22. bis 24. September 2018
Tag 5: Samstag, 22. September 2018
Nach zwei Nächten auf dem Campingplatz Les Sapins und etwas Eingewöhnung an die Höhenluft der Pyrenäen ging es weiter. Ich hatte mir vor unserer Tour noch etwas Lektüre geholt und war seitdem ständig am Blättern und Inspirierenlassen.
Erstes Ziel war heute der Pass Port de Pailhères, von dem wir auf Google Maps schon tolle Fotos mit freilaufenden Pferden gesehen hatten. In den Bergen sind Entfernungen ja immer relativ, so mussten wir für diesen per Luftlinie gerade mal knapp 9 km entfernten Pass viel Umweg fahren um einige Berge drumrum. Oberhalb vorbei an Ax-Les-Thermes kamen wir in den Einstieg zum Port de Pailhères. Als wir aus dem Wald rauskamen hatten wir einen tollen Blick aufs Hochgebirge.
Unterwegs hatten wir ein paar Wegelagerer, die sogar recht fotogen waren: Kühe.
Auf der Passhöhe in 2.001 m üNN angekommen, waren leider keine freilaufenden Pferde. Wir parkten hier trotzdem, höchste Zeit fürs Frühstück: frisches Baguette und Croissants, die wir noch auf dem Campingplatz gekauft hatten.
Ständig kamen Radfahrer oben an und es juckte uns schon ordentlich in den Fingern, auch endlich so einen Pass zu fahren.
Auf der Abfahrt sahen wir dann schon von oben die schönen Pferde.
Erst eine kleinere Gruppe von fünf Tieren und dann eine große Herde bunt gemischt mit Kühen.
Wir kamen aus dem Fotografieren und Streicheln gar nicht mehr raus und Selena war kaum noch in den Bus zu kriegen.
Dann ging es weiter nach unten und wir machten einen Abstecher zu einem in den Stein gehauenen Tunnel an der Straße nach Fontanès-de-Sault. Höhenbegrenzung 2,7 m, aber keine Längen- oder Breitenbegrenzung. Die Felsen waren manchmal schon sehr nahe, gerade wenn wir auch noch Gegenverkehr auf der engen einspurigen Straße ausweichen mussten.
Aber für den Steintunnel lohnte sich das absolut!
Danach ging es wieder in Richtung Süden, so langsam wollen wir ja auch mal nach Andorra und Spanien schnuppern. Aber nicht auf direktem Weg, auf der Karte entdeckte ich eine Straße mit vielen Zacken, das sah ganz nach einer tollen Bergstraße aus. So bogen wir nach Railleu ab und fuhren über den Coll de Creu (1.712 m) in einem schönen Kiefernwald.
Die nächste Passhöhe kam dann auf dem Weg nach Mont Louis, der Coll de la Llosa (1.866 m). Man merkt schon den spanischen bzw. katalanischen Einschlag an den Namen, oder?
Von Err fuhren wir in Richtung des Skigebiets am Puigmal, das auf über 2.000 m Höhe liegt.
Eigentlich hatten wir uns überlegt, dort oben zu übernachten, aber irgendwie gefiel es uns dann doch nicht so gut und wir fuhren zurück ins Dorf Err und checkten auf dem Camingplatz Las Closas mit der ACSI-Camping Card* ein.
Dort gab’s zum Abendessen frisch gekocht an unserer Außenküche Pasta mit einem leckeren Gemüse-Tomaten-Sugo.
Bevor wir ins Bett gingen, ließen wir den Tag Revue passieren und sichteten die vielen Fotos, die wir an diesem Tag geschossen hatten.
Tag 6: Sonntag, 23. September 2018
Zum Frühstück besorgte uns Selena beim Dorfbäcker leckeres Baguette, Croissants und Pains au Chocolat. Aber das hoben wir uns alles erst mal auf, um das später wie immer bei schönerer Aussicht zu verspeisen.
Bevor wir nach Andorra fuhren, wollten wir noch einen Abstecher in eine hochgelegene Sackgasse machen: auf den Berg Cim de Coma Morera (2.205 m), von Frankreich anfahrbar, aber schon direkt auf der Grenze zu Spanien gelegen. Vom Ort Osséja geht die Straße ca. 1.000 Höhenmeter nach oben. Gerade am Anfang fanden wir sie ganz schön eng und steil. Aber oben angekommen wurden wir mit einem tollen Ausblick beim Frühstück und WHATABUS mit einer längeren Pause belohnt, wir packten nämlich erst mal die Fahrräder aus.
Es ging in Richtung des Skigebiets am Puigmal, wo wir am Vortag ja auch schon mit dem Bus hochgefahren waren.
Erst weit über 2.000 Höhenmetern hatte hier in den Pyrenäen die Baumgrenze begonnen und wir radelten auf einem teils recht felsigen Weg los durch eine Weide voll mit Pferden und Kühen.
Wir schafften es dann auch bis auf fast 2.500 m Höhe, erblickten sogar unseren Bus aus der Ferne, bevor wir umdrehten und in der doch schon recht dünnen Luft zurückfuhren.
Für die Abfahrt vom Parkplatz in Richtung Tal teilten wir uns auf: Selena fuhr mit WHATABUS und ich mit dem Mountainbike.
So konnten wir noch ein paar tolle Fotos machen. Und übrigens war ich auf der teils recht holprigen und kurvenreichen Straße mit dem Fahrrad schneller als der Bus.
Über den 1.920 m hohen Col de Puymorens kamen wir nach Andorra im Shoppingstädtchen Pas de la Casa an, wo wir ja auch schon 2015 auf unserer Tour in Richtung Kanaren einen Übernachtungsstopp eingelegt hatten.
Dort füllten wir unseren ziemlich leeren Dieseltank für gerade mal 1,07 € pro Liter. Und dann ging es auf den höchsten asphaltierten Pass der Pyrenäen: den Port d’Envalira (2.409 m).
Umgeben von Skigebieten und mit einer sehr breit ausgebauten Straße hat er keinen übermäßigen Charme. Die Tankstellen auf der Passhöhe machen das auch ganz und gar nicht besser.
Auf der Abfahrt in Richtung Andorra La Vella stoppten wir an einem Mirador und kochten unsere Bauernpasta, diesmal landestypisch mit deftigen Merguez-Würstchen. Mit Blick auf das Skigebiet Grau Roig schmeckte es köstlich und wir ließen uns auch nicht von den gesunkenen Temperaturen stören.
Wir folgten der Straße weiter in Richtung des Zentrums von Andorra, bogen aber in Canillo nach rechts ab auf die nächste Passstraße in Richtung Coll d’Ordino.
Es wurde schon dunkel und der Vollmond ging hell über den Bergen auf.
Kurz vor der Passhöhe stoppte uns dann einem Picknickplatz eine offene Höhenbeschränkung mit einem Durchfahrtsverbotschild über 2,5 m (wir sind 2,7 m hoch). Also bezogen wir dort erst mal unser Nachtquartier.
Tag 7: Montag, 24. September 2018
Der Motorlärm eines Betonmischers weckte uns. Er stand vor der über Nacht geschlossenen Höhenbeschränkung und kam nicht weiter. Wir beobachteten ihn, während wir Kaffee tranken.
Ich ging zu ihm und fragte ihn, ob wir denn mit WHATABUS durchkämen. “No problema” war die Antwort. Er kam auch nur wegen den Bügeln nicht weiter und wartete darauf, dass jemand kam, um sie zu öffnen.
Schnell war die Passhöhe erreicht und überwunden.
Im Talort Ordino entschieden wir uns für einen Abstecher ins Skigebiet Arcalis. Unterwegs belagerte eine ganze Herde Pferde die Straße und wir mussten natürlich einen Foto- und Streichelstopp einlegen.
Die asphaltierte Straße endete auf 2.229 m, auf einer Schotterstraße konnten wir noch ein paar Spitzkehren mehr bis auf 2.365 m Höhe fahren.
Zurück im Tal wollten wir probieren, nach Spanien nicht über La Seu d’Urgell zu fahren, so wie eigentlich alle Besucher, die von und nach Spanien fahren, sondern über den Pass Port de Cabús (2.302 m). Schon 5 km vor der Passhöhe wurden wir gestoppt, die Straße war gesperrt, da in schlechtem Zustand. Also frühstückten wir erst mal.
Währenddessen fuhren die beiden Schwaben Ralf und Céline, die ich dort angesprochen hatte, mit ihrem Motorrad weiter und erkundeten für uns die Straße, auch den Einstieg in die unasphaltierte Abfahrt nach Tor in Spanien.
Als sie zurückkamen, luden wir die beiden zum Frühstück in den Bus ein. Wir erfuhren, dass es bis zur Passhöhe kein Problem wäre. Die Straße ist auf der andorranischen Seite asphaltiert. Aber die Abfahrt in Richtung Spanien wäre zu stark ausgewaschen. Ralf erzählte uns dann viele Geschichten von seiner Tour nach Marokko, von der er gerade auf dem Rückweg war. Sehr beeindruckend, gerade die Dakar Rallye-Passagen durch die Sahara.
Wir verabschiedeten uns von den beiden, die zurück nach Andorra La Vella fuhren. Bis zur Passhöhe war es tatsächlich kein Problem.
Wir inspizierten zu Fuß den steinigen Weg nach Spanien und beschlossen, es einfach zu probieren.
Wir kamen auch ein ganzes Stück weit, aber es war schon arg ruppig zu fahren. Die ganze Zeit mussten wir Angst haben, aufzusitzen und uns auf dem scharfkantigen Gestein einen Reifen zu beschädigen. Als uns wieder ein deutsches Motorrad entgegenkam, erfuhren wir, dass wohl tatsächlich der schwerste Teil erst ganz unten im Tal auf uns wartete.
Wir brachen also den Versuch ab und drehten um. Gottseidank schaffte WHATABUS mit seinen 150 PS die Höhenmeter wieder nach oben, die wir schon im ersten Gang nach unten gekrochen waren.
Dafür konnten wir jetzt über Andorra La Vella fahren, um doch noch ein bisschen zollfrei einzukaufen und noch mal vollzutanken.
Die Zollkontrolle auf der Hauptstraße nach Spanien war nach etwas Stau schnell passiert und wir fuhren vorbei an La Seu d’Urgell in Richtung Süden und suchten uns am Rand des Parc Natural del Cadí-Moixeró einen Picknickplatz mit Wasserstelle für die Nacht.
*Mehr Details zu unserer Kooperation mit ACSI könnt Ihr hier nachlesen.
Hallo Ihr zwei,
hoffe es geht Euch gut und ihr habt den richtigen Gin in Andorra gekauft ;-)!
Wir sind seit gestern leider wieder in Deutschland, haben noch ausgiebig die die französischen Cevennen genossen. Bei dem Wetter!
Tolle Homepage hab ihr, werde jetzt öfter mal bei euch reinsehen!
Wünsche euch noch gute Fahrt und tolles Wetter.
Hoffe ich treffe euch mal iwo wieder dann trinken wir eine Flasche GIN zusammen 🙂
Herzliche Grüße aus Malmsheim
Selin und Ralf
Hallo Ralf,
schön, dass Du Dich meldest und und entschuldige bitte die späte Antwort, irgendwie hatte der Spamfilter Deinen Kommentar gefressen.
Unsere Tour wurde ja dann noch länger als ursprünglich geplant, aber mittlerweile sind wir schon länger wieder zurück.
Gin haben wir natürlich noch gefunden, auch noch in Spanien und auch bei einem weiteren Stopp in Andorra 😉
Übrigens: Deine Spanien-Straßenkarte hast Du im Bus beim Frühstück vergessen, noch reist sie mit uns durch die Gegend.
Wir freuen uns auf ein Wiedersehen mit oder ohne Gin.
Viele liebe Grüße, im Moment aus Norddeutschland,
Marc und Selena