6. bis 9. Januar 2019
Tag 13: Sonntag, 6. Januar 2019
Nachdem das Einchecken für die Fähre von Schottland nach Nordirland schon ganz entspannt war, lief auch das Boarding ruckzuck. Die Fähre war nicht ansatzweise voll.
Als wir vom Autodeck in den Aufenthaltsbereich liefen, waren wir ganz angetan von der Fähre. Alles sauber, recht neu, gemütlich und ziemlich schick. Um 22:50 Uhr merkten wir, dass wir schon aus dem Hafen ausliefen – und das, obwohl doch eigentlich erst um 23 Uhr Abfahrtszeit sein sollte.
Selena setzte sich ins Kino (ja, es gab ein richtiges Kino!) und schaute einen Zeichentrickfilm, ich legte mich auf eine Couch und versuchte zu lesen. Nach knapp zwei ruhigen Stunden liefen wir schon in Belfast ein und waren somit in Nordirland angekommen. Ich hatte ein paar potenzielle Übernachtungsplätze ausgespäht und wir fuhren zum ersten, einem offiziellen Wohnmobilstellplatz mit Ver- und Entsorgung an einer Burg direkt am Meer. Der Parkplatz war noch voll mit Autos von feiernden Jugendlichen und übersät mit Müll vom benachbarten McDonald’s. Also fuhren wir weiter zum nächsten Platz, dem Parkplatz eines Golfclubs, ebenfalls mit V+E – komplett ruhig.
Sofort schliefen wir ein und standen natürlich auch erst recht spät auf. Den Sonntag wollten wir ruhig angehen lassen und fuhren am frühen Nachmittag entlang der Nordküste weiter. Die Straßen kamen uns riesig vor und wir erwarteten unseren ersten Regen überhaupt auf dieser Tour.
Die Küste gefiel uns gut und wir landeten in Glenarm, wo wir an der Marina parkten. Hier sind Wohnmobile wohl willkommen, es gibt sogar einen Wasserhahn.
Wir spazierten gemütlich die Küste entlang, bogen ins Dorf ab und drehten noch eine längere Runde durch einen Wald.
Wir beschlossen die Nacht im Hafen stehen zu bleiben – es war so schön ruhig. Wir kochten uns Spaghetti Bolognese und genossen dabei den Ausblick auf die bunte Partybeleuchtung des kleinen Hafens.
Tag 14: Montag, 7. Januar 2019
Irgendwie war unser Drive draußen und wir kamen morgens nicht aus dem Bett. Nach dem Kaffeetrinken füllten wir am Wasserhahn der Marina unseren Tank und fuhren weiter. Und zwar bei wunderbarem Sonnenschein – der Regen war wohl wieder passé.
Nächstes Ziel: die Dark Hedges, eine Allee mit eindrucksvollen Buchen. Hier wurden schon Szenen von Game of Thrones gedreht, was vor allem Selena (im Gegensatz zu mir ein großer Fan dieser Serie) sehr gefiel.
Dank Werktag war auch nicht wirklich viel los dort. Wie wir später erfuhren, hatten wir viel Glück, diese Allee so einsam genießen zu dürfen.
Nach endlosem Staunen und vielem Geknipse konnten wir uns doch losreißen und weiterfahren. Ein überaus beeindruckender Ort und absolut sehenswert!
Weiter ging es an die Küste zu Nordirlands Highlight: sechseckige Basaltsäulen am Giant’s Causeway. Am Parkplatz stürmte schon ein Aufseher auf uns zu. Der Eintritt sollte knapp 13 Pfund pro Person kosten. Wir drehten erst mal wieder um und informierten uns auf Google Maps (das hätten wir vielleicht schon vorher tun sollen). Für einen überlaufenen Küstenabschnitt war uns das aber dann eindeutig zu teuer. Wir lasen zwar auch über Möglichkeiten, den Eintritt zu umgehen, aber das war uns zu blöd.
Da wir jetzt eh erst mal Hunger hatten, parkten wir in Portballintrae am Strand (natürlich mit “no overnight parking”-Schild), um zu frühstücken. Anschließend liefen wir einfach mal die Küste entlang, die Sonne schien mal wieder wunderschön. Erst marschierten wir noch windgeschützt durch die Dünen.
Dann ging es auf die steilere Küste, wo uns der Sturm (wohl das gleiche Wettergebiet, das zeitgleich das Wetter mit viel Schnee am Alpenrand und Sturmflut in Norddeutschland prägte) um die Ohren blies und die Gischt selbst oben noch spritzte.
Uns gefiel es dort sehr gut, auch wenn gerade ich mit meiner Höhenangst an der Steilküste bei dem Sturm irgendwann zum Umdrehen drängte.
Zurück ging es nicht durch die Dünen, sondern über den Strand und wir waren begeistert. Solche traumhaften Strände hätten wir wieder mal nicht erwartet.
Auf der Weiterfahrt beschlossen, wir in der Stadt Derry / Londonderry einen Stopp einzulegen. Hier in der Stadt geschah der “Bloody Sunday” (von U2 besungen), an dem 1972 13 Demonstranten von britischen Truppen erschossen wurden.
Wir mussten noch das britische Bargeld loswerden, bevor wir in die Republik Irland einreisten. Unweit des Stadtzentrums fanden wir direkt am Wasser einen Parkplatz (absolut vertretbare 5 Pfund pro 24 h), auf dem wir auch übernachten wollten. Von dort gingen wir ins Zentrum.
Die Altstadt ist noch komplett von einer erhaltenen Stadtmauer umgeben – ganz nett.
Nachdem wir ein bisschen geshoppt hatten, suchten wir uns ein Lokal fürs Abendessen. Das Essen war lecker (und auch günstig). Nachdem Fish & Chips in Großbritannien schon mein Highlight waren, waren sie es für mich (vorerst zumindest) auch in Irland.
Tag 15: Dienstag, 8. Januar 2019
Die Nacht auf dem nachts leeren Parkplatz direkt am Pier war ruhig und wir quälten uns morgens aus dem Bett. Von Derry / Londonderry ging es weiter in die Republik Irland. Bevor wir Land Nr. 43 von WHATABUS erreichten, gaben wir die restlichen Barschaften in Britischen Pfund an einer Tankstelle aus.
Der Grenzübertritt war mehr als unspektakulär. Hätten wir nicht die Grenzlinie auf dem Navibildschirm verfolgt, hätten wir es gar nicht gemerkt. Die Schilder wechselten von Meilen und anderen verwirrenden Größeneinheiten wie Yards und Fuß zurück ins angenehme metrische System und die Preise waren wieder in Euro angeschrieben.
Auf der Fahrt in Richtung Süden frühstückten wir an einem Strandparkplatz (ein Teil mit Höhenbeschränkung, auf den Parkplätzen an der Straße ein striktes Übernachtungsverbot).
Kurz vor Sligo erblickten wir den Tafelberg Ben Bulben, leider von einer Wolkenhaube verhüllt.
In Drumcliffe pausierten wir an einer Kirche mit Friedhof, machten einen kurzen Spaziergang und erhaschten nochmal einen Blick auf den Tafelberg.
Auf dem Friedhof liegt der Poet W.B. Yeats begraben, weshalb wohl viele Touristen diesen Ort besuchten. Heute war außer uns niemand da.
Nun sollte es weiter in den Süden von Irland gehen. Die Cliffs of Moher als wahrscheinlich überlaufene Top-Sehenswürdigkeit stand nicht auf unserer To-Do-Liste, so ging es recht schnell vorwärts, teilweise auch dank gut ausgebauter Autobahnen. Sämtliche Orte, in denen wir gerne einen Stopp (auch zum Übernachten) eingelegt hätten, hatten wieder mal Höhenbeschränkungen oder Übernachtungsverbote. Außerdem machten wir das erste Mal Bekanntschaft mit der “Neighborhood Watch” (wovon wir bisher nur, aber dafür oft, Schilder gesehen hatten). In einem der schönen Orte gab es etwas außerhalb nämlich einen Sportplatzparkplatz. Kaum standen wir für eine Pinkelpause, kamen zwei Warnwesten schnellen Schrittes auf uns zu (wo kamen die so schnell her?). Sobald wir den Motor starteten und ihnen entgegen fuhren, wirkten sie zufrieden – sie hatten uns Eindringlinge erfolgreich in die Flucht geschlagen.
So beschlossen wir, die lange Strecke bis ganz in den Süden zu einem Stellplatz in Sneem durchzufahren, den ich in diversen Apps entdeckt hatte. Gegen 21 Uhr kamen wir dort an, suchten uns auf dem komplett leeren Platz “Goosey Island Motorhome Park” ein Eckchen und gingen zum Check-in in Dan Murphy’s Bar. Der Besitzer freute sich über Gäste und informierte uns, dass er im Winter ein Special hat: bis 1. April kostet die Übernachtung nichts, auch der Stromanschluss ist for free. Wir sollten etwas über den Platz in den diversen Foren und Apps schreiben, wenn es ginge, etwas nettes und das war’s. Wow – Dankeschön! Essen hatte er leider nicht im Angebot, so gingen wir in den Bus und kochten uns noch was, bevor wir ganz geschafft vom Tag ins Bett fielen. Mal schauen, wie uns der Süden gefallen wird – wir sind gespannt.
Hallo Ihr Beiden,
wir waren vor 3 Jahren in Irland unterwegs – B&B
Falls ihr noch nach Dingle fahrt und Ring of Kerry…
in Killorglin gibts ne süße Bäckerei, die alles selbst herstellen!
Jacks Bakery & Deli
Lower Bridge St, Dromavally,
Killorglin, Co. Kerry,
Irland
+353 66 976 1132
Gruß
Volker
Hallo Volker,
danke für den Tipp! Wir waren die letzten Tage am Ring of Kerry und haben in Sneem ein bisschen entspannt. Süße Bäckereien gab es in dem Dorf auch ein paar, aber leider alle wegen Off-Season geschlossen. Aber der Metzger hatte geniale Steaks.
Jetzt sind wir in Cork und demnächst geht es schon wieder aufs Schiff.
Viele liebe Grüße,
Marc und Selena