5. bis 8. Januar 2016
Nach drei Nächten am gleichen Platz war es Zeit für einen Ortswechsel und etwas Bewegung für WHATABUS. Wir wollten die Südküste erkunden und fuhren vom Campingplatz Hoya de Morcillo erst noch nach El Pinar zum Einkaufen, damit wir wieder für die nächsten Tage Vorräte an Bord haben.
Durch die Pinienwälder näherten wir uns dann der Küstenstraße. Die Bimobil-Besatzung kam uns entgegen, sie hatten aufgrund der schlechten Sicht umgedreht – Nebelschwaden zogen wieder mal durch diese Ecke der Insel. Wir beschlossen, es trotzdem zu wagen, und hofften, dass die Sicht nach ein paar Kilometern besser würde.
Bevor wir uns einen Frühstücksplatz suchten, mussten wir noch einem italienischen Wandererspärchen mit Tigerbalm und einer Packung Schmerztabletten helfen – er lag mit Hexenschuss am Boden.
Fürs Frühstück fanden wir an der Steilküste in einer Kurve ein Plätzchen – mit Sonne!
Dann besuchten wir die kleine Wallfahrtskirche Santuario de Nuestra Senora de los Reyes – die Madonnenstatue wird alle vier Jahre über die Insel getragen und zieht dann wohl zahlreiche Besucher an.
Über unasphaltierte Piste fuhren wir weiter zum Aussichtspunkt Mirador de Bascos. Obwohl ein Teil des Berges und der Plattform auf die gut 600 m tieferliegende Küstenstraße abgestürzt war, hatten wir einen tollen Blick auf die große Bucht El Golfo.
Dann statteten wir einem weiteren Wahrzeichen der Insel einen Besuch ab: den Wacholderbäumen von Sabinar. Die Bäume neigen sich unter dem fast immer aus der gleichen Richtung wehenden Wind und wachsen parallel zum Boden.
Von der hochgelegenen Küstenstraße zweigten wir dann auf eine größtenteils Offroad-Piste zum Leuchtturm Faro de Orchilla und zum Strand Laja de Orchilla ab, wo ich abends noch unter einem tollen Regenbogen erfolglos angelte und wir die Nacht verbrachten.
Am Morgen besuchten wir dann den Punkt, der lange Zeit als das westliche Ende der Welt galt und durch den Ptolemäus den Nullmeridian gelegt hatte. Die Straße zum Denkmal war nur für Allradfahrzeuge zugelassen. Solche Verbotsschilder sind auf El Hierro tatsächlich sehr selten; in diesem Fall allerdings sogar berechtigt, ein Teil der Strecke wäre für uns nicht fahrbar gewesen.
Anschließend fuhren wir die Küstenstraße noch weiter in Richtung El Golfo, bis diese wegen des vorher erwähnten Erdrutsches gesperrt war, zum Strand Playa del Verodal. Der wunderschöne, rot-schwarze Strand ist auch wegen Steinschlaggefahr leider nicht zugänglich. Wir konnten in der Nähe immerhin noch einen Geocache dort heben.
Also ging es die Küstenstraße zurück. Wir folgten nach Passieren der Wallfahrtskirche einem Wegweiser, der uns in Richtung Inselhauptstadt Valverde wies auf eine Landstraße mit der Nummer HI-45. Direkt nach der Abzweigung auf ca. 900 Höhenmetern bis auf den höchsten Gipfel der Insel, den Malpaso mit 1501 Höhenmetern, ist die Straße fast durchgehend unasphaltiert – bei bestem Wetter ein Erlebnis für uns. WHATABUS wurde da mal richtig gefordert. Selena steuert ihn sicher, an ein paar Stellen musste ich aussteigen und per Zeichen in die richtige Fahrspur dirigieren, damit wir nicht aufsetzen. Gute Fotos davon gibt’s leider nicht, aber die GoPro filmte fast die ganze Strecke. Ihr werdet etwas davon auf unserem YouTube-Kanal sehen, wenn’s geschnitten ist.
Am späten Nachmittag kamen wir also mit WHATABUS auf dem Malpaso an, den wir ja schon vor ein paar Tagen erwandert hatten und genossen die Nachmittagssonne und beschlossen, die Nacht auf dem Gipfel zu verbringen.
Der Sonnenuntergang und –aufgang waren für uns unvergesslich!
Nach dem Frühstück auf dem sonnigen Gipfel füllten wir unseren Wassertank an der Fuente am Cruz de los Reyes knapp unter dem Gipfel und lernten mal wieder, dass unsere 5 €-Gieskanne so ziemlich die wichtigste Ausrüstung an Bord ist.
Dann fuhren wir nach El Golfo, die große fruchtbare Bucht auf der Nordwestseite der Insel.
Dort wuschen wir das Meersalz von WHATABUS, kauften ein und erkundeten dann an die Küste.
Am Abend besuchten wir das Ecomuseo de Guinea, ein Museumsdorf mit alten Bauernhäusern, und die Aufzuchtstation für die herenischen Riesenechsen Lagartos, die lange Zeit als ausgestorben galten.
Durch einen in den letzten Jahren fertiggestellten Tunnel ging es von der Küste wieder ins Hochland zum von Cesar Manrique gestalteten Mirador de Pena.
Als Nachtplatz entschieden wir uns wieder für den Gipfel des Malpaso. Allerdings war es diesmal bewölkt und kalt. Sonnenaufgang und –untergang fielen diesmal also aus.
Da wir nicht im Nebel frühstücken wollten, stoppten wir unterwegs zur Südküste am neu eröffneten Centro Vulcanológico kurz vor La Restinga. Wir durften auf der Terrasse des Besucherzentrums unser Essen auspacken und bekamen dann noch eine aufschlussreiche Führung. Das Museum ist ausgezeichnet. Die Ausstellung ist ganz modern multimedial und beschreibt u.a. den Ausbruch eines Vulkans im Jahr 2011 direkt vor der Südküste von El Hierro.
Anschließend ging es zum südlichsten Punkt auf spanischem Territorium bei La Restinga und um den Museumstag noch zu füllen, besuchten wir das geologische Museum in El Pinar.
Bei den Aussichtspunkten Mirador de Isora und Fuente de Azola hoben wir noch Geocaches. Die Straße zu Fuente war schon sehr steil, noch steiler wurde dann die Abfahrt von Isora an die Ostküste: eine zwar nagelneu asphaltierte Straße führte extrem steil von 800 Höhenmetern bis ans Meer. Obwohl wir teils im ersten Gang, sonst im zweiten fuhren mussten wir WHATABUS unterwegs eine Pause gönnen, um die Bremsen abkühlen zu lassen.
Bei einsetzender Dunkelheit kamen wir dann durch einen einspurigen Tunnel (mit Ampelregelung) nach Las Playas. Wir parkten WHATABUS am Strand und gingen dann erst mal in ein Restaurant zum Essen und verdauten den Tag.
Unser Zwischenfazit zu El Hierro: Eigentlich stand die Insel ja gar nicht auf unserem Programm. Jetzt sind wir schon über eine Woche hier, waren immer noch nicht überall und machen uns noch gar keine Gedanken darüber, wann wir auf die nächste Insel weiterreisen wollen. El Hierro ist ja wohl auch die Insel, zu der die Schiffe, die sich in Afrika auf den Weg machen, mit der Strömung getragen werden… uns lässt sie im Moment auch einfach nicht los.
Ein sehr schöner Bericht mit ganz tollen Fotos. Wir freuen uns schon, auch wieder diese wunderbare Insel besuchen zu dürfen.