Tag 19: Samstag, 6. Oktober 2018
Noch ein Nachtrag zum vorigen Abend: In Gavín hatten wir in einem Restaurant gute Hausmannskost bekommen. Und das zu einem tollen Preis: das 3-Gänge-Menü mit Wasser und Wein kostet gerade mal 12,50 €.
Zurück am Bus hatte ich auf dem Kreditkartenbeleg festgestellt, dass die Bezahlung nicht funktioniert hatte.
Am Morgen frühstückten wir in der Sonne mit dem leckeren frischen Brot, Croissants und süßen Teilchen, welche man auf dem Campingplatz vorbestellen konnte – das ist schon ein toller Service!
Danach verdauten wir und arbeiteten dabei, bevor wir die Räder sattelten und noch eine Runde drehten in Richtung Espierre. Wir fuhren aber nicht auf der Teerstraße, die gemütlich den Berg hoch kriecht, sondern fuhren auf einer steinigen und steilen Piste in Spitzkehren nach oben.
Unser Training der letzten Tage auf den Mountainbikes zahlte sich aus: sowohl Kondition wie auch Fahrgeschick hatten sich ordentlich verbessert.
Oben angekommen hatten wir eigentlich mit einem verlassenen Dorf gerechnet, aber alles war super gepflegt – sowohl die Häuser wie auch die landwirtschaftlichen Flächen drumrum. Auf dem Marktplatz saßen zwei Rentner, mit denen wir auf Spanisch einen kurzen Schwatz hielten und die doch beeindruckt schienen, dass wir den groben Feldweg nach oben geschafft hatten.
Zur Abfahrt nutzten wir dann aber die Teerstraße und waren ruckzuck wieder unten am Tal. Um unsere Schulden vom Vorabend zu zahlen, zweigten wir vor dem Fluss ab und mussten eine tiefe Schlucht durchqueren, um zum Restaurant in Gavín zu kommen.
Dort angekommen erklärten wir den Wirten den Fehler ihres Gerätes, den sie noch gar nicht bemerkt hatten. Sie entschuldigten und bedankten sich vielmals, dass wir so ehrlich waren und zum Zahlen zurückkamen. Wir belohnten uns dort auch noch mit einer Tasse spanischem Kaffee (sehr lecker!) und Eis. Dann rollten wir die letzten Kilometer zurück zum Campingplatz.
Wir hatten wohl noch nicht genug Sportprogramm für heute, denn Selena kam auf die Idee, Badminton mit unseren Squash-Schlägern zu spielen – sehr lustig!
Abends ging es noch mal ins campingplatzeigene Restaurant und der Kellner war verwundert, was wir alles wegputzen konnten. Gut, dass wir mit ihm beim Losradeln noch kurz geredet hatten und wir uns damit rausreden konnten, viel Sport gemacht zu haben.
Tag 20: Sonntag, 7. Oktober 2018
Nach zwei fahrfreien Tagen für WHATABUS und MTB-Tagen für uns war es Zeit, das Quartier auf dem Campingplatz Gavín abzubrechen. Wir wollten als nächstes die Region rund um Aínsa anpeilen. Die dortige Region ist eine Mountainbike-Region, bekannt als Zona Zero.
Durch Schluchten und über kleinere Pässe kamen wir an den westlichen Eingang des Ordesa-Nationalparks. Schon der Ort vor der Nationalparkgrenze war sehr touristisch. Sonntags- und wetterbedingt war auch einiges los. Wir fuhren trotzdem bis zum Ende der Straße, einem riesengroßen Parkplatz, wo die Hölle los war.
Wir wendeten gleich und fuhren wieder zurück. Nur weil die tolle Berglandschaft dort als Nationalpark ausgewiesen ist, müssen wir ja nicht unbedingt bleiben. Es gibt genug beeindruckende Natur in der Umgebung, wo nichts los ist. Aber ein Foto dort war natürlich noch drin, immerhin ist es wunderschön!
Bei Boltana hatten wir uns schon einen Campingplatz ausgesucht, wo man in der Nebensaison mit der ACSI-Card* nicht viel zahlen muss. Wir checkten auf dem Camping Boltana bei der absolut liebenswerten Chefin ein und durften uns einen Platz aussuchen.
Außerdem wurden uns die Sanitärräume von der Chefin als “awesome” angeprießen, die mussten wir uns also gleich mal anschauen. Und tatsächlich – solche modernen, sauberen und einladenden Sanitäranlagen haben wir auf einem Campingplatz noch nie gesehen! Selena und ich traten beide mit einem begeisterten “Wow!” ein.
Für den frühen Abend war Regen angesagt, der auch tatsächlich kam, aber nicht wirklich viel. Wir machten ruhig und arbeiteten im Bus. Selena arbeitete ganz gemütlich in der Hängematte. Mit Tisch daneben für die Maus, klappte das sogar richtig gut.
Abends gingen wir im sehr leckeren und stilvollen Restaurant des Campingplatzes zum Essen.
Tag 21: Montag, 8. Oktober 2018
Bis die Sonne morgens auf unseren Platz kam, war es ganz schön frisch. Aber der nächtliche Regen war erst mal vorbei und wir suchten uns ein sonniges Plätzchen vor dem Bus zum Kaffeetrinken. Vor dem Frühstück packten wir die Fahrräder aus und radelten ein paar Kilometer, um im nächsten Supermarkt einzukaufen. Obwohl wir ja recht ländlich logierten, hatte der Supermarkt eine tolle Auswahl, gerade an der Frischetheke. Einkaufen macht in Spanien echt Spaß. Auch Selenas neuen Lieblings-Gin, den wir in Andorra gekauft hatten, war dort auf Lager.
Wir frühstückten zurück auf dem Campingplatz, arbeiteten ein bisschen und am Nachmittag ging es auf eine Tour mit den Mountainbikes.
Wir radelten ein Stück am Fluss entlang und dann ging es in Spitzkehren einen Berg nach oben. Auf der Karte war der Weg als Forstweg ausgewiesen. Aber er bestand aus richtig grobem Schotter und wir hatten ganz schön zu kämpfen.
In einer Kurve passierte es dann und Selena rutschte weg – selbst beim Bergauffahren. Mit dem Bein schrammte sie ans Kettenblatt und hatte zwei tiefe und blutende Löcher, die wir schnell desinifizierten und verarzteten.
Wir versuchten trotzdem noch weiter nach oben zu fahren. Aber in der Ferne zogen schon Regenwolken auf und wir hatten unzählige Fliegen, die uns umschwirrten. Irgendwann hatten wir genug und drehten um. Die Abfahrt auf dem Geröll war sehr schwer und ein paar Mal wären wir fast wieder gestürzt.
Unten angekommen bogen wir schnell auf die Hauptstraße ab, weil es schon tröpfelte, und legten einen Sprint zurück zum Campingplatz ein.
Abends kochten ich uns mit den Einkäufen vom Morgen ein leckeres grünes Thai-Curry mit frischem Kürbis.
Tag 22: Dienstag, 9. Oktober 2018
Da der Wetterbericht für die Gegend kein besonders tolles Wetter vorhersagte, wollten wir mal wieder ein bisschen mehr Strecke mit WHATABUS machen und standen entsprechend früh auf. Nachdem wir unsere Wasservorräte aufgefüllt hatten, checkten wir aus und machten uns auf den Weg in die Sierra de Guara.
Die Straße war eng, in schlechtem Zustand und führte bei leichtem Regen immer weiter nach oben bis auf etwas 1.300 m Höhe. Wir steuerten das Dorf Nocito am Fuß eines gut 2.000 m hohen Bergstocks an und fanden dann am Rand der Straße einen schönen Platz mit Blick in die Berge zum Frühstücken. Prompt schaute auch die Sonne wieder raus.
Diese Region ist ziemlich menschenverlassen und erinnerte uns beim Durchfahren an die US-amerikanischen Nationalparks.
Wir durchquerten die Sierre de Guara weiter und mussten an Huesca vorbei, wo es wieder regnerisch wurde. Da kamen wir an einem großen Decathlon vorbei und stoppten mit dem Vorsatz, nur ein paar neue Bremsbeläge kaufen zu wollen. Selena saß noch nie auf einem Rennrad und nach den vielen Tour de France-Pässen, die wir jetzt schon geradelt waren, wurde es echt mal Zeit. Gefallen hat es ihr total gut. Wir überlegen, ob wir uns nächstes Jahr vielleicht welche holen wollen.
Dafür, dass wir nichts außer Bremsen kaufen wollten, verließen wir den Laden mit neuen Fahrradtrikots, Helm und vielen anderen Kleinigkeiten für über 200 €.
Bei Sonnenschein machten wir uns auf die Weiterfahrt zu den Bardenas Reales, einer Halbwüste auf der Grenze von Aragon und Navarra. Wir hatten vorher schon einige tolle Bilder der Landschaft dort gesehen und hatten hohe Erwartungen.
Von Norden bei Carcastillo fuhren wir auf die Schotterstraße, die in das Biosphärenreservat führt. Erst mal ging es ewig durch landwirtschaftlich genutzte Flächen: viele Äcker und Schweinemasten.
Irgendwann kamen die beeindruckenden Berge und erodierten Flusstäler zum Vorschein.
Landwirtschaft und auch ein militärisch genutztes Gebiet gab es trotz Naturpark überall noch.
Irgendwann wurde eine riesengroße Herde mit Schafen und ein paar Ziegen vor uns die Straße entlang getrieben – die größte, die uns bisher begegnet ist.
Bevor wir die Wüste wieder verließen, zog in der Ferne ein Gewitter auf.
Da man hier nicht die Nacht verbringen darf, suchten wir uns bei anbrechender Dunkelheit einen der letzten Plätze auf dem Wohnmobilstellplatz in Arguedas, direkt unter ein Felswand voll mit Höhlen.
Zum Abendessen kauften wir uns im Supermarkt um die Ecke noch ein paar frische Sachen und es gab Brotzeit mit spanischen Leckereien im Bus. Danach grübelten wir, wie wir weiterfahren könnten, es gibt ja noch so viel für uns zu sehen, sowohl in Spanien wie auch in Frankreich. Eine Entscheidung konnten wir dabei aber noch nicht treffen.
*Mehr Details zu unserer Kooperation mit ACSI könnt Ihr hier nachlesen.
Wieder ein schöner Bericht. Vor zwei Jahren war ich im September in der beeindruckenden Halbwüste. Während mein Mann nach Santiago de Compostella pilgerte, habe ich mich in Nordspanien umgesehen und sehr schöne Ecken entdeckt. Vielleicht fahrt ihr auch noch in codiert Picos de Europa, dort kann man auch gut Mountainbiken. Weiterhin gute Fahrt.
Ganz lieben Dank für Dein positives Feedback! Die Halbwüste ist schon toll, wobei wir uns sogar fast mehr erhofft hätten. Aber wir konnten echt ein paar tolle Bilder machen. Picos de Europa? Kannst Du unsere Gedanken und Pläne lesen??? 😉
Liebe Grüße aus Burgos!
Na wenn man schon in der Gegend ist, muss man auch in die Picos .Die Kathedrale in Burgos lohnt einen Besuch, auch wenn man nicht religiös ist. Ich bin noch im Foz de Lumbier gewandert, da kann man Geier beobachten. Ansonsten sind auch Stationen des Camino wie O Cebreio einen Besuch wert. Mir hat es jedenfalls in Nordspanien sehr gut gefallen. Liebe Grüße aus dem sonnigen und warmen Berlin
Die Innenstadt von Burgos samt Kathedrale (von außen, es war schon spät) haben wir uns gestern Abend angeschaut und sind jetzt in den Picos angekommen, mittendrin auf einem schönen Stellplatz.
Wie viele Pilger mittlerweile auf dem Jakobsweg unterwegs sind, hat uns schon sehr erstaunt. Ich (Marc) war hier mal vor ca. 15 Jahren unterwegs, da waren es bei weitem noch nicht so viele.
Viele Grüße aus dem Bus zurück!
Hallo ihr Beiden,
Sitzen hier aktuell in den Picos und wollen morgen die
la Garganta Divina anschauen (da wo nach einer ausserordentlichen Leistung, mit 71 geschaffenen Tunnel das Wasser des Cares zu den Elektrizitätswerken fließen kann)
Habe eben euren Bericht Herbsttour 2018 gefunden. Vielleicht erinnert ihr Euch wir waren nach Euch im Winter am Cap. Gästebucheintrag Frau am Steuer….
Nun fast gleichzeitig in den Picos
Wir kommen von Westen, waren bis fast an die Portugiesische Grenze am Atlantik lang gefahren und nun geht’s langsam zurück.
Ihr habt mir Lust auf die”Wüste” gemacht. Mal sehen.
Gruß
KH Setzer