8 Tipps: Pässe mit dem Wohnmobil fahren
Große Höhen innerhalb kurzer Zeit erklimmen, sich die spitzen Serpentinen nach oben schlängeln und atemberaubende Ausblicke in die Bergwelt genießen – deswegen lieben wir es, Pässe mit dem Wohnmobil zu fahren!

Und dazu braucht es nicht unbedingt viel PS, sondern vor allem die richtige Technik. Wir wollen unsere Erfahrungen mit Euch teilen und geben zum Pässefahren ein paar Tipps.
Tipp 1
Technischer Check des Fahrzeugs
Besonders in den Bergen muss das Fahrzeug gründlich überprüft werden, v.a. die Bremsen, Bremsflüssigkeit, Kühlerflüssigkeit, Öl etc.
Auch die Handbremse sollte gut funktionieren.
Schneeketten liegen tatsächlich bei uns ganzjährig im Bus – man weiß ja nie wo man landet bzw. kann es auf den Höhen auch im Sommer mal unerwartet schneien.
Tipp 2
Beschilderung beachten
Das wichtigste bevor es auf den Pass geht, ist natürlich: “Komme ich da mit meinem Wohnmobil auch hoch?” Deswegen immer die Beschilderung beachten, welche über Höhe, Breite, Länge und Gewicht informiert
Außerdem erfährt man, ob der Pass überhaupt offen ist, Schneeketten benötigt werden, man mit Anhänger fahren darf und andere wichtige Hinweise.
Auch im Sommer sind Pässe wider Erwarten hin und wieder wegen Erdrutschen und anderen Ereignissen nicht befahrbar.

Tipp 3
In der Ruhe liegt die Kraft
Wir sind ja nicht auf der Flucht und wollen die Passfahrt genießen. Deswegen lassen wir uns auch nicht von Dränglern hetzen.
Natürlich soll man nicht durchgehend im ersten Gang die Kurven entlang kriechen und kilometerlange Karawanen hinter sich herziehen, aber mit den Rennfahrern sollte man auch nicht mithalten müssen.
Wenn wir bemerken, dass sich hinter uns schon eine Schlange bildet, fahren wir in die nächste Bucht und lassen uns überholen, was oft mit Hupen oder Winken gedankt wird. So fahren wir entspannter und die Rennfahrer freuen sich auch.
Tipp 4
Richtig schalten
Generell freut sich das Fahrzeug, wenn es nicht zusätzlich zum Hochrackern auch noch mit Gänge schalten und kuppeln drangsaliert wird. Deswegen: je weniger man schaltet, desto besser ist es fürs Fahrzeug.
Ich versuche Pässe durchgehend im zweiten Gang zu fahren. Natürlich gibt es mal längere gerade Strecken, da kann man mal den dritten nehmen. Und dann gibt es mal ganz enge und steile Spitzkehren, die man auch nur im ersten schafft – aber ansonsten ist der zweite Gang mein treuer Passgefährte. Außerdem erhitzt sich der Motor schnell bei untertourigem Fahren.
Das gilt auch für die Fahrt bergab – schon in der Fahrschule gelernt: “Es geht im gleichen Gang runter wie hoch”.
Der Bus heult, aber da muss er durch. Zudem ist die Motorbremse deutlich besser als im vierten Gang bergab zu rollen und nicht mehr von der Bremse zu gehen. Denn dann kann es schnell passieren, dass man eine Notbucht braucht, weil die Bremsen ihren Dienst verweigern.

Tipp 5
Gegenverkehr
Einige Pässe sind durchgehend oder stellenweise nur einspurig und noch dazu schlecht einsehbar. Das heißt bei Gegenverkehr kann es eng werden.
Wichtig auch hier: Ruhe bewahren.
Langsam in die Kurve rollen und antasten ob die Straße frei ist – gerne auch mal hupen (wenn es nicht verboten ist), dann weiß der Gegenverkehr Bescheid. In einigen Ländern ist es sogar vorgeschrieben, vor unübersichtlichen Stellen zu hupen.
An vereinzelten Kurven stehen Spiegel – die sind Gold wert.
Generell gilt, dass der von unten kommt Vorfahrt hat. Wenn dann doch mal einer ausgerechnet an der engsten Stelle kommt, erstmal klären wer von beiden am besten ausweichen kann und ganz langsam aneinander vorbeifahren. Passiert das alle zwei Minuten, ist das ganz schön anstrengend, aber mit der Zeit bekommt man Übung im Rangieren und Ausweichen.


Tipp 6
Landschaft fotografieren
Was hat man für tolle Ausblicke in die Berglandschaften – da möchte man überall anhalten und Fotos knipsen. Klar, aber bitte mit Vorsicht! Man sollte nie an unübersichtlichen Stellen stehen bleiben, nur weil eben mal ein Steinbock am Straßenrand steht. Das sollte eigentlich selbstverständlich sein, aber ist alles schon passiert.
Es gibt genügend Buchten zum Halten und Fotografieren. Und wenn man mal am Straßenrand stehen bleibt, dann nur an gut einsehbaren Stellen. Beim Einfahren in diese Buchten ist Vorsicht geboten, da oft der Straßenrand, bzw. die -einfassungen ausgespült oder instabil sind.

Tipp 7
Tunnel
Oft sind Tunnel auf Passstraßen wenig oder gar nicht beleuchtet, Wasser tropft von oben auf die Straße, die Wände und Decken sind nicht immer so gut zu erkennen. Deswegen gilt hier erhöhte Aufmerksamkeit und langsames Durchfahren.
Zudem sind viele Radfahrer auf Pässen unterwegs, die man im Tunnel nicht sofort erkennt.
Tipp 8
Die Passhöhe
Die Passhöhe zu erklimmen, ist das Finale und muss natürlich fotografisch als Beweis für die Nachwelt festgehalten werden.
Hier gilt wie bei Tipp 6: Nicht einfach auf der Passhöhe neben dem Schild stehen bleiben, sondern ein paar Meter weiter fahren, damit man niemandem im Weg steht.
Es gibt Pässe, die sind richtig überlaufen und alle wollen selbstverständlich ein Foto vor/hinter/neben und mit dem Schild, da kann es schon mal leicht stressig werden. Deswegen nicht hetzen lassen, Fahrzeug parken und warten bis das Schild frei ist 😉
Außerdem freut sich das Fahrzeug über die kurze Erholung. Wenn man den Motor im Leerlauf laufen lässt, die Heizung aufdreht, kann sich das Wohnmobil in Ruhe abkühlen.
Auf nicht so überlaufenen Passhöhen ist das Fotografieren deutlich entspannter.

Fazit
Der Blick nach oben auf die Passstraße mit den vielen, engen Kurven ist imposant und auch nicht zu unterschätzen. Dennoch gilt: Übung macht den Meister. Wo ich anfangs noch sehr nervös und hoch konzentriert Pässe gefahren bin, bin ich mittlerweile viel entspannter.
Zudem lernt man sein Fahrzeug kennen und fährt die Spitzkehren und Steigungen immer routinierter.

Wir wünschen Euch eine gute und sichere Passfahrt und ganz viel Spaß!
Ein letzter Tipp:
Eine Anschaffung, die sich definitiv lohnt, um Pässe mit dem Wohnmobil zu fahren, ist das Buch ‚Großer Alpenstraßenführer‘ von Denzel. Hier gibt es eine riesige Auswahl an Pässen, die alle sehr gut beschrieben und schön bebildert sind – empfehlenswert!

Salut zäme
Hut ab vor euren souveränen Bergfahrten! Beim Serpentinenbild wird mir ganz anders… In solchen Situationen schliesse ich die Augen und überlasse meinem Freund das Steuer unseres 6.40m Busses:-). Da fehlen mir einfach die Nerven dazu. Am liebsten mögen wir es flach, und zwar ganz flach, wie vor kurzem in Holland. Denn Berge haben wir in der Schweiz schon mehr als genug.
Liebe Grüsse aus Frankreich und weiterhin eine sichere Fahrt!
Sabine
Hallo Sabine!
Dankeschön, aber wie schon gesagt – Übung macht den Meister 🙂
Dass ihr es gerne flach mögt, kann ich mir schon gut vorstellen, aber wir liiiieeeeben die Berge!
Viele Grüße an Euch und viel Spaß noch in Frankreich!
servus,
sehr schön geschrieben !
Pässe in Frankreich sind was ganz besonderes, ich behaute mal, dass eine Menge deren Straßen in Deutschland aus Sicherheitsgründen gar nicht für den Verkehr freigegeben wären !
Gerade vor einer Woche haben wir so ein Exemplar befahren
am 14.09.2016, die Strecke D 908 von Barcelonette nach Saint Andre-les-Alpes
da darf man wirklich keine Höhenangst haben, muss wirklich genau die Abmessungen seines Fahrzeuges wissen und es bestens im Griff haben !
Aber im Nachhinein betrachtet, war es halt ein tolles Abenteuer und hat ja auch irgendwie doch Spaß gemacht !
Liebe Grüße, die Angie und der Tom
Ja, in Frankreich gibt es echt tolle, abenteuerliche Passstraßen, die machen so richtig Spaß und kosten manchmal auch ordentlich Nerven.
Die Ausweichroute um den Lac du Chambon (offiziell ja für Wohnmobile gesperrt ;-)) sind wir auch vor ein paar Wochen gefahren. Die ist echt ziemlich krass.
Vielleicht könntet ihr euren schönen Beitrag noch beim Thema Parkbuchten ergänzen. Die Einfahrten sind oft durch den Verkehr und das am Strassenrand ablaufende Wasser ausgewaschen. Man muss genau nachsehen wo man drüber fährt.
Danke für den Hinweis Stephan! Wir werden das hinzufügen. Vor allem mit dem Wohnmobil muss man darauf achten dass man da nicht so drüber holpert.
Vielen Dank für die tollen Tips. Beruhigt mich sehr, wenn ich am Sonntag losfahre.
Aber gerne doch!
Wohin geht es denn?
Ich fahre n die Toskana vom Bodensee aus.
Da gibt es ja auf der direkten Strecke kaum spannende Pässe. Oder machst Du ein paar Umwege über schöne Bergstraßen?