15. bis 17. Mai 2018
Tag 5: Dienstag, 15. Mai 2018
In Troja auf dem Campingplatz an der Pension Troja schlafen wir mal wieder viel zu lange, was sich dann bei unser mittäglichen Joggingrunde als großer Fehler erweist: die Sonne grillt uns und wir kommen ganz schön ins Schwitzen. Die letzten 2 von insgesamt 9 Kilometern gehen wir dann lieber ganz gemütlich. Aber wir schaffen es, das Ausgrabungsgelände großzügig zu umrunden. Und wir erkunden schon mal die Feldwege in Richtung Strand, wo wir später noch hin wollen.
Zurück am Campingplatz duschen wir ausgiebig und bestellen im Restaurant Gözleme und Köfte – der Tag ist gerettet.
Am frühen Nachmittag verabschieden wir uns von unseren Nachbarn Elona und Ignaz, die auch weiter in Richtung Strand wollen.
Zu Fuß sind wir schnell vom Campingplatz an der Ausgrabungsstätte von Troja. Entdeckt wurde Troja in der Neuzeit vom deutschen Schatzsucher und Archäologen Schliemann, der bei den ersten Grabungen leider viel zerstört und den gefundenen Schatz nach Berlin gebracht hat.
Von dort wurde er am Ende des Zweiten Weltkriegs von den Russen mit nach Moskau genommen, wo er heute noch liegt. Es besteht wohl leichte Hoffnung, dass er wieder vor Ort ausgestellt werden könnte: ein neues Museumsgebäude ist genau gegenüber vom Campingplatz in Bau und soll wohl endlich noch in diesem Jahr eröffnet werden. Die politische Lage zwischen Russland und der Türkei wird dabei sicher eine Rolle spielen, ob der Fund in Troja ausgestellt wird.
Die Ausgrabungen sind nicht unbedingt spektakulär auf den ersten Blick. Allerdings liegt hier auf neun (!) Schichten die Stadt Troja aus entsprechend vielen Epochen. Die aus Homers Ilias bekannte Stadt liegt in der siebten Schicht.
Direkt hinter dem Eingang seht ein trojanisches Pferd aus Holz für die Besucher, eigentlich sogar noch schöner als das in Canakkale aus dem Hollywood-Film – finden wir.
Auf den erläuternden Tafeln wird den Besuchern ganz gut erklärt, was die Ausgrabungen zu Tage gefördert haben. In der Hitze halten wir allerdings nicht allzu lange aus und schlendern zurück zum Campingplatz, wo wir unser Lager aufbrechen in Richtung Strand. Davor kaufen wir noch im Dorfladen ein, der kein großes Angebot hat, aber Mineralwasser bekommen wir und einen 15er Pack Eier.
Nach knapp 10 Kilometern teils recht holpriger Piste kommen wir an ein Dorf direkt an der Küste, von dem aus ein Strand ausgeschildert ist.
Als wir uns dem Sandstrand nähern, entdecken wir den mit seinem klassischen Grün gut getarnten Landrover von Elona und Ignaz. Wer hätte gedacht, dass wir uns so schnell wieder sehen. Das Strandareal ist riesig und unter schönen Eichen gibt es viele tolle Wildcamping-Spots. In sicherer Entfernung zu den beiden Berlinern suchen wir uns ein Plätzchen und bauen unser Sonnensegel auf.
Dann lassen wir den Abend ganz gemütlich ausklingen, später besuchen uns unsere Nachbarn noch. Wir sind uns einig – so kann man es doch aushalten!
Tag 6: Mittwoch, 16. Mai 2018
Nach der viel zu späten Joggingrunde vom Vortag stehen wir heute schon um 7 Uhr auf und laufen los. Ein paar Kilometer nach Süden und dann wieder zurück zu unserem Strand und weiter ins Dorf zum Einkaufen. Wir haben immer noch keine richtigen Vorräte gekauft, vor allem an frischen Sachen wie Tomaten und Gurken mangelt es uns. Im kleinen Dorfladen bekommen wir zumindest ein paar Kleinigkeiten, aber leider kein frisches Obst und Gemüse. Naja, nicht so schlimm, verhungern tun wir sicher nicht. Gemütlich setzen wir uns zurück am Bus wieder unters Sonnensegel.
Wir entspannen uns, bis Selena plötzlich sagt: “Halt ruhig, nicht bewegen!” Dass sich mir von vorne eine ordentlich große Schlange genähert hat, sagt sie erst nach vielen Sekunden, in denen ich mir eine Spinne oder einen Skorpion auf meinem Kopf ausgemalt habe. Ich beuge mich nach vorne, was die Schlange natürlich sofort in die Flucht treibt. Auf eine Konfrontation mit Menschen ist sie sicher nicht aus – Gott sei Dank!
Da packe ich doch mal unsere tolle Hängematte aus – die haben wir schon eine gefühlte Ewigkeit und noch nie gab es die richtige Möglichkeit, sie aufzuhängen. Aber hier stehen wir perfekt dafür!
Es ist heute nicht gar so sonnig wie am Vortag, man kann es also ganz gut aushalten. Klar, dass wir heute nicht mehr weiterfahren. Ich baue unsere Outdoorküche auf und brutzle uns mit den vielen Eiern ein Rührei. So gestaltet sich unser heutiger Tag sehr entspannt mit Hängematte, Arbeit und Essen – wunderbar!
Da wir immer noch ganz viele Eier im Kühlschrank haben, wollen wir am Abend Käsespätzle machen – auch ein Bergkäse aus dem Allgäu ist in der Kühlung. Wir fragen Elona und Ignaz, ob sie vielleicht auch Lust darauf haben. Sie sind sogar sehr gerne dabei und bringen noch Gurke, Tomate, Oliven und guten türkischen Rotwein mit. Außerdem haben wir in beiden Kühlschränken noch Köfte. Ein wahres Festmahl also mit Spezialitäten, die auf den ersten Blick nicht so ganz zusammenpassen, aber umso besser schmecken.
Der Abend ist wieder sehr unterhaltsam – Reisenden gehen die Themen wohl nie aus. Allerdings sind die Moskitos heute besonders aggressiv und wir werden böse verstochen.
Tag 7: Donnerstag, 17. Mai 2018
Joggen fällt bei der Hitze heute aus – wir haben die letzten Tage einfach übertrieben. Stattdessen packe ich die Angel aus und habe wie gewohnt keinen Erfolg.
Elona und Ignaz fahren mit ihrem Landrover bei uns am Bus vor, um sich zu verabschieden – für sie geht es langsam weiter in Richtung Georgien. Doch wir sind uns sicher, wir sehen uns wieder, egal wann und wo.
Auch wir packen unsere Sachen langsam zusammen und verabschieden uns von der Idylle, die sich übrigens bald ändern wird: ein Zuständiger hat Elona und Ignaz erzählt, dass nächstes Jahr am Strand gebaut werden soll – es klingt aber ganz so, als ob es ein Campingplatz werden könnte und keine Hotelkomplexe.
Nachdem wir im Dorf Wasser getankt und nochmal ein paar Kleinigkeiten eingekauft haben, geht es für uns weiter zu den Ausgrabungen von Alexandria Troas, eine Stadtgründung von Alexander dem Großen.
Bei freiem Eintritt hat die Ausgrabung einiges zu bieten und man erkennt rund um die Stadt noch die Mauern und Tore. Auch das Forum und andere Bereiche wurden in Teilen wieder aufgerichtet.
Wir sind ganz begeistert von den Ausgrabungen, die inmitten wunderschöner Natur liegen! Wer also Spaß an Kultur hat, und denkt, dass Griechenland schon viel zeigt, der sollte sich unbedingt die Türkei anschauen!
Doch nicht genug Kultur für heute: Auf unserer Strecke liegt in Gülpinar auch noch das Heiligtum des Apollon Smintheus. Auf den Fresken des Tempels fand man Darstellungen des trojanischen Krieges.
Wir sind auch hier beeindruckt, welch tolle Zeugnisse antiker Kultur man in der heutigen Türkei finden kann.
Danach geht’s weiter über die Landstraße und wir stoppen am westlichsten Punkt des türkischen Festlands in Babakale. Unterwegs sehen wir in den Dörfern immer wieder einzelne Wohncontainer für Flüchtlinge, so auch hier direkt vor der Festung (mit Blick aufs griechische Lesbos).
Das türkische Katastrophenschutzministerium hat die Kriegsflüchtlinge nicht in Massenlagern fernab der Zivilisation untergebracht, sondern achtet wohl offensichtlich auf Integration. Auf den ersten Blick wirkt das auf uns recht harmonisch, sauber und ordentlich. Das hätten wir nicht erwartet und wir sind positiv überrascht. Wir schlendern noch etwas über die Festung und durch die Gassen des kleinen Dorfs, kaufen etwas Brot und fahren weiter.
An der antiken Stadt Assos fahren wir vorbei (hier waren wir im Januar ja schon). Der dazugehörige Strand ist touristisch sehr gut erschlossen – zu viel für uns. Aber ein paar Kilometer weiter werden wir fündig: ein Restaurant, das sich für die Saison noch hübsch macht, kocht für uns zumindest die leckeren türkischen Pfannkuchen “Gözleme” und wir dürfen auch direkt am Strand übernachten.