5. April 2015
Nachts setzte Regen ein und die Temperaturen fielen von 10 Grad am Vortag auf 3 Grad. Unterwegs nach Sarajevo fing es dann auch noch an zu schneien. Die letzten ca. 50 km vor der Hauptstadt ging es auf einer nagelneuen Autobahn. Die kurze Strecke kostete aber dafür auch 6 Euro.
Vorbei an vielen offensichtlichen Kriegswunden der Stadt kamen wir im Zentrum an. Dabei feierte WHATABUS seinen 10.000. Kilometer (und das nach gerade mal gut vier Monaten).
Das Wetter war schrecklich. Wir machten eine schnelle Tour durch die Stadt und können uns schon vorstellen, dass es bei warmen Sonnenschein hier wunderbar sein muss in zahllosen Straßencafés.
Marc wollte sich denn unbedingt die Bobbahn der olympischen Spiele von 1994 anschauen. Das festeingebaute Navi schickte uns durch Mini-Gässchen mit gut 15 Prozent Steigung bergaufwärts, wo wir dann auch prompt im Schneematsch hängenblieben und WHATABUS beim Wenden teils unkontrolliert rutschte. Ein netter Anwohner beruhigte uns und lotste uns aus dem Gassengewirr. Das Navi hatte damit sein Todesurteil gefällt. Nach dem Urlaub werden wir das Navi-Radio austauschen (für Tipps sind wir offen!).
Wir versuchten unser Glück dann auf der größeren offiziellen Straße ins olympische Ski- und Bobgebiet. Der Schneefall wurde immer stärker, es lagen schon fast 20 cm Neuschnee und auf einer Höhe von ca. 800 Metern blieben wir an einer Steigung trotz der guten Winterreifen hängen. Wir versuchten noch die Schneeketten aufzulegen. Eine der beiden Ketten gab dann auch noch den Geist auf und riss an einer Stelle. Mit einer Kette fuhren wir dann noch bis zu einer Wendemöglichkeit weiter und mussten den Rückzug antreten. Bei der vorsichtigen Abfahrt sahen wir viele Autos, die schon weit vor unserem Waterloo umdrehten.
Wir beschlossen, die Bobbahn dann mal im Sommer zu besichtigen – ein Grund, wieder nach Sarajevo zu kommen.
Im Krieg war die Belagerungslinie rund um die Stadt genau durch die Berge verlaufen, in denen wir uns befanden. Zahllose Ruinen zeugen noch heute davon.
Hungrig von unserem Steckenbleiben fanden wir in der Nähe vom Flughafen das Restaurant Stari Tocak, wo wir leckeres Essen bekamen: Kalbsschmorbraten und gegrilltes Huhn. Der junge Gastronom unterhielt sich in fließendem Deutsch mit uns und konnte uns viel über sein Land erzählen. Wir bekamen dabei einen realistischen Eindruck von den sozialen Verhältnissen im jungen Nachkriegsstaat. Viele Vermutungen, die wir auf der Fahrt durchs Land schon aufgestellt hatten, wurden bestätigt. Hier hat die Politik noch einiges aufzuholen und zu optimieren.
Weiter ging es Richtung Mostar durch die Berge. Die Temperatur stieg von 0 auf 7 Grad, je mehr Höhe wir verloren. Unsere Fahrt ging durch wunderschöne, tief eingeschnittene Bergtäler, entlang an wilden Flüssen und Stauseen. Uns fiel dabei auf, dass die Einheimischen nicht schonend mit ihrer Umwelt umgehen; Müll wird überall einfach abgeladen. Die Gewässer sind voll mit Plastiktüten und Flaschen.
Bei leichtem Regen kamen wir am frühen Abend im schneefreien Mostar an und steuerten erneut vorbei an zahllosen Kriegsruinen und von Einschusslöchern gezeichneten Gebäuden zufällig einen Parkplatz im Zentrum an, der sogar mit Wohnmobilsymbol gekennzeichnet war. Zwei junge Männer forderten eine Schutzgebühr von 5 Euro, für die wir so lange stehen bleiben durften, wie wir wollten. Wir stellten WHATABUS zu sechs italienischen Mobilen, beschlossen hier auch die Nacht zu bleiben und spazierten ins historische Zentrum zur “Old Bridge” Stari Most. Die einzigartige Steinbrücke war 1995 im Krieg komplett zerstört worden. Über mehrere Jahre war sie nach Kriegsende wieder aufgebaut worden und direkt danach zum UNESCO-Welterbe erklärt worden.
Zurück bei WHATABUS schrieben wir den Blog der vergangenen zwei Tage und ließen den ereignisreichen Tag Revue passieren. Außerdem hofften wir auf besseres Wetter für die Weiterfahrt Richtung kroatische Mittelmeerküste.