2. bis 3. Februar 2017
Zur Übersicht Wintertour 2016/2017 mit Zusammenfassung und Statistiken
Wir hatten uns am späten Vormittag in die Schlange am Grenzübergang Hrebenne eingereiht und warteten. Nach gut einer Stunde kamen wir in die Kontrolle der polnischen Grenzer und wir durften in Richtung Ukraine rollen. Dort bekamen wir einen Zettel von einem Beamten in die Hand gedrückt und reihten uns in die Schlange für EU-Bürger ein.
Am nächsten Punkt nahmen uns die Grenzschützer unsere Pässe ab, fragten nach dem Zweck unserer Reise und inspizierten WHATABUS auch von innen. Wir bekamen dann die Pässe zurück und durften zur Zollkontrolle fahren. Auch hier nahmen die Zöllner unsere Pässe und den Fahrzeugschein mit in ihr Kontrollhäuschen, während ein anderer Beamter unseren Bus prüfte. Beim Anblick der Schneeschuhe meinte er nur was von „Karpathi“ und „Ski“. Ja, klar, wir sind nur Touristen. Wir mussten dann auf der Seite parken und ich wurde mit den Papieren in ein Bürogebäude geschickt, um Kopien zu machen.
Vor dem Büro mit der Aufschrift „Fax / Photocopy“ durfte ich warten, bis die Mitarbeiter ihren Plausch beendet hatten. Dann wurden zwei Kopien vom Fahrzeugschein und meinem Pass gemacht, wofür der Beamte 6 UAH (ca. 20 Cent) fordert. Sloty? Fehlanzeige. Euro? Ebenso. Ein LKW-Fahrer hatte sich mittlerweile ins Büro gequetscht und bekam das Problem mit. „I pay for you!“. Nach Zögern nahm er dann doch noch den Euro, dem ich dafür geben wollte. Ich war ihm echt so dankbar!
Auf in die Ukraine!
Nach der Grenze hielten wir an der ersten Tankstelle und füllten unseren fast leeren Tank für knapp 80 Cent pro Liter. Hier konnte man gottseidank mit Kreditkarte zahlen.
Im ersten Dorf nach der Grenze funktionierte zumindest einer der drei Geldautomaten. Als Auszahlungsbetrag wurden mir 50, 100, 250 und 500 AUH vorgeschlagen. 500 AUH sind gerade mal 15 Euro. Ich hob dann 1.300 AUH ab (gut 40 Euro), suchten unseren ersten ukrainischen Geocache und fuhren weiter.
In einem Dorf fanden wir ein Restaurant, das offen hatte und in dem wir die einzigen Gäste waren. Die Dame konnte natürlich kein Wort Englisch. Anfangs war sie noch recht unfreundlich zu uns. „Soljanka, Borschtsch?“ Ja, jeweils eins! „… Primera…?“ Hauptgang? Wir verstehen nix. Selena macht ein Huhn (mit flatternden Flügeln und Gak-Gak-Gak) – ein erstes Lächeln. Ich lasse von Google übersetzen, dass wir uns beim Hauptgericht einfach auf Ihre Empfehlung verlassen würden. Sie nickte stumm und ging in die Küche.
Unsere Suppen kamen, dazu gutes Brot. Von der Bedienung kam noch ein kurzer Satz und dann verschwand sie wieder in die Küche – kommt noch was? Wenn ja, was? Wir lassen uns überraschen. Die Suppen waren schon mal toll!
Kurze Zeit später stellte sie uns gefüllte Teigtaschen auf den Tisch – Lecker!! Wir waren happy und gaben ihr das zu verstehen. Sie taute so langsam auf.
Beim Bezahlen an der Theke schob sie mir einen Zettel rüber: 144 AUH (also knapp 5 Euro) für 2x Suppe, 2x Hauptgericht und 2 Flaschen Wasser. Als ich ihr 160 AUH gab, lächelte sie sogar richtig 🙂
Wir fuhren weiter an Lviv vorbei. Der Straßenzustand war abschnittsweise recht gut, aber meist erbärmlich: schlimme Spurrillen und riesige Schlaglöcher. Unsere Durchschnittsgeschwindigkeit lag bei knapp 50 kmh – solche Straßen haben wir tatsächlich noch nie gesehen! Was wir auch noch nie gesehen haben, sind tolle alte Autos und LKWs, Pferdegespanne, Viehtransporte und ganz viele Brunnen – unvergessliche Eindrücke! Wir fühlen uns wie in einer anderen Welt.
Am Abend gestaltete sich die Suche nach einem Übernachtungsplatz dann recht schwer. An Kirchen gab es keine Parkplätze, die Zufahrten zu den Friedhöfen waren verschneit und vereist. An einer Tankstelle wollten wir nicht übernachten.
Plötzlich kroch an einer Steigung ein LKW vor uns (normalerweise überholten die uns hier) und da merkten wir auch – es regnet, es hat Minusgrade, wir rutschen: Blitzeis! Von jetzt auf nachher war die Straße spiegelglatt. Wir folgtem dem LKW im Schritttempo und parkten an der nächsten Abzweigung neben einem anderen LKW, der dort auf den Winterdienst wartete. Der restliche Verkehr blieb auch stehen, keiner wollte oder konnte weiter fahren. Wir hatten ebenfalls genug und bezogen einfach am Straßenrand unser Quartier. Zudem war das Fahren im Dunkeln über die Schlaglöcher erst recht kein Vergnügen.
Nachts regnete es weiter und blieb frostig. Morgens beim Aufwachen waren die Straßen immer noch spiegelglatt, an der Steigung neben uns hingen die Autos. Wir mussten uns schon beim Aussteigen am Bus festhalten, alles Eis! Irgendwann kam der Winterdienst und goss eine dunkelgraue Pampe auf die Straße – ein Gemisch aus Sand und Asche vermutlich.
Wir brachen auf und fuhren vorsichtig los. Streckenweise war die Straße gut enteist. In Kombination mit den Schlaglöchern war es aber extrem anstrengend zu fahren. Nach einiger Zeit wurde es immer schlimmer und wir kamen an eine Steigung, bei der unser ESC durchgehend arbeitete. Wir dachten schon, wir schaffen den langgezogenen Berg nicht, bis wir oben Straßenarbeiter sahen, die die Straße von Hand (!) streuten. Der oberste Abschnitt war schon gestreut und wir schafften es vorbei an einer ganzen Serie von Unfällen – Selena war hochkonzentriert und fuhr WHATABUS sicher über die Eisfläche – wenn auch schweißgebadet 😉
In der Stadt Kamjanez-Podilskyj machten wir einen Stopp, für die enge Straße vorbei an der alten Festung mussten wir 30 Cent Maut bezahlen. In der Stadt suchten wir einen Geocache, kauften in einem Laden ein und schauten uns noch ein wenig im schönen Stadtkern um.
Supermärkte mit Selbstbedienung gibt es übrigens nicht, man wird wie im Tante Emma-Laden bedient. Aber die Preise waren der Hammer! Was ihr hier auf dem Bild seht, hat gerade mal 10 Euro gekostet:
Das Blitzeis machte auch das Laufen in der Stadt unmöglich, deswegen konnten wir uns auch die Burg nicht anschauen, sondern fuhren weiter Richtung Moldavien und kehrten diesem eindrücklichen und speziellen Land den Rücken – wir waren uns einig: in die Ukraine geht’s nochmal!
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Alles Gute für Euch, klingt alles sehr interessant und etwas abenteuerlich, ist wahrscheinlich nichts für Menschen mit schwachen Nerven;-))
GUTE FAHRT!!!
Dankeschön! So ist es halt ein bisschen aufregender als daheim auf der Couch 😉
Tolle Touren macht ihr! 🙂
Die Straße von Lviv nach Kiew durfte ich vor etwa 8 Jahren mal als Passagier im Überlandbus “genießen”, seither bin ich mir nicht sicher, dass ich das dem eigenen Camper mal zumuten will.
Ist die Kälte im WHATABUS kein Problem? Bei unserem Kasten wird’s schon im Herbst nachts zugig und ungemütlich.
Hallo Gerfried!
Dankeschön, das freut uns sehr zu lesen 🙂
Mit der richtigen Fahrweise geht das schon auf den ukrainischen Straßen, ist sicher nicht ohne, aber ein gutes Fahrzeug verkraftet das.
Die Kälte macht uns gar nicht so zu schaffen, wie man eigentlich von einem Kastenwagen erwarten würde. Wir haben mit ein paar Kleinigkeiten auch die schlimmste Kälte draußen gehalten, hier haben wir das mal beschrieben: https://www.whatabus.de/mit-whatabus-auf-tour-im-winter-so-macht-camping-mit-dem-wohnmobil-auch-in-der-kaelte-spass/
Ganz liebe Grüße, Marc und Selena
Ich fürchte da hauptsächlich die dort übliche Fahrweise in Verbindung mit den Schlaglöchern 😉 Ansonsten sind wir nicht so zimperlich (Hier wird z.B. unser armer Kasten in die montenegrinischen Berge geknüppelt https://womoguide.de/wp-content/uploads/2017/02/offroadmontenegro.mp4. Er tat mir ja leid, aber man konnte nicht umdrehen)
Super-Winter-Tipps, danke! Da werde ich mir ein paar davon abschauen, v.a. die Decke im Heck und im Führerhaus. (Obwohl – Nachdem Pössl bei uns die Isolierung ähm…vergessen hat, sollte ich wohl einfach eine Decke rundum tapezieren 😉
So schlimm war die Fahrweise der Einheimischen in der Ukraine eigentlich gar nicht…
Ui, Montenegro. Steht auch bei uns auf der Liste! Gerade wegen solchen Strecken.
So schlecht isoliert ist unser Pössl jetzt nicht, recht viel mehr Isolieren geht bei einem Kastenwagen halt nicht so wirklich, ohne zu viel Innenraum zu verschwenden.
Ja, das Bergland von Montenegro ist sehr empfehlenswert.
Unserer ist von 2001, da wurde noch “geübt”. Zumindest die Schiebetür hat gar keine Isolierung abbekommen.
Da bin ich mir bei unserer Schiebetür auch nicht so sicher. Vielleicht schau ich da demnächst mal rein.
Also etwas sehr abenteuerlich was Ihr dort beschreibt. Ich war mittlerweile 6 Mal in der Ukraine von Lviv, Kiev, Odessa, Krivoy Rog und weitere Orten auf den Strecken. Allerdings leider noch nie mit meinem Womo. Meist bin ich, auf Grund der Straßenverhältnisse quer durch das Land mit einem Taxi gefahren (sehr günstig), da ich auch kein ukrainisch, oder russisch spreche und deshalb mir Bus und Bahn nicht so zutraue. Die Strassen sind wirklich erbärmlich. Aber ansonsten ist es nicht so schlimm wie ihr beschreibt. Natürlich gibt es Supermärkte die den gleichen Standart wie bei uns besitzen. Fast überall kann man mit Kreditkarte bezahlen und die meisten sprechen zumindest sogut englisch das man auch ohne russisch durch kommt. Ich finde es ein spannendes Reiseland und würde gerne auch mit meinem Womo eine Tour dorthin machen, jedoch ist mein 9m Mobil vielleicht nicht so robust dafür. Angenehm sind auch die extrem günstigen Preise wenn man sich außerhalb der Touristenstädte Kiev, Odessa und Lviv bewegt. …. Ansonsten weiter so, ich verfolge alles was Ihr schreibt mit großem Interesse.
Hallo Axel,
danke für Deinen Kommentar, wir freuen uns sehr über Deine Rückmeldung zu unserem Bericht!
In der Gegend, in der wir waren, hatten wir tatsächlich keine “richtigen” Supermärkte gefunden und Bezahlung mit Kreditkarte wäre in den Läden sicher auch nicht möglich gewesen. Das ist in den großen Städen und anderen Regionen sicherlich schon anders, aber teilweise ist das Land schon noch weit hinterher.
Wir werden die Ukraine aber auf alle Fälle wieder bereisen – mit etwas mehr Zeit und hoffentlich ohne Blitzeis. Jetzt ist auch so langsam der ganze Dreck vom Bus wieder runter 😉
Liebe Grüße ausm Bus,
Marc und Selena