20. bis 26. Mai 2016
Eigentlich war ja übers Wochenende ein Treffen mit Dieter und Angela von Wohnmobs on Tour in Nördlingen geplant. Am Freitagmorgen erreichte uns die Nachricht, dass Dieter krank ist und wir uns deswegen einen neuen Termin suchen müssen. Reichlich spontan beschlossen wir im Lauf des Vormittags, einfach mal wieder in Richtung Tschechien zu starten.
Über Regensburg ging es los, in Furth im Wald überquerten wir die Grenze und setzten unsere Reise durch Tschechien fort, die wir im vergangenen Jahr an Ostern wegen des schlechten Wetters ja ordentlich verkürzt hatten. Für die erste Nacht landeten wir in Horsovsky Tyn, wo wir am Abend lecker tschechisch essen gingen.
Am Samstagmorgen packten wir die Räder aus und drehten eine Runde durch den Schlosspark und die angrenzenden Wälder, natürlich um ein paar Geocaches zu suchen.
Anschließend fuhren wir vorbei an Pilsen. In Melnik an der Moldau machten wir in der Altstadt oberhalb der Weinberge einen Stopp zum Abendessen und suchten uns anschließend ein paar Kilometer entfernt in Liblice einen Platz zum Übernachten vor dem Friedhof.
Am Morgen kam ein Tscheche vorbei und rief uns zu: “Voda, Wasser! Brauchst du? Nimmst du.” Etwas irritiert folgten wir ihm und er bestand doch tatsächlich darauf, dass wir unseren Wassertank wieder füllten. Das ließen wir uns natürlich nicht zweimal sagen und holten ein paar volle Gießkannen am Wasserhahn.
Nächster Stopp waren die beeindruckenden Prachower Felsen (Prachovske skaly) im Böhmischen Paradies (Cesky Raj). Den Versuch, von Horni Lochov aus zu den Felsen zu radeln, gaben wir nach den ersten Höhenmetern auf, wo wir die Räder nur über Stufen rauftragen mussten, und wanderten stattdessen. Die Felsstädte, die uns im Laufe unserer Tour erwarteten, waren einfach der Wahnsinn – Amerika- und Kanarenfeeling pur!
Abends beschlossen wir, mal einen tschechischen Campingplatz zu testen und steuerten in Kneznice ein paar Kilometer entfernt den Platz der dortigen Pension an. Außer einem Pärchen waren wir in der Nacht dann die einzigen Gäste und standen auf einer schönen Wiese bei bestem Wetter.
Am Montagvormittag ging es ins böhmische Fachwerkdorf Vesec u Sobotky – ein ganz normales Dorf, kein Museum, kein Touri-Hotspot, einfach authentisch und wunderschön.
Von dort fuhren wir eine Runde durchs Naturschutzgebiet des Böhmischen Paradieses und machten ein paar Stopps an Burgen und Schlössern, wo wir auch noch ein bisschen durch die Wälder wanderten.
Nachmittags ging es weiter in Richtung Riesengebirge. Für die Nacht hatten wir eigentlich vor, uns im Wintersportort Pec pod Snezkou einen Parkplatz zu suchen. Aber hier waren überall nur Parkverbote und abgeschrankte Parkpätze, so dass wir beschlossen, in Richtung polnische Grenze bei Horni Mala Upa zu fahren. Kurz hinter der Grenze in Polen wurden wir dann in einem Wald fündig.
Für Dienstag war die Wettervorhersage immer noch ganz ok, allerdings wurden leichte Gewitter angekündigt. Wir beschlossen trotzdem, auf die Schneekoppe, den höchsten tschechischen Berg zu wandern. Bei bestem Wetter starteten wir von Horni Mala Upa auf dem direkt auf der Grenze verlaufenden tschechisch-polnischen Freundschaftsweg. Über zwei Vorgipfel wanderten wir auf dem Bergkamm über wunderschöne Wege in Richtung Schneekoppe. Erst zogen ein paar Wolken durch die Bäume, dann wurde der Wind immer stärker. Die letzten paar hundert Meter zum Gipfel wurden wir dann von Hagelkörnern regelrecht bombardiert. Wir flüchteten uns auf dem Gipfel in die Hütte, wo die Wirtin eigentlich schon schließen wollte. Aber sie erlaubte uns, zumindest kurz das schlimmste Wetter abzuwarten, bevor wir uns über eine Traverse unterhalb des Kamms etwas windgeschützter auf den Rückweg machten, der sich ganz schön hinzog und von ständigem Donnergrollen begleitet wurde.
Nach der Wanderung fuhren wir durch Polen, testeten dort einen Supermarkt in Karpacz und suchten ein Restaurant zum Abendessen. Die einzigen geöffneten Gasthäuser entlang unserer Route waren Pizzerien, so dass wir letztendlich doch wieder in Tschechien landeten, wo wir in Harrachov unseren Hunger auf einheimische Küche stillen konnten. Für die Nacht fanden wir am Friedhof in Hradek Nad Nisou unweit des Dreiländerecks Tschechien-Polen-Deutschland einen Parkplatz.
Anschließend führte unsere Fahrt uns ein Stück durch die Oberlausitz in Sachsen, wo wir am Schloßpark Althörnitz einen Stopp zum Frühstücken und Geocachen einlegten.
Zurück in Tschechien fuhren wir nach Böhmisch Hammer (Ceske Hamry), von wo Selenas Uroma und Oma nach dem Ende des zweiten Weltkriegs vertrieben worden waren. Wir fanden das Haus und erkundeten das Dorf, das direkt an der Grenze zu Deutschland steht. In den deuschen Nachbarort Hammerunterwiesenthal führt aber keine Straße, sondern nur ein Fuß- und Radweg.
Ein paar Kilometer entfernt in Loucna parkten wir dann für die Nacht genau an der Grenze gegenüber von Oberwiesenthal, wo die Straßenverbindung wie in Böhmisch Hammer immer noch unterbrochen ist.
Gemütlich machten wir uns dann auf die Weiterreise nach Deutschland durch die Wälder des tschechischen Erzgebirges über ganz kleine Straßen durch eine beeindruckende Landschaft, die wir bald unbedingt nochmal in Ruhe erkunden wollen. In Kraslice kehrten wir dann eine letztes Mal auf dieser Tour in einem böhmischen Restaurant ein und stillten unseren Hunger, bevor wir über Klingenthal wieder nach Deutschland einreisten.
Auf der Weiterfahrt nach Bad Kissingen zur Messe Abenteuer & Allrad legten wir noch einen Ver- und Entsorgungsstopp in Bad Berneck ein, wo wir den Wohnmobilstellplatz am Schulgelände ansteuerten.
Fazit
Spontane Roadtrips sind einfach das Beste für Besitzer eines Campingbusses. Ohne große Vorbereitung und ohne große finanzielle Ausgaben hatten wir sechs schöne Tage in unseren Nachbarländern Tschechien und Polen. Dabei haben wir noch dazu ganz viel Inspiration für weitere Touren gesammelt, die wir in nächster Zeit mal angehen könnten (uns werden die möglichen Ziele wohl nie ausgehen…).
Sehr schöner Bericht und tolle Fotos. Würde mich grad auch reizen, dorthin zu fahren…
Spontan drauf los, das ist das Beste. Also ab ins Knutschi!
Hi Marc,
super Bericht! Die Bilder gefallen mir auch richtig gut! Am meisten haben es mir die Prachower Felsen angetan. Echt beeindruckend! Leider ist Tschechien für mich doch ein recht großer Ritt – einmal ‘von links nach rechts’ durch Deutschland. :-/ Aber vielleicht schaffe ich das doch einmal mit ein paar Tagen irgendwie länger zu verbinden.
Viele Grüße!
Mario
Hallo Mario,
freut uns! Tschechien lohnt sich auf alle Fälle – auch der Weg dafür Deutschland von West nach Ost zu durchqueren ist es wert. Geht uns bei Frankreichreisen ja immer genauso 😉
Keep on roadtrippin’!
HI Marc
Inspirierend Euer Bericht. Wir starten morgen für eine Tour Richtung Polen ( Warschau). Von dort dann Richtung Tschechien. Könntest du etwas darüber berichten, wir ihr es mit SP und der Ent-Versorgung gedeichselt habt? Wir wollen ungern auf CP. Wir hoffen, dass das Wetter mitspielt, ansonsten Geigen wir weiter Richtung Sonne.
LG Michael
Hallo Michael,
offizielle Wohnmobil-Stellplätze sind recht selten in Tschechien, CPs gibt es dafür um so mehr. Wir sind jetzt ja nicht so die Campingplatz-Fans und -Kenner, aber so vom Vorbeifahren gesehen sind die Plätze dort mit denen in Deutschland nicht so ganz vergleichbar, deutlich naturnäher.
Wir waren einmal zum Entsorgen auf einem CP, aber mit nicht mal 10 Euro für die Nacht für Bus und 2 Personen incl. warmer Dusche war das mehr als günstig. Wasser gab’s wie geschrieben woanders am Friedhof umsonst. Letztes Jahr haben wir in Tschechien auch schon mal per 5-l-Gießkanne aus einem Gasthaus Wasser nachgebunkert.
Viel Spaß auf Eurer Tour!