Die Ärzte (die beste Band der Welt aus Berlin aus Berlin) singen ja schon so schön:
Ist das noch Punkrock?
Klar, Definitionen und Lifestyles ändern sich, aber doch fragen wir uns in letzter Zeit öfter bei der inflationären Verwendung des Begriffs und des Hashtags “Vanlife”:
Ist das noch Vanlife?
Also machen wir uns mal ein paar Gedanken zum Thema und versuchen uns an einer Definition dieses trendigen Begriffes.
Was ist eigentlich Vanlife?
Der englische Begriff “Vanlife” übersetzt sich ins Deutsche als “Leben im Bus”. Das Wort wurde zum Trend, zunächst in den USA, wo viele “Vandweller” ihre Wohnungen aufgaben und in ihre fahrbaren Untersätze einzogen.
Durch Instagram und andere soziale Medien wurde dieser Lebensstil schnell idealisiert und zum Hashtag einer Generation.
Was verspricht der Hashtag #vanlife?
Unter diesem Hashtag finder man weit über vier Millionen Instagram-Posts im Moment. Und da sieht man vor allem das:
Yoga-Babes mit Under Boobs und Knackarsch, süße Hunde, Lagerfeuer, Hipster mit Gitarre, Surferboys mit Vollbart und Waschbrettbauch, einen gemütlichen Holzofen im Van, vegane Tacos, Freiheit, Sommer, Sonne, Strand, Surfbrett, Skateboard.
Und vor allem: Unbeschwertheit und auch die Arbeit ganz easy mit dem Macbook in der Hängematte.
Und was verstehen heute viele unter “Vanlife”?
Viele hippe, eher jüngere Menschen finden Worte wie Camping und Wohnmobil offensichtlich so uncool, dass sie im Urlaub zu Vanlifern werden. Dabei ist es egal, ob sie ein altes Wohnmobil mit Alkoven, einen neuen ausgebauten Kastenwagen von der Stange oder ein selbst ausgebautes Auto fahren. Sie gehen nicht campen, sondern machen in den Ferien “Vanlife”.
Da fallen dann auch so lustige Wortkreationen wie “Teilzeit-Vanlifer”. Aber der Wortteil “Life” impliziert ja meiner Meinung nach den Vollzeit-Aspekt.
Warum tun sich vor allem die Hipster damit so schwer, etablierte Worte wie Camping oder Wohnmobil zu verwenden?
Aber offensichtlich gilt heute: Vollbart, Bully, Tattoos, süßer Hund = Vanlife
Da gehört dann auch der Youtube-Kanal mit vielen “ähms” und “äähs” vom Ausbau dazu und ein Instagram-Account, wo man versucht die Bilder der Idole nachzustellen.
Bei der Diskussion in Facebook-Gruppen liest man bei denen, die sich ertappt fühlen, nicht Vollzeit in ihrem Wohnmobil zu leben:
“Aber es ist doch ein Lebensgefühl. Kann ich das nicht so nennen wie ich will?”
Klar, das kann jeder so nennen wie er will. Trotzdem bleibt es, auch wenn man es als Hipster macht, ganz normales Camping. Und der Van ist alleine schon mal im Fahrzeugschein (im Regelfall) ein eingetragenes Wohnmobil.
Wer eine Surfer-Frisur hat, ist noch lange kein Surfer; wer ein Holzfäller-Hemd anhat, ist noch lange kein Holzfäller – genau so ist ein Van-Besitzer noch lange kein Vanlifer.
Der Hype und die Blase
Viele Vanlifer machen Geschäfte damit, andere (oft verzweifelte oder anderweitig mit dem Leben unzufriedene) Wannabees darin zu beraten, wie sie auch mobil leben können. Außerdem treten sie als “Virtual Assistants” und Korrekturleser für andere Vanlife-Blogger auf. Somit ist eine Branche entstanden, die rein von internen Geschäften lebt und sich somit eines Tages kannibalisieren wird – also eine Blase (Bubble), die bald platzen wird, wie fast jedes spekulativ und inflationär verwendete Geschäftsmodell.
Das versteht WHATABUS unter Vanlife
Für uns ist ganz klar: Vanlife ist das Vollzeitleben im Wohnmobil. Und das macht uns Spaß, ist aber die meiste Zeit ziemlich anders als der Instagram-Hashtag möglich erscheinen lässt.
Unser Mission ist es übrigens nicht, Leute von diesem Lifestyle zu überzeugen und sie zu beraten, wie man am besten das “spießige” Leben hinter sich lässt und in den Van einzieht.
Nein: wir wollen, dass Ihr zum Campen geht und möglichst viele Länder mit dem Wohnmobil bereist – vielleicht auch solche, auf die Ihr erst mal nicht kommen würdet oder vor denen Ihr erst mal zurückschreckt.
Sei es wie es ist, wenn ich schon am Anfang des Artikels mir die Ärzte zu Hilfe geholt hab, rufe ich jetzt nach Adam Angst, die sich um die Definition von Punk recht wenig scheren. Punker kann man halt auch in Krawatte und Anzug sein. Für einen Vanlifer bedarf es aber mehr Voraussetzungen als nur einem Lifestyle hinterher zu rennen und Angst vor den spießigen Bezeichnungen “Camping” und “Wohnmobil” zu haben.
Alle Daumen hoch 🙂
Danke!
wirklich sehr gut geschrieben. Ich habe nur “vanlife” Kleber von euch im Wohnmobil geklebt. Ich selber sage immer “Wir reisen mit Wohnmobil und machen Camping” (kann mal 3 Monate sein, aber bestimmt nicht Volles Jahr, den Wir haben noch ein Steinhaus an der Nordsee) Wir lieben den Norden.
Dankeschön für dein Feedback, das freut mich sehr!
Oh ertappt. Wir nutzen auch ab und zu diesen inflationären Begriff als # auf Instagram. Warum? Weil es genau das widerspiegelt, was wir machen, wenn wir unterwegs sind. Nämlich in einem Van (Kastenwagen von der Stange) leben. Zwar nicht Vollzeit, trotzdem nehmen wir uns die Freiheit, den Begriff zu nutzen. Hört sich für uns irgendwie besser an, als #kastenwagenvonderstangeteilzeitnutzer und #kastenwagenkampierer oder einfach nur Camper. Wir verstehen aber trotzdem auf was ihr hinauswollt. Diese Glorifizierung, dass das die einzig wahre und easy Wohn- und Lebensform sein soll, geht uns auch auf die Nerven. Dass bei einem Hype, egal ob der Vanlife, Nachhaltigkeit, tiny house, etc… heisst, irgendwer daherkommt, ein Business draus macht und die Geschichte monetarisieren möchte, wird man genauso wenig vermeiden können, wie die Tatsache, dass viele auf den fahrenden Zug aufspringen wollen, ein Stück vom Kuchen abhaben möchten oder einfach nur ein paar dieser Insta und YT Sternchen vergöttern. Das ist nicht immer gut, kann aber auch die Sache mehr in den Focus rücken und etwas bewirken. Siehe z.B. das Thema Nachhaltigkeit.
Wir werden jedenfalls weiterhin unsere Posts mit Vanlife und Co taggen, obwohl wir keine Hipster und Vollzeitimkastenwagenlebende sind, sondern stinknormale Endvierziger, die einfach nur gerne und so oft es geht in ihrem Van unterwegs sind.
Btw und bei aller Liebe für die Ärzte: Auch die waren niemals „richtige„ Punks. Juckt uns das? Nöö, nicht wirklich. Soll jeder machen wie er denkt.
Mir war schon klar, dass sich einige Teilzeit-Vanlifer ertappt fühlen würden.
Ein großes ABER muss ich hier schon bringen: die Ärzte waren früher ganz klar richtige Punks und sind es auch heute noch (mehr als die Hosen mit Tagen wie diesen und Wannsee).
Dieses „ertappt fühlen“ ist in unserem Kommentar eher ironisch gemeint.
Wir lassen uns grundsätzlich nicht vorschreiben, wann, wo, wie und ob überhaupt, wir einen bestimmten Begriff nutzen dürfen.
Ob Punk oder nicht Punk, ist auch ein bisschen Definitionssache. Jeder hat da so seine eigenen Vorstellungen . Darüber lässt sich genauso lange und intensiv diskutieren, wie über die Frage ob wir uns als „(Teilzeit)-Vanlifer bezeichnen dürfen. Können wir ja gerne mal bei einem Bierchen ausdiskutieren, wenn wir uns mal über den Weg fahren.
Habt Spaß und seht das nicht ganz so verbissen.
Hey Marc,
kein Holzfällerhemd, kein Hund an Bord, da sind wir nicht Vanlife.
Camper sind wir wohl auch nicht, fahren ja selten auf den Campingplatz zum Campen.
Wie auch immer die Anderen sich nennen, das Lebensgefühl ist das ausschlaggebende!
Wir leben seit sieben Jahren in unserem fahrenden Dixihäuschen (ironische Bemerkung von meinem Exkollegen).
Was andere tun/denken, ist uns vollkommen egal, wir leben deren Traum, egal wie die sich selbst betiteln oder uns.
Die Globetrottel
Dagmar & Jürgen
(Izmir/Turkey)
Hallo Ihr 2,
Camping muss ja nicht unbedingt auf einem Campingplatz stattfinden.
Aber gerade in der Türkei sind viele Campingplätze ja sehr erträglich. Die meisten deutschen Plätze mögen wir auch nicht so recht.
Viel Spaß mit Eurem Traum! Es ist wichtig, dass jeder seinen Traum hat.
Viele Grüße aus dem Allgäu,
Marc und Selena
Hallo,
wie man das nun nennt, ist doch wirklich egal: vanlifen, reisemobilen, wohnmobilen, campen, globetrottern, vagabundieren oder, oder….Hauptsache: Es gefällt den Machern! Unwichtig, ob es anderen gefällt. Ich habe auch gar nichts gegen Campingplätze und deren Gäste: Noch vor kurzer Zeit (mit 3 Kindern, Oma und Wohnwagengespann) gehörten wir auch dazu. Für 2 Wochen auf dem Campingplatz in Holland oder im Bayerischen Wald muss man sich doch nicht schämen. Alles hat seine Zeit und die ändert sich gelegentlich nun einmal. Mein spontaner Ausspruch bei der ersten Kurz-Tour mit dem 2016 angeschafften Camping-Bus (…ich nenne ihn mal ganz altmodisch so…) lautete: „Wohnwagen war besser“. Das war nach dem Sommer-Urlaub 2016 (11 Länder, 26 Nächte, 5.500 km) aber schnell vergessen, denn mit dem Gespann kommt man nur schwer an viele der sehenswerten Plätze.
Zitat: Nur Reisen ist Leben, wie umgekehrt das Leben Reisen ist (Jean Paul – deutscher Schriftsteller * 21.03.1763, † 14.11.1825)
Gruß
Hans-Reinhard
Hallo Hans-Reinhard,
Danke für Dein Kommentar! Du hast natürlich vollkommen Recht! Es ist eben gerade ein Modewort, was sich bei der jüngeren Generation auch halten wird, was ja auch nicht schlimm ist.
Wir wünschen Dir/Euch weiterhin ganz tolle Reisen!
Liebe Grüße aus dem Bus,
Selena
Sehr schön geschrieben 🙂
Hallo Sibylle, vielen Dank fürs Lesen und dein nettes Feedback! 🙂
Alles Liebe,
Selena
Hallo,
ich überlege gerade, mir einen kleinen Caddy zu kaufen, um darin am Wochenende spontan irgendwo übernachten zu können. Da ich mich dabei auch zwangsläufig mit dem Ausbau solcher Fahrzeuge beschäftigt habe, sprang mir auch ständig das Wort “Vanlife” ins Auge. Es wurde aber immer wieder in verschiedenen Funktionen genannt und das hat mich sehr verwirrt. Mir ist durchaus bewusst, dass ich als “Gelegenheits-Caddy-Camper” nicht zur Vanlife-Bubble gehöre. Aber trotzdem habe ich mich gewundert, wie unterschiedlich die Auslegung dieses Wortes war. Deshalb habe ich einfach einmal “Was bedeutet Vanlife” in einer Suchmaschine eingegeben und bin auf deinen Artikel gestoßen. Und muss sagen: ich gehe mit dir vollkommen dakor. Aus einem ersten Gefühl heraus hätte ich auch gesagt, das “Vanlife” bedeutet, dass man im Van lebt und nicht nur campt.
Danke dir, dass du das Thema aufgegriffen hast.
Gruß
Dotti von der Hörmupfel – dem Podcast aus dem Allgäu
Toll geschrieben. Ich gehe campen! Ich reise, nutze meinen Kastenwagen von der Stange als Hotelzimmerersatz beim biken, SUPen, Wandern etc.
Beste Seite bisher. Weiter so!
Gruß aus dem Münchener Süden 🙂
Servus Michi,
ui, das freut uns aber. Ganz lieben Dank!
Viele liebe Grüße aus dem Bus,
Marc
Endlich fasst es jemand in Worte, was ich mir die ganze Zeit dachte! Leider habe ich jetzt erst den Blog gefunden.
Ich frage mich immer, wie die Menschen das finanzieren und irgendwie waren die Antworten unbefriedigend.
Auch bei den selbstausgebauten Hippster-Mobilen fehlen sehr häufig Dusche und Toilette. Da frage ich mich, wo das erledigt wird. Mit einer Außendusche und dann einfach alles in den Boden? Irgendwie ist das dann doch wohl nicht wirklich umweltbewusst. Da ist es dann doch wichtiger einen Erker mit Holzvertäfelung und Polster für das Posieren für die Instagrammposts einzubauen. Wenn wir auf Touren sind und auf Freistehplätzen Reisemobile ohne Toilette sehen, nennen wir sie liebevoll “Waldkacker” (Sorry für den Ausdruck, bin für andere Vorschläge offen).
Musste ich mal loswerden. Jedenfalls Danke für den Artikel!
Danke für Deinen Kommentar!
Liebe Grüße vom Campingplatz (puh, wie verpönt),
Marc