28. bis 30. Januar 2017
Zur Übersicht Wintertour 2016/2017 mit Zusammenfassung und Statistiken
Nach einer sehr ruhigen Nacht auf dem Parkplatz am Kreuzhügel wachten wir im dichten Nebel auf. Beim Kaffeetrinken beobachteten wir wie dieser mystische Hügel langsam immer besser sichtbar wurde.
Dann machten wir einen Spaziergang zu der riesigen Sammlung von Kreuzen.
Der Berg der Kreuze ist heute eine Attraktion für christliche Wallfahrer und Touristen. Er ist ein Symbol des litauischen Widerstands gegen die sowjetische Herrschaft. Die Sowjets hatten in den 60er und 70er Jahren den Hügel viermal komplett mit Bulldozern von den Kreuzen gesäubert, immer wieder brachten die Litauer sofort wieder Kreuze dorthin. Heute sollen mehr als 60.000 Kreuze auf dem Hügel sein. Ein absolut surrealer, aber sehenswerter Ort!
Am Anfang hatten wir die komplette Anlage noch für uns alleine, als wir zum Parkplatz zurückgingen, strömten dann schon die Massen zum Hügel.
Wir fuhren weiter zum Nationalpark Aukštaitija in Richtung Osten und beobachteten bei leichten Plusgraden viele Einheimische, die auf den Seen dem Eisangeln frönten… wir hätten da echt Angst, einzubrechen.
In Ignalina gingen wir Essen und füllten an einer Tankstelle mit der Gießkanne den Wassertank vom Waschbecken auf dem WC – das dauert, aber andere Möglichkeiten hatten wir in der Gegend nicht gefunden – werden wir die nächste Zeit auch nicht…
Auf dem Weg in Richtung Hauptstadt Vilnius landeten wir für die Nacht im Sirvetos Regionalpark an einem Aussichtsturm auf einem tief verschneiten Parkplatz.
Nach einer ruhigen Nacht schauten wir uns noch am Turm und auf dem Parkplatz um. Anhand einiger benutzter Kondome mussten wir feststellen, dass das wohl ein Treffpunkt für Verliebte ist… in der vergangenen Nacht hatten wir zumindest nichts mitbekommen 😉
Außerdem hatten wir mit anderen Problemen zu kämpfen: Beim Anfahren wollten auf dem vereisten Schnee die Antriebsräder nicht mehr greifen. Somit kamen unsere Slipmats (und unser Fußabstreifer) für uns zum ersten Mal zum Einsatz – mit Erfolg, wir mussten keine Schneeketten aufziehen, yay!
Auf dem Weg in die litauische Hauptstadt Vilnius hielten wir am geografischen Mittelpunkt Europas und bekamen dafür sogar ein Zertifikat, fanden einen Cache und Selena war kurz europäische Königin 🙂
In Vilnius erkundeten wir zu Fuß die Innenstadt und fühlten uns dort wohl. Obwohl die Stadt über 500.000 Einwohner hat, war die Altstadt echt gemütlich – wie eine riesengroße Kleinstadt in Tschechien und dazu ganz viele schöne Kirchen.
Am frühen Abend ging es weiter in Richtung Süden und wir bezogen für die Nacht unser Quartier am Infozentrum des Nationalparks Dzukija in Marcinkonys.
Von Marcinkonys fuhren wir nach Grutas. Ein reicher Privatmann hat dort zahlreiche Skulpturen aus der kommunistischen Vergangenheit des Landes gesammelt und aufgestellt. Schilder bei den Ausstellungsstücken sollten auf den geschichtlichen Kontext und auch die Missetaten der vorgestellten Persönlichkeiten hinweisen. Soviel zur Theorie. In Realität fanden wir eine ungepflegt wirkende Anlage vor, die noch zusätzliches Publikum mit einem Zoo anziehen sollte.
Der Zustand der zur Schau gestellten Tiere ist erbärmlich, was u.a. an den unwürdigen Unterbringungsmethoden liegt. Was haben Bären (die momentan eigentlich Winterschlaf halten) und ein großer Adler in viel zu kleinen Gehegen zu suchen?? Die Bären lagen da wie tot auf dem nackten Beton, vor ihnen Hühnerkadaver und achtlos hingeworfene Pizzastücke (vermutlich von Besuchern). Diese leeren Blicke werden wir nie wieder vergessen! Und wieso müssen Eulen tagsüber im Licht sitzen?? Tauben, Kamele, Bisons (mit jahrelang ungeschnitten Hufen), Affen, Schweine… Wir waren den Tränen nahe und unglaublich schockiert! Beim Gästebucheintrag sahen wir, dass wir (Gottseidank!) nicht die Einzigen waren, die das grausam und abscheulich fanden, aber wird sich etwas ändern? Wir hoffen es!
Die “kritischen” Erklärungen zu den historischen Exponaten fallen auch mäßig aus, lediglich die Person, sowie Zeit und Ort ihres Standorts waren knapp beschrieben. Interessant war dann doch eher, wie wenig die Statuen wirkten, wenn sie im Wald stehen im Gegensatz zu ihren alten Standplätzen auf städtischen Plätzen.
Diesen Park sollte man aus unserer Sicht meiden. Wir haben WWF, Lonely Planet (hier wurde uns dieser Park empfohlen) und Co. auf die schlechten Zustände der Tiere aufmerksam gemacht…
Als wir auf dem Parkplatz ins Navi unseren nächsten Zielort in Polen eingeben, sind wir ganz erstaunt, dass wir über weißrussisches Staatsgebiet geschickt werden. Wir fangen gleich an zu recherchieren… Laut der Webseite des Auswärtigen Amtes sollen jüngst tatsächlich die Visabestimmungen gelockert worden sein, auf unserer Grünen Versicherungskarte ist Belarus nicht ausgeschlossen, also warum sollen wir nicht einen Versuch wagen?
Die sehr nette litauische Grenzerin inspiziert dann tatsächlich unsere Pässe und kontrolliert sogar den Bus von innen (“Ah, you have a house?”). Sie erklärt uns aber dann, dass ohne Visum keine Einreise nach Weißrussland möglich sei, es sei denn wir hätten eine Einladung oder Buchung für ein Sehenswürdigkeit auf dem Weg nach Polen… Nun gut, dann fahren wir eben die längere Strecke – allerdings bedeutete das über 100 Kilometer Umweg und einiges an Fahrtzeit mehr.
In der Nähe von Ladijay überqueren wir von Litauen direkt die Grenze nach Polen, wurden dort noch von einem litauischen Beamten bei der Ausreise kontrolliert (die Polen selber machen keine Kontrolle) und sind erst mal erst auf polnischer Seite erstaunt, wie viele Polizeiautos dort immer wieder Fahrzeuge rausziehen und kontrollieren – und das in beiden Fahrtrichtungen. Plötzlich wurden wir auch angehalten und die Beamten verschwanden lange mit unseren Papieren…
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