23. bis 26. Januar 2019
Tag 30: Mittwoch, 23. Januar 2019
Unser Wecker klingelte schon früh, da wir um 7:30 Uhr im Hafen von Alcúdia sein mussten, um mit der Fähre von Mallorca nach Menorca überzusetzen. Ab Mittag galt ja eine Sturmwarnung, weshalb wir die Überfahrt und somit den Abschied von Mallorca ein oder zwei Tage vorgezogen hatten.
Wir kamen am Hafen an und stellten uns dort in die noch kurze Fahrzeugschlange und kochten erst mal Kaffee. Der Ticketkontrolleur kam und teilte uns mit, dass nur der Fahrer im Auto bleiben dürfe. Also blieb Selena im Bus, während ich ins Terminal zu den anderen Fußpassagieren ging.
Wir mussten beide noch kurz warten und dann ging es an Bord, wo wir uns auf dem kleinen Schiff schnell wiederfanden.
Schon vor der geplanten Abfahrt um 9 Uhr waren wir unterwegs zu Insel Nummer 5 unserer Wintertour 2018/19. Beim Ablegen konnten wir sehen, dass es in der vergangenen Nacht in den Bergen von Mallorca geschneit hatte, die Gipfel waren weiß eingepudert.
Am Anfang war das Meer noch ganz ruhig und wir dachten schon, der Wetterbericht hätte mit seiner Sturmwarnung nur gescherzt. Aber sobald wir das offene Meer erreicht hatten, wurde es arg wackelig. Leider nahmen wir erst dann die Reisetabletten. Ich versuchte mich auf den Horizont zu konzentrieren, aber mir wurde schon gut flau im Magen. Selena las erst noch in ihrem Buch, legte es aber dann auch weg.
Nach gut einer Stunde kamen wir im Hafen von Ciutadella auf Menorca an. Gut, dass wir die schnelle Fähre gewählt hatten, die frühere und langsamere Fähre hätte zwei Stunden gebraucht, wäre dafür aber ca. 20 Euro billiger gewesen. Wir haben übrigens ca. 150 Euro für uns beide und den Bus bezahlt.
Wir fuhren über die Rampe, die sich noch ordentlich hin und her bewegte, an Land und suchten uns in Ciutadella einen Supermarkt.
Mir war kotzübel, so ging Selena alleine zum Einkaufen, während ich mich noch mal ins Bett legte.
Der Sturm hatte sich verstärkt und es regnete stark. Wir beschlossen also, den Wohnmobilstellplatz (!) in der Inselmitte anzusteuern, um uns von der Überfahrt zu erholen. Ja, es gibt auf Menorca tatsächlich einen offiziellen Stellplatz (hier findet Ihr mehr Infos über den Wohnmobilstellplatz in Es Mercadal) und noch dazu in Betrieb, wie wir auch bei der Ankunft dort in Es Mercadal feststellen konnten. Es gibt Wasser, Grauwasserentsorgung, Toilettenschütte und Strom. Und der Clou: der Platz ist direkt im Hof hinter der örtlichen Polizeiwache, in der auch die Anmeldung ist.
Natürlich waren wir das einzige Wohnmobil auf dem Platz. Die Polizisten waren sehr nett und auf Spanisch hielt ich gleich einen Plausch mit ihnen, während Selena sich um Wasser- und Abwassertank kümmerte. Ich zahlte für die erste Nacht und bekam gleich die ersten Tipps für die Insel mit und sie erzählten mir von zwei weiteren Campingplätzen, die allerdings nur im Sommer geöffnet sind.
Den Rest des stürmischen und regnerischen Tages riefen wir zum Couch-Tag aus und legten uns zum Serienschauen und Schlummern ins Bett.
Am Abend machten wir noch einen Spaziergang ins Dorf und tranken dort einen Caffé cortado in einer kleinen Bäckerei.
Der Sturm wehte und der Bus wackelte nachts sehr stark, so dass wir auch eher unruhig schliefen.
Tag 31: Donnerstag, 24. Januar 2019
Der Regen hatte aufgehört, aber es stürmte weiter. Dank dem trockenen Wetter hatten wir uns eine längere Wanderung vorgenommen: von unserem Stellplatz in Es Mercadal wollten wir an die Nordküste der Insel wandern. Beim Losgehen sagten wir noch kurz in der Polizeiwache Bescheid, dass wir länger bleiben wollten. Die Polizisten hatten uns wohl “gestalkt” und bläuten uns ein, dass wir nur Gutes über die Insel schreiben dürften.
In der kleinen Bäckerei kauften wir ein paar leckere Gebäckteilchen (es gibt übrigens vier geöffnete Bäckereien im Dorf) und marschierten los. Auf die Wege in der Openstreet-Map war leider kein großer Verlass: abseits der Straßen ist fast alles Privatgelände und man darf die Wege nicht benutzen.
Mit der Hilfe von ein paar Anwohnern fanden wir einen Weg in Richtung Küste, auch wenn wir viel Strecke entlang der Asphaltstraße laufen mussten.
An einer Saline waren wir dann endlich fast am Meer, aber auch wieder Privatgrundstück.
Dank Geocaching fanden wir eine urchristliche Basilika (Basílica des Cap de Port de Fornells), die wohl aus dem 5. Jahrhundert stammt und erst vor ca. 70 Jahren wiederentdeckt wurde.
Dort waren wir auf einen offiziellen Wanderweg (“Camí de Cavalls”) gestoßen. Schilder wiesen aber schon darauf hin, dass man ihn auf keinen Fall verlassen dürfte, da er durch Privatgelände verläuft.
Durch einen schönen Pinienwald mit ein paar Ziegen kamen wir an den Strand Arenal de Son Saura bei Son Parc.
Dort knallte der Sturm so richtig heftig auf die Küste und wir traten den Rückweg an. Kurz vor unserem Stellplatz kam sogar noch kurz die Abendsonne zum Vorschein.
Nach 25 Kilometern Strecke kamen wir wieder auf unseren Stellplatz und zur Belohnung gab es eine ordentliche Portion Spaghetti Bolognese und ein kleines Dessert (englische Custard mit Löffelbiskuit und Karamelsoße).
Tag 32: Freitag, 25. Januar 2019
Nach zwei Nächten auf dem gemütlichen Stellplatz von Es Mercadal hatten wir uns an die Insel akklimatisiert und die Seekrankheit überwunden. Wir wollten also wieder den Platz wechseln, auch wenn wir schon wussten, dass wir noch mal auf diesen Platz kommen würden – er liegt einfach so optimal zentral auf der Insel.
Während Selena sich wieder um Wasser und Abwasser kümmerte, ging ich in die Polizeiwache, um “auszuchecken”. Der diensthabende Polizist schüttete mich gleich wieder mit Tipps für die Insel zu. Bezahlen sollten wir erst, bevor wir die Insel verlassen und auch den Schlüssel fürs Toiletten- und Duschhäuschen sollten wir behalten. Ok, gerne!
Da der Sturm immer noch tobte (er fühlte sich zumindest etwas schwächer an) und von Norden kommend dort auf die Küste traf, beschlossen wir in den Süden der Insel zu fahren und kauften vorher in einer der anderen Bäckereien im Dorf ein – der Hammer, diese leckeren Gebäcksachen! Dieses Mörderteil links im Bild mussten wir einfach mitnehmen! Ihr könnt Euch gar nicht vorstellen, wie fantastisch das geschmeckt hat! Es ist quasi ein riesiges Croissant mit Vanillecremefüllung und einem großen Baiserklecks obendrauf – das Baiser ist aber nicht durchgebacken, sondern erinnert eher an eine softe Schokokussfüllung – traumhaft! Dass man damit eine vierköpfige Familie satt kriegt, erwähnen wir lieber nicht.
Zum Frühstück steuerten wir den Strandparkplatz von Cala en Porter an.
Durch die Suche nach Geocaches fanden wir nicht weit entfernt eine prähistorische Nekropole, also Grabstätten, die ab dem 2. Jahrtausend v. Chr. in Höhlen an der Küste angelegt worden waren, bekannt unter dem Namen “Castellet de Calescoves”. Der Küstenabschnitt mit den Höhlen ist wirklich wundervoll gelegen.
Wir umrundeten zu Fuß ein Kap, von wo wir auch noch Blick auf die Mauerreste einer prähistorischen Befestigungsmauer hatten.
Weil es uns dort so gut gefiel, marschierten wir gleich weiter, da auch hier der Wanderweg “Camí de Cavalls” vorbeiführt: dieser 186 km lange Weg (vor mehreren Jahrhunderten angelegt) führt einmal komplett um die Insel.
Wir kamen auf dem bestens beschilderten Weg nach Es Canutells. Uns fällt mal wieder auf, dass Menorca im Gegensatz zu Mallorca keinen Massentourismus beherbergt. Die Hotels und Wohnanlagen sind überschaubar und wir haben bisher keine Hotelhochhäuser entdecken können. Gut, dass man die gesamte Insel zum Biosphärenreservat erklärte und somit gut die Hälfte der Insel unter Landschafts- und Naturschutz steht.
In dem Strandort war fast nichts los, nur am kleinen Pier am Strand erwartete uns eine Gruppe von Enten in der Hoffnung auf Futter.
Auf dem Rückweg kam immer öfter die Sonne raus, die wir dann auch vor dem Bus noch genossen.
Abends ließen wir den Tag so langsam mit Arbeit an den Notebooks ausklingen. In der Mediathek lief im Bett noch die Doku “Kritisch Reisen: Von Mallorca bis Ibiza”.
http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=78225 (leider nicht mehr verfügbar)
Unser Verdacht bestätigt sich also, dass wir zur Hochsaison auf keinen Fall auf Mallorca sein wollen.
Tag 33: Samstag, 26. Januar 2019
Nachdem nachts die Temperaturen draußen dank Sturm wieder empfindlich kalt geworden waren, begrüßte uns morgens die Sonne. Und es wurde warm, so dass wir im Freien mit Sonne im Gesicht unseren Kaffee trinken konnten.
Wir fuhren weiter die Südküste in Richtung Inselhauptstad Maó (Mahon) und kauften unterwegs noch frischen Käse und Gebäck ein. Zum Frühstücken fanden wir einen sonnigen Platz direkt an der Küste.
Durch ruhige Orte ohne große Hotels oder Appartmentkomplexe kamen wir in die Gegend von Punta Prima und somit zum südlichsten Punkt von Menorca mit Blick auf den Leuchtturm auf der kleinen Insel Illa de l’Aire.
Auf dem Weg in die Inselhauptstadt machten wir erst noch einen Abstecher bei Sant Felip, um einen Blick auf die Einfahrt in den sehr langen Fjord nach Maó zu werfen. Dieser Fjord macht Maó zum zweitgrößten Naturhafen der Welt nach Sydney in Australien. Auf der weiteren Fahrt ins Stadtzentrum entlang der Hafenmauer konnten wir dann die Ausmaße dieses ewig lang gezogenen natürlichen Hafenbeckens wahrnehmen.
Wir parkten den Bus und gingen zu Fuß durch das sehr ruhige Zentrum – das lag sicher auch am Wochentag, dass nachmittags wenig los war.
Wir spazierten durch die Gassen und genossen immer wieder Ausblicke auf den beeindruckenden Naturhafen.
Zwischendurch gab es einen Caffé cortado in der Sonne. Nach dem entspannten Sightseeing gingen wir einkaufen und fuhren zum Sonnenuntergang an die Fortaleza de la Mola, die die nördliche Einfahrt in den Hafen bewacht.
Die Festung ist wohl seit längerem geschlossen und der Zutritt eigentlich verboten, trotzdem sahen wir viele Einheimische durch die Anlage spazieren. Wir genossen das fabelhafte Abendlicht und fuhren weiter.
Wir machten uns auf die Suche nach einem Nachtplatz und landeten schließlich im Küstendorf Es Grau. Direkt am Strand parkten wir und machten uns ans Abendessen: gemischter Salat mit gebratenen Austernpilzen, Hühnchen und frischen Artischocken.
Wir freuen uns schon auf die nächsten Tage, denn Menorca hat uns wirklich verzaubert. Wir genießen jede Minute auf dieser wundervollen, verschlafenen Insel.