung leider außer Betrieb war, hier gibt es mehr Infos zu diesem Stellplatz) am schwarzen Kiesstrand bei Ogliastro verabschiedet hatten (hier findet ihr den vorherigen Bericht), folgten wir bei wechselhaftem Wetter der Küste nach Norden und wollten das Cap Corse umrunden.
Die Straße verlief in der Steilküste und war nicht übermäßig breit. Es herrschte aber kaum Verkehr und so konnten wir die kurvige Straße und die tollen Ausblicke genießen.
Den Plage de Giottani erblickten wir schon von oben und machten einen Abstecher nach unten an den Strand. Der angeblich offene Stellplatz für Wohnmobile hatte zu oder existierte gar nicht mehr.
Was wir am Strand fanden waren viele Verbotsschilder für Wohnmobile.
Wir nahmen den nördlichsten Punkt Korsikas ins Visier. Mit Blick auf die kleine Insel Giraglia – den Leuchtturm auf dieser Insel hatten wir schon von der Fähre aus gesehen – gab es in Tollare einen großen ebenen Parkplatz, auf dem Wohnmobil explizit erlaubt waren (zum Kassieren kam aber niemand, außerhalb der Saison ist er wohl kostenlos).
Ein anderer Campingbus stand schon dort. Wir beschlossen auch zu bleiben und es ruhig auf Korsika angehen zu lassen.
Da ich mir eine ordentliche Erkältung eingefangen hatte, legte ich mich hin und Selena ging an der Küste spazieren.
Abends kochten wir uns ein indisches Balti-Curry (dank England, waren wir mit vielen leckeren indischen Currysoßen ausgestattet) mit Reis und gingen früh ins Bett. Nachts regnete es immer mal wieder, aber wir fanden das Trommeln auf WHATABUS’ Dach ganz beruhigend.
Tag 41: Sonntag, 3. Februar 2019
Als wir beim Kaffeetrinken saßen, blitzte es am Himmel, der schon sehr dunkel geworden war, und ein heftiges Gewitter setzte ein.
Es duschte ordentlich runter und schließlich hagelte es sogar. Der Parkplatz wurde so langsam zum See und wir beschlossen, ab zu fahren, bevor wir ganz im Wasser versanken.
Der Hagel lag sichtbar auf und neben der Straße.
Je weiter wir nach oben kamen, um so weißer wurde die Straße, hier war der Hagel wohl schon in Schnee übergegangen.
An der Ostküste fanden wir im Hafendorf Macinaggio eine geöffnete Bäckerei und frühstückten gemütlich am Hafen.
Sogar die Sonne ließ sich zwischendurch blicken und mit ihr ein paar hungrige Kätzchen, die Selena mit einigen Käsestückchen fütterte.
Da unser Wassertank mal wieder gefüllt werden wollte, holte ich in der öffentlichen Toilette ein paar Gießkannen voll mit Wasser.
Auf dem Weg nach Bastia fielen uns ganz schön viele Graffitis auf, die sich wieder gegen Touristen aussprachen (“Tourists go home” begegnet uns wieder an einigen Stellen), die Unabhängigkeit Korsikas forderten oder einfach islamfeindlicher Natur waren. Ist das diese oft angesprochene Eigenart der Korsen? Wir hoffen es doch ganz schwer, dass nicht!
In Bastia versuchten wir, einen offenen Supermarkt zu finden – was am frühen Sonntagnachmittag gar nicht so einfach ist. Aber wir wurden irgendwann fündig.
Anschließend ging es in die Berge, wir wollten das Massiv rund um den höchsten Gipfel (Monte Cinto, 2.706 m) erkunden. Das Wetter war richtig schlecht, als wir ins Tal nach Asco abbogen. Von oben kamen uns auf der engen Straße ständig große SUVs entgegen, die nicht gerade langsam unterwegs waren.
Der Fluß, der das tiefe Tal bildet, ist schon sehr beeindruckend. Entlang der Straße gibt es wenige Parkplätze, die allesamt mit Höhenbeschränkungen versehen sind. Aber noch dazu im Winter sind sie dank großer Felsen und Erdwällen, die man in die Einfahrten geschüttet hat, gar nicht nutzbar. Also konnten wir das Tal nur während der kurvigen Fahrt mit Ausblicken aus den Autofenstern bewundern.
Im recht ausgestorben wirkenden Asco wendeten wir, da wir uns auf die Suche nach einem Nachtplatz machen wollten. Wir hatten keine Illusion, noch weiter oben am Parkplatz des Skilifts willkommen zu sein.
Sämtliche Campingplätze, die uns begegneten waren zu. Die omnipräsenten Verbotsschilder und Höhenbeschränkungen nervten uns mittlerweile gewaltig. Außerdem hatten auch wir schon davon gehört, dass die Korsen Freistehern gegenüber nicht besonders freundlich sind und gerne auch mal eine Ladung Schrot in ein Wohnmobil jagen, Scheiben einschlagen oder die Reifen zerstechen. Das wollten wir auch gar nicht alles austesten.
Laut ACSI sollten zwei Plätze auf Korsika im Winter geöffnet sein, wobei einer uns die Auskunft erteilte, dass wegen Bauarbeiten doch geschlossen sei. Der andere Platz informierte uns am Telefon, dass wir natürlich kommen könnten, es sei geöffnet und Platz für uns.
Also fuhren wir vorbei an Corte (die Burg auf dem Felsen sah schon toll aus, aber in dem Moment war uns ein Nachtplatz wichtiger) an die Ostküste bei Aléria, wo wir erfolglos nach einer geöffneten Pizzeria suchten. Hungrig kamen wir an der Rezeption des Riva Bella Camping Naturiste an, wo wir erfuhren, dass wir freie Platzwahl hätten und auch das Restaurant geöffnet wäre. Puh, der Abend war jetzt doch wieder gerettet.
Wir fuhren an den Sandstrand zwischen Etang und Meer so nah wie möglich ans Meer, weiter vorne war der Sand so weich, dass wir fast hängenblieben. Sofort gingen wir ins Restaurant, wo wir uns verwöhnen ließen. Aubergine auf korsische Art zur Vorspeise, ein Hähnchenspieß für Selena und eine Pizza Quatro Formaggi für mich.
Übrigens, der Campingplatz ist normalerweise ein FKK-Platz, aber nur im Sommer. Wir dürfen die Klamotten also anbehalten.
Tag 42: Montag, 4. Februar 2019
Am Morgen weckte uns ein fantastischer Sonnenaufgang und Selena stand schon früh auf, um am Strand Fotos zu machen.
Ich bekam davon überhaupt nichts mit, sondern schlief fest und lange – meine Erkältung schlaucht mich immer noch.
Selena hatte schon längst Kaffee, Tee und heiße Zitrone mit frischem Ingwer gekocht, als ich dank des Donnerns von Düsenjets und Geschützlärm richtig wach wurde – in der Nähe ist ein militärisches Übungsgebiet, was wir auch in den Google-Bewertungen des Platzes gelesen hatten. Gottseidank hörte dieser Lärm recht bald wieder auf.
Jetzt im Tageslicht konnten wir unseren traumhaften Stellplatz auch mal richtig sehen – und auch die tiefe Spur im weichen Sand – da hatte uns Selena gut durch manövriert gestern Abend. Was macht man doch nicht alles für einen Stellplatz am Strand?
Wir beschlossen, den Tag mehr oder weniger faul auf dem Platz zu bleiben und WHATABUS und uns eine fahrfreie Pause zu gönnen.
Um den riesengroßen Campingplatz zu erkunden (hier geht’s zum ausführlichen Bericht mit mehr Bildern), drehten wir eine Runde durch die weitläufige Anlage. Auf dem Riva Bella Camping Naturiste gibt es alles, was das Camperherz braucht (im Sommer sogar viel nackte Haut 😉 ):
Stellplätze für fast 200 Camper, einige wirklich direkt am Meer bzw. auf dem Sandstrand – wie man dahin kommen soll, wissen wir nicht – wahrscheinlich mit Allrad oder den Wohnwagen per Hand hinschieben. Cool ist das allemal!
Fitnessparcours, Wellness-Oase mit Sauna, Massagen und Pools, Restaurant, Tennisplatz, Streichelzoo, Spielplatz, Bogenschießplatz, Bungalows (vom einfachen Zelt bis hin zur luxuriösen Strandsuite), Waschmaschinen, Supermarkt und vieles mehr – wow, ein Platz mit einem riesengroßen Angebot! Was hier im Sommer los ist, kann man sich gut vorstellen. So können wir aber die Nebensaison hier schön einsam genießen.
Wir waren auf den ersten Blick die einzigen Campinggäste. Vielleicht war der ein oder andere Bungalow vermietet, aber das wussten wir nicht sicher.
Natürlich trafen wir auch die Lamas, eines lief sogar frei rum und erholte sich gerade auf der Volleyball-Wiese. Als ich ihm ein paar Grasbüschel anbot, lehnte es dankend ab und ging. Wahrscheinlich war es von den Touristen eher Kekse gewohnt.
Ich legte mich nach der Campingplatzrunde noch mal hin für ein Mittagsschläfchen, während Selena am Strand spazierte. Die Sonne wärmte den Bus und ich konnte bei offener Tür und offenem Fenster relaxen.
Direkt vom Campingplatz aus konnte man eine kurze Runde um die Lagunen (ca. 5 km) und eine große (ca. 9 km) wandern. Selena lief die kurze Runde und war ganz begeistert.
Außerdem versuchte sie noch den einzigen Geocache in der Nähe zu suchen. Leider war der Turm, an dem der Cache lag nicht zugänglich, da dort die Lagune und das Meer zusammenkamen. Und um dorthin zu schwimmen, war ihr das Wasser dann doch zu kalt.
In der Sonne wurde es schon so richtig warm. Obwohl der Sturm endlich nachgelassen hatte, sorgte der Wind für etwas Abkühlung.
Wir stehen mit unserem Bus übrigens genau am Übergang von der Lagune zum Meer. Hier sind wir etwas windgeschützter als direkt am Meer, wo der Wind schon spürbar stärker bläst. Aushalten lässt es sich hier auf alle Fälle wunderbar und wir schauen mal, wie lange wir hier verweilen. Unsere Vorräte reichen noch für ein paar Tage 😉
Ein kurzes Zwischenfazit zu Korsika
Wir sind noch hin und her gerissen, was wir von der Mittelmeerinsel Korsika halten sollen. Einerseits ist die Insel landschaftlich wirklich wunderschön – rau und wild, was wir sehr mögen. Andererseits spürt und sieht man leider eine Fremdenfeindlichkeit und einen Patriotismus (s.o. die Beschreibung der Graffitis), der sich unter anderem auch gegen Touristen, insbesondere Camper richtet – und das mögen wir nicht. Übrigens sprechen auch die aktuellen Wahlergebnisse aus Korsika eine klare Sprache – hier ist ein Rechstruck mit sehr vielen Stimmen für den Front National von Marine Le Pen festzustellen.
Trotzdem werden wir die französische Insel selbstversändlich weiter erkunden und nicht schon nach drei Tagen ein vorschnelles Urteil fällen. Es gibt ganz viel zu entdecken, davon sind wir überzeugt.
Ein Problem sind auf dieser Tour mal wieder die Unmengen an Wohnmobil-Verbotsschildern und Höhenbeschränkungen, die auch im Winter nicht abgebaut werden. Dieses ganze Problem wäre für uns ja zu verschmerzen, würden wir uns im Winter leichter tun, geöffnete Stell- oder Campingplätze zu finden. Da keine Nachfrage herrscht (wir haben noch kaum andere Wohnmobile gesehen), ist aber verständlich, dass die Plätze in dieser absoluten Nebensaison geschlossen bleiben. Leider sind auch sämtlich andere Plätze, die angeblich geöffnet sein sollen, auf Nachfrage nicht nutzbar (ganz entgegen unserer sonstigen Gewohnheit haben wir nämlich jetzt ganz bewusst recherchiert und sogar Anfragen an Campingplätze verschickt und dort angerufen).
Es ist doch wirklich interessant, wie unterschiedlich sich so eine Insel darstellen kann. Wir waren im Sommer auf Korsika und haben einiger Missgeschicke und Pannen eine wundervolle Zeit auf Korsika gehabt. Wir haben uns stets willkommen gefühlt und würden Korsika als Reiseziel auch weiterempfehlen. Tollare haben wir wir natürlich auch besucht und dort ein paar Tage verbummelt. Im Sommer ist es dort echt paradiesisch. Hoffentlich habt ihr noch ein paar schöne Erlebnisse…
Liebe Grüße
Hallo Henry,
dass quasi alles zu hat, liegt definitiv am Winter. Richtig unwillkommen fühlen wir uns nicht, aber diese Sprühereien überall nerven einfach sehr. Und Tollare ist ein schöner Platz, dort könnten wir es auch länger aushalten, wahrscheinlich erst recht, wenn dort die Läden und Bars geöffnet sind (oder zumindest die im Nachbardorf) und der Wasserhahn funktioniert.
Die Insel ist trotzdem an und für sich ein landschaftliches Paradies!
Viele liebe Grüße vom korsischen Strand,
Marc und Selena
Ich kenne Korsika und auch Riva Bella seit nun fast 39 Jahren.
Noch nie habe ich mich auf Korsika nicht willkommen gefühlt.
Die Korsen sind zwar ein eigenes Völkchen aber durch und durch herzlich, wenn sie auch nen Moment brauchen um warm zu werden.
PS. Camping schließt nicht nur WoMo und WoWa ein, sondern auch Zelte (die gerade auf Riva Bella im Sommer noch sehr viel vertreten sind) und diese sichern sich die Plätze in erster Reihe am Strand.
Hallo Katja,
nicht willkommen fühlen wir uns nicht, allerdings machen diese omnipräsenten Schmierereien mit “Tourists go home” und “Islam fora” halt auch nicht unbedingt einen guten Eindruck auf uns.
Der Platz Riva Bella ist echt toll, wir sind ja auch so ziemlich alleine hier.
Viele liebe Grüße,
Marc und Selena