So, da ist es passiert. Marc liegt im OP und ich muss schauen wie ich zu WHATABUS komme, die Räder einsammle (die liegen nämlich noch an irgendeinem Busch festgekettet) und einen Parkplatz in Krankenhausnähe finde, auf dem ich ein paar Tage stehen kann. Eine nette Krankenschwester gibt mir den Tipp, mich auf den Krankenhausparkplatz zu stellen, kostet beim Reinfahren 1€, man darf zeitlich unbegrenzt stehen und im Grünen ist er auch noch – perfekt!
Ich rufe mir ein Taxi, das mich auf den Ausstellerparkplatz zu WHATABUS bringt, und renne über die Wiesen zum nicht gefundenen Geocache, um die Räder zu holen. Diese Aktion erinnerte an einen Weltuntergangs-Blockbuster! Es fing von einer Sekunde auf die andere an zu schütten, stürmen und hageln. Ich war komplett nass am Bus und musste erstmal duschen. Um 23:30 Uhr stehe ich auf dem Parkplatz, Marc ist noch im OP, so verbringe ich also meine erste Nacht alleine auf dem Krankenhausparkplatz.
Am nächsten Morgen wissen wir dann mehr – Marc muss mindestens eine Woche hierbleiben. Was mache ich? Bleibe ich, fahre ich…? Ich bleibe! Die Laptops zum Arbeiten haben wir dabei, auf dem Parkplatz stehe ich super ruhig und das Bad im Krankenhaus darf ich auch benutzen.
Mein Parkplatz mit Blick auf Marcs Zimmer
Ich fahre auf den Stellplatz an der Bad Kissinger Therme, da ich nach der Messe dringend ver- und entsorgen muss. Das mache ich tatsächlich zum ersten Mal alleine. Ich spüre die skeptischen Blicke der anderen Camper, aber lass mich nicht aus der Ruhe bringen. Weil mein Vorgänger an der Wasserzapfstation den Hahn nicht zugedreht hat, werde ich schön nass beim Münzeinwurf – na prima! Ansonsten läuft alles gut – Klo sauber, Abwasser raus, Frischwasser rein, los geht’s.
Ich starte den Motor, und auf einmal schleicht ein älterer Herr ums Auto, schaut ganz skeptisch und kommt an mein Fenster. Ich denke: Oh, was willst du? Machst du mich jetzt dumm an, weil ich ganz unverschämt nur zum Ver- und Entsorgen komme, und nicht auf dem (wirklich schönen) Stellplatz übernachte? Zu meiner Überraschung ist der ältere Herr aus Hamburg total nett und quatscht mich voll, dass das ja ganz toll ist, eine Frau alleine beim Campen, und das in meinen jungen Jahren…haha 🙂 Generell fällt mir auf, dass, wenn ich alleine über den Stellplatz fahre und mein grimmiges Gesicht weglasse (immer meine Vorurteile), ich sogar gegrüßt UND angelächelt werde – wow! Vorurteile erstmal weg.
Nach dem Ver- und Entsorgen muss ich Wäsche waschen. Google sucht mir einen Waschsalon mitten in der Stadt und nun bin ich die nächsten vier Stunden beschäftigt. Danach geht’s in den Supermarkt und ich kann alles einkaufen, was nur mir schmeckt – toll!
Waschtag
Zurück am Krankenhaus schaue ich nach Marc. Ihm geht`s gut, ich habe ihm eine Internet Flatrate gebucht – das beste Ruhigstellunsmittel. Mittlerweile habe ich auch die andere “Campingdame” kennengelernt, die mit mir auf dem Parkplatz steht. Ihrem Mann ist beim Warten auf den Shuttlebus zur Abenteuer & Allrad die Hüfte “rausgefallen”. Sie macht’s wie ich – sie campiert ebenfalls die ganze Woche vor dem Fenster unserer Männer und fühlt sich alleine im Bus sehr wohl.
Die nächste Nacht ist wie die vorherige und wie die nächsten sein werden – ruhig! Ich schlafe toll! Das Bett ganz für mich alleine, ich breite mich immer mehr aus und frage mich langsam, wie man hier zu zweit überhaupt schlafen kann. Ich genieße ein bisschen meinen “Singleurlaub”.
Blick von der Burgruine Botenlauben
Die nächsten Tage und Nächte werden immer routinierter. Das gesamte Personal (inkl. Chef- und Oberarzt) kennt mich, sie wissen wann ich aufstehe (wenn das Dachfenster hochgekurbelt wird) und lassen mich den ganzen Tag in Marcs Zimmer “leben” und arbeiten. Auch der Zimmerkollege Dirk hat mich schon unter seine Fittiche genommen – ich schiebe ihn regelmäßig ins Bad oder auf den Balkon zum Rauchen und besorge Kaffee.
Wenn mir die Krankenhausluft zu viel wird, schlender ich durch die Altstadt oder schaue mir die Ruine über dem Krankenhaus an – in Bad Kissingen kann man es aushalten. Das Schöne an so einem Kurort ist, dass man sich so jung und gesund fühlt, wenn alle anderen (älteren) Menschen mit ihren Gehhilfen, Rollatoren etc. über das Kopfsteinpflaster stolpern.
Die Altstadt
Park Liebfrauensee
Burgruine Botenlauben
Erlöserkirche
Als Marcs 2. OP ansteht, darf er den ganzen Tag nichts essen. Die OP ist gegen 16:00 Uhr, das heißt kein Frühstück, kein Mittagessen, kein Kaffee… Die netten Schwestern stellen sein Essen ganz selbstverständlich zu mir. Ausgerechnet heute gibt es Schnitzel – und es schmeckt sogar! Marc ist unglücklich und er wünscht sich Spaghetti Bolognese zum Abendessen.
Vom Aufwachraum erhalte ich dann einen Anruf nach seiner OP, dass ich die Nudeln ins Wasser geben kann. Hah, ich sag ja, jeder kennt mich schon. Perfekt, wenn man den Bus vorm Krankenhaus stehen hat und der Mann sich sein Lieblingsessen ins Zimmer liefern lassen kann.
Am letzten Krankenhausabend lassen wir uns sogar Pizza ins Zimmer liefern – yummie!
Auch mein letzter Abend alleine in WHATABUS wird genossen – die Krankenschwestern wünschen mir einen schönen Feierabend und ich sitze noch ein bisschen an der offenen Tür und genieße die Ruhe. Natürlich freue ich mich, dass Marc morgen entlassen wird und wir Bad Kissingen verlassen dürfen, aber diese Woche “alleine” mit WHATABUS war doch schön – auch wenn es vor einem Krankenhaus war.
Hihi, ich schmeiß mich weg. Wie genial. Man könnte ja fast annehmen, der Unfall wäre …….neeeeeeeeeeeeee!
Aber ich werde trotzdem im Wohnmobs künftig noch vorsichtiger sein!
Jaaaaaa lieber Dieter, pass mal auf dass Angie nicht auch mal wieder Lust auf einen Singleurlaub hat 😛
Selena, wir haben uns gerade schlapp gelacht! Total lustig und schön geschrieben – MEHR davon! 🙂 Marc, weiterhin gute Besserung!
Ja das freut mich aber, dass Marcs Leid zur Belustigung beiträgt 😛 Nein, natürlich nehme ich das Kompliment gerne an und bemühe mich ab und zu mal wieder was zu tippen (wenn ich nur nicht immer so schreibfaul wäre 😉 ) Euch noch eine gaaaanz tolle Zeit in Frankreich!