28. Mai bis 5. Juni 2016
Nach einer knappen Woche in Tschechien und den ersten Tagen auf der Messe Abenteuer & Allrad in Bad Kissingen ist es am Samstagabend des 28. Mai passiert: Auf dem Rückweg von der Messe radelten wir noch zu einem Bunker auf dem aufgelassenen Truppenübungsplatz, um den Geocache “Kalter Krieg III – der Eingang zur Unterwelt” zu suchen. Auf einer ganz normalen Wiese auf dem Bunker bin ich ausgerutscht, es hat geknackst und ich hab sofort gesehen, dass ich mir irgendwas gebrochen habe.
Ich schrie und Selena kam mir zur Hilfe. Aber sie konnte nicht viel machen, außer die Rettungskräfte verständigen. Als nach einiger Zeit kein Rettungswagen in Sicht war, gab Selena nochmal dem Notruf die genauen Koordinaten durch, aber die Besatzung des RTW fand aufgrund von Schranken im Gelände keine Zufahrtsmöglichkeit zu mir. Selena rannte also durch die Wiese auf das Flugfeld, das als Ausstellerparkplatz genutzt wurde, wo auch WHATABUS parkte und traf dort auf den Rettungswagen. Sie stieg ein und lotste den Wagen zu mir.
Die beiden Sanitäter Ulli und Selina kamen zu mir, legten mir eine Vakuum-Schiene an, nachdem sie die Diagnose eines Sprunggelenkbruchs bestätigt hatten, und spannten mich auf eine Bergungstrage. Dann schafften sie mich auf die Mauerkante, von der sie mich dann mithilfe eines Seils in Richtung Krankenwagen herabließen. Dort konnte ich dann auf die Rolltrage* gelegt werden. Das Seil hatte sich verheddert, ich durfte es dann festhalten bis in den Schockraum der Klinik.
* Danke an Andreas von 14qm für die Korrektur: Hatte hier zunächst Bahre statt Trage geschrieben – und wurde belehrt, dass auf einer Bahre nur Tote liegen (dafür war ich definitiv noch zu lebendig ;-)).
Ich wurde mit Selena als Begleitung in die Notaufnahme des HELIOS St. Elisabeth Krankenhauses transportiert, dort abgeladen, geröntgt und aufgrund des Befundes sofort in Richtung Operationssaal gebracht.
Dort bekam ich eine Spinalanästhesie, also eine Betäubung ins Rückenmark, so dass ich an den Beinen nichts mehr spürte. Eine Vollnarkose war nicht möglich, da ich kurz vor dem Sturz noch etwas gegessen hatte. Bei vollem Bewusstsein wurden dann meine Knochen wieder in Position gebracht und ein sog. Fixateur angebracht. Dabei unterhielten mich der nette Anästesist und seine Assistentin so gut, dass der Chirurg uns zwischendurch mal um Ruhe bitten musste.
Nach der OP wurde ich für ca. eine Stunde in der Intensivstation beobachtet, bevor ich auf mein Zimmer in der “normalen” Station kam.
Selena war in der Zwischenzeit mit dem Taxi zu WHATABUS auf den Parkplatz gefahren, hatte die Fahrräder eingesammelt und mir zurück am Krankenhaus ein paar Dinge am Bett deponiert. Ich konnte mich also bei ihr melden, dass alles gut verlaufen war.
Selena war von den Schwestern auf den Parkplatz direkt unter meinem Krankenzimmer gelotst worden und durfte dort mit WHATABUS für die nächsten Tage campieren. Was Selena so als alleinreisende Frau mit dem Bus in diesen Tagen erlebt hat, beschreibt sie hier.
Mit meinem Bettnachbarn Dirk verstand ich mich auf Anhieb super, er war die Treppe runtergestürzt und es bestand der Verdacht, dass er sich beide Füße gebrochen hat. Da lagen also die zwei richtigen zusammen, beide reichlich immobil.
Bei den morgendlichen Visiten wussten Chef- und Oberarzt samt der ganzen Truppe schon, dass ich von der Messe kam und meine Frau für ein paar Tage auf dem Parkplatz im Camper wohnt. Sie machten Scherze darüber. Aber Selena war nicht alleine. Insgesamt wohnten drei Frauen mit ihren Bussen auf dem Parkplatz. Ich war auch nicht das einzige “Opfer” der Messe. Klaus Peter lag ein paar Zimmer weiter, er hatte sich beim Warten auf den Shuttlebus beim Schuhezubinden die Hüfte ausgekugelt… autsch!
Am Mittwoch war mein Fuß dann so weit abgeschwollen, dass ich nachmittags operiert wurde (auf meinen Wunsch wieder nur mit einer Spinalanästhesie): Der Fixateur wurde entfernt und die gebrochenen Knochen und kaputten Bänder verschraubt, verdrahtet und verplattet. Nach der OP brachte mir Selena frisch im Bus gekochte Spaghetti Bolognese ans Bett… meine Rettung!
Nach einem Donnerstag voller Schmerzen ging’s mir am Freitag deutlich besser, der Physiotherapeut brachte mir das Laufen mit Krücken bei. Mit Selena unternahm ich einen Ausflug auf den Parkplatz zu WHATABUS. Dort musste ich natürlich sofort testen, inwiefern sich der Bus für mich “Krüppel” eignet. Ich war begeistert: Dank elektrischer Trittstufe kam ich mit den Krücken in den Wohnraum. An der Sitzgruppe hatte Selena den Tisch auf die niedrige Position eingestellt. Ich konnte mich dort also hinsetzen und das Bein ausstrecken. Ins Bett kam ich auch ohne fremde Hilfe und konnte dort meinen Fuß am Schrank abstellen, so dass er schön hochgelagert war. Ich war so happy, dass ich mir gleich ein alkoholfreies, tschechisches Bier schmecken ließ und den festen Willen hatte, so schnell wie möglich entlassen zu werden.
Am Samstagmorgen war es dann auch schon so weit: Der Arzt, der mich operiert hatte, gab sein OK, dass ich das Krankenhaus verlassen dürfte. Selena packte mich ein und wir fuhren los. Erst mal zum Frühstücken beim Bäcker in Bad Kissingen und dann direkt auf auf die Autobahn in Richtung Süden: Wir wären eigentlich schon das ganze Wochenende in Ehrwald an der Zugspitze mit Selenas Bruder Tim und seiner Freundin verabredet gewesen. So schafften wir es noch, zumindest am letzten Abend ihres Kurzurlaubs gemeinsam zum Essen zu gehen.
Als meine Schmerzen im Restaurant doch quälend wurde, schaffte Tim es exzellent, mich mit einem Gespräch über mögliche Auf- und Umrüstungen für den Bus davon so richtig abzulenken.
Die Nacht verbrachten wir auf dem Parkplatz der Ehrwalder Almbahn. Am Sonntagmorgen wollte ich unbedingt raus und humpelte vorbei an der Talstation zu meinem ersten Geocache nach einer Woche gezwungener Abstinenz.
Anschließend fuhren wir gemütlich in Richtung Heimat und stoppten an den Osterseen für einen “Spaziergang”.
Ich kam im Bus bestens klar. Sehr kurze Wege, allesamt ohne Krücken möglich. Dank Drehsitzen konnte ich mich vom Wohnraum dann auch auf den Beifahrersitz setzen.
Die Nacht verbrachten wir auf dem Wohnmobilstellplatz in Sulzemoos, weil WHATABUS am Montagvormittag einen Termin mal wieder einen Termin zur Mängelbeseitigung im Rahmen der Gewährleistung hatte.
Am Montagnachmittag kamen wir dann bei unserer Wohnung an. Erstmal musste ich mich die Stockwerke nach oben quälen. In der Wohnung vermisste ich dann sehr schnell die kurzen Wege, die ich im Bus hatte… und freute mich sofort auf die nächste Tour mit WHATABUS ins Umland von München! Trotzdem trübt das kaputte Sprunggelenk natürlich die Vorfreude auf den Sommer: die geplanten Bergtouren und Mountainbike-Ausflüge fallen jetzt erst mal flach. Aber dann muss ich mich halt mit kurzen Spaziergängen und gemütlichen Tagen am See und in der Natur trösten.
Gute Besserung, lieber Marc! Auf , dass die Knochen schnell, richtig und gut zusammenwachsen!
Auch wenn die Geschichte nicht die Schönste ist, faszinierend, was Selena noch alles fotografieren konnte. Echte Blogger, immer bereit.
Wenn du jetzt an Seen und in der Natur viel “rumsitzen” musst, können wir uns ja auf viele Geschichten freuen. Hast ja Zeit dazu. Vielleicht öfter mal auf die Geschichte aus zwei Perspektiven, wie die Woche in Bad Kissingen. Eine cacht, der andere siniert… Oder so.
LG Peter
Danke für Deine aufmunternden Worte.
Bei meiner “Bergung” meinte der Sani: “Endlich mal wieder ein interessanter Einsatz und dann ist kein Fotograf da…”.
Das ließen wir uns nicht zweimal sagen, da knippste Selena eben noch ein paar Schnappschüsse mit dem Handy.
Wir schauen mal, dass wir öfter beide Perspektiven bringen von uns, freut uns, dass es diesmal so gut ankam 🙂
LG, Marc und Selena