30. Januar bis 2. Februar 2019
Tag 37: Mittwoch, 30. Januar 2019
Von unserem Nachtplatz im Wohngebiet von Maó hatten wir nur wenige Minuten Fahrt bis zum Fährhafen. Das Tor war noch geschlossen, also genug Zeit zum Kaffeekochen – bei Hagel! Das Wetter ließ unsere Lust auf die neun Stunden lange Fährfahrt gleich noch mal steigen, befürchteten wir doch eh schon ordentlichen Seegang.
Dann ging es langsam ans Boarding der Fähre, wir parkten auf einem Zwischendeck, recht alleine, viel los war nämlich nicht an Bord.
Um den erwarteten Seegang etwas besser zu überstehen hatten wir gut 30 Euro Mehrpreis in eine Kabine investiert – insgesamt zahlten wir ca. 220 Euro für die Überfahrt von Menorca nach Barcelona.
Wir bezogen unsere Kabine und erkundeten dann das Schiff. Und schon liefen wir aus. Der Naturhafen von Maó war aus dieser Perspektive etwas ganz besonderes. Und natürlich nahmen wir pro Nase gleich zwei Reisetabletten.
Aber sobald wir aus dem geschützten Hafen ausliefen, wurden die Wellen größer und das Schiff begann ordentlich zu wanken.
Wir passierten die Nordküste von Menorca und sahen noch mal viele bekannte Punkte, wie hier den wunderschönen Favàritx Leuchtturm an der Nordostküste.
Ich fixierte durchs Kabinenfenster immer den Horizont, saß in Fahrtrichtung, knabberte trockenes Brot und trank. Aber da half nichts, ich wurde total seekrank, während Selena noch am Notebook arbeitete, um ihre Angst vor dem Seegang weg zu tippen und klicken. Ich kämpfte noch mit mir, aber es half nichts und ich kotzte eine Tüte nach der anderen voll. Dann funktionierte auch noch die Klospülung in unserer Kabine nicht mehr und wir mussten umziehen. Ich konnte kaum noch laufen und erntete wankend auf dem Gang mitleidiges Gelächter von anderen Passagieren, denen es auch nicht gut ging.
Ich legte mich in der neuen Kabine hin und schlief nach ein paar weiteren Runden Würgen ein. Zur Hälfte der Überfahrt wachte ich auf, nahm noch eine Tablette und schlief weiter. Selena war ganz hart im Nehmen und las ihr Buch bzw. saß am Notebook.
Das Meer wurde ruhiger und ich konnte wieder aufstehen. Wir gingen ins Café und nutzten die heiße Dusche mit viel Wasser in unserer Kabine, bevor wir mit leichter Verspätung gegen 20 Uhr in Barcelona ankamen.
Wir fuhren noch bis kurz vor die französische Grenze nach Peralada, wo wir auf dem Wohnmobilstellplatz am Rand der historischen Altstadt für die Nacht parkten. Bei Selena setzte erst im eigenen Bett das Gefühl von Seegang ein.
Tag 38: Donnerstag, 31. Januar 2019
Am Morgen weckte uns die Sonne und ich besorgte noch leckeres spanisches Gebäck in der örtlichen Bäckerei.
Wir ver- und entsorgten noch (hier findet Ihr mehr Infos zu diesem Stellplatz), fuhren zu einer Tankstelle, wo es Diesel für 1,03 € pro Liter gab und dann ging es auf die Autobahn in Richtung Nizza.
Aber noch vor der Grenze zu Frankreich entdeckten wir einen Burger King – und ich wollte schon seit längerem mal wieder ungesund essen. Also verschoben wir das Frühstück und es gab Burger.
Wir beschlossen, als nächstes nach Korsika überzusetzen. Die schnellste Fähre, die wir fanden, war die Verbindung von Nizza nach Bastia (knapp 5 Stunden), das könnte nach der Kotzerei auf der letzten Fahrt ja vielleicht klappen.
Auf der Autobahn entlang am Mittelmeer kamen wir gut voran. Selena saß am Steuer, während ich am Notebook arbeitete und den zweiten Tourbericht von Menorca fertigstellte.
Rund um Nizza landeten wir im Feierabendstau. Was wir bisher so siedlungstechnisch von der Mittelmeerküste in diesem Bereich erahnen konnten, reizte uns gar nicht und wir beschlossen, dort auf keinen Fall übernachten zu wollen. Stattdessen suchte ich einen Stellplatz etwas nördlich in den Bergen und wir landeten auf einer kleinen, kurvigen Straße mit Tunnels und vielen Spitzkehren.
Bei Regen kamen wir in Sospel auf dem Wohnmobilstellplatz an. Als ich gerade in den Regen raus wollte, um mich wegen Bezahlung der Parkgebühr zu informieren, klopfte es schon an WHATABUS und der Kassierer stand da und wir konnten die 5 Euro zahlen, ohne in den Regen raus zu müssen.
Im Bus gab es dann das leckere Gebäck, das ich morgens noch in Spanien gekauft hatte. Ich buchte die Fähre für den nächsten Nachmittag von Nizza nach Bastia auf Korsika. Es soll nicht so wirklich ruhig bleiben auf See, also investierten wir wieder einen kleinen Mehrpreis in eine Kabine, wo ich mich diesmal sofort hinlegen werde. Das Ticket für die fünfstündige Überfahrt kostete uns so gut 270 € (ohne die Außenkabine oder andere reservierte Sitzplätze wäre es nur gut 40 Euro günstiger gewesen).
Tag 39: Freitag, 1. Februar 2019
Dauerregen hatte uns schon in den Schlaf getrommelt und er weckte uns auch. Für Sospel waren knapp 70 l pro m² gemeldet für den Tag, also ab an die Küste und zur Fähre. Bei einer der Bäckereien im Dorf besorgten wir uns Frühstück und nahmen einen kleinen Umweg über den Col de Castillon.
Auf dem Weg nach unten mussten wir unbedingt bei einem Vorfahren von WHATABUS stehen bleiben und ihn fototgrafieren. Ist er nicht schön?
Gefahren wird er wohl schon länger nicht mehr, sondern nur noch als Heulager genutzt. Am liebsten hätten wir ihn mitgenommen!
Im strömenden Regen fanden wir einen kleinen Parkplatz zum Frühstücken. Da erreichte uns eine SMS von Corsika Ferries, dass die Abfahrt wegen Wetter um eine Stunde vorgezogen wird – oh Mann, das wird ein Spaß werden. Jetzt werden die Gebäckteilchen vom Bäcker erst Recht genossen -wer weiß, wie lange sie drin bleiben …
Aber vor der Fähre wollten wir noch das Land Nr. 44 für WHATABUS entdecken: das Fürstentum Monaco. Von Menton fuhren wir entlang der Küste und kamen über die Landesgrenze in das kleine Land.
Der Verkehr war ganz erträglich, da hatten wir ja vorher schon schlimmes gehört. Aber wir waren auch nicht in der Rushhour unterwegs.
Als wir auf die Strecke kamen, wo jedes Jahr die Rennfahrer beim Grand Prix ihre Runden drehen, fuhren wir dank eines GPX-Tracks, den ich in Google Maps geladen hatte, auch eine komplette Rennrunde – mit einem kurzen Stopp vor dem Casino, wo ich schnell für ein Foto aus dem Bus sprang.
Am Hafenbecken hatten wir Glück und konnten dort parken. Ob der Platz legal war oder nicht, keine Ahnung – einen Strafzettel gab es nicht.
Auch unseren Geocaching-Länderpunkt wollten wir uns natürlich holen und gingen zum kleinen Restaurant La Rascasse, wo die Formel 1-Rennwägen rund um das Gebäude quasi wenden und vom Hafen wieder auf die Zielgerade einbiegen. Im starken Regen wurden wir ordentlich nass, auch weil wir eine tiefe Pfütze übersahen. Aber wir hatten Spaß zwischen den vielen Schönen und Reichen.
Die historische Rallye Monte Carlo gastierte gerade im Fürstentum: auf der Fahrt von Spanien waren uns auf der Autobahn schon viele der Rallye-Fahrzeuge begegnet. Einen Opel Kadett konnten wir im Parc fermé wiedererkennen. Ob er wohl in die Zielgerade selbst gefahren ist?
Auf dem Weg Richtung Nizza drehten wir spontan noch eine Runde auf der Rennstrecke – macht doch so viel Spaß! Dann verließen wir Monnaco durch ein Gewirr von Tunnels und kamen nach Nizza, wo wir pünktlich genug für die verfrühte Abfahrt im Hafen ankamen. Schnell waren die Kontrollen erledigt und wir konnten uns in die Warteschlange einreihen. Der Regen prasselte unermüdlich auf uns. Das wird eine wilde Fährfahrt, da waren wir uns sicher.
Die Fähre schaukelte ins Hafenbecken und dann ging es ruckzuck. Das Entladen war kaum fertig, schon durften wir an Bord fahren.
Ui, die hatten es echt eilig! Wolfgang versorgte mich mit dem neuesten Wetterbericht, der gar nicht gut klang – viel Wind und Wellen.
Wir gingen vom Fahrzeugdeck hoch in den Bereich der Kabinen. Unsere Innenkabine war in eine große Außenkabine getauscht worden, ein netter Upgrade! Zudem befand sich die Kabine genau in der Mitte des großen Schiffs – also da wo die Fähre am wenigsten schaukelt – das war doch gut, oder?
Ich sprang sofort unter die Dusche, da ich Angst hatte, dass später mein Kreislauf nicht mehr mitspielen würde und ich mir so eine heiße Dusche mit viel Wasser entgehen lassen müsste. Danach schlüpfte ich direkt ins Bett. Natürlich warf ich mir auch gleich ein paar Reisetabletten ein. Selena wollte auf die Drogen verzichten, sie verträgt sich nicht sonderlich gut. Stattdessen vertraute sie auf die Wirkung von Gin Tonic. Speziell für die Überfahrt hat sie auf Menorca noch ein kleines Reisefläschchen menorqunischen Gin gekauft.
Das Schiff lief aus, das Lotsenboot neben uns wurde so richtig durchgeschüttelt und wir dachten es kentert gleich.
Unsere Fähre fuhr einen riesigen Bogen – in Google Maps verfolgten wir die Route und waren schon fast in Genua, bevor der Kapitän in Richtung Korsika abbog. Die Wellen waren echt heftig, aber das Schiff lag deutlich ruhiger im Meer – lag das daran, dass es größer war? – und ich musste keine der Tüten, die ich mir noch an der Rezeption unter der besorgten Blicken der Crew besorgt hatte, füllen – yay!
Ich blieb also entspannt im Bett liegen, während Selena am Schreibtisch am Laptop arbeitete, wobei sie sich des öfteren am Tisch festhalten musste, um nicht vom Hocker zu fallen.
Irgendwann bekamen wir ordentlichen Hunger und gingen ins SB-Restaurant. Da die Fähre recht leer war, hatten leider die meisten Restaurants geschlossen. Es gab u.a. nämlich eine Spaghetteria (lecker!) und eine Nutella Station (whoa!) – leider alles zu. Wir begnügten uns also mit Pasta und Cola für knackige 25,-. Geschmeckt hat es aber.
Zurück in unserer geräumigen Kabine schauten wir ein paar Serien und duschten beide ausgiebig vor dem Anlegen in Bastia.
Aus einer geplanten fünfstündigen Überfahrt waren so acht Stunden geworden, was wohl auch an der großzügigen Umfahrung des Sturms lag.
In Bastia fuhren wir von Bord und steuerten den nächstgelegenen offiziellen Wohnmobilstellplatz von Ogliastro an. Das Navi veranschlagte für die knapp 40 km über eine Stunde – und es sollte recht behalten. Wir kamen an vielen Wohnmobil-Verbotsschildern und Höhenbeschränkungen vorbei. Auch einige Graffitis mit “Tourists go home” begrüßten uns.
Fast wären daraus sogar vier Stunden geworden, weil die Straße wegen Bauarbeiten komplett gesperrt war und wir alternativ einmal rund ums Cap Corse hätten fahren müssen. Aber die Bauarbeiter waren so nett, die Sperrung für uns kurz aufzuheben.
Angekommen am Stellplatz war dieser natürlich gesperrt. Aber wir suchten uns in der Nähe der V+E-Station ein Plätzchen und schliefen sofort ein.
Tag 40: Samstag, 2. Februar 2019
Gut ausgeruht schauten wir uns morgens erstmal um. Wir standen ein bisschen doof vor dem Boule Platz. Selena sah am Strand entlang noch weitere Parkplätze, da könnten wir beim Kaffeetrinken vielleicht das Meer sehen. Beim Absuchen der Parkplätze wurden wir mit vielen Wohnmobilverboten konfrontiert, aber für ein kurzes Frühstück wird hier schon keiner Einwände haben.
Jetzt stehen wir also hier, schauen aufs Meer und sind komplett alleine.
Ich möchte mich noch bei allen Fans von “Fackeln im Sturm” entschuldigen, dass ich diesen Titel so umgedichtet und missbraucht habe.
Hallo ihr zwei,
erinnert mich an unsere Überfahrt von Palermo nach Neapel, kotzen inbegriffen. Ich hatte das Gefühl, dass teilweise die Propeller gar nicht mehr im Wasser waren.
Wieder an Land ging es einen Tag lang mit dem Geschauckel weiter… ohne Wellen.
Naja, was tut man nicht alles! Viel Spaß auf Korsika.
Dieter
Hallo Dieter,
wir haben an Euch gedacht, der Bericht von Eurer Sizilien-Überfahrt ist uns gut im Gedächtnis geblieben.
Aber wie Du sagst, was tut man nicht alles, um die Welt zu sehen. Und im Nachhinein betrachtet, war diese Überfahrt es hoffentlich auch für Euch wert?
Liebe Grüße aus Korsika, auch an Angie,
Marc und Selena