19. bis 21. Dezember 2019
Höchste Zeit für eine längere Tour mit WHATABUS! Seit über sieben Monaten war ich nicht mehr “richtig” verreist – ja, tatsächlich seit der sehr langen, fünfmonatigen Wintertour 2018/19 hatte ich nur ein paar Ausflüge und die Liedfett-Tour gemacht. Mich zog es also wieder raus in die große, weite Welt. Außerdem sollte das meine erste lange Tour als Single-Reisender werden.
Für diesen Winter hatte ich mir vorgenommen, viel mit dem Fahrrad zu trainieren. Dafür hatte ich extra einen zweiten Satz Laufräder mit dünnen Rennradreifen für mein Mountainbike angeschafft. Außerdem musste ich einen Schwung an Arbeit für unser Planungsbüro mitnehmen. Deswegen sollte es in den wärmeren und hoffentlich sonnigen Süden gehen.
Tag 1: Donnerstag, 19. Dezember 2019
Eigentlich wollte ich ja erst am Freitag losfahren, aber die Arbeiter auf der von mir betreuten Baustelle in München wollten auch pünktlich in die Weihnachtsferien starten und räumten die Baustelle deswegen schon am Donnerstag. Also fuhr ich nach einem gemütlichen Abendessen mit meinem besten Freund Ralf in München-Haidhausen noch am Donnerstagabend um kurz vor 22 Uhr los.
Auf der Fahrt nach Garmisch-Partenkirchen machte ich den Gastank voll – in Italien ist es ja offiziell nicht erlaubt, Gas zum Campen zu tanken, wobei das im Süden recht locker gesehen wird. Um ein paar Kilometer Strecke und die österreichische Vignette zu sparen, ging es über Mittenwald dann weiter in Richtung Innsbruck. Unterwegs hatte das Wetter ordentliche Kapriolen: Innerhalb von Minuten und wenigen Kilometern sowie Höhenmetern wechselten die Temperaturen von 10°C auf 0°C (mit viel Schnee am Straßenrand) und dann wieder auf 10°C. Der Fönsturm blies ordentlich.
In Innsbruck tankte ich um kurz vor Mitternach günstigen Diesel, bevor ich mich auf den Weg über die Brennerautobahn nach Italien machte. Auf der Europabrücke riss der Wind so richtig an WHATABUS, dass ich schon dachte, die neue Dachluke verloren zu haben – aber alles noch da!
Auf der Südseite des Brenners fuhr ich in dichte Nebelbänke. Vorbei an Bozen und Trient wurde ich dann kurz vor Rovereto so müde, dass ich beschloss, abseits der Autobahn ein Nachtquartier zu suchen. Ich landete in meinem Namensvetter-Dorf Marco und parkte auf einem schmucklosen Parkplatz, sprang noch unter die Dusche und huschte gegen 4 Uhr morgens endlich unter die Bettdecke.
Tag 2: Freitag, 20. Dezember 2019
Mein Biorhythmus verlangte Schlaf, also bekam er ihn. Ich wachte erst um 11 Uhr bei Nieselregen und frischen Temperaturen auf. Im Dorf hatte ich dann kein Glück: der nahe gelegene Eurospar hatte aus technischen Gründen geschlossen und den Bäcker fand ich nicht. Also ab auf die Autobahn mit dem Ziel San Marino – Land Nr. 46 für WHATABUS.
An einer Raststätte gab es dann leckere Croissants und einen Caffé (oder Espresso, wie der Deutsche sagt).
Um nach San Marino in die Berge zu kommen, musste ich in Rimini Süd von der Autobahn abfahren – da machte ich durch den dichten Feierabendverkehr noch einen Abstecher an den Strand und ging ans Meer, um die Seeluft zu schnuppern.
Dann durfte WHATABUS seine Kletter- und Kurvenfahrtalente unter Beweis stellen: nach zahllosen Kreisverkehren ging es in Spitzkehren rauf nach San Marino, wo ich auf dem Wohnmobilparkplatz P10 für die Nacht parken wollte, dafür auf Keile fuhr und auch den Parkschein kaufte. Zum Abendessen wollte ich mir in der Innenstadt eine Pizzeria suchen. Beim Aussteigen allerdings streunerte ein Mann rum und ging an alle Wohnmobile hin. Mir folgte er dann auch noch und wollte sich offensichtlich vergewissern, dass ich den Aufzug ins historische Zentrum nahm. Das war mir zu riskant, hatte ich doch keine Lust auf einen Einbruch in den Bus während meiner Abwesenheit. Also hörte ich auf mein ungutes Bauchgefühl und verschob den Stadtrundgang auf den nächsten Morgen. Ich arbeitete dann für eine Zeit im Bus, aber der Sturm wurde immer stärker und die ersten Äste fielen schon von den Bäumen auf den Bus.
Deswegen suchte ich mir etwas tiefer gelegen und windgeschützter einen Platz für die Nacht in Acquaviva.
Tag 3: Samstag, 21. Dezember 2019
Durch den Platzwechsel konnte ich gut schlafen und startete nach dem Aufstehen zur Suche nach einem Geocache, der nur wenige hundert Meter von meinem Parkplatz entfernt lag.
Dann tankte ich auf dem nahen Wohnmobilstellplatz von Acquaviva (der nachts auch sehr windig gewesen war) noch frisches Wasser – bei dem Ortsnamen muss es ja gut sein!
Natürlich wollte ich mir noch die Altstadt von San Marino anschauen – aber Achtung: Weltkulturerbe! Deswegen: sehr touristisch. Aber trotzdem entdeckte ich süße Gässchen und alte Mauern.
Nach einiger Suche fand ich auch eine recht normale, untouristische Bar zum Frühstücken – in der Nähe der Polizeiwache ist die Chance auf so etwas ja am größten 😉
Dann machte ich mich auf die Weiterfahrt nach Süden: Land Nr. 47, Vatikanstadt, rief nach mir. Aber erstmal hörte ich auf die Navigation von Google Maps und landete auf wunderbaren Nebenstrecken, die nicht mal richtig asphaltiert waren (okay, vielleicht hab ich zwischendrin eine Abzweigung falsch genommen) – aber ich hatte ordentlich Spaß.
Irgendwann kam ich dann auf die Schnellstraße und das Wetter war ordentlich wechselhaft: immer wieder Regenschauer und ständig starke Windböen.
Eine knappe Stunde vor Rom fand ich eine Bar, die am Wochenende superleckere Pizzen bäckt. Ich war natürlich viel zu früh dran, aber der Ofen war schon an. So hatte ich den ganzen Essenssaal für mich alleine und gönnte mir gleich zwei ganze Pizzen.
An der Pizzeria parkte ich mit dem Bus für ein paar Stunden, um zu arbeiten und für die Nacht vorzuschlafen – ich wollte mitten in der Nacht durch Rom fahren. Gegen Mitternacht wurde ich dann vom Wecker wach und machte mich gemütlich auf den Weg. Es war zwar sehr wenig Verkehr, aber die wenigen Autos fuhren sehr unsicher – wahrscheinlich alkoholisierte Fahrer? Schon auf der Autobahn musste ich einen ersten großen Crash vermeiden – die WHATABUSsche Hupe ist echt laut!
Vorbei am Olympiastadion kam ich nach Vatikanstadt. Direkt vor der Porta Sant’Anna stellte ich gegen 2 Uhr den Bus auf einem für Diplomaten reservierten Parkplatz ab. Ein Pärchen und die Schweizer Garde bestätigten mir, dass ich nicht noch näher an das Territorium von Vatikanstadt mit dem PKW fahren könnte. Also lief ich die 50 m zum Petersplatz und machte ein paar Fotos. Die italienischen Polizisten, die dort Wache hielten, bestätigten mir ebenso, dass ich auch dort keine Chance hätte, mit dem Bus vorzufahren. Ich hatte also mit dem Diplomatenparkplatz mein Ziel erreicht – aber freundliches Fragen kostet ja nix.
Und schon ging es weiter in Richtung Süden. Ich war noch ziemlich fit und fuhr bis um kurz vor 6 Uhr bei starkem Regen und ordentlich viel Wind vorbei an Neapel bis fast an die Amalfiküste nach Cava De Tirreni, wo ich mir ein Plätzchen auf der Area comunale suchte.
super geschrieben
Oh, das freut mich aber sehr! Dankeschön!